Let’s sing presents Queen – TEST

In den 2000er-Jahren mischte Sony Interactive Entertainment mit der SingStar-Reihe das Musikspielgenre ordentlich auf. Es folgten etliche Nachahmer, wobei die Let’s-sing-Reihe das wohl berühmteste Beispiel sein dürfte. Mit Let’s sing presents Queen würdigte Ravenscourt im Oktober 2020 eine der wohl einprägsamsten Bands aller Zeiten.


Queen zählt bis heute zu einer der erfolgreichsten Musikgruppen aller Zeiten, die vor allem in den 1970er- bis 1990er-Jahren zahlreiche Hits landeten. Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor und John Deacon haben Songs geschaffen, die sich auch Jahrzehnte später immer noch großer Beliebtheit erfreuen. Dreißig dieser Lieder, zu denen beispielsweise Another One bites the Dust oder I Want To Break Free gehören, bilden den Kern von Let’s sing presents Queen. Die Songs laden nach Karaoke-Art zum Mitsingen ein, womit das grundlegende Gameplay recht schnell erklärt ist. Im Classic-Modus bekommen wir den Liedtext vorgesetzt und müssen dann an der richtigen Stelle und in der richtigen Tonhöhe mitsingen.

Ein automatisch und parallel zu unserem Gesang springender Cursor auf dem Bildschirm zeigt zusammen mit den anderen Anzeigen für die Tonhöhe an, ob wir den richtigen Ton treffen oder meilenweit daneben liegen. Je geschickter wir uns in Let’s sing presents Queen beim Singen anstellen, desto mehr Erfahrungspunkte werden unserem Konto gutgeschrieben. Das ist bei jedem einzelnen Song absolut motivierend, setzt aber natürlich voraus, dass wir die Songs kennen. Da eine Affinität für Queen beim Kauf des Musikspiels ohnehin vorhanden sein sollte, dürften erste Berührungspunkte mit der Band wohl bei den wenigsten Spielern der Fall sein. Einen Übungsmodus für Anfänger gibt es nicht. Diese werden einfach ins kalte Wasser geworfen.

Schwache künstliche Intelligenz

Wer nicht gerne alleine singt, freut sich über den Feat-Modus, in dem die Kompatibilität zwischen zwei Spielern gemessen wird. Ist gerade kein Freund an unserer Seite, können wir uns stattdessen ein Duett mit der künstlichen Intelligenz „singen“. Diese ist aber nichts weiter als zweckmäßig, da sie sich unserer Meinung nach viel zu sehr zurückhält und eigentlich auch nicht den Sinn des Modus erfüllt. Deutlich interessanter ist da schon der Let’s-Party-Modus von Let’s sing presents Queen, denn dieser ist für bis zu acht Spieler, aufgeteilt auf zwei Teams, ausgelegt. Wem es gelingt, ein paar Freunde vor dem heimischen Fernseher zu versammeln, kann sich hier auf leicht abwechslungsreiche Aufgaben freuen.

Unter anderem müssen wir hier versuchen, mehr Goldmünzen als unser Gegner durch das Treffen richtiger Töne zu sammeln. Es kann aber auch gut sein, dass der Text mehr und mehr verschwimmt und wir die Songs daher am besten auswendig kennen sollten. Nicht weniger anspruchsvoll ist das Spiel mit Lebenspunkten. Wer sich hier schlecht anstellt, fliegt schnell raus. Wenn wir für diese spaßige Angelegenheit keine Freunde gewinnen können, dürfen wir uns auch hier mit der künstlichen Intelligenz messen. Allerdings versucht diese gar nicht, gegen uns zu gewinnen. Beim Song Who wants to live forever hat der Computergegner in unserem Test bereits nach dreißig Sekunden alle Leben verspielt. So schwierig ist der Song dabei doch gar nicht!

Gute, aber nicht immer zu Ende gedachte Inhalte

Immerhin haben wir in Let’s sing presents Queen die Möglichkeit, es mit Online-Gegnern aufzunehmen. Diese Matches werden aber nicht live ausgetragen. Stattdessen werden lediglich die Daten, wie gut unser Rivale die Töne getroffen hat, auf unsere Switch übertragen – anschließend landen wir auf einer Rangliste, die aber leider nur unseren ungefähren (!) Platz angibt. Wie genau unser Platz auf der Online-Rangliste berechnet wird, verrät uns das Spiel nicht. Immerhin ist für diesen Wettkampf keine Nintendo-Online-Mitgliedschaft erforderlich, was positiv aus der Masse an kostenpflichtigen Titeln heraussticht.

