Devil May Cry 2 – TEST

Dantes Schnetzelfeldzug geht mit Devil May Cry 2 auf der Switch weiter. Drei Monate nach dem ersten Teil, kann damit nun auch dessen Fortsetzung aus dem Jahr 2003 auf Nintendos Hybrid-Konsole erlebt werden.


Wie schon Devil May Cry ist Devil May Cry 2 kein Remake, sondern lediglich eine Remastered-Version des PlayStation-2-Originals, das bereits als Teil der Devil May Cry Trilogy für andere Systeme neuaufgelegt wurde. Optische Verbesserungen und 16:9- statt 4:3-Bild fallen genauso wie beim Vorgänger ordentlich aus, weisen aber weiterhin matschige Texturen und unschöne Zwischensequenzen auf. Immerhin fallen die Menüs nicht mehr so verpixelt, dafür entgegen der deutschen Untertitel rein auf Englisch, auf.

Schwache Story, zahnlose Action

Ein ähnlicher Action-Hit wie bei Devil May Cry erwartet uns bei Devil May Cry 2 leider nicht. Das fängt bereits bei der kaum vorhandenen Geschichte an. Dante hilft der zweiten spielbaren Figur Lucia und ihrem Clan im Kampf gegen einen bösen Unternehmer, der sich dämonischer Kräfte bedient. Viel mehr bietet die Handlung nicht. Ähnlich flach fallen auch die Charaktere aus. Dante ist nur noch ein stoischer, schweigsamer Kämpfer und zeigt wenig von den guten Ansätzen des ersten Teils. Zum negativen Eindruck trägt auch die lustlos wirkende englische Synchronisation bei.

Wer nun erwartet, dass bei einem Hack and Slay sowieso die Action wichtiger ist, liegt zwar nicht falsch, wird bei Devil May Cry 2 aber fast genauso enttäuscht. Obwohl das schnelle Kampfsystem – Dante und Lucia spielen sich trotz abweichender Bewegungen fast identisch – durchaus gelungen ist, fehlt es an nötiger Herausforderung. Oft reicht es, wenn wir einfach den Angriffsknopf halten, um auf die Feinde zu schießen und dabei ein wenig hin und her zu laufen. Selbst größere Gegner erledigen wir so problemlos. Spätestens wenn wir die Erweiterungen für unsere Schusswaffen mit roten Orbs gekauft haben, bleibt eine gute Balance zwischen unseren Gegnern und uns fast komplett auf der Strecke. Lediglich einige Bosskämpfe bieten dann noch ein wenig Herausforderung. Insgesamt ist Devil May Cry 2 aber viel zu leicht. Das ist gerade mit Blick auf den angenehm fordernden Vorgänger unverständlich.

Bereits hier zeigen sich die Probleme in der Entwicklung, die unter anderem einen Director-Wechsel zu verzeichnen hatte und gerade einmal etwa anderthalb Jahre Zeit umfasst. Devil May Cry 2 könnte also als typischer Schnellschuss bezeichnet werden. Deutlich wird das auch bei den beiden Spielfiguren. Neben Dante können wir beim Spielstart auch Lucia wählen. Eine zusammenhängende Geschichte wird jedoch nicht erzählt. Genauso wenig ein alternativer Weg. Stattdessen beschreitet Lucia häufig dieselben Level wie Dante mit minimalen Abweichungen oder schlicht in entgegengesetzter Richtung. Die sowieso geringe Spielzeit wird dadurch zwar etwas erhöht, mangels Abwechslung und Motivation hilft das aber nur wenig. Dazu kommt, dass Zwischensequenzen bei Dante und Lucia identisch sind und manche Übergänge zwischen den Leveln keinen Sinn ergeben. Fast so, als würden Abschnitte dazwischen fehlen. Spätestens damit ist klar, dass Devil May Cry 2 keine gelungene Fortsetzung ist und höchstens der Vollständigkeit halber für alle an der Reihe interessierten Spieler dienen kann.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Obwohl mir im Vorfeld bewusst war, dass Devil May Cry 2 als schlechtester Teil der Reihe gilt, hatte ich die Hoffnung, dass Dantes zweites Schnetzelabenteuer trotzdem kurzweilig unterhalten kann. Leider ist dem nicht so. Die Action wirkt aufgrund schlechter Balance zahnlos, die Geschichte ist schwach und die Charaktere blass. Dass zudem kaum Abwechslung geboten wird, Lucia als zweite spielbare Figur zwar funktioniert, aber aufgrund der Kampagnen- und Story-Gestaltung wenig Nutzen hat, hat mir das letzte bisschen Motivation geraubt. Dazu kommt, wenn auch nicht für die Bewertung relevant, die fragwürdige Veröffentlichungspolitik von Capcom und der Verzicht auf die HD-Trilogie, die auf den anderen Systemen erschienen ist. So bietet sich Devil May Cry 2 allerhöchstens für all jene an, die die Reihe komplett auf der Switch haben möchten. Alle anderen, die nach Devil May Cry noch Lust auf mehr Hack-and-Slay-Action haben, sei das Warten auf Devil May Cry 3 oder als Alternative Bayonetta und Bayonetta 2 geraten.