6180 The Moon – TEST

Der Tag- und Nachtrhythmus ist aus vielen Videospielen wie The Legend of Zelda: Breath of the Wild nicht mehr wegzudenken, um einen organischen Tagesablauf zu suggerieren. Dass dieser Rhythmus auch Dreh- und Angelpunkt einer Story sein kann, beweist 6180 The Moon.


In 6180 The Moon übernehmen wir die Rolle des titelgebenden Mondes. Es bleibt dunkel im Weltraum, sodass sich der Himmelskörper auf die Suche nach der Sonne macht. Der Reihe nach durchforsten wir in fünf Welten, die den Standorten von Mond, Erde, Venus, Merkur und schließlich Sonne zugeordnet sind, jeweils zehn kurze Levels, in denen wir geschickt unser Können unter Beweis stellen müssen. Aus der Seitenansicht bewegen wir den Mond wie in einem zweidimensionalen Jump ’n’ Run typisch nach links oder rechts und lassen ihn auf Knopfdruck springen. Der Clou an 6180 The Moon ist jedoch, dass es nur in horizontaler Richtung Level-Begrenzungen gibt.

Sollten wir mit dem Mond den unteren Bildschirmrand berühren, fällt er kurz darauf am oberen Bildschirmrand wieder herunter. Das klingt im ersten Moment zwar simpel, ist durch die Level-Architektur aber alles andere als leicht. Überall in der Spielwelt ragen Zacken aus Blöcken heraus, die dem Mond schaden. Eine Berührung mit dem Hindernis sorgt dafür, dass wir am letzten Kontrollpunkt beziehungsweise Level-Anfang erneut ins Geschehen einsteigen müssen. Besonders knifflige Stellen sind zwar Mangelware, doch wenn uns das Spiel in wenigen Levels eine Kopfnuss nach der anderen präsentiert, kann das ärgerlich sein. Trotzdem motivieren uns jene Stellen ungemein, unser Bestes zu geben.

Die Reise zur Sonne

Komplizierter wird die Geschichte durch die Fallgeschwindigkeit der Spielfigur. Sollten wir nämlich nach einem Sprung nicht rasch auf einer neuen Plattform landen, nimmt der Mond ein rasantes Tempo auf. Zwar macht es keinen Unterschied, in welcher Geschwindigkeit wir auf einer neuen Plattform landen, doch ist es bei einer höheren Fallgeschwindigkeit sehr viel schwieriger, die Plattform überhaupt zu treffen, zumal besagte Zacken auch hier in fast allen Fällen das korrekte Landen erheblich erschweren. In ausgewählten Levels können wir durch das Einsammeln eines Power-ups auch die Zeit für den Bruchteil einer Sekunde einfrieren.

Das mag zwar nicht besonders lange klingen, sorgt aber dafür, dass die Sprungbahn unseres Mondes jäh unterbrochen wird, sodass wir damit verhindern können, gegen eine mit Spitzen überzogene Plattform zu brettern. Leider ist dies das einzige Power-up im gesamten Spiel – die Entwickler bei Turtle Cream haben keine Experimente gewagt und sich voll und ganz auf das grundlegende Gameplay konzentriert. Neue Elemente wie Trampolinblöcke, die nach einer Berührung verschwinden und uns hüpfen lassen oder teils nützliche und teils hinderliche Aufzüge, die in einer Endlosschleife im Betrieb sind, werden zwar regelmäßig eingeführt, doch vermissen wir weitere Spezialfähigkeiten für den Mond. Verschenktes Potenzial!

Hin und wieder zurück

Dennoch funktioniert 6180 The Moon in den Grundmechaniken nahezu hervorragend. Wer mit etwas Geduld ans Spiel herangeht, wird mit seinen Daumen schnell alle Manöver richtig ins Spiel übertragen. Schade ist hierbei nur, dass die Stärke der Sprünge mit dem Mond nicht variierbar ist. Es ist egal, ob wir den A-Knopf nur kurz antippen oder länger gedrückt halten. Unserer Meinung würde der Schwierigkeitsgrad der meisten Levels, die entsprechend auf möglichst genaues Timing aufbauen, dadurch nicht gefährdet gewesen. Abgesehen davon können die insgesamt fünfzig Levels mit einer hübschen Zusammenarbeit zwischen Optik und Akustik punkten.

Ähnlich wie Bye-bye Boxboy! baut die Level-Architektur auf den unbunten Farben Schwarz, Weiß und Grau auf und nutzt andere Farben nur selten für spezielle Effekte. Die Musik ist passend zum Geschehen und kann mit recht angenehmen Klängen sogar für ruhige Hände sorgen. Toll! Das größte Problem, vor dem sich 6180 The Moon nicht gänzlich verstecken kann, ist die kurze Einmalspielzeit von etwa neunzig Minuten. Haben wir die fünfzig Levels beendet, dürfen wir diese aber immerhin noch in umgedrehter Reihenfolge, mit entgegengesetzter Gravitation und vom Level-Ende bis Level-Anfang erneut spielen. Dadurch wird die Spielzeit aber nur marginal gestreckt, weshalb sich der Titel vor allem für kürzere Busfahrten eignet.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

6180 The Moon zeigt wunderbar, wie man mit einem interessanten Konzept und einer leichten Einstiegskurve in ein Spiel einführen kann. Nach nur wenigen Minuten hatten sich meine Daumen an das Gameplay gewöhnt und nachdem ich mein hastiges Gemüt bei der einen oder anderen Situation erst einmal bremsen musste, habe ich mit etwas Geduld den Titel in einem Rutsch durchgespielt. Das ist auch der größte Kritikpunkt des Titels. 6180 The Moon ist unglaublich kurz! Zwar fehlen mir weitere Spezialfähigkeiten für den Charakter, doch würde ich unglaublich gerne darauf verzichten, wenn ich länger als nur neunzig Minuten für einen Spieldurchlauf brauchen würde. Immerhin kann ich das Spiel noch einmal in völlig umgedrehter Reihenfolge erleben, um ein paar Busfahrten mehr unterhalten zu werden – nur sind auch diese schnell summiert, sodass 6180 The Moon ein kurzweiliger Spaß bleibt, der am besten als Lückenfüller für jedweden Geschicklichkeits-Fan herhalten kann.