Star Wars: Battlefront (Classic Collection) – TEST

Star-Wars-Fans, die hin und wieder gerne in Nostalgie schwelgen, kommen aus ihren Retro-Gedanken auf der Switch nur schwerlich raus. Im März 2024 wurde das Angebot um Star Wars: Battlefront und Star Wars: Battlefront II im Rahmen einer Classic Collection erweitert.


Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis – so und nicht anders beginnt jede Episode der Star-Wars-Filmreihe. Dieses Konzept wurde auch auf etliche Videospiele übertragen, wozu auch die beiden klassischen Ableger der Star-Wars-Battlefront-Serie von den Entwicklern der Pandemic Studios aus den Jahren 2004 und 2005 gehören. Klassisch deshalb, da Entwicklerstudio Digital Illusions Creative Entertainment im Zuge der Sequel-Kinotrilogie zwei gleichnamige Neuauflagen produziert hat, die aber nur bedingt etwas mit den ursprünglichen Spielen gemein haben.

Wenn wir uns auf Star Wars: Battlefront und Star Wars: Battlefront II aus den 2000er-Jahren einlassen wollen, müssen wir viele zwischenzeitlich hinzugekommene Genrestandards über Bord werfen. Gerade wenn ihr nur die Neuauflagen kennt und den damaligen Release der ursprünglichen Werke nicht aktiv oder passiv miterlebt habt, müsst ihr euch stellenweise arg umstellen. Sonderlich schlimm ist das aber nicht, versprühen verwandte Titel wie Star Wars: Dark Forces, für die wir in der Historie noch weiter zurückgehen müssen, auch heute noch ihren ganz persönlichen Charme. So ist es auch bei diesen beiden Spielen der Fall, die Entwicklerstudio Aspyr Media auf weitere Systeme gehievt hat, darunter auch die Nintendo Switch. Die beiden Titel führen uns in der Classic Collection in die Kriege der Originaltrilogie und den damals hochaktuellen Prequel-Filmen.

Ähnliche Strukturen

Starten wir die Classic Collection, dürfen wir uns in einer Art Launcher zwischen den beiden Serienteilen entscheiden – oder unsere Spielversion bei Aspyr Media registrieren. Inwieweit diese Kollektion davon profitiert, ist äußerst fraglich. Nichtsdestotrotz haben wir die Option, jederzeit aus den Hauptmenüs der Spiele heraus zum Launcher zurückzukehren und zwischen den Titeln zu wechseln. In ihrem Aufbau unterscheiden sich beide Werke nur minimal.

So stehen uns im Einzelspielermodus von Star Wars: Battlefront zwei Kampagnen zur Auswahl, in denen wir nach und nach die Schlachten der Filme nachstellen. Aufgeteilt sind die beiden Kampagnen nach den Trilogien. In konsekutiv aufeinander aufbauenden Schlachten kämpfen wir in den Klonkriegen der Prequel-Trilogie oder nehmen am Galaktischen Bürgerkrieg teil, der in den ursprünglichen Filmen der 1970er- und 1980er-Jahre thematisiert wurde. Darüber hinaus gibt es die Galaxis-Eroberung, in der wir der Reihe nach diverse Planeten erobern und dafür Boni erhalten. Wer keine Lust auf die Eroberung hat oder den linearen wie gelinde gesagt stinklangweilig inszenierten Kampagnen folgen will, kann sich auch in den Soforteinsatz stürzen. Hier wählen wir schlicht und einfach die Planeten respektive Karten aus, auf denen wir der Reihe nach kämpfen wollen.

Kampagne mit alternativem Ausgang

In Star Wars: Battlefront II nehmen wir ebenfalls an den Schlachten beider Filmtrilogien teil und wechseln wie im Vorgänger zwischen den Fraktionen, was im zweiten Teil aber deutlich besser funktioniert. Das liegt daran, dass die Geschichte diesmal aus der Sicht einer Einheit der 501. Legion erzählt wird, welche nach einer Star-Wars-Fanvereinigung benannt wurde. Während wir also zunächst Seite an Seite mit den Jedi kämpfen, stehen wir nach dem politischen Umsturz auf Seiten des Imperiums. Auch der Ausgang der Kampagne ist anders als in den Filmen, weshalb es durchaus motiviert sein kann, der Kampagne bis zum Ende zu folgen.

