Bravely Default II – VORSCHAU

Auf den Tag genau fünf Jahre nach der Veröffentlichung von Bravely Second: End Layer, erscheint am 26. Februar 2021 Bravely Default II. Das neue japanische Rollenspiel des Teams von Octopath Traveler führt uns in eine neue Welt, die bekannte Elemente der Vorgänger nutzt.


Bravely Default II ist das mittlerweile dritte Spiel der Rollenspielreihe, zumindest wenn Mobile-Titel nicht mitgezählt werden. Obwohl der Titel die Ziffer Zwei enthält, handelt es sich um keine direkte Fortsetzung von Bravely Default. Diese ist mit Bravely Second: End Layer bereits 2016 erschienen. Bravely Default II hingegen lässt uns ein komplett neues Abenteuer in einer neuen Welt mit neuen Charakteren erleben. Ähnlich wie etwa bei der Final-Fantasy-Reihe, in der die aufeinanderfolgenden Spiele auch keine Verbindung zueinander haben. Für unsere Vorschau konnten wir die ersten Kapitel ausführlich spielen.

Gelungene Standards

Die Geschichte beginnt mit einem schweren Sturm. Protagonist Seth, den wir wahlweise auch frei benennen dürfen, strandet als Schiffbrüchiger an den Ufern des Reichs Halcyonia. Dort wird er von Gloria, Prinzessin des drei Jahre zuvor untergegangenen Musas, gerettet. Die junge Adelige befindet sich auf der Suche nach den heiligen Elementarkristallen über die Musa einst gewacht hat und die beim Sturz des Landes verschwunden sind. Naturkatastrophen und seltsame Ereignisse zeugen bereits vom drohenden Unheil. Um dieses abzuwenden, schließen wir uns als Seth Gloria an und helfen dieser bei ihrer Suche. Komplettiert wird die kleine Gruppe vom Gelehrten Elvis und der Söldnerin Adele. Lange dauert es nicht, bis die Gefährten zueinander gefunden haben, so dass wir bereits früh im Spiel mit einer vollständigen Party unterwegs sind. Leider fallen die vier Figuren unterschiedlich interessant aus. Gerade Seth und Gloria sind zu standardmäßig. Dafür präsentieren sich Elvis und Adele von Anfang an als weitaus spannender. Alle vier Charaktere wachsen mit der Zeit, so dass im weiteren Spielverlauf, den wir selbst noch nicht spielen konnten, auch noch unerwartete Wandlungen möglich sind.

Auf unserer Reise durchstreifen wir eine leider etwas leere und wenig zum Erkunden motivierende Oberwelt, die als Verbindung von Städten, Dungeons und anderen Orten dient. Dabei unterscheiden sich die Umgebungen der Welt je nachdem in welchem Reich wir uns gerade befinden. Halcyonia wird etwa von grünen Wiesen dominiert, während Savalon eine Wüste ist. Entsprechend unterscheiden sich auch die Gegner auf die wir treffen. Aufgrund des eher mäßig gewählten Kamerawinkels haben wir jedoch leider nur einen relativ schlechten Überblick, was noch stärker an der Erkundung der Welt kratzt. Im Gegenzug dazu sind die Städte wunderschön gestaltet und zeigen, dass feste Kamerawinkel und künstlerisch hochwertige Umgebungen einiges verändern können. Um so bedauerlicher ist es, dass die Dungeons eher an die Oberwelt angelehnt sind und zumindest im von uns gespielten kleinen Teil des Rollenspiels bisher eher simpel und manchmal sogar fast langweilig anmuten. Zumindest erfüllen sie aber ihren Zweck und motivieren uns ausreichend, auch die letzten Winkel zu erkunden, um Schätze und Geheimnisse zu finden.

