Story of Seasons: Trio of Towns – TEST

Story of Seasons: Trio of Towns ist bereits das zweite Spiel dieser Reihe, das aus der Hand von Marvelous, den Erschaffern der ersten Harvest-Moon-Spielen, stammt und veröffentlicht wird.


Vielen Spielern ist der Name Harvest Moon ein langjähriger Begriff, doch nur wenige wissen, dass Story of Seasons der eigentliche Nachfolger der bekannten Reihe ist. Nachdem sich die verantwortlichen Firmen Marvelous und Natsume getrennt haben, mussten die Entwickler von Marvelous aufgrund der Namensrechte von Natsume ihre Spielereihe umbenennen und entschieden sich für Story of Seasons. Während Natsume seit Harvest Moon: Das Verlorene Tal modernere Seiten des Farmlebens zeigt, bleibt Marvelous den Wurzeln der Bokujō-Monogatari-Spielereihe mit Story of Seasons: Trio of Towns treu.

Der Start in ein neues Leben

In diesem Spiel geht es um den langjährigen Kindheitstraum des Hauptcharakters: auf einer eigenen Farm leben und diese organisieren. Leider musste der Hauptcharakter in der Vergangenheit viel umziehen, bedingt durch die Arbeit des Vaters. Als das Spiel beginnt steht ein erneuter Umzug an und der Hauptcharakter sieht dies als Gelegenheit endlich dem großen Traum einen Schritt näher zu kommen. Obwohl der Vater dagegen ist, zieht er nach wenigen Wochen zu Onkel Frank, der eine eigene Farm in Westown besitzt. Dort werden erste wichtige Inhalte für das Farmleben erlernt – und auch die eigene Farm ist nicht mehr weit. Das Ziel des Spiels ist es, dem Vater zu zeigen, dass ihr die geborenen Farmer seid! Dabei müssen verschiedene Aufgaben erfüllt werden, die einem der Vater zukommen lässt. Zusätzlich gibt es viele Dinge in den umliegenden drei Dörfern zu tun, was diese Aufgabe nicht unbedingt erleichtert.

Das Konzept der drei Dörfer erinnert zunächst an Harvest Moon: Geschichten zweier Städte. Schnell zeigt sich aber, dass das System, mit dem die drei Dörfer in Verbindung stehen, anders ist. Viele Spielinhalte sind von vorherigen Spielen der Reihe übernommen wurden – ganz nach dem Motto: Was nicht kaputt ist, muss auch nicht repariert werden. Ebenfalls kann man zu Beginn des Spiels zwischen dem Anfänger- und dem Originalmodus auswählen. Dadurch haben es neue Spieler einfacher und können die Welt von Story of Seasons besser kennen lernen, während erfahrene Spieler mit dem Originalmodus trotzdem auf ihre Kosten kommen. Auch in Trio of Towns lernt man die verschiedenen Elemente durch diverse Tutorials kennen, doch hier kommt eine erste, gute Neuerung ins Spiel: die Möglichkeit, Erklärungen zu überspringen. Leider kann nicht alles übersprungen werden, dennoch ist ein Großteil davon optional, was ein guter Schritt in die richtige Richtung ist. Ein weiterer, neuer Punkt stellt die Anfangssequenz dar, in der zum ersten Mal die Familie des Hauptcharakters in Dialog- und Eventform gezeigt und nicht nur in Briefen oder Erzählungen lediglich namentlich benannt wird.

Nachdem nun alle Grundlagen erlernt wurden, geht es an die Arbeit: Mit der zu Beginn niedrigen Ausdauer lässt sich nicht allzu viel am Stück erledigen, obwohl es weitaus genug zu tun gibt. Die Felder müssen gepflügt, bepflanzt und gegossen werden, es gibt neue Arten von Dünger, die den Anbau auf verschiedenste Arten und Weisen verbessert, mit genügend Geld können erste Tiere wie Kühe oder Hühner auf der Farm einziehen, welche natürlich auch gepflegt werden müssen. Die notwendige Saat bekommen wir von den Händlern in den umliegenden Dörfern, wie alle anderen wichtigen Utensilien für den Farmalltag. Zusätzlich sollte auch der Kontakt zu den Dorfbewohnern gehalten werden, indem man täglich mit ihnen spricht. Im späteren Spielverlauf kommen einige weitere Aufgaben hinzu, die bewältigt werden müssen. Bestimmte Objekte, wie beispielsweise in der Umgebung liegende Blumen oder Kräuter, können gesammelt werden und auch die Farm muss instand gehalten werden, indem einige wild gewachsene Bäume gefällt und herumliegende Steine entfernt werden sollten. Nicht zuletzt darf der Ertrag, der verkauft werden muss, vergessen werden.

