The Knight Witch – TEST

Metroidvania trifft auf Bullet-Hell-Shoot’em-Up und Deckbuilder – klingt verrückt? Bei The Knight Witch von Super Awesome Hyper Dimensional Mega Team funktioniert der wilde Genre-Mix hervorragend.


Ende November 2022 hat Publisher Team17 das ungewöhnliche Action-Spiel The Knight Witch unter anderem für Nintendo Switch veröffentlicht. Schon in den ersten Minuten spielt sich das Metroidvania-Deckbuilder-Shoot’em-Up ausgezeichnet und trumpft zugleich mit einem interessanten Setting, einer schicken 2D-Comic-Grafik sowie einem stimmungsvollen Soundtrack auf. Dabei beginnt The Knight Witch mit einem Tutorial-Level, das uns in der Rolle der fliegenden und wild um sich schießenden Knight Witch Robyn den finalen Kampf im Krieg gegen das Daigadai-Imperium bestreiten lässt. Allerdings verläuft nach dem ersten, durchaus knackigen Bosskampf nicht alles wie es sich die Rebellen erwartet haben. Eine riesige Explosion zerstört endgültig die sowieso bereits belastete Atmosphäre des Planeten und die Überlebenden sind gezwungen sich in den Untergrund zurückzuziehen.

Rasante Kämpfe

Damit haben die von Gaia zur Rettung des Planeten gesegneten Knight Witches zwar den Sieg errungen, doch ihre Heimatwelt nicht retten können. Zehn Jahre nach der Katastrophe lebt die gesamte Bevölkerung in der unterirdischen Stadt Dungeonidas. Hier schlüpfen wir in die Rolle von Rayne, einst eine Knight-Witch-Anwärterin, deren Kräfte jedoch nicht erwacht sind, weshalb sie am Krieg nicht teilgenommen hat. Als Dungeonidas plötzlich von einer Automaten-Armee, die der des Daigadai-Imperiums gleicht, angegriffen wird, ist es jedoch an ihr alle zu beschützen. Als Knight Witch können wir fliegen und wie in einem Shoot’em Up in alle Richtungen schießen. Ein Nahkampfangriff ergänzt unser Repertoire.

Als Rayne erforschen wir die unterschiedlichen, mit Portalen verbundenen Regionen von Dungeonidas. Auf unserem Weg zur Rettung der Stadt treffen wir überall auf Automaten und andere Gegner, die uns mit verschiedenen Angriffsmustern attackieren. Gezielt schießen wir um uns, weichen feindlichen Angriffen aus, sammeln alternative Feuermodi wie Flammenwerfer oder Automatikschüsse ein und versuchen unser nächstes Ziel zu erreichen. Besonders bei Bossen, aber auch in manchen Levelabschnitten, bietet sich uns ein regelrechtes Feuerwerk an Effekten, Projektilen und Lasern. Dabei kommt die Switch gelegentlich ordentlich ins Schwitzen, weshalb wir mit Rucklern und Framerateeinbrüchen zurecht kommen müssen. Glücklicherweise halten sich diese in Grenzen und unser Spielfluss wird nie zu sehr unterbrochen.

Magische Karten

Allerdings ist The Knight Witch wie bereits erwähnt auch ein Metroidvania. Das bedeutet, in den Gebieten von Dungeonidas gibt es viel zu entdecken, doch nicht immer können wir alle Bereiche sofort betreten. Oft müssen wir erst eine Fähigkeit erlernen, bevor wir Hindernisse wie Türen, Laser oder Felsen umgehen können. Deshalb kehren wir regelmäßig in bereits abgeschlossene Regionen zurück. Schließlich wollen wir alle Gegenstände und Verbesserungen finden und natürlich auch jeden Zivilisten retten. Gerade letzteres ist wichtig, da wir auf diese Weise Verbindung erhalten. Diese fungiert als Erfahrungspunkte und stärkt Ryne. Hat sich unsere Verbindung, die wir auch im Laufe der Geschichte regelmäßig erhalten, erhöht, steigt unsere Stufe. Anschließend dürfen wir entweder unsere Ritter- oder Hexen-Kräfte verbessern. Dadurch werden entweder unsere Schussangriffe oder unsere Zauber stärker.

