Story of Seasons: Friends of Mineral Town – TEST

Nach dem ersten Story-of-Seasons-Ableger und der letzten Veröffentlichung von Story of Seasons: Trio of Towns ist Marvelous zurück mit einem neuen und gleichzeitig auch alten Teil der Serie. Dieses Spiel der Story-of-Seasons-Reihe ist ein Remake des alten Spiels Harvest Moon: Friends of Mineral Town, das 2003 für den Game Boy Advance erschienen ist.


Seit der Trennung mit Natsume veröffentlicht Marvelous seine Bokujō-Monogatari-Spiele unter dem Namen Story of Seasons, daher auch der halbe Namenswechsel bei diesem Remake der Farmsimulation. Die Fans erhalten mit Story of Seasons: Friends of Mineral Town das langersehnte Debüt der Reihe auf der Nintendo Switch. In dieser Reihe finden wir uns im Ort Mineralstadt wieder und bekommen hier die Farm unseres Großvaters vererbt. Nach einer herzlichen Willkommensrede des ortsansässigen Bürgermeisters, sowie einer schön integrierten Rückblende eines Farmurlaubs zu Kindertagen, kann das neue und entspannte Leben als Farmer beginnen.

Direkt zu Beginn des Spiels können wir eine gelungene Neuerung begutachten: die erweiterte Charakterauswahl. Wir haben hier die Möglichkeit aus je zwei männlichen und zwei weiblichen Charakteren auszuwählen – mit je drei verschiedenen Hautfarben. Egal ob neuer Spieler dieser Reihe oder ein begeisterter Fan, mit der Option „Einfaches Spiel“ kann das neue Leben in diesem idyllischen Ort noch entspannter werden. Auch die Tutorials können endlich komplett übersprungen werden. Sollten wir dennoch ungewollt ins Tutorial-Menü kommen, können wir auch hier freundlich auf Erklärungen verzichten oder diese später erneut nachlesen.

Willkommen in Mineralstadt

Der Aufbau von Mineralstadt hat sich seit dem Remake kaum bis gar nicht verändert. Es sind die gleichen Häuser an derselben Stelle wie vorher – lediglich ein kleiner Park mit einem Teich zwischen dem Gasthaus und der Ranch ist neu integriert. Im Vergleich zu vorherigen Episoden der Reihe beinhaltet Friends of Mineral Town eine eher kleine Welt, aber nichtsdestotrotz kommt das Remake möglichst nah an das Original heran. Auf der eigenen Farm erkennen wir als Spieler des 2003 erschienen Titels einiges wieder: Die Farmgebäude wie beispielsweise der Stall, das Silo oder die Wassermühle, die bereits aufgebaut sind, stehen an nahezu derselben Stelle. Diese können erweitert werden, damit mehr Platz für weitere Tiere besteht. Neu ist hier eine Glocke für die Tiere, die an der Scheune angebracht ist. Diese bringt alle Tiere mit einem Glockenschlag entweder aus der Scheune raus oder wieder hinein. In der Mitte befindet sich ein großes, verwildertes Feld, das viel Arbeit und Liebe benötigen wird – aber wir stellen uns dieser Herausforderung gerne.

Im eigenen Haus befinden sich bestimmte Dinge, mit denen wir interagieren können. Darunter ein Fernseher mit unterschiedlichen Programmen, ein Kalender mit dem aktuellen Monat, eine Werkzeugtruhe zum Lagern unserer Werkzeuge, ein Schrank zum Ablegen von diversen Sammelgegenständen und das Tagebuch, das wie immer zum Speichern benutzt wird, liegt neben dem Bett. Dieses kann alternativ auch im Menü benutzt werden. Zusätzlich können im Bücherregal verschiedene Informationen nachgeschlagen werden. Darunter befindet sich auch eine Trophäenliste mit interessanten Aufgaben, mit denen wir uns Ziele setzen und erledigen können. Mit dem Spiegel direkt daneben können wir unserem Spielcharakter bereits von Anfang an unterschiedliche Klamotten anziehen. Als Verbesserung zum Original ist hervorzuheben, dass sich außen neben unserer Hütte ebenfalls eine Werkzeugtruhe zum schnellen Auswechseln von Werkzeugen befindet. Die Liefertruhen sind, wie im Original, in dreifacher Ausführung vorhanden: Eine neben dem Feld, eine in der Scheune und eine im Hühnerstall. Im direkten Vergleich zum vorherigen Spiel, Trio of Towns, sind drei Lieferkisten allerdings eine gute Neuerung. Auch der Schrittzähler ist wieder dabei – ein Geschenk des Bürgermeisters. Was wir damit wohl machen können?

