Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz – TEST

Nach über siebenjähriger Pause und mehr als zwölf Jahre nachdem der letzte Teil außerhalb Japans erschienen ist, setzt Square Enix die Dragon-Quest-Monsters-Reihe fort. Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz erzählt vom Rachefeldzug eines jungen Dämonenprinzen gegen seinen Vater. Dabei dürfen wieder zahlreiche Monster im gewohnt knuffigen Anime-Stil von Dragon-Ball-Schöpfer Akira Toriyama gefangen werden.


Zum siebten Mal dürfen wir in Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz ähnlich wie in der Pokémon-Reihe oder Shin Megami Tensei V allerlei Monster fangen und für uns kämpfen lassen. Wie schon beim Erstlingswerk aus dem Jahr 1998 ist das Entwicklerstudio Tose für das Switch-exklusive Rollenspiel verantwortlich. Leider hinterlässt Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz einen gemischten Eindruck. Das gelungene Gameplay und der motivierende Spielfluss kollidieren mit der schwachen Technik sowie einigen Mängeln bei der Geschichte.

Verfluchter Dämonenprinz

Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz erzählt von Dämonenprinz Psaro, dessen Namen wir auf Wunsch auch ändern dürfen. Dieser möchte Rache an seinem Vater nehmen. Das führt dazu, dass er von diesem verflucht wird. Fortan kann Psaro keine Monster mehr angreifen. Nach einigen Jahren stellt sich das bei einem Angriff auf Psaros Heimatdorf als Problem heraus. Kurzerhand bildet Dorfältester Monty den jungen Dämonenprinzen zum Monsterbändiger aus. Eine gelungene Grundlage für das bekannte Spielprinzip. Dabei dienen unsere Kreaturen auch dazu, endlich Rache an unserem Vater zu üben. Um an diesen zu gelangen, müssen wir uns in verschiedenen Arenen beweisen, in Rängen aufsteigen und so bekannter werden. Parallel dazu erleben wir in den verschiedenen Gebieten, die wir besuchen, Abenteuer, und helfen auch mal den Bewohnern.

Wer die Dragon-Quest-Reihe kennt wird beim Namen Psaro vielleicht hellhörig. Schließlich kennen Dragon-Quest-Fans den Dämonenprinzen bereits aus Dragon Quest IV: Die Chronik der Erkorenen. Auch die Spielwelt ist in Teilen an den vierten Hauptteil der Rollenspielreihe angelehnt. Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz fungiert als Prequel. Vorkenntnisse sind aber nicht zwingend erforderlich. Der Story kann auch ohne Dragon Quest IV gespielt zu haben, problemlos gefolgt werden. Fans werden dennoch kleinere Verweise entdecken können. Allzu spannend inszeniert ist die Geschichte aber nicht. Zwar verleiht Psaros Rachefeldzug und seine Identität als Dämonenprinz dem Rollenspiel eine eigene, etwas düstere Identität und auch die Handlung ist interessant genug, um zu motivieren, dennoch wäre mehr möglich gewesen. Das liegt auch an den Charakteren, die zu oft bekannten Standards entsprechen, veraltet wirken oder in ihrer Persönlichkeit nicht überzeugen können. Immerhin weiß Psaro trotz des Daseins als klassischer stummer Protagonist mit Ecken und Kanten weitaus mehr Tiefe zu zeigen als die anderen Hauptfiguren.

Spaßiges Gameplay-Spirale

Wirklich negativ wirkt sich die lediglich ordentliche Geschichte aber nicht auf den Spielspaß aus. Dafür ist das Gameplay zu unterhaltsam. Die Spirale aus Monster-Fangen, Kämpfen und Gebiete erkunden ist überaus motivierend und fesselt uns schon früh an die Switch. Dabei unterscheidet sich Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz in einigen Punkten deutlich von der Pokémon-Reihe und erinnert eher an das ebenfalls für Switch erhältliche Shin Megami Tensei V. So stellen wir aus unseren Zöglingen eine vierköpfige Gruppe zusammen, die für uns die Kämpfe bestreitet. Vier weitere Monster dürfen wir als Reserve mitnehmen. Außerdem müssen wir unseren Untergebenen erst Befehle erteilen, bevor wir angreifen, weil sie sonst nach eigenem Willen agieren. Das mag anfangs etwas ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig sein, ist aber schnell verinnerlicht.

Dank praktischer Taktikeinstellungen ist es uns zudem möglich, das Grundverhalten unserer Monster zu beeinflussen. Deshalb schadet es nicht, wenn wir manchmal auf Befehle verzichten und unsere Gruppe einfach selbst entscheiden lassen. Gerade in Konfrontationen mit schwächeren Gegnern kann das den Spielverlauf beschleunigen. Hier greift auch die jederzeit auf Knopfdruck aktivierbare Auto-Kampf-Funktion sowie die doppelte Geschwindigkeit in Kämpfen. Zu beachten ist außerdem, dass wir in Arena-Kämpfen keine Befehle erteilen dürfen. Hier müssen wir uns auf die Entscheidungen unserer Monster basierend auf unseren taktischen Vorgaben verlassen. Das bringt ein wenig Spannung in die storyrelevanten Auseinandersetzungen, denn nur wenn wir in den Arenen erfolgreich sind, können wir neue Gebiete betreten und die Macht erlangen, uns Psaros Vater entgegenzustellen. Keine Sorge, die Arena-Kämpfe sind angenehm kurzweilig und fügen sich gut in den Spielfluss ein. Zudem wird ausreichend Abwechslung geboten und die Geschichte setzt nicht ausschließlich auf den Wettkampf.

