Panzer Dragoon: Remake – TEST
Bei Panzer Dragoon: Remake handelt es sich um die Neuauflage des 1995 für den Sega Saturn erschienenen Rail-Shooters. Der damals grafisch spektakuläre Drachenritt mauserte sich im Laufe der Zeit vor allem durch seine hervorragenden Fortsetzungen zum Kultspiel.
Als Panzer Dragoon im Jahr 1995 auf dem damals noch neuen Sega Saturn erschien, war das Spiel um den blauen Drachen und seinen Reiter für die Besitzer der Konsole eine echte Sensation. Mussten sich die Spieler bis zu diesem Zeitpunkt mit einem relativ mageren Start-Line-up begnügen, bot Panzer Dragoon von Segas Team Andromeda das erste wirklich innovative Spielvergnügen auf dem 32-Bit-System. Das zum Rail-Shooter-Genre gehörende Panzer Dragoon ähnelt Serien wie Space Harrier oder Star Fox. Auf dem Rücken eines blauen Drachen fliegen wir auf festgelegten Bahnen und weichen gegnerischen Geschossen aus.
Da der Titel den Nerv der Spielerschaft traf, folgte ein zweiter Teil, der grandiose und in Sammlerkreisen aufgrund seiner geringen Auflage heiß begehrte Rollenspielableger Panzer Dragoon Saga, zusätzlich eine Version für den Sega Game Gear und eine Original Video Animation. Nach Panzer Dragoon Orta, das im Jahr 2002 exklusiv auf der Xbox erschien, wurde die Serie erst einmal auf Eis gelegt. Achtzehn Jahre später kehrt die Reihe zu ihren Ursprüngen mit einem vom polnischen Entwickler MegaPixel Studio entwickelten Remake des Seriendebüts unter anderem auf der Switch zurück. Mit der aufgemotzten Portierung aus dem Jahr 2006, die in Japan nur auf der PlayStation 2 erschien, hat das vorliegende Remake aber nichts zu tun.
Ein Drache und sein Reiter
Inspiriert von den Werken des legendären französischen Comiczeichners Jean Henri Gaston Giraud, auch bekannt als Moebius, der auch einige Illustrationen zu dem Spiel beisteuerte, sowie dem Manga beziehungsweise Anime-Film Nausicaä aus dem Tal der Winde von Hayao Miyazaki entführt uns Panzer Dragoon in eine karge post-apokalyptische Welt in der fernen Zukunft, deren hoch entwickelte menschliche Zivilisation vor langer Zeit durch ihre eigenen biomechanischen Waffen fast komplett ausgelöscht wurde.
Obwohl Story und Lore der faszinierenden Welt von Panzer Dragoon im Laufe der Serie enorm ausgeweitet wurden, ist die Geschichte auch im Remake des ersten Teils relativ rudimentär und wird im langen Vorspann erzählt, der originalgetreu dem gerenderten Intro des Saturn-Spiels nachempfunden ist. Unser Protagonist Kyle Fluge schwingt sich auf den Rücken des eingangs erwähnten blauen Drachens. Wir verfolgen einen schwarzen Drachen, um zu verhindern, dass dieser den so genannten Tower, eine zerstörerische Waffe aus grauer Vorzeit, erreicht. Das mächtige, machthungrige Imperium möchte nämlich den Tower wieder aktivieren, um die Kontrolle über die biomechanischen Waffen zu erlangen.
Mit Dauerfeuer durch eine lebensfeindliche Welt
Die insgesamt sieben optisch abwechslungsreichen Levels von Panzer Dragoon: Remake führen uns unter anderem durch eine versunkene Stadt, eine Wüste mit riesigen Sandwürmern, eine imperiale Basis oder im halsbrecherischen Tempo durch die High-Tech-Ruinen der untergegangenen Zivilisation. Die Route ist dabei, wie bei Rail-Shootern üblich, strikt vorgegeben, denn wir können lediglich herannahenden Geschossen ausweichen. Da die abwechslungsreiche Gegnerschar, bestehend aus der mutierten Fauna und Flora, bizarren biomechanischen Geschöpfen und diversem imperialen Kriegsgerät aus allen vier Himmelsrichtungen auf uns einstürmt, lässt sich die Kamera mit den Schultertasten um jeweils neunzig Grad drehen.
Als zusätzliche Hilfe befindet sich in der rechten oberen Ecke ein Radar, auf dem wir erkennen können, aus welcher Richtung die Feindformation angreift. So können wir die riesigen Insekten, Sandwürmer oder Luftschiffe entweder mit dem Standardschuss aus unserer Pistole oder mit dem zielsuchenden Schuss des Drachens aufs Korn nehmen. Letzterer kann, indem wir den Feuerknopf gedrückt halten, mehrere Gegner gleichzeitig anvisieren und ins Nirwana schicken. Dadurch kommt noch eine taktische Note in das Gameplay, da wir immer mit einem Auge das Radar im Blick haben müssen und gleichzeitig Gegnerformationen mit den zielsuchenden Lasern vom Himmel holen, während wir die Schüsse der Pistole zur Verteidigung vor gegnerischen Angriffen nutzen. Bei den mitunter riesigen Bossgegnern gilt es zudem noch, die individuellen Schwachstellen dieser zu finden, die mitunter auch nur aus einer bestimmten Richtung zu treffen sind.
