Azure Striker Gunvolt 3 – TEST

Es ist kaum zu glauben, wie schnell oder eher gesagt wie langsam die Zeit vergeht. Nachdem Azure Striker Gunvolt 2 nur zwei Jahre nach dem Seriendebüt erschien, mussten Fans abseits von Spin-offs sechs Jahre auf die Fortsetzung warten, bei der wir aber Neuerungen vermissen.


Azure Striker Gunvolt 3 erinnert wie schon die ersten beiden Serienteile an die Mega-Man-X-Reihe. Nach wie vor spielt sich der Action-Titel gut und weitgehend unverändert. Letzteres ist für uns ein kleines Problem, denn es liegen nicht nur sechs lange Jahre zwischen dem zweiten und dem dritten Teil, auch die Konsole hat sich geändert. Während die ersten beiden Teile auf dem Nintendo 3DS erschienen sind und dort regelrecht ein kleines Feuerwerk abgeliefert haben, dürfte auf der technisch weit überlegenen Nintendo Switch deutlich mehr möglich sein. Von dieser Vorstellung dürft ihr euch, auch in Anbetracht der auf der Switch veröffentlichten Spin-offs, verabschieden. So fühlt sich der Titel wie ein 16- oder sogar wie ein 32-Bit-Spiel an. Hier verschenken die Entwickler genauso viel Potenzial wie bei der Story.

Azure Striker Gunvolt 3 beginnt mehrere Jahrzehnte nach den ersten beiden Teilen. Auf der einen Seite wäre hier Platz für eine ganz neue Geschichte, doch kettet sich der Titel storytechnisch zu stark an den titelgebenden Gunvolt. Dieser wurde vor etlichen Jahren vom Sumeragi-Konzern als Energiequelle eingesperrt und verwandelte sich daraufhin in den Urdrachen, woraufhin alle Adepten ebenfalls zu drachenähnlichen Wesen mutierten. In der Haut der Kampfpriesterin Kirin befreien wir zunächst Gunvolt. Im Anschluss folgt die Rettung von weiteren Adepten.

Kryptische Story mit Hindernissen

Natürlich überschlagen sich die Ereignisse früher oder später und eine neue Bedrohung taucht am Horizont auf, die es in der durchweg zweidimensionalen Spielwelt zu bekämpfen gilt. Wer aber schon bei der von uns kurz gefassten Ausgangslage keine Ahnung hat, wird auch beim dritten Abenteuer Verständnisprobleme haben. So erklärt der Titel nur bedingt, um wen es sich bei Gunvolt, dem Sumeragi-Konzern oder den Adepten handelt. Gerade durch den sehr großen Zeitsprung stünden die Autoren von Azure Striker Gunvolt 3 in der Verantwortung, die Hintergründe aufzuschlüsseln.

So fühlen sich die ins Deutsche übersetzten Dialoge zwar atmosphärisch an, aber es dauert länger als die kurze Einmalspielzeit von vier Stunden, um die Handlungsstränge und die Figuren mitsamt ihren Intentionen und Beziehungen zueinander nachvollziehen zu können. Sofern dies überhaupt möglich ist, heißt das. Vieles ist wie schon im Vorbild aus dem Hause Capcom kryptisch. Wer mehr über die Charaktere wissen möchte, kann den wahlweise englischen oder japanischen Synchronsprechern auch während der actionreichen Passagen lauschen. Den Text eingeblendet lassen würden wir an eurer Stelle nicht, da die Textbox das Geschehen teils verdeckt und die Transparenz, die auch die Schrift betrifft, der Lesbarkeit schadet. Es passiert darüber hinaus einfach viel zu viel auf dem Bildschirm.

Actionreiches Gameplay

Obwohl die Erzählweise definitiv nicht die beste ist, kann Azure Striker Gunvolt 3 mit seinem Gameplay punkten. Wir laufen und springen mit einem Affenzahn durch die zweidimensionalen Abschnitte und nehmen bei Sichtkontakt die teils humanoiden und teils roboterartigen Gegner aufs Korn. Hierzu werfen wir mit Kampfpriesterin Kirin Talismane auf die Feinde, die dadurch geschockt werden. Sobald die Gegner außer Gefecht sind, schlitzen wir sie mit einem gezielten Hieb unseres Schwertes auf. Letzteres ist manchmal auch ohne den Einsatz der Talismane möglich, dauert aber ein wenig länger. So oder so bleibt das Tempo des Spiels durchweg hoch. Nebenher sammeln wir so genannte Bildimpulse ein, die mal mehr und mal weniger gut versteckt sind, doch dazu später mehr.

Ansonsten können wir den Level stringent bis zum Bossgegner abklappern. Die Obermotze verfügen abermals über ihre eigenen Bewegungsmuster, die wir durchschauen müssen. In Verbindung mit dem Werfen der Talismane macht dieser Aspekt der Action jede Menge Laune, sofern wir die Steuerung beherrschen. Trotzdem sind diese Gegner alles andere als leicht zu besiegen. Vor allem zu Beginn scheinen sie viel zu stark. Gegen Ende des Spiels wendet sich aber das Blatt, denn für besiegte Gegner gibt es Erfahrungspunkte, die uns im Level aufsteigen lassen: Höhere Stufe, mehr Energie.

