Star Wars Outlaws – TEST

Ein waghalsiger Raubüberfall, ein flauschiges Schoßtier, drei verfeindete Verbrechersyndikate und wir mittendrin – Star Wars Outlaws mixt all diese Zutaten zu einem Open-World-Abenteuer auf der Nintendo Switch 2. Wir sind in die Haut der jungen Gaunerin Kay Vess geschlüpft und haben geschaut, ob das Leben als Gesetzlose so spannend ist, wie es klingt.


Wir spielen eine junge, erwachsene Diebin, die ihr Leben bis zu diesem Zeitpunkt auf Cantonica verbracht hat – zuletzt ohne Verwandte, da ihre Mutter verschwunden ist. Ihr Name ist Kay Vess. Der Name reiht sich in typische Star-Wars-Namen ein, wie Mace Windu, Kai Opaka, Rex Tremendae, Ace Ventura oder Bib Fortuna. Ihr ständiger Begleiter ist ein Merqaal, eine Art übergroßer Axolotl mit dem Namen Nix. Wer sich in der Welt von Star Wars auskennt, kommt hier sofort gut zurecht und findet viele vertraute Elemente.

In Star Wars Outlaws stehen ausnahmsweise weder Jedi noch Sith im Mittelpunkt, sondern Gaunerinnen, Schurken und Ganoven, also genau solche Gestalten wie Kay. Wir erleben das Universum hier aus der Perspektive der kleinen Leute, die einfach nur ihren eigenen Hals aus der Schlinge ziehen wollen. Kay begegnet im Laufe ihres Abenteuers zwar diversen Bösewichten, mit denen sie sich auf die eine oder andere Weise auseinandersetzen muss. Eine strahlende Heldin ist sie deshalb aber noch lange nicht. Wie der Spiel-Titel schon andeutet, agiert sie eher, sagen wir mal, moralisch flexibel. Dieses Szenario erinnert an Red Dead Redemption: Protagonist John Marston konnte zwar sympathisch rüberkommen, hatte aber auch keine lupenreine Weste. Genauso bestreiten wir hier im Star-Wars-Universum als unbedeutende Gesetzlose unser Leben – immer auf der Suche nach der nächsten Chance.

Entstehung & Hintergrund

Entwickelt wurde Star Wars Outlaws vom schwedischen Studio Massive Entertainment – einem Ubisoft-Studio, das bereits mit The Division Open-World-Erfahrung sammeln konnte. Unterstützt von Lucasfilm Games und rund zehn weiteren Ubisoft-Studios kombinierte das Team vertraute Elemente des Star-Wars-Kanons mit eigenen Ideen und legte großen Wert auf eine cineastische, nahtlose Spielerfahrung. Die Handlung ist zwischen den Ereignissen von Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter angesiedelt. Entsprechend tauchen auch einige bekannte Schauplätze und Organisationen aus dieser Ära auf. So stammt Kay aus der Casinostadt Canto Bight, bekannt aus Episode VIII, und im Verlauf des Spiels bekommt sie es mit dem Huttenkartell, den Pykes und Crimson Dawn zu tun. Ubisoft betrat mit Outlaws erstmals die weit, weit entfernte Galaxis, nachdem zuvor Electronic Arts jahrelang die Exklusiv-Lizenz für Star Wars-Spiele innehatte. Die Umsetzung für Nintendos neue Konsole folgte nun gut ein Jahr nach den anderen Plattformen am 4. September 2025. Die Erwartungen der Fangemeinde waren hoch, doch Ubisoft Massive hat abgeliefert: Outlaws fühlt sich an wie ein echtes Star-Wars-Abenteuer, zugleich aber erfrischend anders.

