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Erics Spiele des Jahres 2022 – SPECIAL

Auch in diesem Jahr rechnen die NMag-Redakteure mit dem vergangenen Jahr ab. Diesmal macht Eric den Anfang. In seiner Analyse stellt er fest, dass im Jahr 2022 viele gute Spiele erschienen sind, die wenigstens ihm dabei jedoch auf der Nintendo Switch begegneten.


Kurz vor Weihnachten habe ich mich in mein stilles Kämmerlein zurückgezogen, um über all die Spiele nachzudenken, die im Jahr 2022 erschienen sind. Mir ist dabei klar geworden, dass wir ein richtig gutes Jahr an Videospielen hatten – zumindest dann, wenn ich auch über den Tellerrand hinausblicke. Versteht mich nicht falsch. Wer nur eine Nintendo Switch besitzt, hatte in diesem Jahr genug Möglichkeiten in einer Vielzahl an Genres tolle Titel zu finden. Für mich waren bei den Exklusivgeschichten aber nur wenige Titel attraktiv. So habe ich vor allem zu Beginn des Jahres sehr viel Zeit mit Spielen auf der PlayStation 5 verbracht. Unzählige Stunden habe ich im Action-Rollenspiel Horizon: Forbidden West investiert und etliche Runden in Gran Turismo 7 gedreht. Mein absoluter Höhepunkt bleibt aber dank des Updates Cyberpunk 2077. Selten habe ich ein so packendes wie tiefgründiges Erlebnis in Rollenspielen erlebt wie hier. Auch Ghostwire: Tokyo hat mich atmosphärisch aus den Socken gehauen. Die Aufzählung geht mit Spielen wie Valkyrie Elysium und God of War: Ragnarök auch gegen Ende des Jahres weiter. Nichtsdestotrotz war das Jahr – und das will ich noch einmal ganz klar betonen – auch für Nintendo-Switch-Besitzer keinesfalls schlecht. Fünf dieser tollen Spiele habe ich mir herausgepickt, die ich euch im Folgenden vorstellen will.

Blossom Tales II: The Minotaur Prince

Da mich persönlich The Legend of Zelda: Breath of the Wild enttäuscht hat und sich meine Vorfreude auf den nächsten Serienableger in Grenzen hält, habe ich mich sehr über die Veröffentlichung von Blossom Tales II: The Minotaur Prince gefreut. Hierbei handelt es sich um ein nahezu rundum gelungenes Action-Adventure. Zwar ist die Geschichte ausbaufähig, doch dafür zuckersüß erzählt. Die Möglichkeit, dass ich ein paar Aspekte der Erzählung selbst mitbestimmen kann, gefällt mir außerordentlich gut. Beim Gameplay fühle ich mich darüber hinaus sofort heimisch. Das Spiel macht noch weniger als sein Vorgänger einen Hehl daraus, sich maßlos an der The-Legend-of-Zelda-Reihe zu bedienen. Im Jahr 2022 ist das meiner Meinung nach auch kein Verbrechen, denn Nintendo hat mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild gezeigt, wie die gewohnten Strukturen zertrümmert werden. Ich bin sehr froh, dass es Entwicklerstudios wie Castle Pixel gibt, die mir zeigen, wie das Genre besser funktioniert. Mir gefällt an Blossom Tales II eigentlich fast alles. Die Dungeons sind vielschichtig, die Kämpfe machen mit dem richtigen Item-Einsatz sehr viel Spaß, das Knobeln bei den Rätseln führt oft genug zu Erfolgserlebnissen und darüber hinaus lädt die Spielwelt zum Erkunden ein. Auch der Humor mit seinen Anspielungen an Werke wie Der Herr der Ringe oder Star Wars ist gelungen. Lediglich dass ich mit Lily nur zwei Items gleichzeitig ausrüsten kann, fällt mir vor allem in der zweiten Spielhälfte störend auf. Dies ist aber nur der Tropfen auf dem heißen Stein, denn ansonsten weiß das Spiel bis zum furiosen Endkampf bestens zu unterhalten.

Taiko no Tatsujin: Rhythm Festival

Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein sehr großer Fan von japanischen Spielen bin, die mir auch die japanische Kultur und vor allem die japanische Populärkultur näherbringen. Als ich im 2012 erstmals veröffentlichten Yakuza 5 auf der PlayStation 3 einen Abstecher in den sogenannten Club Sega machte, bin ich dort über eine Minispielvariante des real existierenden Taiko no Tatsujin gestoßen. Mit diesem Rhythmusspiel hatte ich über Jahre hinweg immer wieder meinen Spaß, konnte es aber leider immer nur in Yakuza 5 spielen. Ich war wirklich überglücklich, als 2018 mit Taiko no Tatsujin: Drum ‘n’ Fun! endlich der erste Teil der seit Jahren beliebten Reihe den Weg nach Europa fand. In diesem Jahr erschien mit Taiko no Tatsujin: Rhythm Festival ein weiterer Serienteil inklusive Taiko-Controller. Hierbei handelt es sich um eine Trommel, die mit den beiliegenden Drumsticks entweder mittig oder am Rand treffen muss. Dass eine solche Session ganz schön laut werden kann, hat meine Nachbarschaft auch schon herausgefunden. Einschüchtern lasse ich mich aber nicht. Das Rhythmusspiel, bei dem japanische Popsongs, Videospielmusik und Titellieder von Anime-Serien wie Digimon Adventure oder Neon Genesis Evangelion laufen, ist einfach eine Wucht. Ich hoffe sehr, dass Bandai Namco mit dem Spiel auch hierzulande Erfolg haben und die Reihe unterstützen wird.