Zu guter Letzt gibt es noch den Mixtape-Modus, in dem wir unsere eigenen Mixtapes zusammenstellen können. Leider haben wir nicht die Option, die genauen Stellen der Songs auszuwählen, die auf dem Mixtape landen. Dabei wäre es doch so lustig gewesen, die „Galileos“ aus Bohemian Rhapsody mit den „Bicycles“ aus Bicycle Race zu kombinieren! Je mehr Erfahrung wir durch das Abschließen von Songs wie Headlong, Now I’m here, Princes of the Universe, Radio Ga Ga, Somebody to love, The invisible Man oder You’re my best Friend sammeln, desto mehr Inhalte schalten wir im Übrigen frei. Diese Boni sind aber eigentlich gar nicht der Rede wert, denn neue Avatare und Embleme fürs Profil bieten uns nun wirklich nicht genügend Anreiz, um im Level aufzusteigen. Immerhin sehen wir im Profil so, wie schnell die Zeit beim Singen vergeht.

Legendäre Songs für die nächste Party

Mehr Sinn macht da schon die Jukebox, in der alle von uns gemeisterten Songs landen. Wollen wir noch einmal We are the Champions oder We will rock you hören, dann können wir das nach einmaligen Abschluss des jeweiligen Liedes tun – inklusive der originalen Musikvideos, die die Atmosphäre von Let’s sing presents Queen bereichern. Leider sind die Videos altersbedingt nicht immer in der besten Qualität vorhanden. Nostalgiker dürfte das kaum stören, zumal die Kult-Songs klar im Mittelpunkt stehen. In puncto Soundqualität verrichtet das Spiel einen guten Dienst, sodass Titel wie A Kind of Magic, It’s a hard Life, Killer Queen oder Under Pressure, an dem auch Musiklegende David Bowie beteiligt war, ordentlich aus den Lautsprechern des Fernsehers dröhnen.

Eine Vor- und Rückspulfunktion fehlt in der Jukebox aber genauso wie personalisierbare Playlists, doch immerhin wechseln die Songs nach Abschluss durch. So können wir das Spiel als hintergründiges Radio verwenden, wenn wir mal wieder nicht genug von Queen bekommen können, aber nach stundenlangem Karaoke keine Stimme mehr haben. Die Genauigkeit unserer Stimmeingabe hängt dabei jedoch maßgeblich von unserem Eingabegerät ab. Für unseren Test haben wir unsere alten PlayStation-2-SingStar-Mikrofone ausgegraben, die einen Großteil unserer Tonhöhe richtig erkennen. Alternativ können wir auch auf die Smartphone-Applikation des Hersteller zurückgreifen und so unser Mobiltelefon als Mikrofon verwenden, doch ganz egal mit welchem Hilfsmittel wir singen – am Ende macht Let’s sing presents Queen jedem Fan einen Heidenspaß, der vor allem in geselliger Runde und heimischen Karaoke-Partys das volle Potenzial entfaltet.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Viele Jahre lang habe ich mich vor dem Genre versteckt, denn nachdem der SingStar-Boom abgeklungen war, hatte ich auch kein großes Interesse mehr an Karaoke. Let’s sing presents Queen hat dies aber schlagartig geändert, was vor allem an der Musikauswahl liegen dürfte. Im dreißig Songs umspannenden Werk von Ravenscourt jagt ein Hit den nächsten. Kaum habe ich zum wiederholten Male Radio Ga Ga gesungen, lässt mich auf einmal You’re my best Friend nicht mehr los. Fünfzehn Minuten später ist es dann Don’t stop me know, das meine Hand das Mikrofon umklammern lässt. Queen hat unglaublich viele gute Songs hervorgebracht, die die Sammlung zu etwas Besonderem macht. In puncto Gameplay funktioniert der Titel wie es von einem Musikspiel nach Karaoke-Art zu erwarten ist: Töne treffen und Punkte sammeln! Hier kratzt das Spiel lediglich im Detail, denn statt zu singen kann ich den Spiel auch mit Summen austricksen. Zudem ist die künstliche Intelligenz eine Frechheit, die Online-Rangliste nicht wirklich durchschaubar und der Mixtape-Modus und die Jukebox durchaus ausbaufähig. Wer aber mindestens einen Freund hat, mit dem er die Songs rauf und runter trällern kann, kommt um Let’s sing presents Queen nicht herum. Als nächstes darf sich Ravenscourt aber gerne den Beatles und David Bowie widmen, denn die verdienen ebenfalls noch eine Let’s-sing-Versoftung!