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Erics Spiele des Jahres 2023 – SPECIAL

Zum Jahresende lässt die NMag-Redaktion die vergangenen zwölf Monate Revué passieren. Im Jahr 2023 macht hierbei, wie schon im letzten Jahr, Nörgelmeister Eric den Anfang, dem in diesem Jahr selbst plattformübergreifend viel zu wenige gute Spiel untergekommen sind.


Was war das für ein lahmes Jahr! Kaum ein Monat ist vergangen, in dem kein Remaster oder keine Portierung erschien. Versteht mich nicht falsch! Titel wie die ersten sechs Vertreter der Final-Fantasy-Reihe oder die Anfänge der Etrian-Odyssey-Serie machen auch auf der Switch Spaß. Ich bin froh, dass es diese Spiele gibt! Allerdings hat mir 2023 gezeigt, dass es viel zu wenige Spiele gab, die wirklich fantastisch sind. Selbst wenn ich auf Plattformen fernab der Switch schiele, fiele mir die Wahl echt schwer.

Hogwarts Legacy hat eine seelenlose offene Spielwelt, Final Fantasy XVI ist nichts weiter als ein dahin gerotztes Actionspiel mit nervigen Sammelaufgaben und Starfield nur ein sperriges The Elder Scrolls V: Skyrim oder Fallout 4 im Weltraum. Bei Wo Long: Fallen Dynasty schmeiße ich immer noch beim ersten Bossgegner den Controller in die Ecke und über den technischen Zustand von Star Wars: Jedi – Survivor oder Der Herr der Ringe: Gollum müssen wir ja wohl nicht reden. Auf der Switch sieht es nicht besser aus. The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom ist ein unnötiger Aufguss eines überbewerteten Launch-Titels, Master Detective Archives: Raincode ist ermüdend, Loop 8: Summer of Gods scheitert am eigenen Anspruch und Meister Detektiv Pikachu hätte in dieser mit Defiziten gespickten Form überhaupt nicht zurückkehren brauchen. Obwohl die Euphorie im Keller ist, habe ich dann doch noch gerade so fünf richtig tolle Titel zusammenbekommen.

Ghost Trick: Phantom-Detektiv

Wie befürchtet, beginne ich meine Spiele des Jahres mit einer HD-Portierung, die mich aber immerhin mit der erzählten Handlung umgehauen hat. Das hat dieses Jahr sonst nur American Arcadia auf dem PC geschafft. Obwohl ich die Möglichkeit hatte, habe ich Ghost Trick: Phantom-Detektiv zuvor nie gespielt. Ein großer Fehler, wie ich feststellen musste! Ich bin nämlich sehr froh darüber, dass ich den Titel auf der PlayStation 4 nachholen konnte. Auf der Switch läuft das Spiel nach einigen Aussagen aber ebenso ordentlich.

Die Geschichte ist grandios geschrieben und bietet mit ihren schrulligen Charakteren bis zum Abspann viele Wendungen und Überraschungen, die ich so nicht erahnen kann. Zwar könnte das Gameplay für meinen Geschmack ein wenig umfang- und etwas facettenreicher sein, doch reicht es aus, mich zusammen mit der Story fünfzehn Stunden bei Laune zu halten. Auch gefallen mir die überarbeiteten Grafiken – an die Nintendo-DS-Herkunft ist nicht zu denken. Ebenfalls angepasst ist der Soundtrack, der mit seinen Melodien stets den richtigen Ton trifft. Für die HD-Neuauflage hätte ich mir neben Verbesserungen im Gameplay aber auch eine Sprachausgabe, zumindest auf Japanisch oder Englisch, gewünscht. Nichtsdestotrotz ist Ghost Trick: Phantom-Detektiv ein Adventure geworden, das jeder Genrefan einmal gespielt haben sollte.

Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon

Nachdem mich Bayonetta 3 enttäuscht zurückgelassen hat, war ich so kurz nach Release bei einem ebenfalls hastig angekündigten Spin-off unsicher, ob das gut geht. Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon zeigt aber vorbildlich, dass im wachsenden Bayonetta-Universum Platz für Spin-offs bleibt. Das Experiment ist nahezu auf ganzer Linie geglückt. Abgesehen vom leichten Genre-Wechsel, ist Bayonetta Origins nüchtern betrachtet sogar das deutlich bessere Videospiel. Der Titel erzählt eine interessante Geschichte, die gerade zum Ende hin gut in die Storyline der Serie eingesetzt wird.

Auch der Erkundungsdrang, die Spielwelt bis in den letzten Winkel zu durchstöbern, ist die ganze Zeit gegeben. Sogar die Kämpfe machen umso mehr Spaß, je mehr ich mich mit den Combo-Möglichkeiten auseinandersetze. Noch dazu sieht das Spiel mit dem markanten Stil wunderbar aus und ist auch genauso schön akustisch untermalt. Über die leichten Defizite in der Steuerung, die sicher nicht für jeden Spieler gleich gut zugänglich ist, und die meist wenig anspruchsvollen Rätsel sehe ich gerne hinweg. Wer Action-Adventures im Stile von The Legend of Zelda und Metroid mag, wird sich in Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon regelrecht, je nach Vollständigkeitsanspruch bei Collectibles, für circa fünfzehn bis dreißig Spielstunden unglaublich gut verlieren können.

