Tomb Raider I•II•III Remastered – TEST

In den 1990er-Jahren eroberten Videospiele die dritte Dimension. Gerade Action-Adventures profitierten maßgeblich von neuen spielerischen Möglichkeiten. Hierzu zählt auch die Tomb-Raider-Reihe, deren Debüt und ihre beiden Fortsetzungen Anfang 2024 remastered wurden.


Fast drei Jahrzehnte nach dem Seriendebüt sind die Marke Tomb Raider und die Protagonistin Lara Croft Fans des Action-Adventure-Genres immer noch ein Begriff, obwohl die Serie gerade zu Beginn der 2000er-Jahre etwas schwächelte. Die weibliche Antwort auf Indiana Jones eroberte in den 1990er-Jahre die Herzen vieler Videospieler. Entwicklerstudio Core Design schuf mit der titelgebenden Grabräuberin Lara Croft eine toughe, anhand ihrer Proportionen aber zugleich auch sexuell aufgeladene Heldin. Sie schmückte Zeitschriftencover und war auf Postern im Großformat nicht mehr aus den Zimmern pubertärer Jugendlicher wegzudenken.

Genauso wenig diese Frauendarstellung zeitgemäß war, so ging Core Design auch mit der Darstellung verschiedener Ethnien um. Da wundert es nicht, dass beim Start von Tomb Raider I•II•III Remastered eine Trigger-Warnung aufpoppt. Viel wichtiger ist jedoch, dass das derzeit für die Tomb-Raider-Marke verantwortliche Entwicklerstudio Crystal Dynamics keine Schere hat ansetzen lassen und die drei Spiele als die Kulturgüter anerkennt, die sie sind. Das heißt, dass ihr Tomb Raider, Tomb Raider II: Starring Lara Croft und Tomb Raider III: Adventures of Lara Croft bis auf technische Anpassungen genau so erleben könnt, wie in den späten 1990er-Jahren. Dies betrifft auch die drei enthaltenen und vormals PC-exklusiven Add-ons.

Drei abgedrehte Klassiker

Je nach Biografie, von denen sich im Laufe der Zeit diverse Varianten entwickelten, handelt es sich bei Lara Croft um eine Archäologin, die dem Grabesraub verfällt. Weltweit sucht sie nach verschiedenen Artefakten für ihre Auftraggeber. Unter anderem erforscht sie in Peru, Ägypten, China oder Indien alte Gräber, Ruinen und Tempel, löst dabei Rätsel und legt sich mit Tempelwächtern, gefräßigen Tieren oder Dinosauriern an. Hin und wieder kommen jüngere Schauplätze wie das militärische Sperrgebiet Area 51 hinzu. Ja, die Levels von Tomb Raider I•II•III Remastered können ganz schön abgedreht sein. Das macht aber nichts, denn so wissen wir ähnlich wie in den ebenso in dieser Zeit entstandenen First-Person-Shootern der Turok-Reihe nicht, was uns hinter der nächsten Ecke erwartet.

Gerade das Erkunden und das Lösen von Rätseln machen süchtig. Sobald wir ein neues Geheimnis entdecken und dafür mit einem kurzen Jingle belohnt werden, schüttet das Glücksgefühle aus. Damals hat es halt keine Achievements gebraucht! Dennoch waren die Spiele in den 1990er-Jahren nicht fehlerfrei – und auch in den Remastern gibt es noch genug Baustellen, die durch die erfahrenen Entwickler des für Portierungen von Retro-Spielen bekannten Studios Aspyr unbehandelt geblieben sind. Genau diese Baustellen entscheiden darüber, ob ihr Spaß mit der Trilogie haben werdet.

Überempfindliche Steuerung

Allen voran fällt bei Tomb Raider I•II•III Remastered die hakelige Steuerung auf. Hierzu sei gesagt, dass ihr die Wahl zwischen der voreingestellten Panzersteuerung des Originals und einer angepassten Option habt. Bei der Panzersteuerung muss sich die Protagonisten wie die Überlebenskünstler in Resident Evil zunächst um die eigene Achse drehen, bevor sie eine bestimmte Richtung einschlagen kann. Die angepasste Steuerung verzichtet darauf und spielt sich deutlich besser, aber lange noch nicht perfekt. Lara läuft viel zu schnell und reagiert erst mit spürbarer Verzögerung, wenn sie über einen Abgrund springen soll. Damit sie nur einen kleinen Hopser macht, müssen wir sie zunächst stoppen und aus dem Stand springen.

Mit ein wenig Einarbeitungszeit lassen sich diese Befehle früher oder später halbwegs meistern, wäre da nicht die manchmal ärgerliche Kameraperspektive. Obwohl sich in der angepassten Steuerungsmethode mit dem rechten Analog-Stick die Ansicht justieren lässt, springt die Kamera gerade in Ecken und verwinkelten Passagen hin und her – und rekalibriert zu unserem Leidwesen die Steuerung, sodass Lara plötzlich in eine andere Richtung und im schlimmsten Fall in einen Abgrund oder eine Falle läuft. Auch dass die Bedienung selbst im Training in Laras Villa ohne Angabe von zu drückenden Aktionsknöpfchen erklärt wird, ist ein Ärgernis.

