Music Racer – TEST

Neonfarben und Synthesizer-Musik sind die visuellen und auditiven Merkmale, die vor allem in der Populärkultur den 1980er-Jahren zugeschrieben werden. Music Racer verknüpft diese beiden Elemente zu einem paralysierenden Erlebnis, das aber an anderen Stellen enttäuscht.


Bei Music Racer handelt es sich um ein Musik- und Rhythmusspiel, in dem wir ähnlich wie im 2016 veröffentlichten Titel Neon Drive in einem automatisch fahrenden Vehikel Hindernissen ausweichen müssen. Hier kommt es aber zusätzlich darauf an, markierte Flächen zu treffen und damit Punkte zu sammeln. Die Strecken von Music Racer sind zwar allesamt linear und wir müssen auf den drei Spuren der Fahrbahn nur nach links oder rechts lenken, doch sind sie abwechslungsreich gestaltet. Beispielsweise fallen in der Strecke New Kyōto nach und nach Torii über die Fahrbahn, die sich wie beim real existierenden Fushimi-Inari-Schrein zu einem korridorähnlichen Durchgang zusammensetzen.

So erwarten uns auf jeder Strecke, von denen die meisten mit gesammelten Punkten freigeschaltet werden, abwechslungsreiche Elemente auf uns. Die meisten davon sind zwar visueller Natur, doch gibt es auch Ausnahmen: Auf der Strecke Vega fallen zum Beispiel die zu treffenden Lichtflächen vor unseren Augen auf die Fahrbahn, wodurch das Gameplay tangiert wird. Es fühlt sich so an, als ob die Strecke und unser Fahrverhalten zu einer Einheit verschmelzen. Leider enttäuscht Music Racer mit der Feinfühligkeit, die beim Treffen der Flächen respektive Noten erforderlich ist. Für uns fühlen sich die meisten Flächen willkürlich positioniert an und sind auch nicht immer gleich sichtbar.

Problematischer Rhythmus

Mitunter könnte dieses Problem daran liegen, dass der aus elektronischer Musik bestehende Soundtrack erst im Nachhinein in Music Racer integriert wurde. In der ursprünglichen Version für den PC ist es jedoch möglich, eigene Musik von der Festplatte zu nutzen. Warum dieses Feature auf der Switch gestrichen wurde, ist fraglich. So gut die wilden Melodien auch zum Spielgeschehen passen, so will sich einfach kein instinktiver Flow einstellen. Donnern wir gegen ein Hindernis, läuft das Spiel im Übrigen einfach weiter – lediglich ein paar Punkte werden uns abgezogen. Dies trifft allerdings nicht auf den Hard Mode zu, denn hier schmeißt uns eine Kollision direkt ins Menü zurück, was aufgrund der drei- bis fünfminütigen Spielzeit pro Level aber selbst hartgesottene Spieler auf Dauer nerven dürfte.

Wer es stressfrei mag, kann zum Glück auch in den Zen-Modus schalten, in dem Hindernisse fehlen. Im Cinematic Mode fährt das Fahrzeug hingegen alleine – und obwohl hier keine Punkte gesammelt werden können, eignet sich der Modus dank frei justierbarer Kamera, um Screenshots aufzunehmen. Positiv ist noch, dass neben weiteren Strecken auch neue Fahrzeuge wie der Lichtrenner aus Tron oder Doc Browns DeLorean aus Zurück in die Zukunft freigeschaltet werden können. Bis uns alle Inhalte zur Verfügung stehen, vergehen etliche Stunden, die vor allem mit repetitivem Gameplay erkauft werden. Für kurzweilige Bahnfahrten taugt Music Racer aber allemal.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Stilistisch erinnert Music Racer an Klassiker wie Audiosurf oder an die 1980er-Jahre angelehnten Rhythmusspiele wie Neon Drive. Während das audiovisuelle Gesamtbild bis auf kaum erwähnenswerte Kleinigkeiten durchaus überzeugen kann, enttäuscht Music Racer in meinen Augen mit der Spielbarkeit. Viele Noten tauchen dermaßen schnell auf der Fahrbahn auf, dass ich sie zu spät erkenne – und das wiederholt sich dann zu häufig in einer Tour. Es fehlt einfach der instinktive Flow, der mich im Rhythmus mit der Musik zu den korrekten Noten leitet. Diese wirken zu allem Übel viel zu willkürlich positioniert, was den übertrieben schwierigen Hard Mode in meinen Augen fast schon obsolet macht. Zumindest motiviert Music Racer beim Überbrücken von der einen oder anderen Bahnfahrt immer mal wieder, zwei bis drei Strecken zu absolvieren, Punkte zu sammeln und weitere Inhalte freizuschalten. Wer das bessere Erlebnis haben möchte, sollte meiner Meinung nach aber lieber zu den eingangs erwähnten Alternativen greifen.