Story of Seasons: A Wonderful Life

Für mich gehören der GameCube-Klassiker Harvest Moon: A Wonderful Life zusammen mit dem Game-Boy-Advance-Ableger Harvest Moon: Friends of Mineral Town und dem Seriendebüt zu den besten Spielen der Reihe. Entsprechend habe ich mich wahnsinnig über das Remake mit dem Titel Story of Seasons: A Wonderful Life gefreut. Der Untertitel zeigt sehr gut, worauf es im Spiel und darüber hinaus im Leben ankommt. Während mir die farbenfrohen Grafiken gefallen und mir viele Orte trotz des neuen Anstrichs sofort bekannt vorkommen, ist das neue Charakterdesign zumindest anfangs gewöhnungsbedürftig. So wirken die Proportionen der Charaktere im Gegensatz zum Grafikstil zu plastisch. Auch dass die Figuren und Handlungsorte zum Teil neue Namen erhalten haben, ist ebenso fragwürdig.

Für mich ist jedoch die Hauptsache, dass das Gameplay wieder flutscht – und im Remake klappt das sogar deutlich besser als im Original. Animationen sind wesentlich schneller, die Ladezeiten kürzer, der Ertrag von Feldfrüchten endlich mal gewinnbringend und auch sonst gibt es viele Quality-of-Life-Verbesserungen, die das Remake so viel besser spielbar machen, wie etwa eine neue Abkürzung zwischen dem Wald und den Ruinen. Wer neben dem unantastbaren Genreprimus Stardew Valley eine eher als kompakt anzusehende Bauernhofsimulation sucht, schlägt zu.

Super Mario Bros. Wonder

Ein fast rundum gelungenes Jump ’n’ Run ist Super Mario Bros. Wonder. Obwohl ich die Befürchtung hatte, dass das Hüpfspiel viel zu abgedreht sein könnte, wurde ich zum Glück eines Besseren belehrt. Lediglich die weniger gelungenen Online-Modi sind mir ein Dorn im Auge. Darüber hinaus ist das Spiel über alle Zweifel erhaben. So legt jeder einzelne Level einen anderen Schwerpunkt. Weniger visuell, aber vor allem spieltechnisch bekomme ich hier sehr viel Abwechslung geboten. Alleine deshalb wäre das Spiel schon eine Wucht für sich, doch dann gibt es noch die Wunderblumen, die die Level-Architektur aufbrechen und mit derart verrückten Ideen begeistern, die ich nicht absehen kann.

Super Mario Bros. Wonder überrascht mich im Minutentakt. Aus dem Staunen komme ich so schnell nicht heraus – und dabei steht der Titel im Kern in der Tradition der Reihe und bietet mir weitestgehend genau die Jump-’n’-Run-Kost, die ich kenne und mag. Nintendo ist der Spagat gelungen, traditionelles Gameplay mit neuen Ideen zu mischen. Herausgekommen ist ein großartiges Spiel, das mich sowohl vom Umfang als auch mit seiner Kreativität überzeugt. Was Lewis Carrolls Roman Alice im Wunderland für den literarischen Nonsens ist, ist Nintendos Super Mario Bros. Wonder für die Videospielszene. Es ist ein Spiel, über das noch in Jahren gesprochen wird!

Pikmin 4

Meine Topliste wird vom vierten Teil einer wunderbaren Videospielreihe angeführt. Pikmin 4 begeistert von der ersten Minute. Peu à peu führt mich das Spiel an die Materie heran, erklärt mir verständlich jeden einzelnen Schritt, ohne mich dabei unmündig zu erklären, und lässt mir trotzdem genügend Raum, mit Items und weiteren Spielmechaniken zu experimentieren. Jeder einzelne Tag bis zur Rettung von Captain Olimar stellt mich vor etliche neue Herausforderungen und lässt mich Erlerntes vertiefen und intuitiv einsetzen. Noch dazu hetzt mich das Spiel bis auf die duellartigen Dandori-Abschnitte nicht – und selbst die lassen sich mit etwas Einarbeitungszeit schnell und effektiv lösen.

Pikmin 4 mischt wie kein anderer Genrevertreter Elemente von Echtzeit-Strategiespielen und Action-Adventures. Wenn ich mich über etwas im Spiel ärgere, dann ist das allenfalls die manchmal etwas ungeschickte künstliche Intelligenz, denn wenn zu transportierende Objekte nahe beieinander liegen, verstehen die kleinen Pikmin ihren Befehl manchmal falsch und wählen das nicht anvisierte Objekt aus. Das ist aber selten gravierend, weshalb dieser Umstand für mich nicht weiter ins Gewicht fällt. Für mich ist Pikmin 4 ein waschechtes Ausnahmespiel und zeigt sehr gut, wie konsolenfremde Genres auf einer Konsole funktionieren. Damit ist Pikmin 4 mein persönliches Spiel des Jahres 2023!

Geschrieben von Eric Ebelt