Gameplay & Spielmechanik

Da wir meist allein unterwegs sind, ist Kays pelziger Begleiter Nix nicht nur ein putziges Maskottchen, sondern auch spielerisch enorm nützlich. Wir können Nix per Tastendruck anweisen, Knöpfe zu betätigen, Tore zu öffnen oder uns Gegenstände zu holen, die hinter Gittern liegen. Und natürlich dürfen wir Nix jederzeit streicheln – allein dafür verdient das Spiel schon einen Pluspunkt. Weil Kay oft niemanden sonst zum Reden hat, richtet sie viele ihrer Kommentare direkt an Nix, sie spricht statt zu sich also mit ihrem Haustier. Das Ergebnis ist ein charmantes Duo, das uns schon früh ans Herz wächst. In vielen Abschnitten geht Star Wars Outlaws zudem wie ein Schleichspiel vor. Hierfür werden wir auch belohnt, etwa mit weniger Ruf-Abzug bei der Fraktion, die wir gerade infiltrieren. Hohes Alien-Gras dient als nützliches Versteck, aus dem heraus wir Gegner lautlos ausschalten können. Kay verfügt sowohl über eine Nahkampf-Betäubung, stilvoll inszeniert in einer Team-Attacke mit Nix, als auch über einen kleinen Distanz-Elektroschocker, der sich nach Gebrauch langsam wieder auflädt. Natürlich darf auch der offene Kampf nicht fehlen: Mit ihrem Blaster kann Kay sich jederzeit verteidigen, doch dank Deckungssystem, Ablenkungsmanövern und Nix’ Hilfe ist Schleichen oft die elegantere und aufregendere Lösung.

Aller Anfang ist linear, die vielleicht berühmteste Videospiel-Regel. So ist es auch bei Star Wars Outlaws, denn erst nach den ersten Story-Missionen bekommen wir die Möglichkeit, frei durchs All zu reisen und uns neue Aufträge in selbst gewählter Reihenfolge vorzunehmen. Zur schnelleren Fortbewegung auf den Planeten erhält Kay recht früh Zugriff auf einen Gleiter, der optisch an ein schwebendes Motorrad ohne Reifen erinnert. Damit kommen wir nicht nur zügig von A nach B, er bietet noch mehr: Über das Sammeln – hatten wir erwähnt, dass das Spiel von Ubisoft ist? – von Materialien lassen sich bei speziellen Mechanikern Bauteile für spielerische Verbesserungen und kosmetische Deko für den Gleiter beschaffen. So können wir unser Gefährt Stück für Stück aufmotzen und individualisieren. Das mühsame Sammeln von Ressourcen fühlt sich durch die nützlichen Upgrades auch tatsächlich lohnenswert an. Ein zentrales System, das uns im Spiel über lange Zeit motiviert, ist der Ruf bei den drei Verbrechersyndikaten. Es gibt das Pyke-Syndikat, die Hutten und Crimson Dawn – alle natürlich altbekannte Gruppen aus der Star Wars-Welt. Wenn wir der einen Fraktion helfen, sorgt das nicht selten für Ärger mit einer der anderen.

Ständig müssen wir entscheiden, wem wir unsere Loyalität schenken möchten und wem nicht. Das beeinflusst auch die verfügbaren Missionen – wir werden in einem Durchgang kaum alle Aufträge zu Gesicht bekommen, was dem Open-World-Spiel Wiederspielwert verleiht. Es gibt ein Achievement-System über Ubisofts Onlinedienst, das uns einiges über den Spielverlauf verraten kann, wenn wir es frühzeitig wissen wollen. Neue Fähigkeiten lernt Kay übrigens nicht einfach per Punktesammeln, sondern indem sie Dinge tut. Vor allem aber schalten wir bestimmte Skills durch bestimmte Aktionen frei. Wenn wir etwa Nix dazu benutzen, Gegner abzulenken, bevor wir sie heimlich ausschalten, lernen wir dadurch die Fähigkeit „Beschwatzen“. Damit können wir wiederum Wachen beschwichtigen und leichter fliehen. Ein schönes System, das uns dafür belohnt, so zu spielen, wie es unserem eigenen Stil entspricht. Alle freischaltbaren Fähigkeiten werden in einem Menü mit kurzen Videos anschaulich erklärt, und wir sehen dort auch bereits weitere Skills. So können wir gezielt auf das hinarbeiten, was uns interessiert. Zusätzlich zu den Bodenmissionen dürfen wir uns übrigens auch hinters Steuer unseres Raumschiffs klemmen: In den Weiten des Alls kommt es zu rasanten Dogfights mit imperialen Jägern und Piraten. Diese Weltraumgefechte sind kein Flugsimulator, aber eine gelungene Abwechslung, die das Star-Wars-Gefühl abrundet – zumal wir annähernd nahtlos vom Planeten in den Orbit wechseln können.