Tactics Ogre Reborn

Strategie-Rollenspiele sind wohl das Genre, das im Jahr 2022 mit vielen Titeln beeindrucken konnte. Kaum ein Titel dürfte unbemerkt an euch vorbeigekommen sein. Neben frischen Titeln wie Triangle Strategy dürfte Tactics Ogre Reborn für Genre-Fans aber wohl das Highlight sein. Das Spiel bietet eine überaus mitreißende Geschichte voller Machenschaften und Intrigen, die an Game of Thrones respektive Das Lied von Eis und Feuer erinnern. Es ist wendungsreich inszeniert und lässt den vielschichtigsten Handlungsverlauf sogar mich als Spieler mitbestimmen. Hinzu kommen gut geschriebene Charaktere und Kämpfe, die eine unglaubliche Spieltiefe bieten. So muss ich nicht nur stets die Positionen der Einheiten, sondern auch das Terrain, die Höhenunterschiede und die Blickrichtung der Charaktere am Ende eines Zugs beachten. Auch dass das Individualisieren meiner kleinen Armee fast keine Grenzen kennt, spielt dem Titel wunderbar in die Karten. Ebenso gefallen mir der orchestral überarbeitete Soundtrack und die gelungene englische Synchronisation. Schade ist nur, dass die deutschen Bildschirmtexte zu stark vom gesprochenen Wort abweichen. Bei den weich gezeichneten Hintergründen und Charaktermodellen ist Square Enix aber ein wenig über das Ziel hinausgesprungen, denn in meinen Augen macht der ursprüngliche Pixel-Look einiges mehr her. Trotz allem ist an allen Ecken und Enden anzumerken, dass in Tactics Ogre jede Menge Liebe steckt, die über Jahrzehnte hinweg in dieses Spiel geflossen ist. Einfach super!

Pokémon-Legenden: Arceus

Mit Pokémon-Legenden: Arceus ist Entwicklerstudio Game Freak trotz miserabler Technik der große Wurf gelungen. Es macht mir viel Spaß, in die Weiten der Wildnis vorzudringen, massenweise Pokémon zu fangen, mein Team auf neue Herausforderungen vorzubereiten, überall Materialien zu sammeln und die abwechslungsreichen und weitläufigen Areale zu erkunden und versteckte Orte zu entdecken. Dadurch, dass bis zum Ende neue Optionen zur Erkundung hinzukommen, macht das auch nach vierzig Spielstunden immer sehr viel Spaß. Auch wenn die Story eher Mittel zum Zweck ist und erst zum Schluss und über den Abspann hinaus interessant wird, motiviert sie mich, mehr und mehr über die Region herauszufinden. Zudem flutscht das Gameplay mit seinen vielseitigen Fang- und Kampfmechaniken, sodass es in keiner Minute langweilig wird. Am Ende frage ich mich jedoch, warum die technische Umsetzung so mau ausfällt. So läuft das Spiel mit fast konstant dreißig Bildern pro Sekunde ganz gut und auch der eigentliche Stil gefällt mir, aber abgehackte Animationen und teils ganz schön hässliche Texturen dürfen im Jahr 2022 nicht sein. Auch vom Verhalten der Pokémon würde ich mehr erwarten, als einfach nur in der Gegend herumzustehen oder sich schlafen zu legen. Von der fehlenden Synchronisation und dem Midi-Gedudel bei den Pokémon-Lauten möchte ich erst gar nicht anfangen. Trotz allem macht mir das Spiel sehr viel Spaß. Sollten Game Freak und Nintendo einen Nachfolger planen, sollte sich dieses technische Debakel nicht wiederholen. Dann kann aus einem sehr guten auch ein herausragendes Spiel werden!

Shin-chan: Meine Sommerferien mit dem Professor ~Die endlose Sieben-Tage-Reise~

Videospielserien, die einfach anders sind und wozu ich auch die Boku-no-Natsuyasumi-Reihe definitiv zählen würde, sind gerade im deutschsprachigen Raum eher unbekannt. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass nach Attack of the Friday Monsters! A Tōkyō Tale für den Nintendo 3DS endlich ein weiterer Ableger von besagtem Franchise in hiesigen Gefilden veröffentlicht wurde. Als großer Fan der Anime-Serie Crayon Shin-chan war ich sofort Feuer und Flamme, als das Spiel angekündigt wurde, und hatte mir Shin-chan: Meine Sommerferien mit dem Professor ~Die endlose Sieben-Tage-Reise~ bereits im vorherigen Jahr aus Japan importiert. Das auf zehn bis fünfzehn Stunden angelegte Adventure ist meiner Meinung nach eine unglaublich angenehme oder geradezu meditative Spielerfahrung. Im Grunde mache ich den lieben langen Ferienalltag nichts weiter, als zu angeln, Insekten zu fangen, Gemüse zu ernten und mich mit den Einheimischen anzufreunden. Durch die Zeitschleifemechanik dauern die Ferien auch länger als eine Woche, was das Spiel positiv in die Länge zieht. So kann ich noch mehr Zeit im idyllischen Örtchen Pampa verbringen. Zu keiner Zeit habe ich das Gefühl, dass die Ferien langweilig oder gar langwierig sind. Der Titel gehörte für mich bereits letztes Jahr zu meinen absoluten Highlights. Wer ein etwas ruhigeres Spiel für lange Sommertage oder in jeder anderen Jahreszeit benötigt, sollte unbedingt einen Blick riskieren!

Geschrieben von Eric Ebelt