Story of Seasons: A Wonderful Life – TEST

In Story of Seasons: A Wonderful Life, dem Remake des GameCube-Klassikers Harvest Moon: A Wonderful Life, gilt es einen Bauernhof zu verwalten, Freundschaften zu schließen und eine Familie zu gründen. Marvelous Interactive hat der Farming-Lebenssimulation nicht nur eine frische Technik und Grafik, sondern auch spielerische Neuerungen spendiert.


Harvest Moon: A Wonderful Life, das erstmals im September 2003 in Japan und im März 2004 in Europa für den GameCube erschienen ist, gilt bei vielen Fans der Reihe bis heute als einer der besten Teile. Als Story of Seasons: A Wonderful Life hat die Bauernhof-Lebenssimulation unter neuem Reihentitel ein Remake erhalten. Dieses umfasst neben dem GameCube-Original auch die Inhalte der erweiterten PlayStation-2-Version sowie von Harvest Moon: Another Wonderful Life, in dem eine weibliche statt männliche Hauptfigur gespielt werden darf. In Story of Seasons: A Wonderful Life dürfen wir nun zu Beginn selbst entscheiden, mit welchem Charakter wir in unser neues Leben im Vergessenen Tal beginnen wollen. Dafür dürfen wir das Aussehen ein wenig beeinflussen und entscheiden, ob wir männlich, weiblich oder divers sind. Letzteres hat vor allem Einfluss darauf, wie wir angesprochen werden, da Romanzen komplett unabhängig von unserem Geschlecht funktionieren.

Gewohntes Farmen

Als Bauernhof- oder Farming-Lebenssimulation bietet Story of Seasons: A Wonderful Life für das Genre typisches Gameplay. Zu Beginn des Spiels ziehen wir ins abgelegene Vergessene Tal, um dort gemeinsam mit Takakura, einem Freund unseres Vaters, einen Bauernhof zu verwalten. Für uns bedeutet das Felder bestellen und Tiere pflegen, um möglichst gute Ernte oder Erzeunigsse wie Milch, Eier und Wolle zu erhalten. Dafür müssen wir die entsprechenden Tiere kaufen, ihnen Futter geben und sie liebevoll umsorgen. Außerdem graben wir unser Feld um, säen Samen aus, gießen diese und warten darauf, bis etwas wächst, um anschließend die Früchte unsere Arbeit zu ernten. Dünger hilft dabei, bessere Ergebnisse zu erzielen. Außerdem ist es wichtig darauf zu achten, was wir anpflanzen, da Erdbeeren, Äpfel, Rüben und die anderen Gemüse- und Obstsorten nur zu bestimmten Jahreszeiten wachsen.

Große Besonderheiten erlaubt sich Story of Seasons: A Wonderful Life beim grundlegenden Gameplay nicht. Allerdings zeigen sich hierbei einige sinnvolle Quality-of-Life-Verbesserungen im Vergleich zum Original. So dürfen wir etwa mehrere Abschnitte unserer Felder gleichzeitig umgraben oder gießen und auch mehrere Samen zugleich aussäen. Das sorgt genauso wie einige angepasste Animationen für einen besseren Spielfluss. Auch Neuerungen bei den Tieren wie etwa, dass Kühe nun auch unabhängig davon, ob sie gerade ein Kalb zur Welt gebracht haben oder nicht, Milch geben können, sorgen für ein angenehmeres Gameplay. Ähnliche Anpassungen gibt es etwa bei den Preisen, wodurch sich Feldarbeit und Tiererzeugnisse mehr lohnen als im Original.

Beschauliches Leben

Abseits unserer Tätigkeiten auf dem Bauernhof erkunden wir das überschaubare Vergessene Tal und lernen die hier ansässigen Menschen kennen. Regelmäßige Gespräche und Geschenke sorgen dafür, dass wir uns mit ihnen anfreunden und Belohnungen wie neue Rezepte erhalten. Kleine Nebenaufgaben helfen zudem, die Bindungen noch mehr zu vertiefen. Außerdem setzt Story of Seasons: A Wonderful Life sehr stark auf das Finden eines Ehepartners. Es ist sogar verpflichtend, zum Ende des ersten Jahres, das aus vier Jahreszeiten zu jeweils zehn Tagen besteht, zu heiraten, da das Spiel sonst endet. Entsprechend sollten wir versuchen, mit den acht potenziellen Ehepartnern anzubandeln und uns für einen der vier männlichen oder vier weiblichen Charaktere zu entscheiden. Die Wahl sollte gut getroffen sein, da wir schließlich unser Leben mit dieser Person verbringen und das ist bei Story of Seasons: A Wonderful Life ein zentrales Spielelement.

