Unusual Findings – TEST
Spätestens seit die Fernsehserie Stranger Things im Jahr 2016 über die heimischen Bildschirme flimmert, erleben die 1980er-Jahre ein Revival in zahlreichen populärkulturellen Medien. Das Point-and-Click-Adventure Unusual Findings knüpft an diese Tradition wunderbar an.
Früher war einfach alles besser. So heißt zumindest eine oft zitierte Lebensweisheit. Ob das tatsächlich stimmt, wollen wir an dieser Stelle unkommentiert lassen. Zumindest möchte uns ein Anfall von Nostalgie dies vorgaukeln als die Introsequenz von Unusual Findings auf dem Bildschirm erscheint und aus den Lautsprechern der Song „You Spin Me Round (Like a Record)“ der britischen Popband Dead or Alive dröhnt. Hinzu kommen viele kleine Details, die uns die Spielwelt aufs Auge drückt. Ein Poster des Films Der dunkle Kristall, ein Model des Millennium Falcon aus der Star-Wars-Reihe oder ganze Zitate aus verschiedenen Werken wie Zurück in die Zukunft kommen in Unusual Findings vor.
Die mit deutschen Texten ausgestattete und wahlweise englisch oder russisch synchronisierte Geschichte des Point-and-Click-Adventures von Entwicklerstudio Epic Llama Games selbst orientiert sich jedoch eher an kind- und jugendgerechten Kinofilmen wie Die Goonies, E.T. – Der Außerirdische oder, gerade in Hinblick auf die Gestaltung der Hauptfiguren, Explorers – Ein phantastisches Abenteuer. Wir schlüpfen in die Rolle der pubertären Jugendlichen Vinny, Nick und Tony, die in einer Nacht eigentlich nur eine an Erwachsene gerichtete Sendung im Fernsehen anschauen wollen, dabei jedoch ein mysteriöses Signal empfangen, was sie in den Wald lockt. Dort müssen sie beobachten, wie ein offenbar außerirdisches Lebewesen einen Polizisten aufspießt.
Verschiedene Lösungswege und Endsequenzen
In den darauffolgenden sieben bis zehn Spielstunden, die zum einmaligen Durchspielen aufzuwenden sind, helfen wir den drei Teenangern dabei, das Geheimnis um den Außerirdischen zu lüften und diesen einzufangen. Wie das Spiel endet, hängt jedoch maßgeblich von unseren Entscheidungen ab. Hin und wieder stellt uns Unusual Findings vor die Wahl, die zunächst nur das Lösen eines Rätsels beeinflusst, später aber Auswirkungen auf das Finale hat. Damit lohnt es sich, das Spiel mehrfach durchzuspielen, da wir so auch andere Perspektiven auf die Geschichte erhalten. Beim Gameplay selbst überschlägt sich das Spiel jedoch nicht so stark, denn wie für das Genre gewohnt, unterhalten wir uns mit den Bewohnern der Kleinstadt und interagieren mit verschiedenen Objekten.
Gesammelte Gegenstände lassen sich im Menü auf Knopfdruck zusammenbauen. Für das Lösen vieler Aufgaben ist dies sogar notwendig. Beispielsweise sollen wir direkt zu Beginn des Spiels eine Seilrutsche nutzen. Dafür ist es jedoch erst einmal erforderlich, das entsprechende Hilfsmittel zu konstruieren. Eines der beiden dafür benötigten Teile befindet sich im Wandschrank, für den wir zuvor jedoch den Schlüssel aufspüren müssen. So und nicht anders leitet uns das Point-and-Click-Adventure mit meist verständlichen Rätseln zum Ziel. Schade ist aber, dass wir das Spiel nicht manuell speichern dürfen, sodass wir unterschiedliche Auswirkungen erst im zweiten Durchlauf erfahren können.
Bedienungsfreundlicher Handheld-Modus
In puncto Steuerung ist Unusual Findings sehr bedienungsfreundlich, sofern ihr den Titel im Handheld-Modus von Nintendos Hybridkonsole spielt. Hier können wir auf dem Bildschirm einfach den Bereich mit Finger oder Touchpen antippen, zu den die drei Hauptfiguren direkt losmarschieren. Wollen wir das kontextsensitive Menü öffnen, um beispielsweise mit einer Figur in weitgehend gut geschriebenen Dialogen zu quatschen, ein Objekt zu untersuchen respektive zu kommentieren oder einen Gegenstand aufzuheben, müssen wir den Finger oder den Touchpen auf dem Bereich gedrückt halten. Möchtet ihr das Abenteuer lieber mittels der klassischen Knöpfchensteuerung bestreiten, so ist auch das problemlos möglich. Allerdings müsst ihr dann mit einem überempfindlichen Cursor leben, an den ihr euch erst gewöhnen müsst.
Wir können nur dazu raten, das Spiel im Handheld-Modus anzugehen. Vor allem auf dem Bildschirm des Switch OLED Models kommen bestimmte Momente, in denen buntere Farben dominieren, besonders gut zur Geltung. Darüber hinaus verzaubert uns der Pixel-Look zusammen mit seinen groß dargestellten wie flüssig animierten Sprites. Hinzu kommt ein überaus angenehmer Soundtrack, der unter dem Einsatz von Synthesizern die Filmstimmung der 1980er-Jahre vortrefflich einfängt. Fans von Point-and-Click-Adventures, die ein Faible für das kultverdächtige Jahrzehnt haben, sollten Unusual Findings unbedingt selbst spielen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Für mich gehört die 1980er-Jahre-Ästhethik in populärkulturellen Medien zum Besten, was meine Augen und Ohren vernehmen können. Das funktioniert nicht nur in Songs, Filmen und Serien, sondern auch in Videospielen wie Unusual Findings. Eine schicke Pixel-Optik mit großen Charakter-Sprites, ein wohlklingender mit Synthesizern aufgenommener Soundtrack und zahlreiche Anspielungen an nahezu zeitlose Werke wie Zurück in die Zukunft sind eine wunderbare Mischung. Auch wenn die Geschichte häufig nur Mittel zum Zweck ist und sich vielleicht zu stark an entsprechenden Inspirationsquellen wie E.T. – Der Außerirdische oder Explorers – Ein phantastisches Abenteuer anlehnt, gelingt es ihr auch hier mit Zitaten und leichtem Humor zu punkten. Die für Point-and-Click-Adventures typischen Rätsel sind darüber hinaus meist verständlich und lassen sich teilweise auch unterschiedlich lösen. Entscheidungen beeinflussen darüber hinaus das Ende, was den Wiederspielwert erhöht. Nur schade, dass die Entwickler nicht an eine manuelle Speicherfunktion gedacht haben, damit solche Abweichungen im ersten Spieldurchlauf zumindest testweise ausprobiert werden können. Nichtsdestotrotz ist Unusual Findings für Genrefans mit einem Faible für das kultverdächtige Jahrzehnt durchaus spielenswert.