Aller Anfang ist schwer…

…und so ist es auch dieses Mal wieder. Mit dem Geld, das uns zu Beginn zur Verfügung steht, kommen wir erst einmal nicht weit. Was jedoch ein Muss für weitere Einnahmen ist, ist das Kaufen von Saatgut. Dabei lernen wir auch bereits erste Dorfbewohner kennen. Die Dorfbewohner haben alle ihren eigenen, individuellen Tagesablauf, der sich nach Wochentag und Wetter unterscheiden kann. Auch die Läden haben unterschiedliche Öffnungszeiten! Wir achten genau auf die geschlossenen Wochentage, denn nicht jeder Laden hat seinen Ruhetag am Sonntag. Was uns bei der Zeit- und Tagesplanung hilft, ist die Zeit, die in jedem Gebäude glücklicherweise stehenbleibt. Auch die örtliche Mine, die wir im Gebirge finden können, gilt als Gebäude – sprich, solange wir uns innerhalb der Mine befinden, schreitet der Tag nicht weiter merklich voran.

Dadurch bleibt genug Zeit, um unser erstes Feld anzubauen. Mit der Hacke pflügen wir das Feld und säen unsere erste Saat aus. Bloß das tägliche Gießen nicht vergessen! Die Energienutzung und die Ausdaueranzeige werden seit dem Remake oben links in der Ecke visuell angezeigt. Passend zum Verbrauchen der Energie gibt es die altbekannten, kleinen Animationen: Je mehr Energie verbraucht wird, desto länger wird auch die Dauer der Animation, was den Spielfluss auch unterbrechen kann. Ist die Energie aufgebraucht, bleiben uns verschiedene Optionen. Wenn wir mit allem fertig sind, können wir direkt schlafen gehen und der nächste Tag beginnt. Wenn einige Arbeiten allerdings noch ausstehen, können wir uns im Gasthaus etwas zu Essen besorgen, uns in der heißen Quelle vor der Mine entspannen oder unser eigenes Essen verzehren. Letzteres wird zu Beginn des Spiels allerdings schwierig werden. Ab und zu tauchen bei der Arbeit auch mal Powerbeeren auf, die unsere Energie etwas erweitern oder regenerieren. Am meisten aber freuen wir uns über Regentage, denn das bedeutet, dass wir mal nicht gießen müssen. Hurra!

Je schneller die Arbeit getan ist, desto mehr Freizeit haben wir. Diese können wir zum Beispiel in der Natur genießen, indem wir Ressourcen sammeln oder an verschiedenen Stellen angeln. Auch die Dorfbewohner freuen sich über unseren Besuch und ein kurzes Gespräch. Neben vielen altbekannten Stellen gibt es im Switch-Remake auch einige neue Orte zu entdecken. Neue Orte bedeuten mehr Ressourcen, die gesammelt werden können – hilfreich ist hier auch die Neuerung, dass im Inventar bis zu neun Sammelgegenstände und Saatgut-Säcke gestapelt werden können. Auch die Waffen können aufgewertet und mit neuen Fähigkeiten beim örtlichen Schmied aufgebessert werden. Ein kleiner Kritikpunkt wäre hier, dass diese nützlichen Fähigkeiten in der Mine nicht genutzt werden können. Dafür kommen ab und zu Löcher zum Vorschein, durch die wir schneller in der Mine vorankommen können.

Das Leben auf der Farm

Wenn dann endlich unsere ersten Nutzpflanzen geerntet werden können, haben wir am nächsten Tag genug Geld, um uns neues Saatgut zu kaufen. Neu im Remake sind die Sterne der Feldfrüchte, die die Qualität der Ernte anzeigen. Je besser der Rang der Sterne, desto mehr Geld gibt es für die jeweilige Feldfrucht, wodurch wir uns mehr Saat kaufen und unser Feld erweitern können.

Die Ernte ist allerdings nicht nur zum Verkaufen gut. Viele Dorfbewohner freuen sich über Geschenke, damit wir ein gutes Verhältnis zu unseren neuen Nachbarn aufbauen können. Da sich die Anzahl der Charaktere im Vergleich zu Trio of Towns in Grenzen hält, gestaltet sich dieses Vorhaben nicht allzu schwierig. Jedoch ist zu beachten, dass natürlich jeder Bewohner seine eigenen Vorlieben hat. Im Menü kann der Freundschaftsgrad in der Bewohnerliste jederzeit nachgeguckt werden. Dabei sollte auffallen, dass manche Charaktere nicht nur eine Notenleiste für das Freundschaftslevel haben, sondern direkt darunter auch eine zusätzliche Herzleiste zu sehen ist. Wer sich mit den Harvest-Moon-Spielen auskennt, weiß, dass es möglich ist, einen Dorfbewohner zu heiraten, wenn wir uns mit ihm besonders anfreunden. Hierbei können erstmals beide Geschlechter gewählt werden, unabhängig von dem eigenen. Durch sogenannte Herzevents, Szenen mit den als Partner wählbaren Charakteren, in denen wir auch oft eine zu beantwortende Frage gestellt kriegen, kann die Herzleiste gefüllt werden. Jeder Charakter hat für jede Herzfarbe unterschiedliche Bedingungen, die es zu erfüllen gilt, bevor ein solches Event gespielt werden kann. Viele dieser Szenen können allerdings schon früh ausgelöst werden, was einen schnellen Einblick in die Persönlichkeiten und das Alltagsleben der Charaktere gewährt. Es ist weiterhin möglich, diesen Charakter später zu heiraten und auch eigene Kinder könnten auf der Farm in Zukunft spielen und helfen.

