SNK 40th Anniversary Collection – TEST
Mit dem Videospielkonzern SNK wird in erster Linie die kultverdächtige Konsole Neo Geo in Verbindung gebracht. Dass SNK auch schon viele Jahre zuvor im Videospielsektor aktiv war, ist nur wenigen bekannt. Mit der Mitte November 2018 veröffentlichten SNK 40th Anniversary Collection wird ein Teil seiner Historie mit leider wenig geeigneten Titeln abgedeckt.
1978 wurde das Unternehmen Shin Nihon Kikaku, kurz SNK, im japanischen Higashiōsaka von Eikichi Kawasaki gegründet. Vierzig Jahre später blickt die Firma auf eine umfangreiche Historie zurück. Eigentlich ist solch ein Jubiläum eine großartige Gelegenheit, eine gesunde Auswahl an Spielen, die die Geschichte des Unternehmens bestmöglich repräsentieren, im Rahmen einer Videospielsammlung zu vermarkten. Die SNK 40th Anniversary Collection enthält jedoch nur vierzehn Spiele aus einer wesentlich größeren Bibliothek, die noch dazu allesamt zwischen den Jahren 1985 und 1990 veröffentlicht worden sind.
Mit den Spielen Alpha Mission, Athena, Crystalis, Guerrilla War, Ikari Warriors, Ikari Warriors III: The Rescue, P.O.W.: Prisoners of War, Prehistoric Isle, Psycho Soldier, Street Smart, TNK III, Vanguard und Victory Road wird dieser kurze Zeitraum sicherlich wunderbar abgedeckt. Dennoch lässt sich schon anhand der Titel dieser Werke das arcade-lastige Gameplay erahnen. Fast alle der enthaltenen Spiele wurden zunächst als Arcade-Version entwickelt, einige davon mit einem kurzen Abstand von einem Jahr auch noch für Konsolen wie das Nintendo Entertainment System oder den Commodore 64 umgesetzt. Sofern bei einem der enthaltenen Spiele eine Konsolenumsetzung existiert, lässt diese sich im Menü separat auswählen. Schade ist hierbei nur, dass das Spiel nie kommuniziert, um welche Konsolenfassung es sich handelt.
Konfigurierbares Spielvergnügen
Gelungen ist in jedem Falle die schnell verständliche Menüstruktur. Alle vierzehn Spiele sind fein säuberlich aufgelistet und bis auf Vanguard, das einzig und allein in einer internationalen Fassung vorliegt, lässt sich bei jedem Titel zusätzlich auswählen, ob wir lieber die US-amerikanische oder die japanische Version starten möchten. Das hat kleine bis große Auswirkungen auf das Spielgefühl. Wenn wir den ersten Level von Psycho Soldier in der US-Version spielen, erklingt im Hintergrund eher dumpfe Musik und es wird die englische Version des Songs von Kaori Shimizu abgespielt anstatt des japanischen Originals.
Weiterhin gibt es für einen Großteil der enthaltenen Spiele die Möglichkeit, verschiedene Anpassungen vorzunehmen. Beispielsweise lässt sich der Schwierigkeitsgrad hochdrehen oder die Anzahl an zu erreichenden Punkten verändern, die benötigt werden, um ein Continue zu erhalten. In vielerlei Hinsicht ist SNK mit dieser Kollektion sehr entgegenkommend, da so jeder Spieler weitgehend für sich entscheiden kann, wie er sein Spielerlebnis gestalten möchte. Schade ist allerdings, dass sich das Gameplay in den vierzehn Titeln sehr, sehr ähnelt. Oft geht es nur darum, mit seiner Spielfigur verschiedene Gegner abzuschießen und feindlichen Projektilen auszuweichen. Street Smart als Kampfspiel und vor allem Crystalis als Action-Rollenspiel sind die beiden Titel, die aus der Masse des abwechslungsarmen Gameplays herausstechen.
Zeitreise in die 1980er-Jahre
Um herauszufinden, ob sich ein Spiel für uns lohnt, können wir uns bei jedem Titel auch eine vollständige (!) Komplettlösung in Videoform anschauen und uns auf diesem Weg ein Bild von den Spielmechaniken machen. In technischer Hinsicht liegen bei den Spielen der SNK 40th Anniversary Collection teils große Unterschiede vor. Während die Arcade-Fassungen wirklich gut laufen, sind es in der Regel die Konsolenfassungen, die häufiger mit Framerate-Einbrüchen zu kämpfen haben oder aufgrund der starken technischen Limitierung langsamer laufen und optisch nicht ganz so stark beeindrucken.
Wer es nostalgischer mag, kann das Spektakel mit speziellen Filter-Einstellungen kombinieren, um den Eindruck zu erwecken, die Spiele würden auf einem Röhrenfernseher oder einem Arcade-Automaten wiedergegeben werden. Oft geht der Soundtrack der Spiele in Ordnung, dennoch sollten kleinere Macken wie die fiesen Soundaussetzer in TNK III nicht unerwähnt bleiben. Neben der Möglichkeit, das Spielgeschehen jederzeit speichern oder laden zu können, hat uns vor allem das Museum sehr gefallen. Hier geht der Publisher auf seine Geschichte zwischen 1978 bis 1990 ein und bereitet dies mit zahlreichen Fotografien, Artworks und Informationen auf. Nostalgiker, die von Arcade-Titeln nicht genug bekommen, sollten unbedingt zuschlagen. Alle anderen greifen eher zu Alternativen wie der umfangreichen Videospielsammlung Sega Mega Drive Classics.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Wer im Vorfeld darauf gehofft hat, in der Kollektion Spiele aus vier Jahrzehnten der SNK-Geschichte zu erleben, wird wohl etwas enttäuscht sein. SNK hat sich bewusst auf einen kleinen Zeitraum beschränkt und präsentiert ihn verhältnismäßig gut. Im Vordergrund stehen vierzehn Titel, die vor allem in den japanischen und US-amerikanischen Spielhallen präsent waren. Abwechslungsreich sind diese Titel aber kaum, da es hauptsächlich darum geht, mit seiner Spielfigur so lange wie möglich zu überleben und möglichst viele Gegner abzumurksen. Im Grunde stechen nur das Action-Rollenspiel Crystalis und das Kampfspiel Street Smart aus der Masse des Gameplay-Einheitsbreis heraus. Das ist wirklich schade, da SNK auf eine wesentlich größere Bibliothek zurückgreifen könnte. Immerhin überzeugen die zahlreichen Modifizierungsmöglichkeiten und das Museum, in dem spannende Hintergründe über die Firmengeschichte offenbart werden. Arcade-Nostalgiker dürfen einen Blick riskieren.