Ocean’s Heart – TEST
Knapp ein Jahr nachdem Ocean’s Heart für den PC erschienen ist, veröffentlichen Entwickler Max Mraz und Publisher Nordcurrent Labs das Action-Adventure für die Nintendo Switch. In dem Zelda-like brechen wir als Tilia auf, um unsere beste Freundin und unseren Vater zu suchen.
Ocean’s Heart weckt schon in den ersten Minuten deutliche Erinnerungen an Nintendos The-Legend-of-Zelda-Reihe. Besonders der Game-Boy-Teil Link’s Awakening und der Super-Nintendo-Titel A Link to the Past scheinen als Inspiration für Entwickler Max Mraz gedient zu haben. In dem Action-Adventure schlüpfen wir in die Rolle der jungen Tilia. Diese wacht zu Beginn des Spiels auf und erhält von ihrem Vater, der eine Taverne betreibt, den Auftrag, einen ganz edlen Tropfen aus seinem Geheimversteck zu holen. Nachdem wir von unserer besten Freundin unsere Schwert zurückerhalten haben, beginnt auch schon die Erkundung des kleinen Tutorial-Dungeons. Dort lernen wir die wichtigsten Grundlagen, die neben der von Anfang an vorhandenen leicht versetzten Vogelperspektive noch deutlicher an das große Vorbild erinnern.
Abenteuerliche Suche
Während wir in der Höhle sind, stürzt jedoch der Eingang ein und wir müssen uns einen anderen Ausweg suchen. Ausgerechnet dauert das so lange, dass wir zu spät kommen, um die angreifenden Piraten noch aufzuhalten. Diese haben nicht nur den Schrein geplündert, sondern auch unsere beste Freundin entführt. Sechs Monate nachdem unser Vater als Mitglied der freiwilligen Flotte zu deren Rettung aufgebrochen ist, beschließen wir uns selbst auf die Suche zu machen. Ab diesem Punkt erkunden wir eine aus zusammenhängenden Gebieten bestehende Inselwelt, die früh ihre Faszination ausspielen kann und mit allerlei Geheimnissen aufwartet. Wir werden stets dafür belohnt, wirklich alle Winkel der Welt zu erkunden. So finden wir nicht nur Materialien, die wir entweder verkaufen können oder zum Tränke brauen verwenden, sondern auch Lichtkugeln, die unsere in Herzen dargestellte Lebensleiste verlängern oder optionale Gegenstände, Waffen und Zauber, die überaus hilfreich sind.
Allgemein setzt Ocean’s Heart stark auf die The-Legend-of-Zelda-Formel. Regelmäßig betreten wir Dungeons, lösen kleinere Rätsel und finden neue Items, die uns nicht nur im aktuellen Abschnitt, sondern auch in der Welt neue Wege öffnen. Auf diese Weise erschließt sich uns langsam aber sicher jedes Gebiet. Zuvor verschlossene Bereiche können mit der Zeit betreten werden. Außerdem entdecken wir neue Geheimnisse oder Abkürzungen zu bereits zuvor besuchten Gebieten. Es ist überaus faszinierend, wie zufriedenstellend und motivierend das Erkunden und Entdecken in Ocean’s Heart ist.
Spannende Geschichte und lebendige Welt
Zu verdanken ist das auch der durchaus spannenden Geschichte. Auf unsere Suche folgen wir zeitweise sogar mehreren Hauptquests, sodass wir uns bis zu einem gewissen Punkt entscheiden können, wo wir als nächstes hin wollen. Allzu große Freiheiten werden dabei zwar nicht geboten, eine willkommene Abwechslung ist das aber in jedem Fall. Dank der zahlreichen Nebenmissionen sind wir sowieso immer wieder damit beschäftigt, auch für die Geschichte unwichtige Regionen zu besuchen. Belohnt werden wir neben neuen Gegenständen, Verbesserungen und dergleichen oft mit kleinen, aber feinen Nebenhandlungssträngen, die uns ein besseres Gefühl und Verständnis für die Welt liefern. Wir lernen die Bewohner wirklich kennen, erfahren was sie in ihrem Alltag erleben und helfen beim Lösen ihrer Probleme. Das ist zwar sicherlich nicht so tiefgründig wie in großen Triple-A-Rollenspielen, passt aber auf diese Weise wunderbar zu Ocean’s Heart. Verschiedene Bücher, Texte und ähnliches verraten uns optional sogar noch mehr über die Vergangenheit, die eng mit den Ereignissen der Gegenwart und den Machenschaften der Piraten zusammenhängen.
