The Legend of Nayuta: Boundless Trails – TEST

Über neun Jahre nach der Veröffentlichung für die PlayStation Portable in Japan, haben NIS America und Nihon Falcom The Legend of Nayuta: Boundless Trails unter anderem für die Nintendo Switch veröffentlicht. Das Action-Rollenspiel ist ein Spin-off der langlebigen und beliebten Trails-Reihe des Entwicklerstudios Nihon Falcom.


Die von Nihon Falcom entwickelte Trails-Reihe erfreut sich unter Fans großer Beliebtheit und hat seit dem ersten Teil, der 2004 in Japan erschienen ist, bereits einige Nachfolger spendiert bekommen. The Legend of Nayuta: Boundless Trails ist ein von den restlichen Spielen der Reihe unabhängiges Spin-off, das in einer eigenen Welt angesiedelt ist. Entsprechend sind Vorkenntnisse zur komplexen Geschichte der zusammenhängenden Trails-Spiele nicht notwendig. Zumal es sich bei The Legend of Nayuta: Boundless Trails im Gegensatz zur Hauptreihe um ein Action-Rollenspiel mit Echtzeit-Kämpfen handelt.

Rettung einer anderen Welt

The Legend of Nayuta: Boundless Trails beginnt mit der Rückkehr des Titelhelden Nayuta und seines besten Freunde Cygna nach Remnant Isle. Dort ist Nayuta aufgewachsen, und während der Sommerferien an der Akademie kehrt er zu seiner großen Schwester Eartha zurück. Um ihre Zeit dort sinnvoll zu verbringen, wollen Nayuta und Cynga wieder Dienstleisungsaufträge annehmen. Allerdings stürzt schon bald eine riesige Ruine aus dem Himmel ins Meer nahe der Insel. Ein Phänomen, das auf Remnant Isle häufiger zu beobachten ist, aufgrund der Größe des Gebäudes dennoch für Aufsehen sorgt. Während ihrer Erkundung der Ruine entdecken Nayuta und Cynga die Fee Noi und werden Zeuge, wie zwei geheimnisvolle Männer einen bedeutsamen Gegenstand von ihr stehlen. Schon bald finden sich Nayuta und Cynga in der legendären Welt Lost Heaven beziehungsweise Terra wieder und beschließen Noi bei der Rettung von dieser zu helfen und den mysteriösen Zechst aufzuhalten.

Trotz einiger gelungener Wendungen sollte von der Geschichte nicht allzu viel Tiefe erwartet werden. Im Gegensatz zu Trails-Hauptreihe erzählt The Legend of Nayuta: Boundless Trails eine recht typische Fantasy-Rollenspiel-Geschichte, die trotz ihrer seichten Handlung stets zu motivieren weiß. Zu verdanken ist das auch den sympathischen Charakteren, allen voran Nayuta und Noi sowie den Bewohnern von Remnant Isle und Terra. Zudem sollte bedacht werden, dass The Legend of Nayuta: Boundless Trails 2012 für die PSP, eine Handheld-Konsole, veröffentlicht wurde. Entsprechend kurzweilig sind Geschichte und Gameplay gehalten, um schnelle Action-Rollenspiel-Ausflüge zu ermöglichen.

Kurze, aber gelungene Dungeons

Angesichts der Ausrichtung auf die PSP fallen auch die Dungeons vergleichsweise kurz aus. Das ist jedoch keineswegs negativ, da sie ein angenehmes Spielerlebnis bieten und mit ausreichend Abwechslung aufwarten können. Rätsel fallen jedoch recht simpel aus und dürften für niemanden ein wirkliches Hindernis darstellen. Dafür überzeugt The Legend of Nayuta: Boundless Trails mit einem schnellen, wenn auch einfachen Kampfsystem. Auf Knopfdruck schwingen wir unser Schwert und reihen Schläge zu Kombos aneinander. Außerdem können wir ausweichen und lernen mit der Zeit simple weitere Aktionen wie neue Angriffe oder das Blocken von gegnerischen Attacken. Zusätzlich dürfen wir auf Nois Hilfe setzen und mit ihr einen Zauber einsetzen, der uns Fernangriffe oder mächtige Attacken ermöglicht. Mit der Zeit kommen weitere, gleichzeitig ausrüstbare Zauber hinzu, zwischen denen wir dynamisch wechseln können sowie Spezialfähigkeiten, die wir für den Fortschritt in den Dungeons benötigen.