Die Bauernhof-Simulation ist in mehrere Kapitel eingeteilt. Diese sind unterschiedlich lang und erzählen von den Abschnitten im Leben unserer Hauptfigur. Suchen wir im ersten Jahr nach unserer Ankunft im Vergessenen Tal noch unseren Platz im Leben, heißt es später eine Familie zu gründen inklusive Kind. Dabei kommt es zu mehreren Zeitsprüngen sowie sichtlicher Alterung von Nicht-Spieler-Charakteren sowie unserer eigenen Figur. Welche Ehe wir geschlossen haben, ist dabei unwichtig, da auch gleichgeschlechtliche Ehen mit Kindern gesegnet werden. Hier wurde für das Remake eine sinnvolle Lösung gefunden, die diesen Aspekt der Geschichte berücksichtigt. Erzählt wird das Leben im Vergessenen Tal vor allem durch Events, also kurze Zwischensequenzen, in denen wir mit den anderen Bewohnern interagieren. Wann oder wie diese ausgelöst werden, wissen wir im Vorfeld allerdings nicht. Aspekte wie Freundschaftslevel, Tages- und Jahreszeit oder Wetter spielen hierbei eine Rolle. So kann es etwa erforderlich sind, dass wir zu einer bestimmten Uhrzeit bei Sonnenschein im Sommer ein Haus betreten, um ein Event auszulösen, doch keine Sorge: Ihr verpasst nicht wirklich viel, da die Events zum einen eher klein gehalten sind und zum anderen, nur das, was ihr erlebt, zum Leben eurer Figur gehört. Ganz die Lebenssimulation eben.

Ländliche Alltäglichkeit

Obwohl wir noch ein paar Nebenbeschäftigungen wie Unterstützung der archäologischen Ausgarbungen oder Feiertage haben, bleibt Story of Seaons: A Wonderful Life beim Gameplay stark auf die typischen Farming-Elemente reduziert. Das kann relativ schnell zu einem repetitiven Spielgefühl führen. Noch im ersten Jahr haben wir teilweise den Eindruck, nicht mehr zu wissen, was wir noch machen sollen. Zwar wird das später immer mal wieder etwas aufgewogen, wenn wir etwa einen Zeitsprung hinter uns haben, wirklich viel Gameplay-Abwechslung sollte aber nicht erwartet werden. Entsprechend eignet sich Story of Seasons: A Wonderful Life vor allem für Fans von entspannten und ruhigen Bauernhof-Lebenssimulationen, die keine Kämpfe, Dungeons oder dergleichen erwarten. Wer sich darauf einstellt, erhält jedoch einen spaßigen Genre-Vertreter, der das Spielgefühl des Originals einfängt und sinnvoll modernisiert. Ihr solltet aber immer daran denken, dass es sich bei Story of Seasons: A Wonderful Life um das Remake eines fast zwanzig Jahre alten Spiels handelt.

Grafisch ist das nicht zu sehen. Marvelous Interactive hat Story of Seasons: A Wonderful Life komplett neu gestaltet. Die verniedlichten Anime-Charaktere sind einem etwas realistischeren Anime-Stil gewichen, ohne dass die Niedlichkeit des Originals verloren geht. Das weiß zu gefallen und gerade die farbenfrohe Gestaltung und schönen Charaktermodelle lassen über kleinere Schwächen wie matschige Texturen hinwegsehen, zumal Story of Seasons: A Wonderful Life keinerlei technische Probleme zeigt und absolut flüssig läuft. Auf Musik wird weitgehend verzichtet. Stattdessen setzt die Bauernhof-Lebenssimulation auf stimmungsvolle Umgebungsgeräusche, die die ruhige Atmosphäre unterstreichen und abrunden.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Story of Seasons: A Wonderful Life ist ein wirklich gelungenes Remake. Die Bauernhof-Lebenssimulation fängt das Spielgefühl des Originals ein, erweitert dieses aber sinnvoll mit einigen Quality-of-Life-Verbesserungen. Zudem vereint Story of Seasons: A Wonderful Life erstmals alle Inhalte der verschiedenen Versionen von Harvest Moon: A Wonderful Life und Harvest Moon: Another Wonderful Life. Entsprechend hoch ist der Spielspaß. Die klar strukturierte Geschichte samt Zeitsprüngen und des Ablaufs eines ganzen Lebens unserer Spielfigur sorgen zudem für eine einzigartige Erfahrung im Genre. Allerdings fällt das Grundgameplay relativ schnell repetitiv aus und ich habe bereits im ersten Kapitel manchmal das Gefühl, nicht wirklich etwas zu tun zu haben. Das wirkt sich jedoch nur bedingt auf den Spielspaß aus. Zumindest, wenn ihr das Genre mögt und keine Abwechslung wie Stardew Valley oder anderen modernen Bauernhof-Lebenssimulationen erwartet.