Bloodstained: Ritual of the Night – TEST

Auch wenn die letzten neuen Castlevania- und Metroid-Teile schon etwas älter sind, erfuhr das Metroidvania-Subgenre in den letzten Jahren einen neuen Aufwind. Bloodstained: Ritual of the Night von Castlevania-Schöpfer Kōji Igarashi knüpft nun nahtlos an die alten Tugenden dieser Spiele an.


Ein gotisches Schloss, ein blutroter Vollmond und ein Haufen finsterer Dämonen aus der Seitenansicht – auch ohne der Castlevania-Marke wird sehr schnell klar, um welches Spiel es sich bei Bloodstained: Ritual of the Night handelt. Wir begleiten Miriam, die im England des 18. Jahrhunderts Opfer von alchemistischen Experimenten geworden ist. Als sich ein finsteres Schloss auf der Erde materialisiert, sind die Alchemisten längst verschwunden; was bleibt sind Miriams besondere Kräfte, dargestellt durch magische Scherben, und der Drang ihren Widersacher und gleichzeitig Verursacher des Ganzen aufzuhalten.

Vor den Toren

Diese Aufgabe muss sie allerdings nicht allein bewältigen. Noch bevor sie das Schloss betritt, trifft sie auf unterschiedliche Gefährten, die sich allesamt in der Nähe einrichten und fortan als Händler, Questgeber und Gesprächspartner herhalten. In diesen Hub kehren wir regelmäßig zurück, denn das Action-Rollenspiel macht schnell klar, dass es auch mit den neuesten Ausrüstungsgegenständen und Heiltränken von Beginn an fordernd ist.

Im Schloss erwarten Miriam allerlei Gegner in der Seitenansicht. Verfluchtes Getier wie Fledermäuse, Ghule und Ritter gehören da zur Standardware, Bloodstained überrascht (und irritiert) aber schnell mit abstrakteren Gegnern, die es so auch nur in diesem Schloss zu finden gibt. Diesen wird sie mit einer Vielzahl von Waffen mit unterschiedlichen Angriffsmustern und durch ihre Scherben-Fähigkeiten Herr. Von simplen Feuersäulen und Säureangriffen bis zur Beschwörung von dämonenhaften Mitstreitern, erlauben es die Scherben unserer eigenen Spielweise Ausdruck zu verleihen. Diese dürfen wir jederzeit wechseln, was zum Experimentieren einlädt; immerhin hatten wir nach einer Spielstunde schon eine zweistellige Anzahl von ihnen. Ein Haken: Sie kosten fast alle einen Teil der wertvollen blauen Leiste. Die füllt sich im Laufe der Zeit von selbst, in hektischen Kämpfen bleibt dafür aber keine Zeit und das Magie-Management hat oberste Priorität!

Mindestens ebenso wichtig ist aber das Haushalten der eigenen Lebensenergie. Miriam kann sich zwar Heiltränke kaufen und auch durch das Kochen-Feature weitere Lebensenergie regenerieren, wenn wir aber irgendwo in den Tiefen des Schlosses umherirren und kein Speicherraum in Sicht ist, wird das Abenteuer direkt positiv fesselnd. Auch die zahlreichen Zwischenbosse machen klar, dass Bloodstained kein leichtes Spiel ist – erst recht nicht, wenn wir uns nicht regelmäßig nach neuen Ausrüstungegegenständen und Scherben umsehen.

Ein Schloss voller Geheimnisse

Waffen und Scherben stellen tolle Belohnungen dar, die es neben optionalen Charakteren in den unzähligen versteckten Truhen und Geheimräumen des Schlosses zu finden gibt. Diese Rollenspielaspekte werden durch das Aufleveln von Miriam und den schön unterschiedlichen Waffentypen getragen. Wie es sich für ein Metroidvania gehört, werden bestimmte Levelabschnitte auch erst durch spätere Fähigkeiten passierbar. Die kästchenbasierte Retro-Karte ist eine Hommage an die alten Zeiten und verzeichnet wichtige Punkte wie Speicherräume, Schnellreisepunkte und ungeöffnete Truhen.

Darüber hinaus müssen wir uns wichtige Orte und Barrieren für später selbst einprägen – vielleicht ist das ein bisschen zu viel der guten alten Zeiten. Das Schloss ist zwar nicht besonders groß, dafür aber verwinkelt und folgt trotz unterschiedlicher Gebiete auch keiner intuitiver architektonischer Struktur, sodass der regelmäßige Blick auf die Karte zur Routine wird. Dank des passenden treibenden Soundtracks, der mit kirchlichen und klassischen Untertönen der Spielumgebung sehr gerecht wird, macht uns die eine oder andere Extrarunde durchs Schloss aber nicht allzu viel aus.

Die grafische Gestaltung von Bloodstained ist keine einfache Sache. Viele der dreidimensionalen Hintergründe wirken trotz vieler Details sehr plastisch und matt und wurden von keiner Kantenglättung gesegnet, erlauben allerdings schöne Effektspielereien. So dreht sich beim Erklimmen eines Turms auch die Kamera und fängt den Aufstieg passend ein. Besonders die Lichteffekte sind in den richtigen Momenten das grafische Highlight. Die Nintendo-Switch-Version hat leider mit einigen längeren Ladezeiten zwischen Bildschirmabschnitten zu kämpfen. Oft fühlt sich alles einen Tick zu träge an. Zu teilen wirken sich Mikroruckler auch negativ auf das flotte Action-Kampfsystem aus. Spielbar bleibt Bloodstained aber immer, im Vergleich zu den anderen Portierungen und der stämmbaren Hardware-Anforderung an die Konsole sind diese Punkte aber schade.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

Auch ohne mich an viele Castlevania-Teile gewagt zu haben, erkenne ich ein gutes Metroidvania, wenn ich es spiele. Bloodstained beinhaltet hier alle klassischen Elemente, von den Fähigkeiten, die mir neue Wege öffnen bis zu geheimen Räumen mit lohnenswerten Upgrades ist alles dabei. Im Detail und vor allem in der Spielwelt hätten sich die Entwickler aber auch ein paar neue Vertreter des Subgenres anschauen dürfen. Zum Beispiel beantwortete die Karte meine Frage nach dem nächsten Ziel so gut wie niemals. Sehr schön finde ich den Schwierigkeitsgrad. Ich mochte, dass Bloodstained durchweg fordernd ist, aber nie zu schwer wird. Nur wenn der Spielfluss wieder einmal von dem einen oder anderen Ruckler gebrochen wird, kassiere ich unnötige Treffer. Das finde ich bei Weitem schlimmer als die anderen technischen Unsauberkeiten.