Redaktionsdiskussion: Welche Virtual-Boy-Spiele würden wir „gerne“ nachholen? – SPECIAL

Im Juli 1995 erschien in Japan Nintendos bis heute wahrscheinlich größter Flop: der Virtual Boy. In einer Redaktionsdiskussion verraten die NMag-Redakteure, welche Spiele der gescheiterten mobilen Konsole sie gerne nachholen würden.


Auf die 16-Bit-Konsole Super Nintendo Entertainment System folgte 1996 das 64-Bit-System Nintendo 64. Allerdings veröffentlichte Nintendo zuvor noch eine mobile und doch stationäre 32-Bit-Konsole, die im Juli 1995 in Japan und im August 1995 in Nordamerika erschien: den Virtual Boy. Schnell wurde klar, dass sich das an heutige VR-Brillen mit seiner stereoskopischen 3D-Funktion und der schwarz-roten Grafik nicht durchsetzen würde. Gründe dürfte es viele dafür geben. Ein Hauptkritikpunkt war allerdings, dass vielen beim Spielen mit dem Virtual Boy schlecht wurde und die notwendige Körperhaltung zu Rückenschmerzen führen konnte. Zudem wurde die Entwicklung des Virtual Boy nicht abgeschlossen. Um Ressourcen für das Nintendo 64 zu schaffen, wurde die rot-schwarze VR-Brille 1995 unfertig veröffentlicht. In Europa erhielt der Virtual Boy gar nicht erst eine Chance.

Ein langes Leben war dem Virtual Boy nicht gegönnt. Bereits 1996 stellte Nintendo die Produktion ein. Gerade einmal rund 770.000 Einheiten konnten verkauft werden. Mit zweiundzwanzig Spielen wurde der Virtual Boy in wenigen Monaten jedoch recht ordentlich unterstützt. Nintendo, Hudson Soft, Bandai, Atlus, Taito und andere Unternehmen setzten Spiele für den Virtual Boy um. Aufgrund der Besonderheiten des System erhielt die oftmals eher als mäßig geltenden Titel jedoch nie eine Neuveröffentlichung. Dennoch verbergen sich unter den Spielen zumindest ein paar, die in der NMag-Redaktion Interesse wecken. Deshalb verraten wir euch in dieser Redaktionsdiskussion, welche Virtual-Boy-Spiele wir gerne nachholen würden.

Fehlt euch ein besonders interessantes Virtual-Boy-Spiel? Habt ihr Erfahrungen mit Nintendos ungewöhnlichem System? Verratet uns eure Meinung in den Kommentaren!

Alex’ Meinung:

Obwohl ich durchaus gerne einmal versuchen würde, wie das Spielgefühl mit einem Virtual Boy ist, habe ich bis heute nicht die Gelegenheit gehabt, Nintendos eigenwilliges System auszuprobieren. Dennoch habe ich mich in der Vergangenheit schon öfters mit dem Virtual Boy und den für das System erschienenen Spielen beschäftigt. Neben einigen für mich komplett uninteressant wirkenden Titeln, gibt es aber auch ein paar, die ich wirklich gerne – beispielsweise als emulierte Portierung ohne 3D-Effekt auf der Switch – ausprobieren würde. Als erste sei hier das Jump ’n’ Run Virtual Boy Wario Land zu nennen. Viel muss dazu eigentlich nicht gesagt werden. Es ist ein weiteres Wario-Land-Spiel und schon das reicht, um mein Interesse zu wecken. Ähnliches gilt beim Taktik-Rollenspiel SD Gundam Dimension War. Dabei ist es allerdings weniger die Gundam-Reihe und vielmehr das Genre, das mein Interesse weckt. Auch wenn die Famitsu-Wertung mit neunzehn von vierzig Punkten kein allzu gutes Spiel erhoffen lässt. Zum Abschluss möchte ich noch Innsmouth no Yakata nennen. Das First-Person-Horror-Spiel nutzt den bekannten Cthulhu-Mythos und lässt uns ein von Monstern bewohntes Herrenhaus erkunden. Auf der Suche nach einem Ausgang müssen wir simple Rätsel lösen und Schlüssel finden. Lose angelehnt an H. P. Lovecrafts Geschichte Die Schatten über Innsmouth, mag es zwar kaum Gemeinsamkeiten geben, dafür wird das Necronomicon als Artefakt verwendet. Das alleine reicht schon aus, um meine Neugier zu wecken, und wird von Gameplay-Videos zusätzlich unterstrichen.