Neben der Kampagne, in welcher der Aufstieg des Imperiums behandelt wird, haben wir noch die Wahl zwischen dem Training, in dem wir die Grundlagen lernen können, und dem Raum-Training. Letzteres entpuppt sich aber als einfaches Video und wirkt bei den Spielmodi deplatziert. Ebenso bietet Star Wars: Battlefront II erneut die Galaxis-Eroberung, in der wir über die Einnahme von Planeten die gemeinhin bekannte Star-Wars-Währung Credits verdienen, mit denen wir Vorteile erwerben und unsere Truppe mit neuen Einheiten vergrößern. Zu guter Letzt ist der Soforteinsatz auch hier mit von der Partie, in dem wir uns erneut auch ohne Spielen der Kampagne direkt auf allen Planeten respektive Karten in den Krieg stürzen können.

Lord Vader has entered the Battlefield

Spieltechnisch handelt es sich bei beiden Titeln um Shooter, die wir wahlweise aus der First-Person- oder der Third-Person-Perspektive angehen. Im ersten Serienteil werden uns in der Kampagne zwar Missionsziele vorgesetzt, doch läuft alles darauf hinaus, alle Stützpunkte der gegnerischen Fraktion einzunehmen oder den endlichen Feindesnachschub zu dezimieren. Bei Star Wars: Battlefront II wird die Kampagne durch kleinere Nebenziele aufgelockert. Sobald wir uns im Mehrspielermodus betätigen, haben wir auch schon mal die Aufgabe, eine Flagge zu sammeln und sie unter Beschuss der Gegner und Kooperation der Teamkollegen ins Ziel zu tragen. Der zweite Serienteil bietet darüber hinaus den Modus Heldenangriff, in dem wir beispielsweise in die Haut von Darth Vader oder Mace Windu schlüpfen.

Apropos Helden und Schurken: Hier unterscheiden sich beide Spiele essentiell, denn im ersten Teil treten Helden nur ganz am Rande auf, sind unsterblich und nicht spielbar. Stattdessen kämpfen wir als Rebell oder Imperialer unter anderem an der Seite von Luke Skywalker oder Boba Fett. Nur eine auf Englisch vertonte Nachricht informiert uns, dass die besagte Filmfigur das Schlachtfeld betreten hat. Kurios: Lediglich die Szenarien-Einleitungen im zweiten Serienteil liegen deutsch synchronisiert vor. In diesem Ableger müssen wir zudem Abschüsse sammeln, um temporär die etwas mächtigeren Charaktere spielen zu können. Eine echt tolle Entwicklung!

Schwungvolle Klassen

Bei Star Wars: Battlefront II müssen auch ein paar Klassen erst freigeschaltet werden, indem wir sie uns in einer Schlacht verdienen. In beiden Spielen kommt aber gerade durch die unterschiedlichen Klassen, welche bei den jeweils gegensätzlichen Fraktionen überwiegend ähnlich ausfallen, spielerische Abwechslung auf. Beispielsweise können wir als Wookie-Schütze eine doppelte Salve oder durch Aufladen des Schusses gleich mehrere Projektile in einer Horizontalen abfeuern. Der Rebellen-Soldat schießt hingegen fünf Geschosse in einem kleinen Radius auf einmal ab. Wählen wir wiederum eine Einheit mit einem Sniper aus, können wir uns schön auf die Lauer legen und unsere Feinde gezielt aus der Ferne ausschalten.

Damals wie heute ist unser Liebling im ersten Teil aber immer noch der dunkle Truppler, da dieser mit einem Jetpack ausgestattet ist und somit gerade auf Karten wie der Wolkenstadt über dem Gasriesen Bespin einen kleinen Vorteil hat. Ihr seht schon: Die facettenreichen Klassen bringen ordentlich Schwung in die Modi-Auswahl, die selbst für Spiele, die Mitte der 2000er-Jahre erschienen sind, mickrig ausfällt. Es ist jedoch egal, ob wir nun Kampfdroiden, Piloten oder Sturmtruppler verkörpern: Wenn wir Seite an Seite – entweder mit der mauen künstlichen Intelligenz oder mit echten Mitspielern aus den Weiten des Internets –, ins Gefecht ziehen, kommt definitiv das Gefühl auf, dass wir uns tatsächlich in den Sternenkriegen befinden.

Atmosphärische Schlachten

Unter anderem kämpfen wir in den beiden Spielen im Tempel auf dem Waldmond Yavin IV, in der Echo-Basis auf dem Eisplaneten Hoth, an den Docks der Wookie-Heimat Kashyyyk oder in Jabbas Palast auf dem Wüstenplaneten Tatooine. Selbst den Todesstern können wir in einer Schlacht unsicher machen. Dies mag zwar nicht immer dem Filmkanon entsprechen, atmosphärisch ist es aber allemal. Eine gewichtige Neuerung des zweiten Serienteils ist aber der Raumkampf, denn wir dürfen auch in Vehikel steigen, aus dem Hangar in den Weltraum vorpreschen, im gegnerischen Hangar landen und dort zu Fuß weiter Jagd auf die Gegner machen.

