Gear Club Unlimited 2 (Definitive Edition) – TEST
Bereits im ersten Jahr nach dem Launch der Nintendo Switch erschien Gear Club Unlimited 2 in einer eher unfertigen Version. Diese wurde über die Jahre hinweg mehrfach überarbeitet. In der Definitive Edition kann das Rennspiel bedauerlicherweise immer noch nicht punkten.
Storytechnisch sind Rennspiele bekannterweise nie sonderlich spannend. Selbst Gear Club Unlimited 2 schafft es nicht, über das untere Mittelmaß des Möglichen herauszukommen. In unseren Augen ist das auch nicht schlimm, denn der Arcade-Racer von Entwicklerstudio Eden Games ist angenehm simpel inszeniert. Der Rennfahrer unseres Clubs fällt aus einem nicht näher bekanntem Grund aus. Da wir als Testfahrer beim Club angestellt sind, werden wir für die nächsten drei Rennen eingespannt. Hierbei merken wir, dass wir nicht nur als Testfahrer geeignet sind. So gelangen wir peu à peu in die Szene, feiern einen Erfolg nach dem anderen und machen uns einen Namen.
Übertrieben ist die Geschichte nicht und fällt im Gegensatz zur Erzählweise auch nicht unangenehm auf. Erzählt wird die Story über Monologe verschiedener Figuren, die unseren Weg kreuzen. Einerseits bleiben die mal freundlichen und mal miesepetrigen Charaktere aufgrund starrer Artworks leblos, andererseits fehlt es an einer Synchronisation. Auch Zeichensetzungsfehler und Ähnliches innerhalb der deutschen Übersetzung der Texte springen uns ins Auge – und das ist ein Umstand, der bereits in der Ursprungsfassung von 2018 negativ von Kritikern aufgefasst worden ist. Zum Glück kann das Gameplay des Titels deutlich mehr überzeugen und dürfte zumindest einige Rennspielfans zufriedenstellen.
Motivierendes Rennspiel-Gameplay
Über eine Weltkarte wählen wir das nächste Event oder die nächste Meisterschaft aus. Hier fahren wir in der Regel gegen elf Kontrahenten, sausen dabei durch von Mammutbäumen durchzogenen Wälder, rasen über schneebedeckte Pisten oder fahren gleich in riesigen Stadien. Entweder fordern wir in direkten Rennen unsere Rivalen heraus oder treten gegen ihre Geistdaten an. Manchmal müssen wir uns vor einem Rennen auch qualifizieren und fahren erst einmal gegen die Zeit, bevor es ins richtige Rennen geht.
Durch Teilnahme an Rennen sammeln wir Credits, die wir gegen neue Boliden eintauschen können. Auch neue Bauteile für unsere Flitzer lassen sich in Gear Club Unlimited 2 mit Credits erwerben. Dies ist aber nur dann möglich, wenn wir genug Rennen gefahren sind und unsere Werkstatt im Level aufgestiegen ist. Das Tuning ist tatsächlich motivierend und sorgt dafür, dass wir die kleinen, aber feinen Unterschiede auf der Rennstrecke ausprobieren wollen. Vor allem bei größeren Verbesserungen bemerken wir den Unterschied sofort. In dieser Disziplin, so simpel all die Mechaniken auch funktionieren, weiß das Spiel definitiv zu überzeugen. Einfach zu erlernen ist auch die Steuerung, denn wie für ein Rennspiel gewohnt gibt es die typischen Buttons für wichtige Funktionen wie Gas, Bremse und Handbremse, was eigentlich sehr eingängig ist.
Digitales statt analoges Driften
All das klingt bisher ziemlich super, doch vor allem die technische Seite des Rennspiels ist der Punkt, mit dem der Spielspaß steht und fällt. Beispielsweise funktioniert das Gasgeben und Bremsen rein digital und nicht analog. Dies ist jedoch kein Problem des Spiels, sondern der Zielplattform. Zwar wird der GameCube-Controller mittels Adapter mit seinen analogen Schultertasten erkannt, doch Gasgeben lässt sich nur über den A-Knopf. Leider lässt sich die Knopfbelegung nicht frei konfigurieren. Ob andere Controller mit analogen Triggern vom Spiel erkannt werden, können wir aufgrund fehlender Hardware nicht bestätigen und auch nicht dementieren. Hier verweisen wir auf Erfahrungsberichte von Käufern des Spiels.
Ohne analoge Trigger, soviel können wir euch verraten, ist für unseren Geschmack vor allem das Driften fast ein Ding der Unmöglichkeit. Darüber hinaus gibt es optionale Bedienungshilfen für die Bremse, das Antiblockiersystem und die Lenkung, deren Intensität wir stufenweise erhöhen oder verringern können. Ähnlich wie beim Tuning ist jede Veränderung spürbar. So können wir die Steuerung ganz auf unsere Vorlieben anpassen. Auch die auf der Strecke angezeigte Ideallinie, die so auch aus Forza Horizon bekannt ist, hilft dabei, Bremse und Handbremse im richtigen Moment zu betätigen, um rechtzeitig in die zahlreichen Kurven zu driften.