Atmosphäre & Inszenierung

Star Wars Outlaws präsentiert sich als modernes Abenteuer, was insbesondere die Charakterdarstellung angeht. Neben Menschen und Aliens in allen erdenklichen Körperformen treffen wir auch auf nichtbinäre Figuren – im Deutschen wird etwa das früh auftauchende Charakter Dennion mit dem geschlechtsneutralen Pronomen „xier“ vorgestellt. Kay Vess selbst ist eine durchsetzungsfähige Frau und als solche praktisch statt freizügig gekleidet; wir werden nicht ständig durch eine spärlich bekleidete Heldin oder voyeuristische Kamerawinkel abgelenkt. Dadurch entsteht ein deutlich natürlicherer Eindruck als in manch anderen Actionspielen. Hervorragend, Ubisoft – gern mehr davon! Ferner überzeugt Outlaws mit seinem gelungenen World-Building. Wir besuchen pulsierende Städte voller zwielichtiger Aliens, staubige Wüsten und exotische Mondlandschaften, alles gespickt mit liebevollen Details aus dem Star Wars-Universum. Die Inszenierung orientiert sich an den großen Vorbildern: Zwischensequenzen treiben die Story filmreif voran, und wenn wir mit Lichtgeschwindigkeit ins nächste System springen oder in einer Cantina unseren Kopf jagen lassen, kommt richtiges Star Wars-Feeling auf.

Auch akustisch wird einiges geboten. Der orchestrale Soundtrack erinnert an die berühmten Klänge von John Williams, ohne plump daraus zu kopieren – epische Stücke wechseln sich mit eingängigen Cantina-Melodien ab und untermalen jede Situation stimmig. Die Geräuschkulisse ist originalgetreu: vom heiseren Knattern von Kays Blaster über Nix’ niedliches Gurren bis zu den TIE-Fighter-Sirenen in den Weltraumsequenzen. Sämtliche Dialoge sind hochwertig vertont. Im Original leiht Schauspielerin Humberly González der Hauptfigur ihre Stimme, und für Nix konnten die Entwickler mit Dee Bradley Baker einen erfahrenen Star Wars-Veteran gewinnen. Wer mag, kann im Optionsmenü sogar die kostenlose deutsche Sprachausgabe herunterladen – ein tolles Extra, das noch mehr Fans den Zugang erleichtert. Insgesamt schafft es Outlaws, uns mitten ins Geschehen zu ziehen: Grafik, Sound und Story greifen ineinander und erzeugen eine dichte Atmosphäre, in der wir gern versinken.

Technik, Modi & Extras

In der Welt von Star Wars Outlaws sieht vieles beeindruckend gut aus, einiges allerdings auch recht scheußlich. Dank Ray-Tracing glänzt die Beleuchtung mit realistischen Schatten, Reflexionen und Lichteffekten – insbesondere Neonreklamen, Laserfeuer und Lichtklingen erzeugen tolle Glitzereffekte und Farbverläufe. Auch die Weitsicht ist großartig: Ob wir über die Dächer von Canto Bight blicken oder auf einem fernen Mond den Horizont absuchen, die Welten wirken riesig und einladend. Von nahem betrachtet entpuppen sich allerdings etliche Oberflächen als matschige Texturwüsten. Diese Diskrepanz fällt besonders bei der Switch-2-Version ins Auge, die sich technisch einige Tricks zunutze macht. So wird massiv DLSS eingesetzt, um eine hohe Auflösung und stabile Bildwiederholrate zu gewährleisten. Tatsächlich erreichen wir dadurch saubere 30 Bilder pro Sekunde mit aktiviertem Ray-Tracing – etwas, das in frühen Demo-Versionen vor Release noch ganz anders wirkte. Der Preis dafür: Manche feinen Details wirken verwaschen. Vor allem Kays Haare sehen so aus, als hätte sie eine Tube Vaseline hineingeschmiert, was der Third-Person-Kamera wegen ständig auffällt. Insgesamt hat Ubisoft die Umsetzung aber gut optimiert. Nennenswerte Ruckler oder Abstürze konnten wir im Test nicht feststellen.

Erwähnenswert: Die physische Handelsversion von Outlaws für Switch 2 enthält keine Spielkarte, sondern lediglich eine Gamekey Card, auch bekannt als Software-Schlüsselkarte. Ubisoft begründet diese kontroverse Entscheidung mit technischen Limitierungen der Switch-2-Module. Das Spiel mit seiner Snowdrop-Engine nutzt ständiges Streaming von der SSD, was ein normales Modul angeblich nicht schnell genug leisten könnte. Wenngleich das nachvollziehbar sein könnte, müsste das dann nicht auch die Spielbarkeit auf PCs von SATA-SSDs einschränken? Davon weiß die Welt allerdings nichts. Ein ähnliches Vorgehen gab es ohne Hardware-Einschränkungen bereits bei anderen Ubisoft-Veröffentlichungen. So kam auch Mario + Rabbids: Sparks of Hope in seiner Gold-Edition in manchen Regionen mit einem Download-Code in der Spieleschachtel statt einer gefüllten Cartridge. Glaubt also, was ihr wollt.

