Picross S2 – TEST
Im September 2017 veröffentlichte Publisher Jupiter mit Picross S den ersten Teil des unter Puzzle-Fans beliebten Franchises auf der Nintendo Switch. Mit Picross S2 schob Jupiter im August 2018 die Fortsetzung nach, die zum Vorgänger aber kaum einen Mehrwert bietet.
Aufgeteilt ist Picross S2 in drei elementare Spielmodi, die zum Teil auch miteinander verknüpft sind. Im Picross-Modus dürfen die als Nonogramme bezeichneten Rätsel nach bekannter Manier gelöst werden. Wer noch nie einen Teil der Reihe gespielt hat, dem sei gesagt, dass es sich bei einem solchen Rätsel um ein Gitternetz handelt, an dessen oberer horizontaler Seite und dessen linken vertikalen Rand mehrere Zahlen ersichtlich sind, die bei der Lösung des Rätsels helfen. Stehen in einer Zeile beispielsweise die Ziffer Fünf und die Ziffer Vier hintereinander, dann bedeutet dies, dass in dieser Zeile erst fünf und dann vier der quadratförmigen Kästchen ausgefüllt werden und sich dazwischen mindestens ein leeres Feld befinden muss.
Welche Felder in diesem Gitternetz ausgefüllt werden sollen, hängt davon ab, wie breit die entsprechenden Zeilen oder Spalten sind. Wenn die Zeile beispielsweise zehn Felder lang ist, ergibt sich die Lösung bereits aus der Aufgabenstellung, da hier basierend auf dem vorhergegangenen Beispiel insgesamt neun Kästchen gefüllt und ein Feld ausgelassen werden können. Auf Wunsch darf das Feld auch mit einer kreuzförmigen Markierung belegt werden, sodass das leere Kästchen beim weiteren Rätsellösen – trotz der sehr sterilen und somit rätselfreundlichen Optik – nicht mehr störend auffällt. Ist die Zeile aber fünfzehn Felder lang, muss bei angenehmer, aber repetitiver Musik, erst abgemessen werden, welche Felder ausfüllbar sind.
Spiel für Anfänger und Profis
Im ersten Moment kann dieses Vorgehen zwar durchaus kompliziert wirken, doch ist die Rätselmechanik von Picross S2 sehr logisch und zudem leicht zu erlernen. Dafür sorgen auch mitgelieferte und teilweise sogar spielbare Tutorials in der ins Spiel integrierten Bedienungsanleitung. Neulinge werden so wunderbar an die Hand genommen und lernen schrittweise alle wichtigen Funktionen kennen. Wem die Nonogramme im Picross-Modus zu leicht sind, darf sich im Mega-Picross-Modus schwierigeren Rätseln widmen. Einzelne Zahlen an den Rändern der Gitternetzrätsel strecken sich über zwei Zeilen oder Spalten, die zwangsweise miteinander verbunden werden müssen.
Was für Einsteiger zunächst nach einer fast unüberwindbaren Aufgabe klingt, entwickelt sich mit der Zeit zu einer motivierenden Herausforderung, an der auch Profis Gefallen finden werden. Der dritte und letzte Spielmodus in diesem Teil der Picross-S-Reihe ist der neu hinzugekommene Clip-Picross-Modus, dessen Inhalte zunächst durch den Picross-Modus freigeschaltet werden müssen. Nur wer fleißig Rätsel löst, darf sich auch an den zusammenhängenden Rätseln versuchen. Das erinnert stark an die Micross-Rätsel aus der Picross-e-Reihe, bei der jedes Einzelbild, das am Ende eines Rätsels winkt, sich zu einem großen Gesamtwerk zusammensetzt. Bei den Clip-Picross-Rätseln sind es zwar weniger, im direkten Vergleich jedoch wesentlich vollwertigere, Nonogramme.
Großer Umfang, kleinere Nachteile
Am Umfang von Picross S2 gibt es nichts zu bemängeln. Neben den überschaubaren Clip-Picross-Aufgaben warten sowohl 150 Picross- als auch 150 Mega-Picross-Rätsel darauf, gelöst zu werden. Wie viel Zeit für das Lösen eines einzelnen Rätsels in Anspruch genommen wird, hängt vom eigenen Können ab. Während geübte Spieler bereits nach wenigen Sekunden oder Minuten ein Nonogramm ausfüllen, dürften Anfänger mehr Zeit einkalkulieren. In diesem Zusammenhang sei jedoch erwähnt, dass der Schwierigkeitsgrad serientypisch auf einem einsteigerfreundlichen Niveau beginnt und sich etappenweise steigert.
Kenner der verschiedenen Picross-Titel für den Nintendo 3DS, die die Touchpen-Steuerung bevorzugen, werden bei Picross S2 wie schon beim Vorgänger enttäuscht: Eine Touchscreen-Steuerung gibt es nicht – und die wäre wohl auch nur vernünftig umsetzbar, wenn es eine Zoom-Funktion geben würde. Wer flink genug mit den Händen ist, wird auch mit der Knöpfchensteuerung zurechtkommen. Mit dem Analog-Stick ist es jedoch zwingend notwendig, sehr vorsichtig zu agieren, da dieser Steuerungstyp etwas schwammig ausfällt, ein Problem, das leider auch beim Steuerkreuz des Pro Controllers vorliegt. Wer zusammen mit einem Freund lokal Rätsel lösen will, darf diesen jederzeit auf Knopfdruck hinzurufen, was jedoch eine gute Absprache erfordert. Kompetitive Spielmodi oder gar Online-Funktionalitäten wie Ranglisten und Co fehlen leider abermals.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Auf Nintendo-Systemen Nonogramme zu lösen, macht seit Mario’s Picross aus dem Jahr 1995 für den Game Boy jede Menge Spaß. Mit der Zeit wurde die Serie immer wieder mit neuen Elementen und Funktionen bereichert, die das Rätsellösen noch angenehmer gestaltet haben. Wer in den letzten Jahren irgendeinen Ableger des Franchises oder gar den direkten Vorgängertitel gespielt hat, wird in Picross S2 kaum bis gar nichts Neues entdecken. Grundsätzlich muss das nicht negativ sein, denn nach wie vor entwickelt sich mit der leicht zu erlernenden Rätselmechanik schnell eine Suchtspirale, die einen über viele Stunden und über dreihundert Nonogramme hinweg nicht mehr loslassen will. Trotzdem täte Publisher Jupiter gut daran, das etwas angestaubte Konzept zu erweitern oder gar neue Möglichkeiten wie kompetitive Modi oder Online-Ranglisten zu etablieren. Nur so kann sich die Reihe entwickeln – und vielleicht den einen oder anderen längst vergraulten Fan zurück ins Bord holen.