Kid Icarus: Rückblick auf Pits 35-jährige Karriere – SPECIAL

Vor fünfunddreißig Jahren erblickte einer der wohl unbekanntesten und dennoch berühmtesten Nintendo-Helden das Licht der Videospiel-Welt. Die Rede ist natürlich von Pit aus Kid Icarus. Seit dem am 19. Dezember 1989 erstmals in Japan erschienen Famicom- beziehungsweise NES-Spiel hat es die Reihe auf gerade einmal zwei weitere Titel geschafft. Pit aber hat mit Auftritten in anderen Nintendo-Spielen wie der Super-Smash-Bros-Reihe Bekanntheit erlangt.


Viele Nintendo-Fans werden mit Pit, Palutena und Dark Pit wahrscheinlich erstmals in Super Smash Bros. Brawl beziehungsweise dessen Nachfolger Super Smash Bros. for Wii U/3DS in Berührung gekommen sein. Der engelhafte Kämpfer und seine Göttin können allerdings bereits auf eine fünfunddreißig-jährige Videospiel-Karriere zurückblicken. Wirklich lang ist die eigene Reihe der beiden Nintendo-Charaktere allerdings nicht. Gerade einmal drei Spiele der Kid-Icarus-Reihe sind seit 1989 erschienen. Entsprechend ist es nicht überraschend, dass Pit trotz diverser Gastauftritte in weiteren Nintendo-Spielen erst mit seinem Super-Smash-Bros.-Debüt ein kleines Comeback feiern konnte. Kid Icarus: Uprising, der dritte Teil der Reihe, erschien sogar erst vier Jahre nach Pits Auftritt in Super Smash Bros. Brawl. Das Nintendo-3DS-Action-Spiel stellt den bisherigen Abschluss dar und führte gleichzeitig Dark Pit als neue Figur ein.

Klassische Anfänge

Nachdem Kid Icarus am 19. Dezember 1989 in Japan für das Famicom erschien, erfolgte die europäische Erstveröffentlichung des Action-Platformers im Februar 1987. Inspiriert ist Pits erstes Abenteuer von der griechischen Antike, zumindest was die Architektur des Himmelsreiches angeht. In diesem muss Pit, oft auch einfach Kid Icarus genannt, die von der grausamen Göttin Medusa gestohlenen drei heiligen Artefakte zurückholen und die entführte Göttin des Lichts Palutena retten. Ausgerüstet mit einem Bogen gilt es allerlei Monster zu bezwingen und genug Punkte zu sammeln, um am Levelende einen Lebenspunktebonus zu erhalten, in Geschäften Items zu kaufen und Verbesserungen für Pits Bogen zu sammeln. Besonders die Mischung aus Action-Platformer und Rollenspiel galt bei der Erstveröffentlichung als eines der herausstechendsten Merkmale des bockschweren Spiels, dessen eher simple Grafik schon Ende der 1980er-Jahre nur bedingt begeistern konnte.

Erst im November 1991 in Nord-Amerika und im Mai 1992 in Europa, kehrt Pit in Kid Icarus: Of Myths and Monsters für den Game Boy zurück. Eine japanische Veröffentlichung wurde dem Handheld-Action-Platformer erst in der Virtual Console des Nintendo 3DS im Jahr 2012 spendiert. Das wie der Vorgänger von Nintendo Research & Development 1 und Tose entwickelte zweite Kid-Icarus-Spiel griff das Gameplay des NES-Teils auf und ließ uns erneut mit einem Bogen ausgerüstet in 2D-Levels gegen Monster kämpfen. Die Geschichte handelt von Pits Kampf gegen den Dämonen Orcos, der das Himmelsreich mit seinen Schergen angegriffen hat. Erneut gilt es heilige Artefakte zu finden und die finsteren Pläne des Bösen aufzuhalten. Dabei diente neben der griechischen auch die römische Mythologie als Inspiration. Erneut ausgesprochen schwer, waren es besonders Gameplay, Grafik und Musik, für die Kid Icarus: Of Myths and Monsters viel Lob erhielt. Bis heute gilt der Action-Platformer bei Fans als eines der besten Game-Boy-Spiele aller Zeiten.

Rückkehr nach langer Pause

Nach Kid Icarus: Of Myths and Monsters verschwand die Reihe für lange Zeit im Limbus der vergessenen Nintendo-Videospiel-Marken. Noch vor seinem Auftritt in Super Smash Bros. Brawl bekam Pit allerdings einige Cameo-Auftritte spendiert. So trat der Engel etwa in Tetris, F-1 Race und WarioWare: Twisted auf. In Super Smash Bros. Melee tauchte Pit immerhin bereits als Trophäe auf, bevor der himmlische Bogenschütze selbst in Super Smash Bros. Brawl selbst in die Arena stieg. Außerdem gehörte Pit unter dem Namen Kid Icarus zu den Hauptcharakteren der von 1989 bis 1991 in den USA erstausgestrahlten Zeichentrickserie Captain N: The Game Master.

Trotz Gerüchten für eine mögliche Kid Icarus Rückkehr auf Nintendos Wii in den Jahren 2008 und 2009, dauerte es noch einmal mehrere Jahre bis Pit wieder ein eigenes Abenteuer spendiert bekam. Erst im März 2012, und somit über zwanzig Jahre nach Kid Icarus: Of Myths and Monsters erschien mit Kid Icarus: Uprising der dritte Teil der Reihe. Anders als die Vorgänger ist das Nintendo-3DS-Spiel jedoch kein Action-Platformer, sondern ein 3D-Third-Person-Shooter mit Rail-Shooter-Abschnitten. Um den fehlenden zweiten Analog Stick des Nintendo 3DS auszugleichen, wurde dieser auf dem Touchscreen des Handhelds simuliert. Aus diesem Grund erschien Kid Icarus: Uprising im Bundle mit einem Nintendo-3DS-Ständer. Die umständliche Steuerung ist auch der größte Kritikpunkt an dem Action-Spiel. Grafik, Musik und das grundsätzliche Gameplay-Konzept erhielten hingegen gute Kritiken. Selbiges gilt auch für die Geschichte, in der die finstere Göttin Medusa zurückkehrt, und Pit erneut in den Kampf gegen sie und ihre Monster ziehen muss. Verantwortlich für Kid Icarus: Uprising war Super-Smash-Bros-Mastermind Masahiro Sakurai als Director und Autor.

Rückkehr in den Limbus

Obwohl sich Kid Icarus: Uprising im ersten Jahr über eine Millionen Mal verkaufen konnte, reichte das anscheinend nicht aus, um der Reihe eine weitere Fortsetzung zu spendieren. Stattdessen kehrte Kid Icarus in Nintendos Limbus der vergessenen Spiele-Marken zurück. Lediglich Auftritte von Pit, Palutena und Dark Pit in der Super-Smash-Bros-Reihe, sowie Virtual-Console- und Nintendo-Switch-Online-Veröffentlichung der ersten beiden Teile erhalten das Kid-Icarus-Vermächtnis und die Hoffnung auf ein weiteres Abenteuer mit Pit im Himmelsreich. Damit teilt die Reihe das Schicksal einiger weiterer Nintendo-Marken wie Earthbound/Mother, F-Zero, Wave Race, Punch-Out!! oder Pilotwings. Aber vielleicht überrascht uns Nintendo 2022 mit einer Rückkehr von Kid Icarus auf der Nintendo Switch. Egal ob Remake, Remaster, Portierung oder neuer Teil, Pit hat ein neues Abenteuer verdient – und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Geschrieben von Alexander Geisler