Moonstone Island – TEST
Falls ihr euch gedanklich eine bunte Videospielmischung der Marken Story of Seasons, Pokémon und The Legend of Zelda in Kombination mit Sammelkartenspielen wie Magic: The Gathering vorstellen könnt, dann hättet ihr direkt das spaßige Moonstone Island im Kopf.
Spätestens mit dem Erscheinen des wegweisenden Bauernhofsimulationsprimus Stardew Valley im Jahr 2016 ist die Welle an Wohlfühlspielen nicht mehr aufzuhalten. Obwohl es nach all den Jahren eigentlich schon zu viele Alternativen gibt, sticht Moonstone Island auf charmante Weise aus dem Einheitsbrei heraus. Wir schlüpfen in die Rolle einer jungen Alchemistin, die von Zuhause auszieht, um ihre Ausbildung abzuschließen. Zumindest drängen uns ihre Eltern dazu, die uns unwiderruflich ins Abenteuer werfen.
Nach der kurzen Eröffnungssequenz, in der wir von unserem Vater und unserer Mutter das grundlegende Gameplay näher gebracht bekommen, stranden wir auf der titelgebenden wie über den Wolken schwebenden Mondsteininsel. Dort befindet sich eine kleine Siedlung, in der eine Handvoll Menschen leben. Mit den illustren Figuren, die allesamt sehr jung gehalten sind, schließen wir peu à peu Freundschaft und erfüllen kleinere Aufträge für sie. Nebenher lüften wir Geheimnisse um die Mondsteininsel, erkunden die bei jedem neuen Spiel prozedural generierte Inselwelt im Himmel, steigen in mit Rätseln gefüllte Dungeons hinab, betreiben fleißig Landwirtschaft sowie Handwerk und lassen monsterartige Geister gegeneinander kämpfen. Ihr seht schon, in der Lebenssimulation Moonstone Island bekommt ihr trotz der seichten Handlung so einiges geboten.
Handwerk und Landwirtschaft
Fragt sich an dieser Stelle, ob diese bunte Mischung, die sich an großen Marken wie Story of Seasons, Pokémon oder The Legend of Zelda orientiert, überhaupt funktioniert. Wir können Entwarnung geben, denn trotz der vielen Einflüsse, die in Moonstone Island durchscheinen, harmonieren diese Elemente weitestgehend miteinander. Das liegt vor allem daran, dass die einzelnen Bestandteile des Spiels trotz ihrer gelungenen Verzahnung in gewisser Weise auch als eigenständige Gameplay-Mechaniken funktionieren.
Durch die verschiedenen Nebenquests, in denen von uns zum Beispiel verlangt wird, dass wir erst einmal ein paar Bäume mit der Axt fällen und Steine mit dem Hammer bearbeiten, lernen wir zunächst die Natur kennen. Wenig später müssen wir hingegen in einer Mine Kupfer abbauen und das Erz daraufhin einschmelzen und in Barren umformen. Zusammen mit Geld, das wir für den Verkauf von Materialien und Naturprodukten verdienen, können wir wiederum in der Schmiede unsere Werkzeuge verbessern lassen. Im Gegensatz zum bereits angesprochenen Stardew Valley ist das Konzept in Moonstone Island trotz einiger fehlender Erklärungen wesentlich leichter zu durchschauen, da die Welt kompakter ausfällt und die Möglichkeiten anfangs noch etwas beschränkt sind. Gerade eher gemächliche Spieler werden mit dem Handwerk nicht überfordert.
Monstermäßige Kämpfe
In der Natur von Moonstone Island ist aber nicht durchweg Friede, Freude, Eierkuchen angesagt, denn hier und da treiben sich fiese Geister herum. Diese erinnern an die niedlichen bis bedrohlich wirkenden Kreaturen aus Pokémon oder Dragon Quest Monsters. Bis zu drei Geister können wir aktiv in unser Team aufnehmen, die jeweils über einen elementaren Typ verfügen, der effektiv oder selbst anfällig gegen andere Monster ist. Die Auseinandersetzungen finden in einem rundenbasierten Kampfsystem statt, in dem wir abwechselnd mit dem Computergegner unsere Züge eingeben.