Grundsätzlich läuft das Geschehen online auf der Switch zwar stabil, doch schwankt die Treffertoleranz zum Testzeitpunkt am 16. März 2024 je nach Heimnetzwerk und Serverstruktur (noch) stark. Im Gegensatz zu vielen neueren Shootern bieten beide Teile übrigens einen Splitscreen-Modus für zwei Spieler. Kurioserweise muss dafür auf der Switch aber umständlich ein zweites Profil angelegt werden. Ein Gastprofil gibt es leider nicht. Bedientechnisch ist die Classic Collection nicht über alle Zweifel erhaben, denn so können wir im ersten Teil nicht laufen und nicht die Steuerung für Vehikel invertieren. In Star Wars: Battlefront II fehlt dafür eine Umschaltfunktion für die Perspektive. Außerdem können wir uns im zweiten Teil nicht ducken. Für die Neuauflage hätten wir uns ein einheitliches Erscheinungsbild gewünscht.

Star-Wars-Flair mit Retro-Touch

Optisch versprüht die Classic Collection reichlich Star-Wars-Flair, doch solltet ihr kein Technikmeisterwerk erhoffen. Die beiden Spiele stammen aus den frühen 2000er-Jahren und sehen betagt aus, laufen dabei aber weitgehend flüssig. Weniger betagt wirken die Filmszenen, doch HD-Qualität auf Blu-ray-Disc-Niveau dürft ihr hier nicht erwarten. Problematisch könnte es aber sein, wenn ihr auf einem älteren Fernsehgerät spielt, da die Licht- und Farbgebung sich nicht unbedingt dafür eignet. Zum Beispiel ist es auf unserem Testgerät während der Schlacht auf Naboo kaum möglich, zwischen den roboterartigen Droiden und den amphibisch-humanoiden Gungans zu unterscheiden, da alles wie eine grüne Masse wirkt.

Es gibt keinen Helligkeitsregler, der dem entgegen wirken könnte. Auf der Switch OLED fällt das nicht ganz so stark ins Gewicht, weshalb auf einem Fernseher mit selbiger oder vergleichbarer Technologie dieses Problem womöglich abgeschwächt sein könnte. Immerhin haben die Entwickler an Optionen für Farbenblinde gedacht. Wer von Protanopie, Deuteranopie oder Tritanopie betroffen ist, wird mit der Classic Collection seine Freude haben. Das betrifft auch die Klangkulisse. Sowohl die Filmmusik von John Williams als auch die markanten Soundeffekte vom Blaster-Beschuss bis zum TIE-Fighter-Antrieb kommen angenehm zur Geltung. Wer das Star-Wars-Franchise mag und noch dazu ein Retro-Faible hat, darf fast bedenkenlos zugreifen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie häufig ich Star Wars: Battlefront in den 2000er-Jahren mit Freunden auf dem PC gespielt habe. Entsprechend freue ich mich darüber, dass das Spiel jetzt auch auf der Switch zur Verfügung steht – und fast nichts von seinem Glanz verloren hat. Es macht mir immer noch Spaß, mich in die Schlacht zu stürzen, zwischen den unterschiedlichen Klassen nach Bedarf zu wechseln und Star-Wars-Atmosphäre zu atmen. Trotzdem fällt mir auf, wie abwechslungsarm die Missionsziele sind und wie sehr sich die künstliche Intelligenz um jeden Fehler bemüht. Beim zweiten Serienteil ist das nicht viel besser, aber da kommen immerhin noch spielbare Helden, Raumschlachten und zwei weitere Spielmodi für den Mehrspielermodus hinzu. Online sind die Verbindungen zwar stabil, doch gibt es zum Release der Classic Collection noch erhebliche Probleme bei der Server-Infrastruktur, wodurch Treffer mitunter als Fehlschüsse gewertet werden. Wer sich die Kollektion vor allem wegen des Online-Modus zulegen will, sollte noch etwas warten und darauf hoffen, dass die Entwickler die Fehler beheben. Selbiges gilt auch für das Erscheinungsbild, denn fehlende Optionen wie das Invertieren der Vehikelsteuerung im Seriendebüt oder das aktive Umschalten zwischen First- und Third-Person-Perspektive im zweiten Teil können je nach Spielertyp durchaus abschrecken. Schaut ihr über die Defizite hinweg, so könnte die Classic Collection einen Blick wert sein. Star Wars: Battlefront und Star Wars: Battlefront II eignen sich nämlich hervorragend, auch einfach mal zwischendurch für ein oder zwei Schlachten anzuwerfen.