Bekanntes Kampfsystem

Treffen wir auf Gegner, setzt Bravely Default II auf das aus den Vorgängern bekannte Brave-Default-Kampfsystem. Das Spielgeschehen wechselt in klassisch rundenbasierte Kämpfe. Sobald einer unserer Charaktere an der Reihe ist, dürfen wir zwischen einfachen Angriffen oder Fähigkeiten wählen. Die Besonderheit bei Bravely Default II sind die Brave- und Default-Befehle. Für jede Runde generieren wir einen Brave-Punkt, abgekürzt BP, der uns eine Aktion ermöglicht. Setzen wir Default ein, verteidigen wir nicht nur, sondern heben uns unseren BP für später auf. Dadurch können wir, sobald unser Charakter wieder an der Reihe ist, mit dem Brave-Befehl gleich mehrere Aktionen ausführen. Insgesamt dürfen wir bis zu vier Befehle erteilen. Haben wir nicht genug BP, leihen wir uns diese aus folgenden Runden. Gehen wir so vor, dann müssen wir allerdings anschließend solange aussetzen, bis unser BP-Konto wieder aus dem Minusbereich ist. Die taktische Anwendung dieses Systems ist essenziell und ermöglicht uns verschiedene Strategien. So können wir etwa schnell reagieren, wenn dringend Heilung benötigt wird oder uns Aktionen für später aufheben, wenn unser Gegner gerade verteidigt. Wichtig ist zudem, dass auch unsere Feinde auf die Brave- und Default-Befehle zurückgreifen.

Abseits davon haben die gewählten Jobs unserer Charaktere eine wichtige Bedeutung. Besiegen wir einen Bossgegner, erhalten wir einen sogenannten Asterisk, der es uns ermöglicht, den Job unserers ehemaligen Kontrahenten anzunehmen. Dabei handelt es sich um Klassen wie Mönch, Weiß- oder Schwarzmagier, die alle ihre eigenen Fähigkeiten mitbringen. So kann ein Schwarzmagier elementare Angriffsmagie wirken, während ein Mönch besonders gut ohne Waffen kämpft. Vorkämpfer hingegen können viel einstecken und sind versiert im Umgang mit der Axt. Jeder Charakter darf einen Haupt- und einen Nebenjob auswählen. Neben Erfahrungspunkten sammeln wir in Kämpfen auch Jobpunkte, die dem Hauptjob zugerechnet werden. Steigt das Joblevel, werden neue aktive oder passive Fähigkeiten freigeschaltet. Die bereits erworbenen Aktionen des Nebenberufs dürfen wir im Kampf ebenfalls verwenden.

Optisch fällt Bravely Default II besonders in den bereits angesprochenen, wunderschön gestalteten Städten auf. Ansonsten ist das Rollenspiel grafisch durchaus schick, doch gerade der Chibi-Stil der Charaktere dürfte nicht jedem gefallen. Zudem zeigen sich ein paar kleinere technische Probleme. So reagieren Eingaben manchmal verzögert und selten können Einbrüche bei Bildrate und Auflösung auftreten. Zu keiner Zeit nimmt das allerdings Ausmaße an, die wirklichen Einfluss auf den Spielspaß hätten. Die stimmungsvolle Musik gehört bereits jetzt zu den großen Highlights und hat uns wie schon bei den Vorgängern schnell ans Spiel gefesselt. Ähnliches gilt für die nicht weniger gelungene englische und japanische Sprachausgabe, die den Charakteren so manch witzigen und exzentrischen Anstrich verleiht. Restlos überzeugt sind wir aber von Bravely Default II noch nicht. Vieles sieht noch nach zu klassischer Fortsetzung aus. Ein gutes bis sehr gutes japanisches Rollenspiel erwartet uns Ende Februar aber definitiv. Ob mehr drin ist, hängt vor allem von der Entwicklung der bisher zwar durchaus interessanten, aber vielleicht etwas zu klassischen Geschichte ab. Wir sind aber gerade dank Bravely Default zuversichtlich und hoffen, dass die Entwickler erneut eine ähnlich spannende Story gestrickt haben, die mit der Zeit immer mehr anzieht wie im Serienerstling.

Geschrieben von Alexander Geisler

Prognose:

Bravely Default II hat mich früh an die beiden 3DS-Teile der Reihe erinnert. Besonders die Gemeinsamkeiten mit dem Serienerstling sind nicht von der Hand zu weisen. Die grundlegende Geschichte, Charaktere und das Kampfsystem sind eindeutig an Bravely Default orientiert. Negativ ist das aber nicht und trotz berechtigter Kritikpunkte an Spielwelt, Dungeons und Technik, haben mich die bisherigen Stunden mit dem japanischen Rollenspiel gut unterhalten. Das Gesamtkonzept versteht zu motivieren und ich bin gespannt, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt und in wie weit sich Seth, Gloria, Elvis und Adele wandeln. Gerade hier steckt das meiste Potenzial von Bravely Default II. Schafft es das japanische Rollenspiel mit Wendungen und guter Charakterentwicklung zu überraschen und zu fesseln, erwartet uns am 26. Februar 2021 ein großartiger Genre-Vertreter. Ein gutes bis sehr gutes Spiel erwarte ich nach dem gespielten Auftakt aber in jedem Fall.