Welche Fähigkeiten wir hier wählen können, hängt von den Karten ab, die dem Geist zur Verfügung stehen. Jede Karte verschluckt eine unterschiedlich große Menge an Energie, die pro Runde zudem begrenzt ist. Hinzu kommt, dass sowohl unsere Geister als auch die Gegner über einen Verteidigungswert verfügen, den wir mit speziellen Angriffen auf Null reduzieren können. Dies ist auch stets der Punkt, auf den wir im Kampf hinarbeiten müssen, denn sobald der Verteidigungswert auf Null gefallen ist, verursachen alle Angriffe verheerenden Schaden, der nicht selten über Sieg und Niederlage unterscheidet. Da es über siebzig Geister im Spiel zu bekämpfen und zu zähmen gibt, ist der Abwechslungsreichtum in den taktischen wie auch motivierenden Kämpfen durchaus groß. Toll!
Nostalgie mit wenigen Schwächen
Ebenso gefällt uns die audiovisuelle wie flüssig laufende Technik von Moonstone Island, die uns wohlig an die 16-Bit-Zeit erinnert. Dadurch, dass wir wie im Vorbild Stardew Valley eine Reise durch die Jahreszeiten machen, erfreuen wir uns sowohl an heißen Sommertagen als an schneebedeckten Winterlandschaften. Erreichen wir eine neue Insel, erkennen wir oft schon an elektrisierten wie in Flammen stehenden Bäumen, welcher Typus an Geistern sich auf dem schwebenden Eiland tummeln. Solche Kleinigkeiten stehen sinnbildlich für eine gute Lesbarkeit. Bei den Charaktermodellen hat sich das für die Entwicklung verantwortliche Studio Supersoft an einem Chibi-Look orientiert, sprich einer verniedlichten Figurendarstellung, auch wenn die Charakterporträts konträr dazu erwachsener wirken. Auditiv ist die Lebenssimulation mit angenehmen Klängen unterlegt, die hervorragend zum Gameplay passen, aber zu wenig Ausdruckskraft haben.
An der Steuerung selbst gibt es nur wenig auszusetzen. Lediglich das gewöhnungsbedürftige Management der Werkzeuge, ihr teils schwammiger Einsatz und die manchmal etwas hakelige Menüstruktur fallen bitter auf. Daneben gibt es nur wenig am Spiel auszusetzen. Am ehesten müssten die Entwickler bei der sozialen Interaktion nachsitzen, denn das Verbessern der Beziehungen, die auch zu Hochzeiten führen können, läuft weniger über Dialoge, sondern mehr über Befehle ab. Wen das nicht stört und einer gelungenen Genremischung eine verdiente Chance geben will, kommt um Moonstone Island nicht herum!
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Moonstone Island klingt auf dem Papier überambitioniert. Dass das ungewöhnliche Konzept aber trotz aller Unkenrufe funktioniert, wird sicherlich jeder sofort merken, der auch nur ein bis zwei Stunden in das Spiel hineinschnuppert. Die Lebenssimulation nutzt Gameplay-Elemente großer Marken und macht daraus ein kreatives Potpourri, das nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch funktioniert. So kann ich mich in aller Ruhe der Landwirtschaft, dem Handwerk, dem Erkunden der Spielwelt und dem Zähmen von Monstern hingeben. Auch wenn letzterer Aspekt meiner Meinung nach noch etwas weiter ausgebaut sein könnte, dürfte dieser Umstand gerade gemächlichen Spielern, die sich auch bei den taktischen Kämpfen Zeit lassen, überhaupt nicht stören. Auch der 16-Bit-Grafikstil und die angenehmen Melodien machen das Abenteuer zu einem kleinen Erlebnis für Nostalgiker. Tatsächlich habe ich nur wenig am Spiel auszusetzen. Allen voran möchte ich hier die etwas fummelige wie gewöhnungsbedürftige Bedienung erwähnen. Auch die soziale Interaktion mit dem verhältnismäßig überschaubaren Ensemble an Spielfiguren hätte noch etwas tiefgründiger sein können. Abgesehen davon habe ich mit Moonstone Island aber eine Menge Spaß und kann den Titel jedem empfehlen, der mit stilistisch ähnlichen Lebenssimulationen wie Stardew Valley oder Potion Permit etwas anfangen kann.