Einklang dreier Dörfer

Wie der Titel des Spiels bereits verrät, wird das besondere Merkmal von Trio of Towns auf die drei Dörfer gelegt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zunächst lernt ihr Westown kennen, das Dorf, indem auch Onkel Frank wohnt. Westown erinnert stark an Texas – alles ist sehr auf das Country Leben ausgerichtet und es gibt viele Tiere, ganz besonders Kühe. Lulukoko, das zweite Dorf, erinnert an ein Sommerparadies – weißer Sandstrand, Meer, Fische und Korallen. Zusätzlich werden typische, hawaiianische Begriffe von den Einwohnern verwendet, was zusammen mit der malerischen Musik nicht tropischer hätte sein können. Zuletzt wird dem Spieler Tsuyukusa vorgestellt – ein traditionelles, japanisches Dorf. Hier stehen vor allem die Handwerkskunst und der Reisanbau im Vordergrund und auch die fernöstlichen Gebäudestrukturen sind nicht zu übersehen. Alle drei Dörfer haben diverse Events. Einige davon sind spezifische Feste des jeweiligen Dorfes und dessen eigene Kultur, andere wiederum sind für alle drei Dörfer zugänglich. Während der Spieler sich in Harvest Moon: Geschichten zweier Städte entscheiden musste, in welcher der beiden Städte er leben möchte, wohnt man in Story of Seasons: Trio of Towns in einem neutralen Farmgebiet in der Nähe einer Kreuzung, die zu allen drei Dörfern führt.

Wie stehen diese drei Dörfer nun zueinander? Dafür wurde ein neues System eingeführt: die sogenannte Stadtverbundenheit. Diese Verbundenheit ist aufgeteilt in verschiedene Ränge und geht von E bis hin zu S. Je höher die Stadtverbundenheit zum jeweiligen Dorf ist, desto bessere Waren können gekauft werden und desto mehr Möglichkeiten für Verbesserungen entstehen. Durch das Versenden von Produkten an das Dorf, das Besuchen der Feste, das erfolgreiche Beenden von Teilzeitjobs und das Befreunden der Dorfbewohner kann der Rang erhöht werden. Die Teilzeitjobs können je nach Dorf ebenfalls variieren und füllen die Farmkasse etwas auf. Das kann vor allem zu Beginn eine große Hilfe sein. Auch sollte darauf geachtet werden, an welches Dorf die eigens angebauten Produkte verkauft werden, da pro Tag nur ein Dorf ausgewählt werden kann. Um 17 Uhr Spielzeit kommt der jeweilige Dorfälteste vorbei und entfernt die Waren aus der Versandbox. Nachdem man im vorherigen Story of Seasons seine Waren an einen Händler verkaufen konnte ist nun die altbekannte Versandkiste wieder da.

Jedes Dorf ist in zwei Abschnitte unterteilt: einen nördlichen und einen südlichen Teil. Im späteren Verlauf des Spieles wird im nördlichen Teil der Dörfer jeweils ein Weg freigeschaltet, der zum danebenliegenden Dorf führt. So kann der Weg zurück zur Kreuzung eingespart werden. Doch die Dörfer sind nicht nur kulturell unterschiedlich, überall sind verschiedene Tiere zu finden, die sich dem jeweiligen Klima anpassen. Während man in Lulukoko Affen und in Tsuyukusa Füchse finden kann, trifft man in Westown auf Adler. Sogar das Wetter kann je nach Gebiet variieren. So kann es auf der Farm regnen, während in Lulukoko die Sonne strahlt. Die einzigen Wetterereignisse, die überall zeitgleich sind, sind die saisonbedingten Sommer- und Winterstürme.

Lebhafter Alltag

Was das Spiel lebhafter als einige andere Ableger seiner Reihe macht, sind die vielen verschiedenen Dorfbewohner. Neben den Charakteren, die befreundet werden können, haben alle anderen Menschen, die in der Umgebung umherlaufen, einen bestimmten Namen und ein bestimmtes Aussehen, das sich nicht verändert. Die Dialoge innerhalb des Spiels sind ausnahmslos durchdacht geschrieben, wodurch ein roter Faden erkennbar ist. Insgesamt wird mehr von den Hintergrundgeschichten der einzelnen Charaktere und den Dörfern erzählt, was dem Spiel eine gewisse Tiefe gibt, welche in vorherigen Teilen durchaus fehlt.

Ein wichtiger Teil des Spiels, der gerne mal vergessen wird, ist das Befreunden der Charaktere. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass erneut ein Dorfbewohner geheiratet werden kann. Pro Geschlecht gibt es fünf mögliche Kandidaten sowie einen DLC-Charakter, die zum späteren Ehepartner werden können. Die Zuneigung wird durch Blumen neben den Namen kenntlich gemacht. Jeder Charakter startet mit einer weißen Blume. Die Blumenfarbe verändert sich, je öfter ihr mit dem Charakter sprecht oder ihn beschenkt. Zusätzlich haben die Hochzeitskandidaten je nach Dorf, in dem sie leben, unterschiedliche Blumen. Eine Rose ist das Symbol für Westown, Tsuyukusa hat die Kamelie und Lulukoko die Sonnenblume. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit mit den möglichen Partnern zu Essen. Sprecht ihr den Charakter an, während er am Essenstisch sitzt und speist, könnt ihr euch dazu setzen und gemeinsam essen. Dabei wird auch die Ausdauer regeneriert, welches ein guter Ausgleich für den Besuch beim Restaurant sein kann – besonders am Anfang des Spiels, wenn das Geld dafür noch nicht ausreichend ist.

