Baobabs Mausoleum (Grindhouse Edition) – TEST

Manche Spiele wie Deadly Premonition wollen anders als der Einheitsbrei sein und spiegeln das nicht selten über ihr Gameplay und vor allem ihren Humor wieder. Baobabs Mausoleum in der Grindhouse Edition schießt mit seiner Inszenierung und irrwitzigen Ideen aber den Vogel ab.


Ursprünglich erschienen die drei Episoden der Baobabs-Mausoleum-Reihe bereits zwischen den Jahren 2017 und 2019 für den PC. In der Zwischenzeit sind auch schon auf der Switch alle drei Titel erschienen, die zwei Jahre nach der letzten Veröffentlichung noch einmal in der kompletten Grindhouse Edition auf die Spieler losgelassen werden. Baobabs Mausoleum erzählt die Geschichte des Agenten Watracio Walpurgis, der für das Federal Bureau of Investigation arbeitet. Durch einen Autounfall, bei dem auch sein Mobiltelefon den Geist aufgibt, strandet Walpurgis in der fiktiven Stadt Flamingos Creek.

Telefone hat der Sheriff aufgrund außerirdischer Aktivitäten angeblich verbieten lassen, was die Kontaktaufnahme mit dem Abschleppdienst erschwert. Dieses Ziel verliert Baobabs Mausoleum jedoch recht schnell aus den Augen, denn die in mehrere konsekutive Kapitel eingeteilte Handlung entwickelt sich zu einem irren Trip durch das kleine Flamingos Creek, bei dem wir einige der insgesamt 64 Einwohner kennenlernen. Die Story ist durchgeknallt und die Bewohner haben gelinde gesagt allesamt einen Dachschaden. Genau diese Art und Weise der Präsentation ist es aber, die Baobabs Mausoleum zu etwas Besonderem, gar Einzigartigem machen. Spiele wie Deadly Premonition oder Fernsehserien wie Twin Peaks ziehen ihren Hut vor dieser Kreativität.

Anspornende Absurditäten

Kreativ sind auch einige Teile des Gameplays beziehungsweise eher gesagt die Ideen, wie die Spielmechaniken eingeführt werden. Dabei wirkt Baobabs Mausoleum abseits der irren Spielwelt wie ein normales Adventure. Hauptsächlich kontrollieren wir Walpurgis aus der leicht versetzten Vogelperspektive und scheuchen ihn wie für das Genre üblich durch die in den Akten in sich abgeschlossenen Areale. Hier unterhalten wir uns mit den Charakteren und sammeln Informationen. So ergibt sich in Windeseile ein Bild davon, welchen Aufgaben wir uns im jeweiligen Akt stellen müssen.

Dazu gehört auch das Sammeln von Gegenständen und das Einsetzen derselbigen an bestimmten Zielorten. Diese Aufgaben sind herrlich absurd. Um im ersten Akt beispielsweise in den Diner zu gelangen, müssen wir einen Fernfahrer von seinem Truck weglocken, indem wir ihm ein Bier bringen. Da wir aber nur eine leere Flasche im Müll finden, füllen wir diese mit Benzin, überreichen sie dem Trucker, dem daraufhin übel wird und seinen Wagen verlässt. Wir fahren den Truck zur Seite, entdecken einen kleinen See, paddeln auf das andere Ufer, sammeln dort eine riesige Nuss, paddeln zurück und nutzen ein taktisch positioniertes Katapult, um den Türsteher zu plätten. Baobabs Mausoleum ist voll von solchen bekloppten Ideen, die uns regelrecht gebannt an den Bildschirm fesseln.

Makaberer Humor

An anderen Stellen parodiert der Titel wiederum diverse Genres. Haben wir uns im Diner in die Küche geschlichen, fordert uns der Koch zu einem Duell heraus, woraufhin sich plötzlich der Kampfbildschirm eines rundenbasierten japanischen Rollenspiels öffnet. Wiederum in einem anderen Akt finden wir eine 3D-Brille, woraufhin wir den nächsten Akt ganz aus der Ego-Perspektive erleben und sich die Optik weniger mit 8- und 16-Bit-Rollenspielen, sondern mehr mit Minecraft und Konsorten vergleichen lässt. Das ist kreativ und noch dazu sehr ulkig, zumal Humor ein wichtiger Bestandteil der Erfahrung von Baobabs Mausoleum ist. Im Restaurant werden beispielsweise Pinguinwings mit Reptilienwurst oder auch besonders leckere Eichhörnchenfritten mit schwarzer Zwiebelcreme feilgeboten. Wem da kein Appetit kommt, dem können wir auch nicht mehr helfen.

