Once Upon a Katamari – TEST
Katamari ist von der Idee her ungeheuer simpel. Eine kleine klebrige Kugel rollt über alles Mögliche und wächst dadurch immer weiter. Zu diesem simplen Prinzip kommt eine irrwitzige Geschichte: Der König des Kosmos hat versehentlich sämtliche Sterne vom Himmel gefegt – und nun sollen wir als winziger Prinz durch die Zeit reisen, um das Universum wieder in Ordnung zu bringen.
Ein chaotischer Unfall im Weltall bildet den Startschuss für ein schräges Abenteuer. Wir sind ein Prinz mit einem erstaunlich – für die Welt aber nicht ungewöhnlich – breiten Kopf. Der König des Kosmos hat einen noch breiteren Kopf. Er wollte eigentlich nur mit einer geheimnisvollen Schriftrolle spielen – und schon sind Erde, Mond und Sterne zerschmettert. Als Thronfolger müssen wir den Schaden ausbügeln, aber aus irgendeinem Grund haben alle gute Laune dabei. Ausgestattet mit einer magischen klebrigen Kugel, dem namensgebenden Katamari, rollen wir durch die Epochen der Geschichte und sammeln alles ein, was sich nicht wehren kann. Nichts kann sich wehren! Vom urzeitlichen Dorf bis zum futuristischen Flughafen ist nichts vor unserem klebrigen Ball sicher, wenn wir erst einmal groß genug geworden sind.

Nach vierzehn Jahren rollt die Reihe wieder an, dieses Mal nicht als Remaster, sondern als echte Neuentwicklung. In Ōsaka hat sich mit Rengame ein Studio gefunden, das den bekannten Wahnsinn konserviert und neu formt. Bandai Namco hält die Zügel locker und lässt die Entwickler dort weiterspinnen, wo früher alles begann. Once Upon a Katamari folgt keiner Revolution, sondern einer Rückbesinnung. Neu sind etwa der Online-Modus, kleine Power-ups wie der Magnet und farbliche Anpassungen für Prinz und Cousins. Im Kern bleibt Katamari jedoch das, was es immer war: eine Meditation im Chaos. Es ist ein Spiel, das den Sinn aus Irrsinn extrahiert und uns lächeln lässt, während wir mit unserem rollenden Sammelsurium wachsen.
Kugel rollen will gelernt sein
Zu Beginn wirkt die Steuerung ungewohnt. Wir schieben den Katamari mit beiden Analog-Sticks zugleich, was sich anfangs anfühlt, als würden wir einen voll beladenen Einkaufswagen durch zu enge Kurven schieben. Nach kurzer Eingewöhnung klappt das erstaunlich gut, und nach einigen Leveln meistern wir sogar knifflige Balanceakte. Alternativ bietet Once Upon a Katamari einen vereinfachten Modus, in dem wir den Ball nur mit einem Stick lenken. Dadurch verliert die Kugel zwar an Präzision, lässt sich aber gerade für Neulinge etwas intuitiver bewegen. Außerdem hilft eine neue Kamerafunktion: Bei versperrter Sicht blendet das Spiel auf Knopfdruck eine Röntgenansicht ein, um hinter Wänden den Überblick zu behalten. Hat die Steuerung erst einmal klick gemacht, entfaltet sich das eigentliche Chaos.

Wir rollen durch über fünfzig Level in zehn Welten, jede ein eigenes Kapitel der Erdgeschichte. Mal stapfen Dinosaurier durch die Jurazeit und mal philosophiert Sokrates, während wir seine Statuen einverleiben. Dann wieder kullern wir Kakteen-Cowboys im Wilden Westen vor die Kugel. Jedes Kapitel wartet mit einem eigenen Ziel auf. Sei es, in wenigen Minuten eine bestimmte Größe zu erreichen oder so viele Essensreste wie möglich einzusammeln. In jedem Level sind zudem drei königliche Kronen versteckt und wir stoßen auf originelle Geschenke und 68 spielbare Cousins des Prinzen, die es freizuschalten gilt. Sammelfieber und kurze Levelzeiten laden dazu ein, bereits absolvierte Missionen immer wieder zu besuchen.
Farbenfroh und völlig verrückt
Auch dieses Mal dient eine hanebüchene Handlung nur als Aufhänger für das fantasievolle Szenario. Der König des Kosmos kommentiert jede unserer Leistungen mit bizarren Sprüchen, die uns gleichzeitig zum Schmunzeln und Kopfschütteln bringen. Sein absurder Humor bleibt der Kern der Reihe: verspielt, laut und nie berechenbar. In den Zwischensequenzen sorgen slapstickartige Momente für zusätzlichen Charme und erinnern an die komödiantischen Lego-Spiele. Technisch ist Once Upon a Katamari kein Kraftakt, doch der charmante Low-Poly-Stil und die grelle Farbpalette verleihen ihm eine unverwechselbare Ästhetik. Der Soundtrack ist ein kleines Meisterstück: Ein Mix aus J-Pop, Funk, Jazz und träumerischen Balladen treibt uns beim Rollen voran und bleibt lange im Ohr.