Kleine, aber feine Gebiete

Auf eine Open World verzichtet Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz und das ist eher ein Vorteil. Die kleineren Gebiete, in denen wir unterwegs sind, mögen schnell erkundet sein, doch gerade das sorgt für ein angenehmes Tempo und verhindert unnötig gestreckte Abläufe. Zudem wechseln regelmäßig die Jahreszeiten und verändern die Umgebung. So können wir etwa im Winter zugefrorene Flüsse und Seen überqueren oder im Sommer gewachsene Efeuranken zum Klettern nutzen. Auf diese Weise erreichen wir zuvor unzugängliche Abschnitte, entdecken neue Geheimnisse oder finden unbekannte Monster. Einige Kreaturen tauchen sogar nur in bestimmten Jahreszeiten auf. Wenn wir alle fangen wollen, müssen wir uns entsprechend zu jeder Jahreszeit genau umsehen.

Zusätzlich dürfen wir nach einiger Zeit Monster miteinander fusionieren. Dabei gehen zwar die Eltern verloren, wir erhalten aber im besten Fall mächtige neue Wesen, die auch noch Talentbäume erben. Auf diese Weise können wir sogar seltene Bestien erschaffen. Auch der Rang unserer Begleiter kann sich durch eine Fusion erhöhen, was sich direkt auf die Kampfstärke auswirkt. Zusätzlich steigen die Monster nicht nur mit im Kampf erlangten Erfahrungspunkten im Level auf, sondern erhalten regelmäßig Talentpunkte, die wir investieren dürfen, um neue passive Boni oder Fähigkeiten freizuschalten. Genauso wie das bloße Erlangen neuer Gruppenmitglieder, versteht es auch das Weiterentwickeln von diesen zu motivieren.

Spielspaßtrübende Technik

Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz überzeugt vor allem mit dem unterhaltsamen und motivierenden Gameplay. Die Spielspaß-Spiral wird jedoch von der schwachen Technik immer wieder gestört. An die veraltete Grafik mit verwaschenen Texturen und zwar schicken und abwechslungsreichen, aber eher leeren Gebieten, haben wir uns schnell gewöhnt. Auch die teilweise langen und zu allem Übel häufigen Ladezeiten können wir noch hinnehmen, nerven aber. Die Performance-Probleme hingegen trüben den Spielspaß spürbar. Zwar ist Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz nie unspielbar, dennoch fallen Ruckler und die niedrige Bildrate immer wieder auf. Besonders Gegner und Figuren, die etwas weiter weg stehen, agieren offensichtlich in überaus geringer Bildwiederholrate. Das mag auf das Gameplay keinen Einfluss haben, dennoch kann es störend wirken, wenn im Hintergrund rucklige und abgehakte Bewegungen abgespielt werden.

Allerdings hört es damit nicht auf. Regelmäßig erscheinen Umgebungsdetails, Gräser oder Bäume erst, wenn wir nah dran sind. Auch das mag an sich keinen Einfluss auf das Gameplay haben, beeinträchtigt aber das Spielgefühl spürbar. Immerhin gleicht neben der motivierenden Gameplay-Spirale und dem grundsätzlich hohen Spielspaß auch die tolle Atmosphäre diese Mängel etwas aus, zumal die Geschichte trotz aller Schwächen gut genug ist, um uns immer wieder aufs Neue zu motivieren. Der gewohnt großartige Soundtrack, der schicke Anime-Stil von Akira Toriyama und der typische Humor sorgen zudem für hervorragende Dragon-Quest-Stimmung.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz macht es mir nicht leicht. Auf der einen Seite überzeugt das Rollenspiel mit einer fast schon süchtig machenden Gameplay-Spirale, dem gewohnt schicken Anime-Grafikstil, einem tollen Soundtrack und einer zwar nicht perfekten, aber ausreichend motivierenden Geschichte. Andererseits trüben die veraltete Technik samt schlechter Performance den Eindruck spürbar. Gerade in dem Wissen, dass auf der Nintendo Switch mehr möglich wäre, wirkt sich das umso stärker aus. Trotzdem habe ich viel Spaß mit Dragon Quest Monsters: Der dunkle Prinz und will wissen, wie Psaros Geschichte weitergeht. Wirklich empfehlen kann ich das Rollenspiel aufgrund der Technik aber nicht jedem. Fans der Reihe, die sich an den Mängeln nicht stören, erhalten ein durchaus gelungenes Abenteuer. Alle anderen sollten sich lieber die vorhandenen Alternativen wie Shin Megami Tensei V näher ansehen.