Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition – VORSCHAU

Nachdem Square Enix in den letzten Jahren bereits den einen oder anderen Klassiker aus der Versenkung zurückgeholt hat, führt die japanische Rollenspielschmiede dieses Konzept im Jahr 2022 unter anderem mit Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition rigoros fort.


Ursprünglich erschien der PlayStation-Klassiker Chrono Cross als Nachfolger zu Chrono Trigger im Jahr 1999 in Japan. Ein Jahr später wurde auch Nordamerika bedient, Europa ging jedoch wie so oft damals leer aus. Entsprechend ist die Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition die erste Möglichkeit, den Titel ohne Umwege über den Import oder den Besuch des US-amerikanischen PlayStation Stores zu genießen. Storytechnisch können und wollen wir an dieser Stelle nicht zu tief ins Detail gehen. Hauptfigur Serge wird in eine andere Welt versetzt, die seiner allerdings stark ähnelt. In der neuen Welt ist er aber schon seit zehn Jahren verstorben. Im Spiel gibt es Bezüge zu verschiedenen Dimensionen und Zeitaltern.

Es dürfte also klar sein, dass es hier und da einige Verweise auf Chrono Trigger vom Super Nintendo gibt. Jener 16-Bit-Klassiker ist der Vorgänger von Chrono Cross und gilt für viele Rollenspieler als einer der besten Titel seiner Zunft. Chrono Cross kann das Spiel zumeist nicht toppen, wenn wir uns retrospektiv mit allerlei Erinnerungen der damaligen Zeit auseinandersetzen. Trotzdem kann das Ende der 1990er-Jahre von Square entwickelte Werk gerade mit dem El-Nido-Archipel als fantasievolle und künstlerisch abwechslungsreich gestaltete Spielwelt punkten, von der wir uns schon im Trailer selbst überzeugen können.

Spielerei mit Dialekten

Wir können es kaum erwarten, selbst in die Story um Serge und die über vierzig anderen Charaktere einzutauchen. Welche Begleiter sich uns im Verlauf der Handlung anschließen, hängt laut älteren Rezensionen maßgeblich davon ab, welche Entscheidungen wir treffen. Für dieses schier große Aufgebot an Helden hat sich Square Ende der 1990er-Jahre nicht lumpen lassen und für Chrono Cross einen Dialektgenerator eingesetzt, der die japanischen Texte und auch die englische Übersetzung bei den Charakteren entsprechend angepasst hat, um sie mit verschiedenen Dialekten sprechen zu lassen.

Da Chrono Cross in der Radical Dreamers Edition auch deutsche Bildschirmtexte erhält, sind wir sehr gespannt darauf, ob das System auch in der deutschen Fassung greift. Da selbst in den deutschen Versionen der langjährigen Dragon-Quest-Reihe mit verschiedenen Dialekten wie Bayrisch gearbeitet wurde, erwarten wir von Square Enix bei Chrono Cross nicht weniger. Abseits der Dialoge mit den Figuren und Begleitern dürfen wir den El-Nido-Archipel aus der leicht versetzten Vogelperspektive erkunden und uns in den Dungeons mit Gegnern messen. Wie bei Chrono Trigger können wir entscheiden, ob wir den Konfrontationen aus dem Weg gehen wollen. Die Monster sind in den Dungeons jederzeit sichtbar. Damit hört der taktische Ansatz allerdings noch nicht auf.

Andersartiges und taktisches Kampfsystem

In den Kämpfen von Chrono Cross können wir mit leichten, mittleren und starken Schlägen hantieren, die sich auch in ihrer Trefferwahrscheinlichkeit unterscheiden. Mit der Zeit steigen wir so in jedem einzelnen Kampf im Level auf und müssen dabei auch die uns zur Verfügung stehenden Fähigkeiten taktisch einsetzen. Da Erfahrungspunkte wegfallen, kann so jeder Kampf zu einer Herausforderung werden. Perfekt ist diese Idee aber nicht, da es Kennern des Spiels mitunter missfällt, die Skillsets zeitintensiv außerhalb der Kämpfe vorzubereiten.

Ohne Chrono Cross selbst gespielt zu haben, fällt es uns hier extrem schwer, Mechaniken wie diese richtig einzuschätzen. Das liegt vor allem daran, dass die Radical Dreamers Edition mit einigen Quality-of-Life-Funktionen ausgestattet wurde, welche die Vorstellung des ursprünglich erdachten Konzepts auf den Kopf stellen kann. Dazu zählen zum Beispiel die Anpassung von Attributen, die allgemeine Erhöhung der Spielgeschwindigkeit wie in Final Fantasy VII, eine Auto-Battle-Funktion oder die Möglichkeit, jegliche Kämpfe außer der relevanten Bosskämpfe komplett abzuschalten. Wer ein Spiel also vor allem aufgrund seiner Story und weniger wegen des Gameplays spielt, kann in Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition sehr viel Zeit einsparen und eine vom PlayStation-Original abweichende Spielerfahrung machen.