Da die Spielwelt auch von zahlreichen Gegnern, neben Piraten etwa Golems, Steinkrabben, Schleimen und anderem Getier, bewohnt wird, greifen wir natürlich auch oft zu unserem Schwert. Bei den Kämpfen orientiert sich das Action-Adventure ebenfalls eindeutig an der The-Legend-of-Zelda-Reihe. Per Knopfdruck führen wir einen Schlag aus und erwehren uns so unserer Feinde. Zusätzlich dürfen wir ausweichen und zwei Gegenstände, Waffen oder Zauber ausrüsten, die wir ebenfalls per Button einsetzen. Dazu zählen beispielsweise Bomben, Bogen, Speer oder ein Blitzzauber. Ganz im Stil von The Legend of Zelda und damit überaus vertraut und trotzdem angenehm frisch. Ocean’s Heart schafft es, die Kämpfe überaus motivierend zu gestalten und diesen trotz der eindeutigen Inspiration ausreichend Eigenständigkeit zu verleihen. Obwohl wir keine Erfahrungspunkte sammeln, haben wir uns oft dabei erwischt, sämtliche Gegner auf unserem Weg auszuschalten – und sei es nur, um an die wertvollen Materialien, die sie hinterlassen können, zu gelangen.
Kleine Verbesserungen
Um unsere Angriffskraft zu verbessern, suchen wir die Schmiede in den Städten auf. Für einen ordentlichen Preis und eines der seltenen Korallenerze können diese entweder unser Schwert oder unseren Bogen verbessern. Unsere Rüstung hingegen leveln wir entweder durch das Finden oder Kaufen von Verbesserungen auf; oder wir gehen ebenfalls zu den Schmieden. Gelegentlich benötigen letztere aber bestimmte Materialien, um unsere Rüstung zu verbessern, was wiederum eine neue Nebenquest bedeutet. Da sich das Aufwerten unserer Ausrüstung überaus natürlich anfühlt und schon ein Schwert- oder Rüstungslevel einen Unterschied machen kann, sind wir stets daran interessiert, die Schmiede aufzusuchen und haben einen weiteren Grund, jeden Winkel der Welt zu erkunden.
Ansprechende Präsentation
Präsentiert wird Ocean’s Heart in einem schicken und sehr stimmigen Pixel-Stil, der wunderbar zum Spiel passt und diesem viel von der eigenen Identität verleiht. Unterstützt wird die Optik von der schönen Musikuntermalung, die maßgeblich an der gelungenen Atmosphäre des Action-Adventures beteiligt ist. Auf eine Sprachausgabe wurde zwar verzichtet, dafür wissen die deutschen Texte fast durchweg zu überzeugen. Nur selten wirken die Dialoge etwas seltsam, was jedoch an der Übersetzung liegen dürfte. Wirkliche Auswirkungen hat das aber nicht, zumal Ocean’s Heart auf einen subtilen Humor setzt, der gerne eigene Genre-Gepflogenheiten nutzt und damit für genau die richtige Note an Auflockerung sorgt. Als Ergebnis ist Ocean’s Heart ein hervorragendes Action-Adventure, das nicht nur Fans von klassischen The-Legend-of-Zelda-Spielen gefallen wird.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Schon bei der PC-Veröffentlichung war ich neugierig auf Ocean’s Heart, war aber überzeugt, dass das Action-Adventure irgendwann für die Nintendos Switch erscheint. Meine Hoffnung hat sich bestätigt und nun durfte ich das spaßige Zelda-like auf der Hybridkonsole erleben. Obwohl sich Ocean’s Heart eindeutig vom großen Vorbild hat inspirieren lassen, verfügt Tilias Abenteuer über genug Eigenständigkeit, um nicht ein bloßer The-Legend-of-Zelda-Klon zu sein. Es ist überaus motivierend, die Spielwelt zu erkunden, Geheimnisse zu entdecken, Gegner zu bezwingen und die spannende Geschichte zu erleben. Dabei tragen der schicke Pixel-Stil und der stimmungsvolle Soundtrack viel zur gelungenen Atmosphäre bei. Genre-Fans, besonders jene, die die klassischen The-Legend-of-Zelda-Spiele mögen, sollten sich Ocean’s Heart nicht entgehen lassen.