Optische Anpassungen

Neben der Steuerung haben die Entwickler auch an der Grafik gefeilt. Visuell gibt es in Anbetracht des Alters der Spiele nur wenig zu beanstanden. So können wir die drei Titel wahlweise mit der originalgetreuen Grafik und den 32-Bit-Effekten in hoher Auflösung oder mit überarbeiteten Texturen und verbesserten Details wie atmosphärischem Lichteinfall spielen. Problematisch ist, dass Tomb Raider I•II•III Remastered mit der alten Grafik nur mit dreißig Bildern pro Sekunde läuft. Die aufgehübschte Variante läuft mit konstanten sechzig Bildern pro Sekunde spürbar flüssiger respektive angenehmer.

Im Umkehrschluss heißt das aber nicht, dass die Remaster in der überarbeiteten Version immer die Nase vorn haben. Zum Beispiel ist die Sumpfoberfläche im dritten Serienteil nicht animiert – und wirkt daher wie ebener Boden, da die Texturen ähnlich zur festen Landmasse gestaltet sind. Glücklicherweise können wir die Grafik jederzeit auf Knopfdruck wechseln. Das klappt auf der Switch wie auf allen anderen Plattformen ohne Zeitverlust. Auch die Ladezeiten von neuen Levels sind erfreulich kurz und greifen in das flüssige Spieltempo. Auditiv gibt es den Originalsoundtrack von Komponist Nathan McCree auf die Ohren, der hervorragend zu Laras Abenteuern passt. Leider setzt die Musik häufig zu plötzlich ein. Eine dynamische Anpassung wäre wünschenswert gewesen.

Fehlende Komfortfunktionen

Anhand dieser technischen Kleinigkeiten im audiovisuellen Bereich ist einmal mehr festzuhalten, dass es sich bei Tomb Raider I•II•III Remastered um alte Spiele handelt. Mit ihrem Retro-Charme wissen sie zwar einigermaßen zu überzeugen, doch gerade jüngere Spieler, welche in den 1990er-Jahren zu jung oder noch nicht geboren waren, dürften sich an diesen drei Klassikern zumindest stellenweise die Zähne ausbeißen. Das liegt nicht nur an den Problemen mit so mancher Kamerafahrt oder der empfindlichen Steuerung, bei der zum Gehen und damit zum Rantasten an Abgründen die ganze Zeit ein Knopf gedrückt gehalten werden muss, sondern auch an fehlenden Komfortfunktionen.

So verfügt das Spiel weder über eine praktische Rückspul- noch über eine automatische Speicherfunktion. Ihr müsst also regelmäßig manuell über das Menü speichern, was in der Trilogie aber sehr umständlich funktioniert. Ständig müsst ihr das Menü öffnen, zum nächsten Bildschirm navigieren, die als „Spiel“ bezeichnete Funktion wählen und dann kurioserweise noch einmal zum nächsten Bildschirm mit den Spielständen wechseln, da ihr sonst einen Spielstand ladet anstatt zu speichern. Es ist überaus nervig, wenn ihr in unachtsamen Momenten die letzten Erfolgserlebnisse ungeschehen macht. Wem all das egal ist, wird mit Tomb Raider I•II•III Remastered definitiv Spaß haben. Alle anderen sind mit den jüngeren Serienteilen oder der Uncharted-Reihe besser beraten.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Meine Erfahrung mit der Reihe bezog sich vor dem Spielen von Tomb Raider I•II•III Remastered auf ein knappes Anspielen des zweiten Serienteils in den frühen 2000er-Jahren auf dem PC. Zu sperrig war mir die Steuerung. Beim Spielen der Remaster stelle ich für meinen Geschmack nur wenige Verbesserungen fest. Ja, Lara Croft lässt sich dank der verbesserten Bedienung nun leichter kontrollieren, aber leider immer noch nicht so, dass ich damit sofort Spaß habe. Vor allem die Momente in verwinkelten Teilen der Level-Architektur torpedieren das Erlebnis dank der unruhigen Kameraperspektiven. Darunter leidet das sonst unkomplizierte Gameplay, das mich in regelmäßigen Intervallen mit dem Aufspüren von Geheimnissen belohnt. Hinzu kommt, dass Aspyr versäumt hat, einerseits die Steuerung vernünftig zu erklären, und andererseits Komfortfunktionen einzubauen. Erklimme ich endlich mal nach unzähligen Versuchen einen Abhang und vergesse vor Laras nächstem Ableben zu speichern oder lade versehentlich den letzten Spielstand, was schneller geht als ihr denkt, sind die letzten Erfolgserlebnisse sofort dahin. Am ehesten gefällt mir noch die visuelle Überarbeitung, wodurch Laras Abenteuer gleich noch mal etwas atmosphärischer wirken. Nostalgiker, welche die drei Spiele womöglich aus ihrer Jugend kennen, dürfen bedenkenlos ihr Portemonnaie zücken. Alle anderen sollten die Defizite gut abwägen, bevor sie bei Tomb Raider I•II•III Remastered zuschlagen. Es sind zwar eigentlich gute Spiele, mit denen ihr euch aber über etliche Stunden lang arrangieren müsst.