Onimusha: Warlords – TEST

Wer Onimusha als Resident Evil im feudalen Japan beschreibt, hat im Grunde nicht unrecht. Allerdings unterscheidet sich das Spiel in vielen Punkten grundlegend von dem Survival-Horror-Äquivalent von Capcom.


Auch wenn die Zeit der Samurai und der Samurai-Spiele längst vergessen scheint, erfreuen sich Spiele mit dieser Thematik in letzter Zeit wieder einer ungemeinen Beliebtheit. Nun bringt auch Capcom die Onimusha-Reihe in Form einer Neuauflage des ersten Teils zurück. In der Rolle von Samanosuke Akechi versuchen wir die Burg der Prinzessin Yuki aus den Fängen eingefallener Dämonenscharen zu befreien. Angelehnt ist das Ganze an echte Figuren und Ereignisse des feudalen Japans, die fiesen Dämonen und finstere Rituale gab es damals aber natürlich nicht.

Onimusha wurde als ein Resident-Evil-artiges Spiel in eben diesem besonderen Setting konzipiert. Die Einflüsse sind nicht von der Hand zu weisen, allerdings muss sich Onimusha auch nicht vor seinem großen Survival-Horror-Vorbild verstecken. Burg und Umgebung inszenieren sich in vorgeränderten Hintergründen, durch die wir Samanosuke leiten. In vertonten Zwischensequenzen (die wir leider nicht überspringen dürfen) und durch verteilte Textdokumente kommen wir langsam hinter die finsteren Machenschaften der Dämonenbande.

Auf Seelenjagd

Ausgestattet mit einem Katana schnetzeln wir uns durch die Gegner, später schalten wir weitere Waffen und Fähigkeiten frei. Trotzdem bleiben die Combos stets simpel und auch mit normalen Angriffen werden wir jedem Dämon Herr. Die Seelen gefallene Gegner saugen wir durch das Halten einer Taste ein, die gesammelten Punkte können an Speicherschreinen in Waffen-Upgrades investiert werden. Aus dem Seelensammeln wird eine intuitive wie motivierende Risk-Reward-Mechanik, da wir beim Einsaugen weder Schaden austeilen noch ausweichen können. Natürlich wollen wir keine Seele entkommen lassen!

Das tolle Trefferfeedback unterstützt das zudem, denn kraftvolle Schläge resultieren in umso saftigeren Geräuschen, wenn wir unsere Klinge durch Gegnerhorden ziehen. Neben Standard-Soldaten werden wir regelmäßig von unterhaltsam-kreativen Gegnerdesigns überrascht, die das Abenteuer ein wenig in eine Horror-Richtung abdriften lassen. Trotz dem actionreichen Kampfsystem dürfen wir nicht unsere Gesundheit aus dem Auge verlieren. Heilkräuter und Medizin frischen diese auf, solche Ressourcen sind aber stark limitiert, taktloses Rumgefuchtel mit der Waffe ist deswegen selten zielführend. Die Kämpfe werden durch kleinere Rätsel-Abschnitte aufgefrischt, die entweder aus Knobel- oder Kombinieraufgaben bestehen. Diese sind bis auf ein bis zwei Ausnahmen nie zu schwer oder langwierig und belohnen den Spieler mit zusätzlichen Items oder optionalen Ausrüstungsgegenständen, die uns tatsächlich wertvoll sind.

Eine Frage der Perspektive

Verbesserungen der Neuauflage gibt es einige. Neu ist das optionale 16:9-Seitenverhältnis – ähnlich wie in der HD-Version des Remakes von Resident Evil werden abgeschnittene Bildschirmränder durch ein leichtes Mitwandern der Kamera kompensiert. Trotzdem fehlen im Vergleich zum 4:3-Bildformat einige Informationen am oberen und unteren Seitenrand, sodass manche Gegner oder Spielabschnitte erst spät oder gar nicht ersichtlich werden. Auch die Steuerung wurde abgeändert. Die klassische figurenbasierte Panzer-Steuerung wurde durch eine flotte Steuerung ausgetauscht, die sich nun am Blickwinkel der Kamera orientiert. Diese erlaubt flinkere Bewegungen und lässt uns einfacher Haken schlagen, durch die sprunghaften Perspektivenwechsel der vorgerenderten Hintergründe müssen wir aber ständig auch die Laufrichtung ausbessern. Zusätzlich sorgt das für Verwirrungen, wenn wir im Kampf gezielte Bewegungen und Combos vollführen wollen, aber ständig zwischen mehreren Bildschirmansichten stehen. Gerne hätten wir uns hier eine Option gewünscht, die Steuerung dem Original anzupassen. Diese kann zwar über das Steuerkreuz verwendet werden, aber der Analog-Stick ist für die moderne Einstellung reserviert.

Diese ganzen Änderungen wirken sich auf das Grundspiel Onimusha nur wenig aus. Dieses funktioniert auch heute noch und ist mit einer Spielzeit von vier bis fünf Stunden zwar vergleichsweise kurz, zeigt mit einem angenehmen Pacing und keinen Längen in unserer heutigen Zeit aber schön auf, dass mehr nicht gleichzeitig besser ist.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

 

Onimusha: Warlords kann heute immer noch – oder gerade wieder – mit seinem Setting und den vorgerenderten Hintergründen überzeugen. Aber auch vom Gameplay und den Gegnerdesigns war ich positiv überrascht. Das Kampfsystem machte bis zum Schluss Spaß, lediglich mit der Steuerung musste ich ab und an kämpfen. Ich hätte nichts dagegen, das Spiel in der ursprünglichen Steuerungsvariante zu spielen, allerdings ist diese nur über das grobe Steuerkreuz verfügbar. Nach kurzer Eingewöhnung ist das aber kein allzu großes Problem mehr. Die eher geringe Spielzeit ist mir alles andere als negativ aufgefallen. Für mich hat sich das Spiel zum einen deutlich länger angefühlt, zum anderen ist das Spiel perfekt auf diese tatsächliche Länge ausgelegt.