Ja, Rayne kann auch Zauber einsetzen, schließlich ist sie eine Knight Witch. Zauber und Fähigkeiten werden in The Knight Witch in Form von Karten dargestellt. Diese erhalten wir im Laufe der Geschichte, finden sie in den Leveln oder kaufen sie für Yuppi-Münzen im als Zufluchtsort dienenden Palast. Aus den Karten in unserem Besitz stellen wir ein Deck mit maximal sechs Zaubern zusammen. Drei davon stehen uns anschließend in Kämpfen zur Verfügung. Setzen wir eine Karte ein, ziehen wir sofort eine zufällig neue. Da wir für jede Karte unsere stark beschränkte Magie verbrauchen, will gut überlegt sein, wann wir auf Zauber zurückgreifen und welche Karten wir in unser Deck aufnehmen. Ausschließlich starke Karten schränken uns angesichts der hohen Magiekosten ein, nur schwache Karten hingegen senken unsere Angriffskraft. Hierbei wird The Knight Witch angenehm taktisch, ohne zu komplex zu werden. Nach kurzer Zeit haben wir das motivierende Spielprinzip verinnerlicht und die Mischung aus Shoot’em Up, Deckbuilder und Metroidvania fesselt uns an die Switch.

Interessante Erzählung

Neben dem gelungenen und spaßigen Gameplay, ist es auch die spannende Geschichte, die uns zum Weiterspielen motiviert. Raynes Kampf gegen die Invasoren überzeugt mit gelungenen Wendungen und trotz kleinerer Stereotypen, gut geschriebener Charaktere. Zumal sich jede Figur gut in die Handlung einfügt und zur Abwechslung beiträgt. Außerdem trumpft The Knight Witch mit dem interessanten, unverbrauchten Szenario und einem gelungenen Erzählstil auf. Manchmal dürfen wir sogar kleinere Entscheidungen fällen. Diese haben zwar keinen Einfluss auf die Geschichte an sich, aber auf Dialoge und Verhalten von Figuren, was bereits mehr als ausreichend ist, um uns zum Nachdenken über mögliche Antworten zu veranlassen. Gemeinsam mit dem ungewöhnlichen Metroidvania-Shoot’em-Up-Deckbuilder-Genre-Mix, begeistert uns The Knight Witch mehr als wir erwartet hätten und ist für uns ein eindeutiger Geheimtipp.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Ein ungewöhnlicher Genre-Mix in schicker 2D-Comic-Grafik? The Knight Witch hat mich schon nach einem Trailer neugierig gestimmt, auch wenn ich skeptisch war. Wie soll eine Mischung aus Shoot’em Up, Metroidvania und Deckbuilder funktionieren? Ganz einfach: großartig! Super Awesome Hyper Dimensional Mega Team beweist mit The Knight Witch nicht nur ein Händchen für schöne Grafik, einen stimmungsvollen Soundtrack und eine spannende Geschichte, sondern auch für spaßiges Gameplay. Schon nach kurzer Zeit hat mich das ungewöhnliche Action-Spiel mit den gut verzahnten Spielmechaniken, der schön erzählten Geschichte und den gut geschriebenen Charakteren überzeugt. Sicher, ein paar Macken hat The Knight Witch. Neben manchmal etwas zu stereotypischen Figuren fallen natürlich zuerst techische Mängel wie gelegentliche Ruckler und Framerateeinbrüche auf. Auch das Fehlen einer Schwierigkeitsgradeinstellung ist angesichts der durchaus knackigen Herausforderung, die geboten wird, bedauerlich. Immerhin lassen sich sehr einfach Cheats finden, die im Spiel integriert sind. Erst dadurch ist es möglich, bestimmte Einstellungen vorzunehmen und etwa den Schwierigkeitsgrad zu senken. Eine zwar interessante Möglichkeit, aber unnötige Hürde. Am hohen Spielspaß ändert das aber nichts. Besonders Shoot’em-Up- und Metroidvania-Fans sollten sich The Knight Witch unbedingt näher ansehen. Sonst verpasst ihr möglicherweise einen der besten Genrevertreter des Jahres 2022!