Gestalte dein neues Leben!

Es gibt viele verschiedene Nutzpflanzen für jede Jahreszeit und einige Tiere – darunter auch einige neue, mögliche Freunde für unsere Farm. Es gibt viel zu entdecken und mit jeder neuen Jahreszeit und jedem neuen Spieljahr werden neue Möglichkeiten eröffnet. Des Weiteren gibt es natürlich auch Geschenke der Bewohner, wenn wir uns mit ihnen gut verstehen, die sie uns überreichen möchten. Je länger wir spielen, desto mehr können wir freischalten und nutzen. Das Ziel des Spiels ist es, in mehreren möglichen Spieljahren viel Geld zu verdienen, um die Farm und die Gebäude zu vergrößern, und ein gutes Verhältnis zu den Dornbewohnern von Mineralstadt aufzubauen. Vielleicht finden wir ja auch eine geheime, neue Liebe? Lasst uns unser Leben auf der Farm selbst gestalten!

Sobald wir das Spiel starten, sehen wir bereits, dass die Zielgruppe des Spiels durchaus das jüngere Publikum ansprechen soll. Alles ist sehr farbenfroh und einfach gehalten und versprüht gerade deshalb einen gewissen Charme. Im Vergleich zu den beiden vorherigen Story-of-Seasons-Spielen, die ihren Fokus auf viele Details innerhalb der Umgebung und den Charakterdesigns legen, sticht Friends of Mineral Town mit sehr einfachen, aber süßen Grafiken heraus. Durch diese Einfachheit lenkt das Spiel nicht zu sehr vom eigentlichen Geschehen ab und legt den Fokus auf das Spielerlebnis, die Natur und die Beziehung zu den Bewohnern – zeitgleich ist jedoch zu keinem Moment unklar, was grafisch dargestellt wird.

Neue, aber auch aus dem Original bereits bekannte Musik ist hier in einem wunderschönen und neuen Klang zu hören. Die Musikstücke sind sehr atmosphärisch eingesetzt und unterstützen zu jedem Zeitpunkt das Spielgeschehen. Auch die Soundeffekte sind passend eingebaut und verbessern zusätzlich das Verständnis und den Spielfluss. Diese passen sich dabei an den eher niedlichen und einfachen Stil des Spieles an. Die Steuerung von Friends of Mineral Town ist sehr intuitiv und gut gemacht. Wir haben zwei Taschen zur Verfügung: die Werkzeugtasche, die links unten am Bildschirmrand angezeigt wird und mit den linken Richtungstasten bewegt werden kann, sowie das Inventar für Sammelgegenstände, das rechts unten angezeigt wird und mit dem rechten Stick benutzt wird. Durch die Anzeige des Energielevels und der Ausdauer können wir unseren Tag nun noch besser planen, was den Spielfluss nochmals verbessert. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Anzeige bei der Farmarbeit, beispielsweise beim Bewässern oder beim Pflügen: Das Feld, das anvisiert wird, kann gerne mal auf das nebenstehende Feld gehen, wodurch unnötig Energie verloren geht. Wer also eine ruhige Hand hat, ist hier vielleicht im Vorteil. Springen können wir in diesem Spiel der Reihe allerdings nicht, ist aber auch nicht notwendig.

Geschrieben von Annika Roeder

Fazit:

Nach Story of Seasons: Trio of Towns geht es im Friends-of-Mineral-Town-Remake weniger um den Ausbau vorheriger und innovativer Ideen, sondern mehr um den Nostalgiefaktor, auf den hier anscheinend großen Wert gelegt wurde. Neben der besseren Grafik und der benutzerfreundlichen Steuerung wurden gezielt Dinge verbessert, die das Spielen noch einfacher und intuitiver machen. Lediglich kleinere Dinge unterbrechen hier und da den schönen Spielfluss. Es gibt immer etwas zu tun, wodurch es nie langweilig wird. Die Option, dass Einführungen und Erklärungen schnell und mühelos übersprungen werden können, ist für jeden Veteranen der Story-of-Seasons- und Harvest-Moon-Reihe eine willkommene Neuerung. Alles in allem ein schönes erstes Spiel der Reihe auf der Nintendo Switch. Fans der Bokujō-Monotagari-Spiele sollten diesem Teil ebenfalls eine Chance geben und ein entspanntes, aber auch aufregendes Leben in einer neuen Umgebung anfangen.