Selbst zum Helden werden – Der eigene Avatar in Nintendo-Spielen – SPECIAL

Immer häufiger bauen Entwickler das Stilmittel eines eigenen Charakters in ihre Spiele mit ein. Dies funktioniert jedoch nicht immer wirklich gut. Besonders in Spielen, die auf eine tiefgreifende Geschichte setzen, ist es oft nicht so einfach entweder einen stummen Charaktere einzubauen oder sämtliche Gestaltungsoptionen mit einzubeziehen.

Grundsätzlich müssen wir zwischen zwei Arten von eigenen Charakteren unterscheiden: Entweder können wir von Grund auf einen Charakter erstellen und geben diesem eine eigene Persönlichkeit oder die Persönlichkeit dieses Helden ist schon weitestgehend festgelegt und wir benennen ihn nur. Bezieht man auch solche Charaktere mit ein, wäre beispielsweise auch Link in vielen The-Legend-of-Zelda-Ablegern ebenfalls ein eigener Charakter. Tatsächlich ist dies aber darauf zurückzuführen, dass der Spieler Beziehungen zu anderen Personen der Handlung aufbauen soll, aber gleichzeitig Links Persönlichkeit bewahrt wird.

Vom Strategen, zum Prinzen, zum Lehrer

Spätestens durch die Avatare Daraen, Corrin und Byleth, die ebenfalls ihren Weg in die Reihen der Kämpfer des Super-Smash-Bros.-Franchises gefunden haben, hat der eigene Charakter einen großen Stellenwert in der Fire-Emblem-Serie. Schon im ersten Serienableger für den Game Boy Advance, der bei und erschien, konnten wir an der Story – wenn auch inaktiv – teilhaben. Standardmäßig vom Spiel als Mark genannt, unterstützen wir die Helden Lyn, Eliwood und Hector. Aktiv in den Kämpfen greifen wir aber nicht ein, sondern tauchen nur ab und zu als grüne nicht spielbare Einheit auf.

Auf dem Nintendo 3DS nahm der eigene Held dann einen großen Platz in den Handlungen ein. In Fire Emblem Awakening erwachen wir als Daraen und unterstützen Chrom und die Hirten dabei, die Welt von Ylisse zu beschützen. Erstmals im Westen ist unser Held aktiv in die Story eingebunden; japanische Fire-Emblem-Spieler konnten schon im Vorgänger von Awakening Shin Monshō no Nazo ~Hikari to Kage no Eiyū~ einen eigenen Held in den Kampf senden. Neben dem Namen können wir Gesichtsmerkmale, Stimme und Frisur bestimmen. Dieser Trend wurde mit Corrin in Fates weitergeführt. Diesmal richtete sich unsere Entscheidung, sofern wir die jeweilige Edition besitzen, auch den Pfad, den wir in der Story gehen wollen.

Der neuste Fire-Emblem-Ableger Three Houses besitzt mit Byleth ebenfalls wieder einen eigenen Helden. Im Gegensatz zu Daraen und Corrin ist Byleth zwar auch aktiv in die Geschichte eingebunden, jedoch können wir nur den Namen bestimmen. Des Weiteren interagiert Byleth nur mit den anderen Charakteren mit festgelegten Antwort unsererseits. Bis auf die Tatsache, dass diese Antworten eventuell unsere Beziehung zu unserem Gegenüber beeinflusst haben diese Antworten keinen Einfluss auf die Handlung. Was alle drei Avatare gemeinsam haben, ist, dass sie in der Story schon anbetungswürdig von anderen angesehen werden und auch mit ihren Kampfkünsten deutlich über denen der anderen Charakteren liegen.

Das Leben mit Tieren und als Tintenfisch

Während es in Rollenspielen nicht gerade einfach ist, einen eigenen Charakter in eine Geschichte einzubauen, funktioniert das in Spielen, in denen es keine tiefgreifende Geschichte gibt natürlich leichter. Dafür bietet sich eine Lebenssimulation wie Animal Crossing natürlich an. Seit dem ersten Ableger für den Nintendo GameCube bereisen wir ein kleines Dorf und führen ein ruhiges Leben mit ausschließlich tierischen Mitbewohnern. Vor dem aktuellsten Serienteil New Horizons war unser Einfluss auf unseren Charakter aber etwas eingeschränkt. Vor unserem Einzug entscheiden mehr oder weniger kryptische Fragen über unser Aussehen in Form von Gesicht und Frisur. Ebenfalls im Serienverlauf können wir die Kleidung unseres Charakters komplett bestimmen und nicht wie vor New Leaf auf dem 3DS ausschließlich das Oberteil.