Natürlich darf auch das Farmleben nicht fehlen. Neben den vielen verschiedenen Gebäuden und Dekorationen, die erbaut werden können, gibt es mehrere abgesperrte Bereiche, die nach und nach freigeschaltet werden können. Wie immer gilt: Je länger die Spielzeit, desto mehr Aufgaben gibt es. Eine Routine, die immer mal wieder verändert und angepasst werden muss, sobald etwas Neues hinzukommt. Wer die alten Spiele kennt, wird beim Bauen neuer Gebäude eine altbekannte Musik wiedererkennen: Hier wurde auf den Soundtrack von Harvest Moon: A New Beginning zurückgegriffen. Einerseits ist dies ein Nostalgiefaktor, andererseits hätte man durch neue Musik frischen Wind in das System bringen können. Neben neuen Gegenständen auf der Farm können auch die Werkzeuge verbessert werden. Hierzu wurde ebenfalls ein neues System erstellt, da man nun einzelne Attribute der Werkzeuge aufwerten kann. Doch auch hier ist uns ein negativer Punkt aufgefallen: Wie aus früheren Spielen bekannt werden auch hier wieder Erze und Edelsteine mit einem Hammer aus Minenpunkten gefördert. Was nun aus der Mine fällt, ist jedoch zufällig. Die Erze, die wichtig sind zum Aufwerten der Werkzeuge, könnten gar nicht erst erscheinen. Da der Hammer zu Beginn jedoch nicht sehr effektiv ist, sollte dieser als erstes aufgewertet werden. Doch je besser der Hammer ist, desto mehr Edelsteine kommen aus den Minenpunkten. Ein Teufelskreis, der viele Nerven kosten kann. Das Minensystem ist definitiv ausbaufähig, dennoch sollte es auf keinen Fall fehlen.

Auch die Steuerungselemente wurden größtenteils nicht verändert. Lediglich kleine Feinheiten wurden verbessert. Leider haben wir einige kleinere Ecken und Kanten in der begehbaren Welt gefunden. An manchen Stellen bleibt der Charakter leichter hängen, wenn man beispielsweise Wege abkürzen möchte, und auch der Interaktionsraum beim Einsammeln von Insekten oder beim Hochheben von Tieren verhält sich teilweise merkwürdig. Dieses Problem lässt sich jedoch leicht verhindern: Wenn ihr den Dreh einmal raus habt und die Stellen kennt, an denen der Spielcharakter gerne durch Gegenstände der Welt am Weitergehen verhindert wird, lassen sich diese vermeiden. Wie aus vorherigen Spielen bekannt, kann der eigene Spielcharakter zu Beginn angepasst werden. Zu der bekannten Auswahl von Haut-, Haar- und Augenfarbe gibt es nun ein weiteres Feature: Der Typ! Je nach Typ, der gewählt wird, erhält man im Spielgeschehen verschiedene Boni, die genutzt werden können. So startet der Charmeur mit einem halben Herz Zuneigung zu allen Dorfbewohnern, während der Großunternehmer mit 50.000 G auf die Farm zieht. Obwohl Frisuren, Kleidung und auch die Haarfarbe innerhalb des Spiels verändert werden können, sollte der Typ gut überlegt sein, denn dieser ist nur hier auswählbar!

Geschrieben von Annika Roeder

Fazit:

 

Story of Seasons: Trio of Towns ist ein weiterer Teil der beliebten Farming-Spielereihe, der erneut beweist, dass mit gezielten Neuerungen das Spiel nicht eintönig wird. Auch wird deutlich, dass es sich lohnt, sich neben dem möglichen Ehepartner auch mit den anderen Dorfbewohnern anzufreunden. Die Fülle an Hintergrundinformationen ist größer als in anderen Spielen dieser Reihe und beweist, dass es nicht nur um das Aufbauen seiner eigenen Farm geht. Es wurden bewusst Sachen verbessert, die im vorherigen Teil kritisiert wurden und weitere, einzigartige Elemente hinzugefügt. Besonders die Vielfalt der Umgebung sowie der Charaktere haben mich beeindruckt. Obwohl es an Harvest Moon: Geschichten zweier Städte erinnert, spielt sich Trio of Towns doch ganz anders und überzeugt mit neuer, sowie bereits bekannter Musik aus der Harvest-Moon-Spielereihe. Lediglich kleinere Steuerungsschwierigkeiten lenken den Spielfluss etwas vom eigentlichen Geschehen ab, wenn man den Dreh jedoch erst einmal raus hat, sollte auch dies kein Problem mehr darstellen. Wer also den alten Charme der Bokujō-Monogatari-Spiele, aufgewertet mit neueren Spielelementen, erneut erleben will, sollte diesem Spiel definitiv eine Chance geben.