Grafische Anpassungsmöglichkeiten

Im Gegensatz zu anderen Trailern zu älteren Spielen, die technisch und inhaltlich für eine erneute Veröffentlichung angepasst und überarbeitet worden sind, hüllt sich Square Enix bei Chrono Cross überraschend in Schweigen. Über die Social-Media-Kanäle ließ der Konzern mit der Zeit aber weitere Einzelheiten verlauten, um neugierig auf das Spiel zu machen. So sind sämtliche Szenen im Trailer im betagten 4:3-Bildformat gehalten, sprich genau so wie das Spiel 1999 für die PlayStation veröffentlicht wurde. Das Bild lässt sich jedoch auch auf das 16:9-Format strecken, wobei sich natürlich die Frage stellt, warum zur Hölle irgendjemand bei klarem Verstand dies tun sollte.

Verständlicher ist da schon eine Zoom-in-Option, bei der jedoch auch am oberen und unteren Bildschirmrand visuelle Informationen verloren gehen. Die hübschen vorgerenderten Zwischensequenzen, die weitestgehend mit Final Fantasy IX aus dem Jahr 2000 mithalten können, dürften davon aber nicht betroffen sein und durchweg im 4:3-Bildformat abgespielt werden. Während dies im Grunde nur Möglichkeiten der Emulation sind, gibt es an anderer Stelle tatsächlich einige technische Verbesserungen, die sich zum Teil echt sehen lassen können. Allen voran sind damit die überarbeiteten Charaktermodelle gemeint, die vor allem in der Gesichtsregion der Helden deutlich plastischer aussehen als noch anno 1999.

Widersprüchliche, aber spannende Dreingabe

Auch an Filter für die Hintergründe und die verpixelte Schriftart haben die Entwickler der Neuauflage gedacht. Diese Änderungen gehen soweit, dass auch Charakterdesigner Nobuteru Yūki neue Porträts für die Dialogboxen gezeichnet hat. Wem das nicht schmeckt, muss keinesfalls verzagen: Sämtliche hier genannten „Verbesserungen“ lassen sich auf Knopfdruck im Menü deaktivieren, sodass Nostalgiker ebenso auf ihre Kosten kommen. Square Enix zeigt eindrucksvoll, auf welche Regler es bei einem Remaster ankommt. Ob dies auch für die neu arrangierte Musik von Yasunori Mitsuda gilt, hat Square Enix nicht verlauten lassen. Mitsuda dürften viele Rollenspielfans noch vom PlayStation-Klassiker Xenogears oder Inazuma Eleven vom Nintendo DS kennen, für dessen Soundtracks er sich ebenfalls verantwortlich zeigt.

Als besonderes Schmankerl liegt dem Remaster von Chrono Cross das Textadventure Radical Dreamers: Der verbotene Schatz bei, der ursprünglichen Story des Spiel, die 1996 als Satellaview-Ausflug erschien. Hier erleben wir eine ähnliche Geschichte wie in Chrono Cross, die sich aber teils stark unterscheidet. Ein guter Vergleich ist John Ronald Reuel Tolkiens Textsammlung „Nachrichten aus Mittelerde“, die den Anhängen von „Der Herr der Ringe“ oder dem „Silmarillion“ in diversen Punkten widerspricht. Wie Tolkiens Werke nehmen wir auch das ebenso ins Deutsche übersetzte Radical Dreamers fürs Gesamtbild gerne an. Wir können den Release von Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition kaum mehr erwarten.

Geschrieben von Eric Ebelt

Prognose:

Über die letzten beiden Jahrzehnte haben mir sowohl Freunde als auch Menschen auf Youtube Chrono Cross immer wieder schmackhaft gemacht. Selbst spielen konnte ich den Titel zwecks fehlender technischer Möglichkeiten bis heute aber nicht. Dies dürfte sich aber alsbald ändern. Die Story um verschiedene Dimensionen und Zeitalter mit ihrer Verbindung zu Chrono Trigger, einem der besten Rollenspiele aller Zeiten, macht Lust auf mehr. Auch das Kampfsystem scheint mir eine interessante Alternative zu den Genrestandards der späten 1990er-Jahre zu sein, die ich gerne einmal ausprobieren möchte. Zusammen mit den visuellen Anpassungsmöglichkeiten und den Quality-of-Life-Verbesserungen geht Square Enix mit Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition meiner Meinung nach in genau die richtige Richtung, um den Klassiker für ein neues und das alte Publikum gleichermaßen aufzubereiten. Ich freue mich jedenfalls schon sehr darauf, den Titel endlich nachzuholen!