Aus der gleichen Schmiede wie Animal Crossing stammen auch die beiden Splatoon-Ableger und auch in diesen bestimmen wir zuerst über einen eigenen Charakter – vom Spiel als Inkling bezeichnet. Die Haar- und Augenfarbe richtet sich zufällig nach der Farbe in den Farbschlachten, Kleidung und Frisur können wir aussuchen, wobei in der Fortsetzung auf der Nintendo Switch es mehr Möglichkeiten zur Individualisierung gibt. Zusätzlich können wir auch in dieser mittels Zusatzinhalt in die Haut eines Octolings schlüpfen. Der einzige Unterschied ist aber nur das grundsätzliche Oktopus-Design im Gegensatz zu einem Tintenfisch. Zusätzliche Gestaltungsoptionen bietet der Octoling nicht.

Sport, Musik und die richtige Fitness

Der absolute Wahnsinn, was Charakterfreiheit angeht, ging 2006 mit der Wii und den dort eingeführten Miis los. In Wii Sports und dessen Nachfolger Wii Sports Resort, Wii Play, Wii Music und Wii Fit spielen die Miis die Hauptrolle: In sämtlichen Sportarten und Minispielen können wir mit unseren Freunden uns messen, indirekt musizieren oder unsere Fitness trainieren. Interessanterweise gab es schon zu Nintendo-Entertainment-System-Zeiten Konzepte für die Miis, diese wurden aber erst auf der Wii richtig umgesetzt.

Eine richtige Geschichte oder Persönlichkeit haben die Miis in den Spielen – ähnlich der Inklings aus Splatoon und der Bewohner aus Animal Crossing – natürlich nicht, jedoch haben sie auch schon Auftritte in anderen großen Marken wie zum Beispiel Mario Kart oder Super Smash Bros. erhalten. Im Gegensatz zu den Mehrspielerspielen auf den Heimkonsolen, fungieren die Miis auf dem 3DS mehr für Einzelspieler und haben hier auch Persönlichkeiten. Während wir in Tomodachi Life die Miis dabei beobachten konnten, wie sie miteinander die Zeit verbringen und Beziehungen eingehen, erleben sie in Miitopia ein klassisches Rollenspiel. Besonders im Vordergrund dieser beiden Spiele liegt ganz klar der Humor, da die Miis teilweise sehr außergewöhnliche Rollen einnehmen können.

Meister der Berufe und der Snacks?

Wie ein eigener Held in einer Geschichte gut funktionieren kann, hat Level-5 mit Fantasy Life und Snack World: Die Schatzjagd – Gold bewiesen. In Fantasy Life steht besonders das Berufssystem im Vordergrund: Neben Rollenspiel-typischen Klassen wie Schwertkämpfer oder Magier gibt es auch Klassen wie Tischler oder Schmied. In diesen Berufen müssen wir statt Kämpfe zu bestehen natürlich in erster Linie hochwertige Produkte herstellen.

In Snack World: Die Schatzjagd – Gold wiederum geht es mehr in die klassische Rollenspiel-Thematik. Vom König Croquettas ersucht, bereisen wir verschiedene Dungeons und werden dabei von einer Gruppe Schatzjäger unterstützt. Gerade durch den abgedrehten Humor und die vielen Gestaltungsoptionen passt der eigene Held sehr gut ins Spiel.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass in manchen Serien der eigene Held besser umgesetzt wurde und nicht mehr wegzudenken ist als in gewissen anderen. Gerade in komplexen Handlungen von Strategie- und Rollenspielen ist es nicht einfach diesen interessant zu gestalten aber auch gleichzeitig visuell und gefühlsecht darzustellen.