Pokémon Let’s Go, Pikachu! und Let’s Go, Evoli! – VORSCHAU

Mit Pokémon Let’s Go, Pikachu! und Let’s Go, Evoli! wird Game Freak vor eine große Herausforderung gestellt. Das erste HD-Abenteuer soll die Zugänglichkeit und Nostalgie eines Pokémon GOs einfangen und gleichzeitig die langjährigen Fans der vielschichtigen Rollenspiel-Reihe überzeugen.


Fast jeder bisher gezeigte Spielausschnitt aus Let’s Go, Pikachu! und Let’s Go, Evoli! dürfte Pokémon-Spielern der ersten Generation bekannt vorkommen. Das kommt nicht von ungefähr, immerhin spielt das Abenteuer in der ersten Pokémon-Region Kanto, die originalgetreu mit kleinen Neuerungen nachgebaut wurde. Bekannte Ikonen wie Team Rocket sind selbstverständlich mit von der Partie und auch ein Rivale darf nicht fehlen, dennoch handelt es sich hier nicht um ein klassisches Remake. Mit einer neuen Geschichte und neuen Figuren sollen auch Kenner von Pokémon Blau, Rot und Gelb überrascht werden.

Aktuell sind noch Millionen von Pokémon-Spielern auf dem Nintendo 3DS zu Hause, diese Spielerschaft würde Nintendo mit dem nächsten Pokémon-Abenteuer natürlich gerne auf der Nintendo Switch sehen. Let’s Go, Pikachu! und Let’s Go, Evoli! tritt aber eindeutig nicht die die Fußstapfen der letzten Hauptableger der Reihe und macht einiges anders: Zufallsbegegnungen gehören der Vergangenheit an. Wilde Pokémon sind nun im hohen Gras sichtbar und bewegen sich in Form von 3D-Modellen auch so über die Routen. Das sorgt für etwas Bewegung und Dynamik auf dem Bildschirm und verpasst der Welt ein stärkeres Gefühl der Lebendigkeit. Die Taschenmonster sind nun mitten im Geschehen und nicht wie davor unsichtbar im hohen Gras oder in Pokébällen versteckt. Im Mittelpunkt stehen die Starter-Pokémon Evoli und Pikachu, die sich allerdings nicht weiterentwickeln werden. Dafür begleiten sie uns auf Schritt und Tritt und sitzen stets sichtbar auf unserer Spielfigur.

Gleichzeitig werden die Größenverhältnisse zwischen den einzelnen Pokémon schön deutlich. Bei einer Konfrontation wechselt das Geschehen in den klassischen Arena-Modus – im Falle von wilden Pokémon wird hier aber nicht mehr gekämpft. Der Fokus liegt hier auf dem Fangen, dafür wurde das System erweitert: Beeren erhöhen Fangchance und den ikonischen Wurf mit dem Pokéball müssen wir selbst mit einem Schwung mit dem Joy Con gut abpassen. Zusätzlich bewgen sich die Pokémon und versuchen unseren Würfen zu entgehen. Diese Einbindung der Bewegungssteuerung wird im fertigen Spiel mehr als nur ein aus dem Handgelenk geschütteltes Gimmick sein und dem Trainer etwas Geschick abverlangen.

Die Frage nach dem Schwierigkeitsgrad

Kämpfe werden trotzdem ein Kernelement des Spiels bleiben. Es gibt immer noch unzählige Trainer und Arenaleiter, die im rundenbasierten Duell herausgefordert werden. Hoffentlich orientiert sich der Schwierigkeitsgrad hier an den Pokémon: Sonne und Mond. Diese legten in diesem Punkt gut vor und erwartete von den Spielern, sich mit den Spielsystemen ernsthaft auseinander zu setzen. Nachdem Pokémon Let’s Go aber eindeutig Spieler anspricht, die mit den jüngsten Spielen der Reihe nicht so viel Kontakt hatten, ist bei diesem Thema etwas Skepsis auf jeden Fall ratsam.

Für die Interaktion mit Pokémon GO ist auf jeden Fall gesorgt. Im Go Park sind Taschenmonster der Mobile-Variante fangbar und damit auch auf der Switch-Version nutzbar. Technisch wird sich die Reihe auf der Nintendo Switch auf jeden Fall weiter entwickeln, zumindest gilt das in Sachen Auflösung, Texturen-Qualität und Detailgrad der Umgebung. Die frühe Version des Spiels bekommt allerdings ab und an Schluckauf in der Bildrate. Rückschritte sind unserer Meinung nach im Design der Interfaces zu vermerken, die nach ersten Eindrücken uninspiriert wirken und ohne einheitlicher Design-Grundlage negativ auffallen. Die Verbindung zum Mobile-Spiel ist hier eindeutig zu erkennen. Die Verbindung zur ersten Pokémon-Generation erkennen wir dagegen in der rechteckigen Struktur der Spielwelt. Während Pokémon Sonne und Mond wesentlich natürlichere Abbilder der echten Welt im Pokémon-Maßstab gelungen sind, führt die Rückorientierung an das kachelbasierte Game-Boy-Spiel auch wieder zu unorganischen und sehr kantigen, unnatürlichen Umgebungen. Es bleibt spannend, ob sich dieser Nostalgie-Griff im fertigen Spiel auszahlt.

Prognose:

Einen Mangel an Innovationen kann Game Freak für das neusten Pokémon-Abenteuer wirklich nicht vorgeworfen werden. Dass Zufallsbegegnungen der Vergangenheit angehören und die Pokémon alle auf der Karte sichtbar sind, sind auf jeden Fall Entwicklungen in die richtige Richtung. Was das größere Augenmerk auf die Fangmechanik angeht, die die Kämpfe mit wilden Pokémon ins Abseits gestellt haben, bin ich schon skeptischer. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich die neuen Fangmechaniken im fertigen Spiel tatsächlich gestalten und welchen Tiefgang diese mit sich bringen. Für Kenner der alten Editionen und für Fans von Pokémon GO wird Pokémon Let’s Go aber auf jeden Fall ein Fest.