
Octopath Traveler 0 – VORSCHAU
Während der Nintendo-Direct-Ausgabe am 31. Juli 2025 enthüllte Square Enix mit Octopath Traveler 0 einen weiteren Serienteil der japanischen Rollenspielreihe. Allerdings ist das Spiel nicht gänzlich neu, denn dieses erschien bereits 2020 erstmals für mobile Endgeräte in Japan.
Mit Octopath Traveler: Champions of the Continent erschuf Entwicklerstudio Acquire knapp zwei Jahre nach dem Seriendebüt eine Fortsetzung, die jedoch lediglich auf mobilen Endgeräten mit Android oder iOS als Betriebssystem erschien. Inzwischen ist der Titel auch weltweit verfügbar. Da ein Großteil der Mobile Games eher einen schlechten Ruf genießt, haben wohl nur wenige auf Konsolen und dem PC heimisch fühlenden Spieler einen Blick riskiert. Dieser Umstand soll sich am 4. Dezember 2025 ändern, denn dann erscheint Champions of the Continent unter dem neuen Alias Octopath Traveler 0.
Der neue Titel des Spiels macht unmissverständlich klar, dass es sich bei dem Rollenspiel weniger um eine Fortsetzung, sondern um ein Prequel handelt. Dieses spielt vor den Ereignissen im ersten Octopath Traveler in der Fantasy-Welt Orsterra. Im Gegensatz zu den beiden anderen Spielen der Reihe, in denen wir uns einen Protagonisten aus acht sogenannten Reisenden auswählen, erstellen wir uns hier unseren eigenen Helden. Dieser wird unmittelbar in die Story des Rollenspiels eingewoben. Am Day of Reverence, dem Tag der Ehrfurcht, wird laut der offiziellen Homepage des Spiels die Heimatstadt des Hauptcharakters angegriffen und in Flammen gehüllt. Spannend klingt, dass wir angeblich die Wahl zwischen dem Pfad der Rache oder dem des Wiederaufbaus haben.
Heimatgefühle
Ob es sich dabei tatsächlich um zwei Wege handelt, wodurch sich je nach Spielweise Octopath Traveler 0 wahrhaftig anders anfühlen dürfte, wollen wir an dieser Stelle allerdings bezweifeln. Im Ankündigungstrailer wird der Aufbaupart zwar deutlich beworben, doch dominiert auch hier das Erkunden der Spielwelt und die Auseinandersetzungen mit Feinden in rundenbasierten Kämpfen.
Nichtsdestotrotz weckt der Wiederaufbau von Wishvale nostalgische Gefühle an ältere Rollenspiele wie Breath of Fire II oder die Suikoden-Reihe, in denen der Aufbau einer Stadt respektive eines Unterschlupfs durchaus zur elementaren Spielerfahrung gehört. Haben wir genügend Ressourcen gesammelt, können wir im Baumodus über eine gitternetzartige Struktur ein Gebäude platzieren, in dem dann auch prompt jemand einzieht. Unterstützung erhalten wir dabei laut Trailer von der Architektin Stia, die uns vermutlich wertvolle Tipps geben dürfte. Es tauchen jedoch eine Menge andere Charaktere auf, wie zum Beispiel die Klerikerin Laurana oder der Wächter Phenn. Zur Heldenriege gehören diesmal übrigens nicht nur acht Reisende, sondern tatsächlich über dreißig Figuren, worunter auch Helden aus dem Seriendebüt zählen. Ob die einzelnen Handlungsstränge in Octopath Traveler 0 allerdings so umfassend wie in den anderen Teilen ausfallen, können wir leider noch nicht sagen.
Explosion der Charakterriege
Ein Grund für die schiere Masse an spielbaren Charakteren dürfte eine kleine, aber feine Änderung am Kampfsystem sein. Anstatt mit nur vier Recken die rundenbasierten Kämpfe zu überleben, agieren in Octopath Traveler 0 gleich acht Helden. Dies heißt aber nicht, dass wir pro Runde acht Figuren Befehle geben. Stattdessen haben wir stets die Wahl, Charaktere auszuwechseln oder in der Angriffsreihenfolge vorzuziehen. Dies könnte entweder in äußerst taktischen Manövern gipfeln, zumal einige der Bosskämpfe serientypisch richtig ausufern könnten, oder in einem zu leichten Schwierigkeitsgrad, da wir deutlich mehr Optionen haben, auf die Schwachstellen der Gegner zu reagieren. Ansonsten wird es uns allerdings auch hier, ähnlich wie im für die Switch 2 neu aufgelegten Bravely Default möglich sein, Angriffe aufzusparen und ein paar Runden später mit geballter Kraft loszutreten.
All das sieht im Trailer wirklich fantastisch aus und dürfte, womöglich mit Abstrichen auf der ersten Switch, auf allen Konsolen flüssig laufen. Der HD-2D-Grafikstil ist mit seinen zweidimensionalen Charaktermodellen und den lichtintensiven Spezialeffekten über jeden Zweifel erhaben. Lediglich der Umstand, dass sich ein großer Konzern wie Square Enix nicht die Mühe macht, das eigene Werk wie vor Jahren die Mobilvariante nicht ins Deutsche zu übersetzen, stößt uns bitter auf.
Geschrieben von Eric Ebelt
Prognose:
Sowohl Octopath Traveler als auch Octopath Traveler II habe ich nicht durchgespielt, was primär daran lag, dass die zwischenmenschliche Interaktion der Helden zu Wünschen übrig lässt. Ich erwarte nicht, dass Octopath Traveler 0 diesen Umstand korrigiert. Dennoch habe ich dezent Lust auf das japanische Rollenspiel, das mir als Mobile-Muffel bislang verschlossen blieb. In diesem Serienteil gibt es nämlich zwei entscheidende Gameplay-Mechaniken, auf die ich sehr neugierig bin. Einerseits weckt der Wiederaufbau der Heimatstadt meines Helden wohlige Erinnerungen an Rollenspielklassiker wie Breath of Fire II. Andererseits sind es die Kämpfe, die mit acht am Scharmützel beteiligten Helden taktischen Tiefgang versprechen. Ob dieser Spagat aufgeht, lässt sich aktuell aber genauso wenig wie Story- und Dialogtiefe einschätzen. Wirklich ärgerlich finde ich, dass Square Enix den Titel nicht aus dem Japanischen respektive Englischen in andere Sprachen übersetzen will. Gerade bei textlastigen Spielen sollte dies bei großen Unternehmen im Jahr 2025 eigentlich der Standard sein.