Akane – TEST
Bereits im September 2018 veröffentlichte Entwicklerstudio Ludic Studios den Action-Titel Akane für den PC. Mehr als ein halbes Jahr später konnte das Spiel erfolgreich auf die Switch portiert werden – und verfügt dort über dieselben Qualitäten und leider auch Schwächen.
In Akane schlüpfen wir in die Rolle der titelgebenden Kriegerin, die im Jahr 2121 mit Schwert und Schusswaffe bewaffnet in den Straßen von Mega Tōkyō gegen allerhand Feinde kämpft. Handlungstechnisch bleibt das Spiel eher flach, Hintergründe müssen in selten eingestreuten Dialogen oder dem Tutorial, in dem Akane noch als Kind bei ihrem Lehrmeister im Schwertkampf unterrichtet wird, aufgeschnappt werden. Das ist durchaus schade, denn das futuristische Szenario, das an Anime-Serien wie Psycho-Pass oder den Cyberpunk-Kultfilm Bladerunner erinnert, würde so vieles hergeben.
Stattdessen konzentriert sich Akane vor allem auf das Gameplay. Am einzigen Handlungsort des Spiels, einem recht offenen Platz mitten in einer Molochversion von Japans Hauptstadt, kämpfen wir mit Akane der Reihe nach abwechselnd gegen eine aus hundert Angreifern bestehende Gegnerwelle und einen wiederkehrenden Bossgegner. Die Besonderheit an Akane ist, dass jede Figur einschließlich uns und dem mit jeder einzelnen Begegnung aggressiver agierenden Bossgegner nur einen Treffer bis zum sofort eintretenden Exitus entfernt ist. Dementsprechend hoch ist auch der Schwierigkeitsgrad des Spiels, da jede Berührung durch den Feind zurück auf den Titelbildschirm führen kann. So richtet sich Akane vor allem an frustresistente Spieler, die auf ihr eigenes Können vertrauen.
Killer-Maschine Akane
Sollten wir mal wieder das Zeitliche segnen, muss das aber nichts Schlechtes sein. Je nachdem wie gut wir uns im Kampf gegen Yakuza, Ninja und andere Stereotypen schlagen, desto eher erhalten wir Zugriff auf neue Schwerter oder Schusswaffen. Besiegen wir beispielsweise ganze dreißig Gegner mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von einhundert Prozent, kommen wir in den Genuss eines Katana, mit dem wir bei gedrückter Aktionstaste einen Rundumschlag ausführen können. Zu simplem Button Mashing verkommt Akane aber nie, da sich die Kämpfernatur auch verausgaben kann. Ist die sich im Normalfall stetig generierende Ausdauerleiste geleert, kann Akane kurzfristig kein Schwert schwingen.
Völlig hilflos sind wir dann aber nicht, da wir immer noch mit der Pistole Gegner abschießen können. Das funktioniert jedoch nur so lange wie wir auch Munition haben. Neue Patronen erhalten wir wiederum von Feinden, die wir mit dem Schwert abgestochen haben. Gelingt es uns zudem, mehrere Gegner hintereinander abzumurksen, können wir noch zwei Spezialangriffe ausführen. Bei der einfachen Spezialattacke müssen wir nur einen von drei Aktionsbalken füllen und können bei der Ausführung in einer geraden Linie mehrere Feinde auf einmal töten. Bei der anderen Spezialattacke leert sich der komplette Balken, vernichtet allerdings alle Gegner auf dem Bildschirm.
Cyberpunk-Action mit kleinen Makeln
Es lässt sich definitiv nicht leugnen, dass alle Gameplay-Mechaniken von Akane bestens ineinandergreifen, sich gegenseitig sogar wunderbar ergänzen. Problematisch ist jedoch der Ansatz, uns beim Ableben zurück zum Spielstart zu werfen. Zum einen machen die frisch freigeschalteten Waffen das Spiel nur bedingt angenehmer und zum anderen erwartet das Spiel ein gewisses Maß an Disziplin, um die Anforderungen für das Freischalten überhaupt erfüllen zu können. Wer daran Spaß findet, wird von Akane definitiv nicht enttäuscht. Dennoch ist das ständige Rücksetzen zum Anfang, das entfernt an Roguelike-Spiele erinnert, auf Dauer sehr repetitiv.
Steuerungstechnisch gibt es hingegen nur wenig an Akane auszusetzen. Jeder Angriff ist kinderleicht umgesetzt und Ausweichmanöver stellen grundsätzlich auch kein Problem dar. Einzig und allein der Einsatz der Spezialattacken treibt gelegentlich zur Verzweiflung, da sich die Leiste auch dann leeren kann, wenn wir gerade mit dem rechten Analog-Stick in eine bestimmte Richtung zielen und die Gegner ungehindert auf uns zustürmen. So kommt es hin und wieder vor, dass wir uns unbewusst selbst töten, wenn wir nicht alle chaotischen Elemente auf dem Bildschirm erfassen. Optisch und akustisch unterstützt das Spiel mit seinem Cyberpunk-Stil im Retro-Look das Gameplay jedoch so gut, dass zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bei dem wir ins Gras beißen, ein richtig guter Flow entsteht.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Akane ist meiner Meinung nach ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite beeindruckt der Action-Titel mit gut ineinandergreifenden Gameplay-Mechaniken, die sich teilweise dermaßen gut ergänzen, dass ein unaufhaltsamer Flow vor allem beim Zusammenspiel der paralysierenden Optik und Akustik entsteht. Dieser Flow wird auf der anderen Seite jedoch jäh unterbrochen, wenn Spielfigur Akane auch nur ein einziges Mal – wenn auch nur versehentlich – von einem Gegner oder einem herumfliegenden Projektil getroffen wird. Hier hätte ich mich zumindest über alternative Schwierigkeitsgrade gefreut, denn das Freischalten von neuen Waffen verändert das eigentliche Spielgefühl nur unwesentlich und ist zudem für eher undisziplinierte Spieler mehr Hindernis als Ansporn. Wer sich allerdings wirklich in ein Spiel hineinfuchsen will und seinem Fingerspitzengefühl blind vertraut, wird mit Akane zwischendurch immer wieder seinen Spaß haben.