Miitopia

Miitopia – TEST

Dass ausgerechnet Miitopia für die Nintendo Switch erscheint, war bei dessen Ankündigung eine Überraschung für viele. Als sehr seichtes Rollenspiel mit den Nintendo-eigenen Miis ist es jedoch bei näherer Betrachtung eine gute Wahl für die Portierung vom 3DS zur Switch.


Um das gleich vorwegzunehmen: Wir hatten im Jahr 2017 einen Test zum 3DS-Titel Miitopia und könnten den hier beinahe eins zu eins übernehmen, denn es ändert sich nicht beeindruckend viel. Hier könnt ihr unseren Test zu Miitopia für den 3DS nachlesen. Darum befassen wir uns hier vor allem mit den Neuerungen der Switch-Fassung und unseren Eindrücken aus dem Jahr 2021 des Spiels.

Miitopia

Ein Pferd macht noch keine Parade

Als größte Neuerung des Spiels ist das Pferd zu nennen. Nach den ersten paar Levels bekommen wir ein Pferd als Begleiter. Das Pferd können wir optisch vielfältig anpassen und ihm einen Namen geben, bevor wir damit Beziehungen aufbauen können. Genau wie zu den anderen Miis können wir auch in den Stall des Pferdes unsere Charaktere setzen und sie so die Beziehung mit dem Pferd verbessern lassen. Das bringt im Kampf ähnliche Vorteile wie die Beziehungen zwischen unseren Helden, so gibt es etwa einen Ansturm auf dem Pferd, den wir erlernen können. Genau wie zwischen den Miis hat das Pferd niedliche, unterhaltsame Szenen, die sich zumindest beim ersten Mal anzuschauen lohnen. Ferner hat das Pferd keinen Nutzen.

Konnten wir auf dem 3DS schon unsere Charaktere in Form von Miis gestalten, geht das optische Anpassungs-System der Switch-Fassung darüber weit hinaus. Kosmetik und erheblich mehr Frisuren und Farben sind nun problemfrei möglich. Leider können wir keine Spielstände oder Charaktere aus der 3DS-Fassung übernehmen. Jedenfalls nicht bewusst, denn wenn wir neue Charaktere gestalten müssen, weil uns neue Figuren in der Geschichte von Miitopia begegnen, können wir auch welche aus dem Internet herunterladen. Diese Charaktere jedoch stammen alle aus der 3DS-Fassung und nutzen daher keine der neuen optischen Features.

Miitopia

Mehr Pixel auf dem großen Bildschirm

Durch die Hardware-Eigenschaften der Switch ist Miitopia nun nicht mehr nur ein Handheld-Titel. Auf den zweiten Bildschirm zu verzichten tut dem Titel übrigens keinen Abbruch, denn sämtliche Elemente von dort sind über Einblendungen auf dem Hauptbildschirm gelöst, die auftauchen, sobald benötigt. Schon im Handheld-Modus sieht Miitopia sehr viel knackiger und frischer aus als auf dem 3DS. In völlig neuer Pracht erstrahlt das Spiel nun auf dem großen Fernseher oder Monitor oder auf der Leinwand, und zeigt damit die größte Stärke des Titels, seine Niedlichkeit, noch schöner.

Miitopia

Leider zeigt das auch die größte Schwäche des Spiels noch mehr, denn so lustig und niedlich und überraschend sich Miitopia anfangs noch gibt, so anstrengend wird es kurz darauf. Miitopia geht unglaublich respektlos mit unserer Zeit um. Wir schauen zu, wie sich Animationen zum tausendsten Mal wiederholen. Wir wählen in Menüs für einzelne Charaktere Essen einzeln aus, um ihre Fähigkeiten speziell zu stärken. Außerdem klicken wir uns im Gasthaus am Level-Ende durch die Dialoge zwischen den Charakteren. Diese scheinen zwar variantenreicher als in der 3DS-Version, sind allerdings immer noch sehr viel Text zu lesen.

Miitopia

Geschmackloses Tastenhalten

Unser größter Freund ist die ZL-Taste, die wie schon beim Original das Spiel beschleunigt und die Dialoge verkürzt, die Laufgeschwindigkeit erhöht und das Spiel alles in allem etwas erträglicher macht. Auf dem Fernseher allerdings, und hier kommt das Problem zum Tragen, blockieren wir damit das Wohnzimmer und langweilen nicht nur uns, sondern alle unsere Mitbewohner direkt mit. Durch den vielen Text ist das Spiel für Leseanfänger noch langwieriger – zugegebenermaßen aber vermutlich auch unterhaltsamer.

Miitopia

Kurz gesagt ist die neue Optik nett, aber die Probleme des Originals sind noch immer die gleichen. Es würde uns wundern, wenn mehr als zehn Prozent der Spieler den Abspann gesehen haben. Mehrfach setzt uns das Spiel gewissermaßen an den Anfang zurück und lässt uns neu beginnen, bevor es sich nach dem vermeintlichen Ende endlich öffnet und uns ein Rollenspiel mit Taktik und Sinn beginnen lässt. Wer bis dahin durchgehalten hat, verdient unser größtes Lob!

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Ich übernehme hier einfach mein Fazit des Originals, denn es hat sich nichts Nennenswertes im Gesamteindruck geändert: Den eigenen Miis beim Laufen und Kämpfen zuzusehen, macht eine Weile lang Spaß. Dass das Spiel jedoch erst nach zwanzig Stunden seinen Umfang so weit entfaltet, dass ich die Möglichkeit habe, mein Team selbst umzugestalten, ist schwer zu erklären. Die Kämpfe sind belanglos simpel. Das Steigern der Miis durch Levelaufstiege passiert automatisch. Die gefundenen Gegenstände sind alle ohne Zweifel besser als die bisherigen und bieten ebenfalls keinerlei Strategieanteil. Ich habe mich bei dem Spiel teils stundenlang gelangweilt, so unterhaltsam es an manchen Stellen auch sein mochte. Der Witz von Miitopia ist erlebenswert. Die Einfachheit jedoch nicht. Und dass das eigentliche Spiel, nämlich Level zu durchkreuzen und zu kämpfen, automatisch passiert, lässt mich fragen, warum ich das Spiel eigentlich spiele.