Baobabs Mausoleum verrät uns übrigens viele Details über das menschliche Leben, die wir noch gar nicht kannten. Jetzt wissen wir, dass ein Mensch in seinem Leben acht Frösche verschlingt, die nachts durch den Mund oder die Ohren in den Körper eindringen, um dort ihre Eier abzulegen. Ja, der Humor des Spiels ist speziell, makaber und einfach anders. Trotzdem gibt es Anspielungen an die Populärkultur. Der Vater des Diner-Gastes Larry Meyers, der ein Gesicht wie eine William-Shatner-Maske hat, soll ein Serienmörder sein. Wer jetzt an den Film Halloween denkt, darf nun genüsslich schweigen.

Grauenvolle Übersetzungen aus der Hölle

Unter technischen Gesichtspunkten ist Baobabs Mausoleum nur halbgar, denn während die Mischung aus 8- und 16-Bit-Grafiken das Makabere gut einfängt, ist die Steuerung etwas zu träge. Besonders bei Geschicklichkeitspassagen ist sie uns ein Dorn im Auge, da Walpurgis schnell irgendwo runterfallen kann oder sich an einer Stelle verhakt. Dafür gibt es einen 1990er-Jahre-VHS-Modus, bei dem alles leicht bis stark flackert, die Helligkeit erhöht ist und Streifen übers Bild laufen. Für Retro-Fans sicher eine tolle Sache, doch je nach Spielsituation können dadurch wichtige Punkte undeutlich sein.

Dafür unterlegt Komponist Manuel Leon das Geschehen mit seiner Musik so gut, dass uns das Blut in den Adern gefrieren lässt. Einen kräftigen Rüffel kassiert das Adventure für seine Übersetzung, denn nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Deutsch ist der Titel eine Katastrophe. So wissen wir zum Teufel nicht, was das Spiel mit dem „Mann mit dem Haar in der Palme Ihrer Hände“ eigentlich meint. Leider nimmt das vor der Qualität der Rätsel keinen Halt, denn die Eichhörnchenfritten werden gerne mal als Eichhörnchenchips bezeichnet. An einer anderen Stelle übertreibt es das Spiel auf ganzer Linie, denn aufgrund von Anti-Piraterie-Maßnahmen müssen wir einen Code aus der Spielhilfe entnehmen. Die englische Version verweist zumindest auf die Website des Spiels, die aber mittlerweile offline ist: Macken, die unseren Gesamteindruck sehr stark schmälern.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Schon seit vielen Jahren wollte ich bei Baobabs Mausoleum einen Blick riskieren. Die Grindhouse Edition bietet dazu jedem, der die aus drei Episoden bestehende Reihe bisher verpasst hat, die beste Gelegenheit dazu. Die größten Pluspunkte des Spiels dürften die abgedrehte Handlung, der makabere Humor und die Einführung nicht vorhersehbarer Gameplay-Überraschungen sein. Das Gameplay an sich bleibt dabei aber auf gewohntem Terrain und dürfte besonders für Rätselfans vermutlich zu wenig Spielraum zum Experimentieren lassen. Da die Episoden von Baobabs Mausoleum aber allesamt sehr kurz ausfallen, passt diese Leichtigkeit aber wunderbar zum Spiel, da sich dieses ohnehin deutlich mehr mit seinem durchgeknallten Szenario profiliert. Zudem können mich die Pixelgrafik und die Musik passend dazu an den Bildschirm fesseln. Meiner Meinung nach ist es aber eine Frechheit, das Spiel erneut mit so unterirdischen Übersetzungen zu veröffentlichen! Zwar bleibt an vielen Stellen klar, was als Nächstes zu tun ist, doch können so nicht alle Dialoge mit ihrem reichhaltigen Humor punkten. Da wäre mehr möglich gewesen!