Maue technische Umsetzung
Auch die kinderleicht zu bedienende Rückspulfunktion, die wir schon aus Rennspielen wie Forza Motorsport und Konsorten kennen, ist eine willkommene Hilfestellung. So können wir das Geschehen jederzeit um ein paar Sekunden zurückdrehen, um einen Fehler auszumerzen. Allerdings sei gesagt, dass die Funktion nicht in jedem Rennen und manchmal auch nur begrenzt oft pro Rennen möglich ist. Profis werden diese Funktion ohnehin nur belächeln, Anfänger dürften zumindest gelegentlich das Geschehen zurückspulen. Auch wenn all diese Möglichkeiten erneut sehr positiv für Gear Club Unlimited 2 sprechen, so gibt es leider viele negative Aspekte aufgrund der technischen Umsetzung.
So sehen die durchweg starren Grafiken angestaubt und auch veraltet aus und erinnern deshalb fast an PlayStation-2-Titel. Nur die hübschen Lichteffekte können in dieser Disziplin halbwegs überzeugen. Hinzu kommt, dass der Arcade-Racer gefühlt selten konstant flüssig läuft. Ein leichtes Dauerruckeln ist zu spüren. Vor allem wenn am Rand der Strecke viele „Details“ wie Gebäude oder Tribünen zu erkennen sind, geht die Framerate in die Knie. Auch die Kamerafahrt ist in den Momenten, in denen wir gerade von der Fahrbahn gedrängt werden, nicht immer optimal. Dann kann es schon mal vorkommen, dass wir wertvolle Sekunden verlieren, weil wir erst den Weg zurück auf die Piste finden müssen.
Verspielte Chancen
Noch gravierender fallen die ausufernden Ladezeiten aus. Dass Gear Club Unlimited 2 mehr als neunzig Sekunden für den ersten Spielstart braucht, können wir gerade so akzeptieren. Dass wir uns vor jedem (!) einzelnen (!) Rennen, das allerhöchstens drei bis vier Minuten dauert, eine ganze Minute gedulden müssen, ist weder im Ursprungsspiel von 2018 noch im Jahr 2021 in der Definitive Edition akzeptabel. Die Switch müsste technisch im Stande sein, das Spiel zu stemmen. Anhand von kleineren Schnitzern wie stotternder oder kratzender Musik im Hauptmenü, wird einmal mehr klar, dass der Titel unfertig programmiert im Laden gelandet ist.
In akustischer Hinsicht haben wir auf Knopfdruck die Wahl zwischen ätzender Elektro-Musik, stimmigen Rock-Songs oder eine Mischung aus beidem. Sicherlich ist das Geschmackssache. Wer weder mit Elektro noch mit Rock etwas anfangen kann, darf die Musik auch ausstellen und sich an den stimmungsvollen Motorengeräuschen erfreuen. Zu guter Letzt lässt sich der Arcade-Racer sowohl online als auch offline mit mehreren Spielern angehen. Offline funktioniert das sogar zu viert an einer Konsole im Splitscreen. Es fragt sich nur, welche Argumente wir hervorbringen sollten, um das Spiel unseren Freunden schmackhaft zu machen. Gear Club Unlimited 2 verspielt sein Potenzial aufgrund mauer Technik gänzlich.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Gear Club Unlimited 2 hätte in der Definitive Edition die Möglichkeit gehabt, mir das Rennspielgenre auf der Switch schmackhaft zu machen. Allerdings wird dem Titel dies in der vorliegenden Fassung nicht gelingen – und das ist wirklich sehr schade, denn der Arcade-Racer hätte durchaus das Potenzial gehabt, zur Genre-Referenz auf der Hybridkonsole zu werden. Leider haben es die Entwickler an viel zu vielen Stellen vergeigt. Die Strecken sind alles andere als hübsch und wirken zudem sehr starr. Nicht einmal ein laues Lüftchen lässt die Blätter von Bäumen rascheln. Auch die Steuerung funktioniert nur suboptimal, was zugegebenermaßen ein Problem der Switch mit ihren fehlenden analogen Schultertasten ist. Auch die regelmäßigen Ladezeiten von einer Minute beim Starten der Strecken sind im Jahr 2021 einfach nicht tragbar. Die technische Umsetzung des Spiels kratz derart am schnellen Gameplay, das mir Gear Club Unlimited 2 nicht länger als zehn Minuten am Stück Spaß macht. Für die Definitive Edition des Spiels kann und werde ich keine (Achtung: Wortwitz!) definitive Kaufempfehlung geben. Nur wer sich mit den zahlreichen Mankos anfreunden kann und keine andere Plattform besitzt, die besser für Rennspiele geeignet ist, darf einen Blick riskieren.