Harte, aber faire Bossgegner

Umso länger Kirins Gesundheitsleiste ist, desto mehr Treffer kann sie einstecken. Aber selbst wenn wir in einem Bosskampf mal unterlegen sein sollen, besteht immer noch die mal mehr und mal weniger geringe Chance, wie schon in den Vorgängern an Ort und Stelle wiederbelebt zu werden. Außerdem haben wir die Möglichkeit, durch das Beseitigen von mehreren Gegnern in Folge, an Ruhm zu gelangen. Dann beginnt japanische Popmusik zu spielen, bei der wir uns noch erfolgreicher und fast wie im Flow durch die Gegnerhorden schnetzeln. Außerdem können wir ab dem zweiten Level unseren ständigen Begleiter Gunvolt für eine begrenzte Zeitspanne zu Hilfe rufen.

Mit seiner Hilfe sind auch die härtesten Bossgegner gar kein Problem mehr. Wer am vergleichbaren Mega Man X scheitert und bisher noch keine Erfahrung mit der Azure-Striker-Gunvolt-Reihe hat, muss also nicht verzagen. Das Spiel ist stets fair und mit jedem Tod der Spielfigur verbessern wir uns alleine durch das Scheitern quasi automatisch. Darüber hinaus hat sich Publisher und Entwicklerstudio Inti Creates bei den Bosskämpfen eine Überraschung ausgedacht. Leider dürfen wir aus Embargo- und Spoiler-Gründen nicht darüber berichten. Wir können euch aber sagen, dass gerade dieser Aspekt Azure Striker Gunvolt 3 einen frischen Touch gibt und Soulslike-Freunde begeistern könnte.

Frische Impulse und ein paar Verluste

Kommen wir nun zu den bereits angedeuteten Bildimpulsen. Bei diesen handelt es sich um Elemente, mit denen wir Kirin ausrüsten können. Danach kann sie gerettete Helferlein für eine Spezialfähigkeit herbeirufen. Unter anderem verarzten wir so unsere Wunden oder lassen Eisspeere aus dem Boden sausen. Auch passive Boni sind möglich, wodurch unser Angriff mitunter stärker wird oder wir schlicht mehr Erfahrungspunkte sammeln. Doppelte Bildimpulse werden automatisch in Geld umgewandelt, womit wir einige der Skills und Boni verbessern können. Dies klappt allerdings bei Weitem nicht bei allen Bildimpulsen, womit Inti Creates abermals Potenzial verschenkt.

Darüber hinaus erlernen wir mit der Zeit zwar den einen oder anderen Move, doch gibt es dafür keine Spezialwaffen mehr. Gerade dieser Verlust dürfte Fans der Vorgänger ein Dorn im Auge sein, hat das Experimentieren bei den Bossgegnern mit unterschiedlichen Waffen doch auch schon bei Mega Man und Co sehr gut funktioniert. So bleibt das Gameplay weitgehend auf dem gleichen Niveau, auch wenn das eigentliche Spieltempo je nach Spielertyp recht rasant ist. Letzteres spornt auch Speedrunner an, denn wer einen Level möglichst schnell beendet, steigert auch seine Punktzahl am Ende des Levels. Aufgrund der verpassten Möglichkeiten hinkt der dritte Teil seinen beiden Vorgängern etwas hinterher. Fans der Reihe werden aber garantiert Spaß mit Azure Striker Gunvolt 3 haben.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Die ersten beiden Serienteile habe ich auf dem Nintendo 3DS regelrecht verschlungen. In Anbetracht dessen, dass zwischen der zweiten Episode und Azure Striker Gunvolt 3 ganze sechs Jahre liegen und das Spiel nicht mehr für den 3DS, sondern für die Nintendo Switch veröffentlicht wurde, hätte ich technisch aber ein wenig mehr erwartet. Versteht mich nicht falsch. Die aufpolierte Retro-Optik, die ein wenig an die 16- und 32-Bit-Zeit erinnert, gefällt mir immer noch wahnsinnig gut. Aber gerade bei den Effekten wäre deutlich mehr möglich gewesen. Hinzu kommt, dass das Gameplay über die vierstündige Einmalspielzeit weitgehend gleich bleibt. Dennoch macht das Gemetzel Spaß – und das trotz fehlender Waffenvielfalt. Gerade diese ist aber wiederum ein Verlust für Fans der Vorgänger. Dafür bietet das Spiel immerhin eine kleine Überraschung in Bosskämpfen, über die ich aber nicht berichten darf, obwohl ich es so gerne würde! Dann ist da zu guter Letzt noch die Story, die verworren und kryptisch ist und selbst Kenner der Vorgänger am eigenen Verstand zweifeln lässt. Azure Striker Gunvolt 3 ist ein ewiges Hin und Her. Für jedes spaßige Element gibt es ein Gegenstück, bei dem ich nur den Kopf schütteln kann. Unterm Strich habe ich mit dem Spiel dennoch meinen Spaß. Solltet ihr die Vorgänger noch nicht gespielt haben, solltet ihr diese aber zuerst in Betracht ziehen, da diese in meinen Augen in puncto Gameplay und Story-Entwicklung deutlich besser gestaltet sind.