Herausforderndes Gameplay
Besonders in den späteren Levels und auf höheren Schwierigkeitsgraden ist allerdings sehr viel los am Himmel von Panzer Dragoon, und es ist oft schwer, im Eifer des Gefechts den Überblick zu behalten. Dies führt dann schon einmal dazu, dass wir von gegnerischen Schüssen getroffen werden, ohne zu wissen, aus welcher Richtung der Angriff denn genau kam. Hier hilft es einzig und allein, die Gegnerformationen auswendig zu lernen, um einem frühzeitigen Game Over zu entgehen. Im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres gibt es in Panzer Dragoon allerdings keine Extrawaffen, die Wumme kann auch nicht aufgerüstet werden. Checkpoints während der Levels fehlen auch. Wenn unser Drache das Zeitliche segnet, müssen wir eines unserer Continues opfern und den Level von vorne beginnen.
Hierbei ist positiv zu erwähnen, dass die anfänglichen Kinderkrankheiten des Remakes, zu denen unter anderem eine eher träge Steuerung gehörte, zum Glück mit einem nachgelieferten Patch behoben wurden. Trotz alledem spielt sich Panzer Dragoon: Remake auch heute noch angenehm flüssig. So lässt sich der Drache hervorragend manövrieren und jeder Schuss punktgenau timen. Das kommt auch der Abschussquote am Ende jedes Levels zugute. Für eine hohe Bewertung gibt es dann auch wieder zusätzliche Versuche für unseren Continue-Vorrat.
Neues Gewand, alter Kern
Insgesamt handelt es sich bei Panzer Dragoon: Remake um eine Eins-zu-eins-Umsetzung des Spiels von 1995. Die Grafik wurde natürlich im Vergleich zum Saturn-Original gehörig aufgebohrt und erweitert. So wurden zum Beispiel der versunkenen Stadt im ersten Level viele zusätzliche Umgebungsgrafiken spendiert, und im fünften Spielabschnitt fliegen wir nicht mehr nur über die flachen Texturen eines Blätterdachs, sondern durch einen richtigen Dschungel mit einem Fluss und hohen Bäumen. Die Grafik ist sehr gelungen und die Entwickler schaffen es durchaus, das einzigartige Flair der Panzer-Dragoon-Welt einzufangen. Puristen ist die Grafik an einigen Stellen jedoch vielleicht etwas zu bunt, denn das ursprüngliche Artdesign von Panzer Dragoon ist eigentlich eher von gedeckten Farben dominiert.
Der Soundtrack ist auch heute noch hervorragend und geht gut ins Ohr. Saori Kobayashi hat die eingängigen orchestralen und epischen Stücke des verstorbenen Komponisten Yoshitaka Azuma toll arrangiert und liefert eine ganze Reihe Ohrwürmer ab. Da es sich hierbei um einen reinrassigen Arcade-Shooter der alten Schule handelt, ist das Ganze leider ein recht kurzes Vergnügen. Das Spiel ist innerhalb von einer Stunde durchgespielt und außer einem versteckten Cheat-Menü, das wie in der Urfassung auf dem Saturn Pandora’s Box heißt, gibt es keinerlei Extras. Hier hätten zusätzliche freischaltbare Boni den Langzeitspaß erheblich erhöhen können.
Geschrieben von Markus Schoenenborn
Fazit:
Da ich schon in den 1990er-Jahren ein großer Sega-Fan war, Sony mir damals als Spielehersteller noch unbekannt war und der Launch des Nintendo 64 noch in weiter Ferne lag, kaufte ich mir im Jahre 1995 vom hart ersparten Taschengeld keine PlayStation, sondern einen Sega Saturn. Panzer Dragoon und seine Nachfolger wuchsen mir so sehr ans Herz, dass ich mir einige Jahre später sogar nur für Panzer Dragoon Orta eine Xbox zulegte. Entsprechend bleibt es nicht aus, dass ich für dieses Remake zwangsläufig meine rosarote Fanbrille aufziehen möchte. Schon bei der heroischen Titelmusik werde ich nostalgisch. Ganz sachlich betrachtet spielt sich Segas altgedienter Drache aber auch heute noch angenehm flüssig und macht auch noch viel Spaß. Nostalgische Panzer-Dragoon-Fans der alten Schule können bedenkenlos zugreifen. Alle anderen, die das Spiel nicht durch die rosarote Fanbrille wie ich sehen, müssen vor dem Kauf bedenken, dass es sich hierbei um einen kurzweiligen Arcade-Shooter handelt, der so gut wie keine zusätzlichen Extras besitzt. Der Wiederspielwert ist deshalb relativ gering, wenn ihr es einmal durchgespielt habt. Es sei denn, ihr möchtet auf Punktejagd gehen und eure Abschussquote erhöhen. Dann unterhält das Spiel auch noch länger.