Erics Meinung:

Mir geht es sehr ähnlich wie Alex. Gerne hätte ich den Virtual Boy einmal ausprobiert, hatte aber nie Möglichkeit dazu. Das liegt zum einen daran, dass die Konsole in Europa nie veröffentlicht wurde. Zum anderen hat der Virtual Boy weltweit noch nicht einmal die Marke der eine Millionen verkauften Geräte überschritten. Entsprechend ist es schwierig, die Konsole zu ergattern. Als Fan der Reihe hätte ich wohl wie Alex als erstes Virtual Boy Wario Land getestet. Auch Mario Clash hätte mich sicher längere Zeit bei Laune gehalten. Mich interessieren daneben aber vor allem die Exoten unter den Exoten. Virtual Fishing darf für einen Freund guter Angelmechaniken ebenso nicht fehlen wie 3-D Tetris. Letzteres würde mir aber vermutlich viele Kopfschmerzen bescheren, weshalb ich zum eher klassischen V-Tetris greifen würde. Immerhin dürfte letzteres als Grundlage für das Jahrzehnte später veröffentlichte Tetris Effect gedient haben – und dieses würde sich ja dank PlayStation VR auf moderner Hardware vergleichsweise günstig nachholen lassen, um ein ungefähres Gefühl des Erlebnisses der Virtual-Boy-Technik zu bekommen. Eine Technik, die einfach weit vor ihrer Zeit zum Scheitern verurteilt war.

Arnes Meinung:

Allein aufgrund der geringen Anzahl von verfügbaren Titeln für den Virtual Boy war ich nie wirklich versucht, an einen heranzukommen. Zudem dürfte ein Großteil der noch funktionalen Konsolen in den Händen von Liebhabern sein, was den Preis entsprechend in die Höhe treibt. Also nein, auch für mich ist Ausprobieren keine valide Option. Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, warum Nintendo nicht für seine jüngst zu Grabe getragene 3D-Konsole Nintendo 3DS eine Virtual-Boy-Collection herausgebracht hat. Dort hätten die Spiele einen weitaus größeren Absatzmarkt gefunden. Mich hätte genau wie meine Vorredner das Wario-Jump-n-Run interessiert, denn Wario hatte mit seinem Helden-Debüt Wario Land auf dem Gameboy einen meiner Lieblingsauftritte. In mehreren Ebenen durch das eigentlich zweidimensionale Level zu hüpfen, hätte mir bestimmt Spaß gebracht.

Markus‘ Meinung:

Im Gegensatz zu meinen Vorrednern hatte ich tatsächlich einmal kurz die Gelegenheit, den Virtual Boy auszuprobieren. Das war damals in der Retro-Ecke der Gamescom 2017 oder 2018 wenn ich mich recht erinnere. Das Spiel, das ich gespielt habe, war das Shoot ‚em Up Vertical Force. Allerdings war es mir nicht vergönnt, das Spiel lange zu spielen, da die Schlange doch recht lang war und man die Konsole nur ein paar Minuten besetzen durfte, was im Nachhinein wahrscheinlich der Augengesundheit zuträglich war. Da es insgesamt nur 22 Spiele für den Virtual Boy gibt, ist die Anzahl derer, die ich wirklich einmal gerne spielen würde recht überschaubar. Als Horror-Fan interessiert mich auf jeden Fall das bereits von Alex erwähnte Innsmouth no Yakata, aber auch der von Eric und Arne genannte Virtual-Boy-Ausflug von Wario hört sich sehr spaßig an. Welches Spiel mich zudem sehr interessieren würde, ist Jack Bros. Als Shin-Megami-Tensei-Fan muss ich dieses obskure Serien-Spin-Off eigentlich einmal ausprobiert haben. Jack Bros. ist zudem der erste Teil der Serie, der außerhalb Japans veröffentlicht wurde. Ein ganzes Jahr vor dem PlayStation-Debut der Persona-Serie. In dem Spiel übernehmen wir die Rolle der drei aus der Shin-Megami-Tensei-Serie bekannten Jack-Brüdern Jack Frost, Jack Lantern oder Jack Skelton (Jack Ripper in Japan) und müssen ihnen dabei helfen, in die Dämonenwelt zurückzukehren bevor sich das Dimensionsportal schließt. Dazu steuern wir die drei kleinen Dämonen durch Labyrinthe, die aus der Vogelperspektive zu sehen sind. Sicher kein unglaublich spektakuläres Spiel, aber für mich persönlich eines der interessantesten aus dem Line-Up von Nintendos einzigem Konsolen-Flop.