Auf diese Weise kämpfen wir uns durch die Dungeons und erfüllen die unterschiedlichen Ziele. So gilt es in jedem Level drei Kristalle zu zerstören und alle Schätze zu finden sowie eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei kann es sich beispielsweise um das Besiegen einer bestimmten Anzahl Gegner oder nur eine begrenzte Anzahl an eingesteckten Treffern halten. Für jedes der Ziele sowie den erfolgreichen Abschluss eines Dungeons erhalten wir einen Stern in unserem Trainingshandbuch. Haben wir ausreichend Sterne gesammelt, können wir bei unseren Schwertkampfmeister auf Remnant Isle die bereits erwähnten neuen Aktionen erlernen. Das ist angenehm belohnend und motiviert uns dazu, Dungeons auch mehrmals auszuprobieren. Zumal wir nach dem Abschluss eines Kontinents von Terra die Level noch in anderer Form, schwieriger und mit neuen Herausforderungen und Aufgaben erneut spielen können.

Motivierende Beschäftigungen

Abseits des Abenteuers betreibt Nayuta weiterhin sein Dienstleister-Gewerbe. Deshalb erhalten wir regelmäßig Aufträge. Diese können recht simpel sein und lediglich das Ansprechen bestimmter Charaktere beinhalten, oder aber wir müssen in einem Dungeon einen bestimmten Gegenstand finden. Die Aufträge mögen nicht sonderlich viel Tiefe haben, sind aber angenehm kurzweilig und tragen ihren Teil zum steten Belohnungsgefühl des Action-Rollenspiels bei. Das gilt auch für die Ausstellungsstücke, die wir für das Museum sammeln. Überall in den Dungeons können wir Fische, Insekten, Artefakte und Fossilen finden und anschließend im Museum abgeben. Dadurch erhalten wir nicht nur Geld, mit dem wir etwa neue Waffen und Rüstungen für Nayuta und Noi kaufen können, sondern auch immer wieder Belohnungen in Form von Zutaten fürs Kochen. Nahrungsmittel sind die wichtigste Option für Heilung in den Dungeons, und gerade bei den gelungenen Bosskämpfen durchaus hilfreich. Außerdem erhalten wir beim Verzehr von Speisen auch Erfahrungspunkte und können so benötigte Levelaufstiege abseits von Kämpfen erlangen.

Grafisch kann The Legend of Nayuta: Boundless Trails trotz der 2021 erschienen PlayStation-4-Remaster-Version, auf der die Nintendo-Switch-Fassung basiert, die PSP-Herkunft nicht verbergen. Charaktermodelle, Umgebungen, Effekte und Animationen sind eindeutig veraltet und erinnern an die frühen 2010er-Jahre. Das verleiht dem Action-Rollenspiel jedoch einen besonderen Charme, der sich durch das gesamte Spiel zieht. Inszenierung, Charakterartworks, die wahlweise englische oder japanische Sprachausgabe, die englischen Texte, der stimmungsvolle Soundtrack und der süchtig machende Gameplay-Strudel garantieren angenehm kurzweiligen Spielspaß. Da verzeihen wir die vielleicht die nicht so tiefgründige, aber spannende Geschichte oder das etwas einfache Gameplay gerne. Schließlich ist The Legend of Nayuta: Boundless Trails trotz des Alters auch heute noch eine Action-Rollenspiel-Perle, mit der wir gerne zwanzig bis dreißig Stunden verbracht haben.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Bisher halten sich meine Berührungspunkte mit der Trails-Reihe von Nihon Falcom in Grenzen. Zu komplex und umfangreich sind die Rollenspiele mittlerweile. Da kommt ein unabhängiges Spin-off wie The Legend of Nayuta: Boundless Trails für mich genau richtig, um zumindest ein wenig die Werke des Entwicklerstudios kennenzulernen. Das Action-Rollenspiel mag in vielerlei Hinsicht eine eher einfache oder simple Erfahrung bieten, schafft es aber gerade damit, motivierenden Spielspaß zu garantieren. Die kurzweiligen Dungeons, der fast schon süchtig machende Gameplay-Sog, die stetigen Belohungen, die durchaus spannende Geschichte und die sympathischen Charakteren verstörmen so viel Charme, dass ich die Switch kaum aus der Hand legen wollte. Gerade Fans älterer japanischer Action-Rollenspiele sollten zumindest Probe spielen.