Redaktionsdiskussion: Nintendos geplanter Gamescom-2023-Auftritt – SPECIAL

Auf der Gamescom 2023 in Köln ist Nintendo, nach den Pandemie-Jahren, in denen eine Messe kaum umsetzbar oder gar unmöglich war, wieder mit von der Partie. Eine Nachricht zum Freuen ist das aber nicht unbedingt. Die NMag-Redaktion findet sich zur Diskussion ein.


Nachdem Nintendo zuletzt im Jahr 2019 an der Gamescom in Köln teilnehmen konnte, war die Freude groß, als das japanische Unternehmen mit Sitz in Kyōto im April 2023 bekannt gegeben hat, auf der diesjährigen Messe vertreten zu sein. Da zwischenzeitlich im Juni 2023 eine nicht gerade uninteressante Nintendo-Direct-Ausgabe veröffentlicht wurde, die auf viele neue Spiele wie Super Mario Bros. Wonder, Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück, WarioWare: Move it! oder das Remake von Super Mario RPG angekündigt wurden, gingen Fans im deutschsprachigen oder gar europäischen Raum wohlwollend davon aus, diese Titel auf der nächsten Gamescom anspielen zu dürfen. Keines dieser Werke wird auf der Messe jedoch anspielbar sein, wie Nintendo Ende Juli 2023 verlauten ließ.

In der aktuellen Redaktionsdiskussion stellen sich die NMag-Redakteure die Frage, warum Nintendo die Titel zurückhält. Verständnis und Fragwürdigkeit lagen noch nie so nahe beieinander, das können wir euch vorab versprechen. Unterscheidet sich eure Meinung von denen unserer Redakteure? Dann verratet sie uns in den Kommentaren!

Erics Meinung:

Zunächst einmal möchte ich loswerden, dass ich sehr froh darüber bin, dass Nintendo der Gamescom nicht den Rücken kehrt. Wenn immer mehr Videospielhersteller nur noch online mit den Fans und der Presse, und das meist auch nur einseitig, in Verbindung treten würden, dann wäre das ein ganz schlechtes Zeichen für die Branche. Dass Nintendo einen Stand im Besucherbereich der Gamescom hat, ist grundsätzlich positiv zu sehen – nur leider verpasst Nintendo die Chance, Neuheiten zu präsentieren. Jedes einzelne hauseigene Spiel, das am Stand anspielbar sein wird, ist bereits erhältlich und steht im besten Falle sogar seit Jahren in meinem Regal. Damit spricht Nintendo vor allem Gelegenheitsspieler an, die nicht sofort jedes Spiel bei Release erleben müssen. Auch Journalisten haben damit wenige Gründe, am Stand vorbeizuschauen. Nach den Informationen, die dem NMag vorliegen, wird es nicht einmal hinter verschlossenen Türen möglich sein, angekündigte Spiele wie Super Mario RPG auszuprobieren. Ich kann Nintendos Entscheidung aber nachvollziehen. Auch Jahre nach Release verkaufen sich Nintendos Evergreens wie Mario Kart 8 Deluxe wie geschnitten Brot – deswegen heißen die ja auch so! Mehr als ein einfacher Marketing-Schachzug ist der geplante Messeauftritt in meinen Augen aber nicht.

Arnes Meinung:

Die Wege von Nintendo bleiben unergründlich. Sehr unregelmäßig, aber oft weiß das japanische Unternehmen zu überraschen. Ihr Auftritt auf der Gamescom ist ebenso überraschend wie das Fehlen aller für den Rest des Jahres angekündigten Titel. Seltsam, das alles. Aber ich glaube, Nintendo spielt hier mit Bedacht. Mit dem Wegfall der E3 ist die Zahl der Messen um eine wichtige Mitspielerin geschrumpft und so ist die Gamescom mit der angeschlossenen Devcom Developer Conference vielleicht die größte Messe mit Relevanz für Nintendo außerhalb Japans. Hier können die Fans immer noch hinfahren, um sich von Nintendos gemütlicher Atmosphäre einlullen zu lassen und für den Rest ihres Lebens Nintendo-Spiele und -Hardware zu kaufen. Wie Eric sagt, sind die Evergreens von Nintendo so überwältigend, dass sich ein Stand allein schon lohnt, um Fans anzulocken. Dazu noch ein paar Wettbewerbe und Gewinnspiele und fertig ist der Messeauftritt. Ich würde mich nicht wundern, wenn es wenig Neues gibt, aber darum geht es vielleicht gar nicht. Es geht um Präsenz und Spielerbindung, und die kann man auch mit alten Titeln erreichen. Müde von der Messe? Komm zu Nintendo und spiel eine Runde Mario Kart 8 (das Spiel von 2014), da ist die Schlange wenigstens nicht so lang.

Alex’ Meinung:

Für die Gamescom ist die Anwesenheit von Nintendo sehr wichtig. Dabei ist egal, ob neue Spiele angekündigt werden, kommende Titel erstmals spielbar sind oder nur bekannte Hits vor Ort sind. Bereits dass Nintendo einen Messeauftritt hat, verleiht der Gamescom mehr Bedeutung. Natürlich ist es trotzdem schade, dass von Nintendo selbst nur bereits erschienene Spiele verfügbar sein werden. Es wird also keine Gelegenheit geben erstmals Super Mario Bros. Wonder oder einen anderen Herbst-Titel zu spielen. Das braucht Nintendo aber auch nicht. Fans werden bei den neuen Spielen sowieso zugreifen und es ist bekannt, dass die hauseigenen Titel sich über Jahre gut verkaufen. Entsprechend ist die Konzentration auf einen spaßigen Messestand mit Turnieren, Events, Fan-Favoriten und einigen kommenden Dritthersteller-Spielen für mich komplett nachvollziehbar. Zumal gebe ich hier sowohl Eric als auch Arne recht. Der Gamescom-Auftritt von Nintendo ist ein Marketing-Schachzug und zielt auf all jene ab, die vom Messestress entspannen wollen.

Markus‘ Meinung:

Nintendos diesjährigen Gamescom-Auftritt sehe ich zugegebenermaßen recht zwiegespalten. Auf der einen Seite freue ich mich natürlich wie meine Vorredner darüber, dass Nintendo wieder auf dem Messegelände in Köln anwesend ist, auf der anderen Seite zeigt aber meiner Meinung nach der Umgang mit dem Auftritt und die fehlenden Highlights, dass die Gamescom nicht mehr wirklich von Bedeutung ist. Nach der E3-Absage ist dies wohl ein weiteres Anzeichen dafür, dass Videospiel-Messen in der Post-Pandemie-Zeit langsam aber sicher aussterben. Zwar ist es wirklich gut zu bewerten, dass Nintendo überhaupt teilnimmt und ein wichtiges Zeichen dafür, dass noch Leben in den großen Videospiel-Events steckt, aber hier hat das japanische Unternehmen klar eine Chance verpasst, gerade die von meinen Vorrednern angesprochenen Herbst-Titel wie Super Mario Bros. Wonder oder das Super Mario RPG Remake zu zeigen. Insgesamt sehe ich das Ganze aber auch eher wie meine NMag-Kollegen als einen raffinierten Marketing-Schachzug an, als einen ernsthaften Messe-Auftritt. Eigentlich schade.