Pixel Cafe – TEST
Handlungsdruck führt zur Überlastung und Überlastung führt früher oder später zum Burnout. Pixel Cafe von Entwicklerstudio Baltoro Games macht keinen Hehl daraus, dass die Arbeit in der Gastronomie überaus anstrengend sein kann – und lässt uns dies am eigenen Leib spüren.
Wer schon einmal in einem angesagten Café eine Bestellung aufgeben wollte, hat womöglich schon mal etwas länger auf seine Bestellung gewartet. Der Andrang ist oft zu groß und wenn der Laden dann auch noch unterbesetzt ist, liegen die Nerven bei der Bedienung blank. Nicht jeder Kunde hat Verständnis für lange Wartezeiten. Genau diese Menschen sollten sich Pixel Cafe des polnischen Entwicklerstudios Baltoro Games anschauen. In dieser Café-Simulation schlüpfen wir in die Rolle der titelgebenden wie jungen Frau Pixel. Diese hat genug von ihrem bisherigen Leben und versucht auf eigene Faust neuen Antrieb zu finden.
Damit sie die laufenden Kosten für das von ihrer Großmutter vererbten Haus stemmen kann, muss sie wie jede ehrliche Person arbeiten. Pixel beginnt als Bedienung in einem Café, in der sogar Live-Musik gespielt wird. Die Erwartungen ihres Chefs Olaf an sie sind hoch. Lange können wir die Stelle nicht behalten. Im Verlauf der auf mehreren Stunden ausgelegten Handlung, die immer wieder in kurzen Zwischensequenzen voranschreitet, scheuchen die Erzählkünstler bei Baltoro Games die Protagonistin von einer Arbeitsstelle zur nächsten. Unter anderem müssen wir mit Pixel in einem Foodtruck oder im Bordbistro eines Zugs arbeiten. Hier wird die ganze Bandbreite an möglichen Cafés abgedeckt, wodurch es in Pixel Cafe niemals langweilig wird.
Anziehender Schwierigkeitsgrad
Unsere Aufgabe besteht im Kern darin, dass wir Kunden bewirten. Diese kommen automatisch an unsere Theke und geben ihre Bestellung auf. Symbolisiert wird dies über Sprechblasen, sodass die Gastronomiesimulation im Rahmen des Gameplays ohne tiefgründige Narrative auskommt. Stattdessen schweifen unsere Augen von der Sprechblase zur Arbeitsfläche. Hier befinden sich an verschiedenen Stellen die Kaffeemaschine und die Pancakes, die wir mit Sahne oder Sirup überziehen müssen. Was zunächst einfach klingt, wird mit der Zeit immer anspruchsvoller.
So streckt sich das Spielgeschehen von Pixel Cafe mit ansteigender Spielzeit über mehrere Theken, zwischen denen wir hin und her wechseln müssen. Auch die Auswahl an Speisen und Getränken nimmt zu. Irgendwann möchten unsere Kunden auch schon mal eine Cola oder ein Sprudelwasser trinken. Ebenso kommen Säfte hinzu, die wir sogar in unterschiedlicher Kombination miteinander mischen müssen. Sonderwünsche wie Strohhalme oder Eisklümpchen sind da noch nicht mit einberechnet. Richtig anspruchsvoll wird es, wenn wir auch noch Kuchen unterschiedlich belegen und backen müssen. Wer bis zu dieser Stelle durchhält, merkt deutlich, dass all diese Arbeiten von einer Person eigentlich gar nicht verrichtet werden könnten. Dennoch hat das Spiel auch hier eine Antwort für uns parat.
Konsum macht glücklich
Damit wir allen Aufgaben in Pixel Cafe Herr beziehungsweise Frau werden, können wir uns mit unserem verdienten Gehalt jede Menge Bequemlichkeiten hinzuverdienen. Unter anderem können wir so unsere Arbeitsfläche effektiver nutzen und mehrere Aufgaben gleichzeitig abschließen. Wollen wir mehrere Kuchen parallel backen, benötigen wir einen zweiten Backofen. Merken wir, dass unsere kaffeesüchtigen Kunden deutlich mehr koffeinhaltige Heißgetränke konsumieren, ist es womöglich eine gute Idee, in eine neue Kaffeemaschine zu investieren.