Auf der Switch läuft das Chaos meist erstaunlich flüssig. Wenn zu viele Objekte gleichzeitig durch die Luft fliegen, gerät die Bildrate manchmal kurz ins Stolpern, ohne den Spielfluss ernsthaft zu stören. Wächst unser Katamari im Level über eine bestimmte Größe hinaus, wechselt das Spiel in ein erweitertes Areal. Eine Ladepause von wenigen Sekunden trennt die Abschnitte, bevor alles nahtlos weitergeht. Im Handheld-Modus überzeugt Once Upon a Katamari mit scharfer Darstellung und leuchtenden Farben. Dank des einfachen Grafikstils bleiben Pop-ups und Ruckler insgesamt seltene Ausnahmen.
Mehr Kugeln, mehr Spaß?
Abseits der Kampagne wartet mit KatamariBall ein eigener Mehrspielermodus auf uns. Bis zu vier Personen rollen online gegeneinander um die Wette und versuchen, die meisten Objekte einzusammeln. Von Zeit zu Zeit entladen wir unseren Katamari in einen Ufo-Strahl, um Punkte zu sichern und die Kugel wieder klein und wendig zu machen, denn riesige Bälle bewegen sich spürbar träger. Wer genug Masse erreicht, darf sogar andere aufsammeln und so richtig ärgern. Das Chaos erinnert uns an klassische Partyspiele und sorgt für kurze, aber lautstarke Matches. Dank Computergegnern lässt sich der Modus auch allein ausprobieren – da fehlt natürlich der erbitterte, freundschaftliche Wettstreit. Leider gibt es keinen lokalen Mehrspielermodus, würden doch gerade gemeinsame Couch-Runden für Lacher sorgen.

Außerdem punktet Once Upon a Katamari mit charmanten Extras. Die 68 Cousins fungieren nicht nur als spielbare Charaktere, sondern lassen sich mit Farbmustern und Gesichtszügen individuell gestalten. Wer noch Spielstände aus den früheren Reroll-Remastern gespeichert hat, darf sich über den jungen König als Bonus-Cousin freuen. Rund acht Stunden dauert die Story, doch wer jede Krone, jedes Geschenk und jeden Highscore sucht, bleibt deutlich länger beschäftigt. Durch die Jagd nach Bestzeiten und versteckten Objekten bietet Once Upon a Katamari auch nach dem Abspann genug Gründe, den Katamari immer wieder rollen zu lassen.
Geschrieben von Arne Ruddat
Fazit:
Katamari hat ein zeitlos geniales Spielprinzip. Auch wenn ich noch nie einen Teil der Reihe zuvor gespielt habe, fühle ich mich hier sofort wie zu Hause. Schon nach wenigen Minuten verfalle ich in diesen ganz eigenen Flow. Nach der Eingewöhnung an die eigenwillige Steuerung bin ich gefesselt davon, wie mein Katamari immer größer wird und schließlich ganze Städte verschlingt. Mit seinem absurden Humor und der liebevoll versponnenen Aufmachung trifft Once Upon a Katamari genau meinen Geschmack, das mag bei euch anders sein. Kleine Schönheitsfehler wie vereinzelte Kameraprobleme oder die fehlende lokale Mehrspieler-Option fallen da kaum ins Gewicht. Kurz und knackig ist die Kampagne, doch dafür ohne Längen und randvoll mit Ideen. Danach ist die Story durch, und ihr könnt wunderbar ohne Nachzudenken durch die Level rollen, um den Rest noch zu finden. Eine klare Empfehlung von mir an alle Neulinge – und natürlich an alle, die gern mal wieder mit einer Kugel die Welt aufrollen wollen. Ich hoffe nur, dass wir auf das nächste Katamari-Abenteuer nicht wieder so lange warten müssen.