Optionen und Einstellungen

Dafür glänzt Star Wars Outlaws mit einer vorbildlichen Ausstattung an Optionen und Komfortfunktionen. Schon zu Beginn wählen wir aus vier Schwierigkeitsgraden. Zusätzlich lassen sich viele Aspekte der Spielerfahrung nach Belieben anpassen. Ein umfangreicher Farbfilter-Modus hilft farbschwachen Spielerinnen und Spielern, und wir können den HUD-Kontrast, die ohnehin angenehm große Schriftgröße und die Intensität der Bewegungsunschärfe justieren. Für spürbares Feedback sorgen Vibrationsfunktionen, die sich in der Stärke einzeln feinjustieren lassen. Wer möchte, kann die eingebaute Bewegungssteuerung der Joy-Con 2 zum präziseren Zielen aktivieren – das funktioniert gewohnt gut. Auch den Touchscreen des Handhelds nutzt Outlaws unterstützend, z. B. für Menüs und ein kleines Schlossknacker-Minispiel. Bestimmte Spielmechaniken dürfen auf Wunsch vereinfacht werden: Ihr habt keine Lust auf Quick-Time-Events? Dann schaltet alle Reaktionstests per Menü einfach ab. Ihr habt Mühe beim Zielen? Eine Zielhilfe steht bereit. Das Spiel weist uns sogar subtil den Weg, wenn wir mal nicht weiterwissen: Bemalte Bleche, die auffällig unauffällig in der Gegend verteilt sind, deuten wichtige Pfade an, ohne zu offensichtlich zu wirken. Bei jedem neuen Feature werden Hilfebildschirme eingeblendet, auf denen wir alles erklärt bekommen und diese Assistenzfunktionen jederzeit anpassen können. Besonders die vielseitigen Einstellungsmöglichkeiten für Barrierefreiheit haben uns schwer beeindruckt. Chapeau, Ubisoft! Hier wurde wirklich an alle gedacht, damit möglichst jede und jeder dieses Abenteuer genießen kann.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Arne Ruddat

Ich habe Star Wars Outlaws als rundum gelungenes Open-World-Spiel erlebt. Das Abenteuer bietet enorm viel Abwechslung, und viele Elemente greifen sinnvoll ineinander. Besonders das Rufsystem der drei Syndikate hat mich gefesselt: Es spiegelt die typischen Intrigen der Star Wars-Unterwelt wider, in der jeder mal Freund und mal Feind sein kann. Als langjähriger Star Wars-Fan fand ich es erfrischend, zur Abwechslung keinen Jedi-Ritter oder galaktischen Helden zu spielen, sondern eine charmante Ganovin mit Herz. Kay Vess wächst mir schnell ans Herz – nicht zuletzt dank ihres niedlichen Begleiters Nix, der dem Spiel viel Niedlichkeit verleiht. Die Geschichte selbst ist vielleicht kein Oscar-Anwärter, fügt sich aber stimmig in die Saga ein und punktet mit toll inszenierten Zwischensequenzen. Spielerisch kombiniert Outlaws Bewährtes mit ein paar neuen Ideen: Fans von Ubisofts Open-World-Formel fühlen sich sofort heimisch, aber auch wer diese Art Spiel sonst weniger mag, könnte hier durch das Star-Wars-Thema und die clevere Missionsstruktur positiv überrascht werden. Ich hatte anfangs leichte Zweifel, ob dieses ambitionierte Spiel auf der Switch 2 vernünftig laufen würde. Allen Unkenrufen zum Trotz und dank guter Optimierung und cleverem DLSS-Einsatz hält Outlaws auf Nintendos neuer Konsole stabile 30 FPS bei schicker Grafik. Ein technisches Wunderwerk könnt ihr hier finden, aber in der Detailansicht gibt es Abstriche. Zusammengefasst hat Ubisoft die Umsetzung gemeistert. Star Wars Outlaws konnte mich viele Stunden lang prächtig unterhalten. Wer schon immer davon geträumt hat, einmal als clevere Halunkin durch die Galaxis zu streifen, macht mit Kay Vess absolut nichts falsch. Für Star Wars- und Open-World-Fans gleichermaßen ist dieses Spiel eine klare Empfehlung – Möge Nix mit euch sein!