Damit nicht genug, können wir Pixels Wohnung mit neuem Mobiliar ausstatten. Das kennt wohl jeder: Konsum macht glücklich. Je zufriedener Pixel nach den Einkäufen ist, desto flotter spielt sich das Spiel. Beispielsweise fällt so die Aufbrühzeit eines Kaffees kürzer aus. All das ist unglaublich motivierend und sorgt dafür, dass wir das Geschicklichkeitsspiel wie im Rausch angehen. Selbst wenn wir einen Level, in die der Titel eingeteilt ist, nicht meistern können, erhalten wir dennoch Geld für unsere Arbeit. Außerdem können wir jeden abgeschlossenen Level erneut spielen. Dies reduziert den Frust ungemein und zeigt sehr gut, wie durchdacht Pixel Cafe ist. Nahezu jedes einzelne Element hat seine Daseinsberechtigung, was dazu führt, dass der Titel mit seiner Aufmachung in unseren Augen wie aus einem Guss wirkt.
Café mit Retro-Charme
Einer der wenigen Wermutstropfen, der je nach Spielertyp durchaus gravierend ins Gewicht fallen kann, ist die Bedienung. Zwar sind wichtige Elemente wie die Kaffeemaschine oder das Auswählen von Pancakes, Kuchen oder Eiscreme einer Taste zugeordnet, doch gerade wenn wir Kleinigkeiten wie die Verzierung des Kuchens auswählen oder Eisklümpchen und Strohhalme greifen wollen, müssen wir umständlich mit dem Cursor durch das Angebot flitzen. Eine optionale Touchscreen-Steuerung für den Handheld-Modus gibt es ebenso nicht, was unverständlich ist, da der Cursor in der PC-Version per Maus bewegt werden kann. Dies soll nicht heißen, dass die Geschicklichkeitseinlagen auf der Switch nicht zu meistern sind, doch haben Konsolenspieler hierbei definitiv das Nachsehen.
Ansonsten gibt es nur wenige Elemente, die den Spielspaß trüben, wie zum Beispiel ausfallendes Licht, das wir während der Bahnfahrt im Bordbistro zu häufig reparieren müssen. Technisch ist das Spiel von Baltoro Games aber über alle Zweifel erhaben, denn der 8-Bit-Pixel-Look harmoniert mit der Gestaltung der Spielwelt hervorragend. Ebenso läuft Pixel Cafe auf der Switch durchweg flüssig. Der Soundtrack von Komponist Arkadiusz Reikowski ist zudem treffend und verleiht der Geschichte von Pixel eine melancholische Note, an die wir uns noch lange erinnern werden.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Um Spiele im Retro-Gewand komme ich einfach nicht herum! Entsprechend hat mich Pixel Cafe schon seit Längerem angelächelt. Nachdem ich den Titel auf der Switch endlich gespielt habe, bin ich überaus erfreut darüber, dass ich mehr bekommen habe als ich ursprünglich erwartet hatte. So erzählt die Simulation eine traurige wie auch aufmunternde Geschichte, in der eine junge Frau ihren Weg im Leben finden muss. Dies geschieht weitestgehend durch zahlreiche Geschicklichkeitseinlagen, in denen ich die Bedürfnisse von etlichen Kunden in einem Café befriedigen muss. Was zunächst simpel klingt, entpuppt sich immer mehr als herausforderndes und manchmal auch etwas anstrengendes Gameplay. Trotz allem ist das stets motivierend, da es dem Spiel gelingt, Frust auf ein Minimum zu reduzieren. Ständig optimiere ich den Arbeitsbereich und lerne effektiver zu arbeiten, wodurch die zunächst zu anstrengenden Levels auf einmal deutlich leichter wirken. Pixel Cafe ist ein wunderbarer Titel, der nicht nur stundenlang, sondern auch einfach mal zwischendurch an die Switch fesselt. Wer mit dem Gameplay etwas anfangen kann und Herausforderungen mag, macht mit dem Spiel von Baltoro Games nichts falsch.