
F-Zero GX – TEST
Obwohl die F-Zero-Reihe seit 1990 Bestandteil des großen Fundus an Nintendo-Marken ist, kam es bislang nur zu zwei beziehungsweise drei Serienteilen mit voller 3D-Grafik. F-Zero GX aus dem Jahr 2003 richtet sich mit seinem Gameplay vor allem an Experten und Profis.
Bevor das heute als Ryū ga Gotoku Studio bekannte Entwicklerteam sich hauptsächlich um die Yakuza- respektive Like-a-Dragon-Reihe gekümmert hat, erschuf es im Jahr 2003 als Auftragsarbeit für Nintendo in einer Kooperation mit Sega zum einen das futuristische Rennspiel F-Zero GX für den GameCube und zum anderen dessen Arcade-Pendant F-Zero AX. Bis auf den einen oder anderen Game-Boy-Advance-Vertreter und Veröffentlichungen der Klassiker auf diversen Distributionsplattformen von Nintendo blieb es um die Reihe mit Ausnahme von F-Zero 99 oder Strecken-als-Arenen-Verwurstung in der Smash-Bros.-Reihe seit zwei Dekaden still. F-Zero GX wurde in dieser langen Zeitspanne aber rigoros ignoriert, obwohl das Spiel zu Beginn der 2000er-Jahre überwiegend gute bis sehr gute Kritiken erhielt.
Zum Launch der Nintendo Switch 2 am 5. Juni 2025 hatte die Durststrecke für Fans aber ein Ende, denn als einer der ersten drei Titel für die GameCube-Applikation ist F-Zero GX hier, zumindest bis auf Weiteres, abrufbar. Da stellt sich die durchaus berechtigte Frage, was das Rennspiel so besonders macht, dass Nintendo es unbedingt ins Startangebot aufnehmen musste. Eine Antwort darauf zu finden, ist aber schwieriger als gedacht, da sich das Rennspiel anders als etwa Mario Kart World nicht an alle Fans von unkompliziertem Gameplay richtet. F-Zero GX ist schnell, vielleicht sogar zu schnell, und alles andere als einsteigerfreundlich oder gar einfach zu meistern.
Herausforderungen des Futurismus
Sobald wir uns im Hauptmenü befinden, stehen uns verschiedene Modi wie das Zeitfahren zur Auswahl. Allen voran sticht aber der Grand-Prix-Modus aus der Masse hervor, bei dem wir zu Spielbeginn zwischen drei Cups mit jeweils fünf Strecken wählen können. Einen weiteren Cup schalten wir frei, sobald wir die Cups mindestens auf dem normalen Schwierigkeitsgrad gemeistert haben. Wer den Herausforderungen gewachsen ist, kann sogar noch den Meisterschwierigkeitsgrad freischalten – und wer das packt, kommt auch noch in den Genuss sechs weiterer Strecken aus F-Zero AX.
Dass es bis dahin tatsächlich ein weiterer Weg ist, kann sich in den ersten Spielminuten nur erahnen lassen. Die Strecken des ersten Cups fühlen sich nämlich noch sehr gemächlich an, auch wenn die hohe Geschwindigkeit sicherlich auch hier den einen oder anderen Spieler an die Grenzen des Machbaren treibt. Auf den späteren Pisten geht es dann richtig zur Sache, denn die futuristische Architektur der Strecken macht vor Loopings, scharfen Kurven, kniffligen Sprungschanzen und nicht zuletzt klaustrophobischen Röhren, in denen zu allem Übel auch noch Hindernisse aufgebaut sind, nicht halt. Wer hier nicht extrem aufpasst, riskiert unfreiwillige Beschädigungen an seinem Gleiter, mit dem er über die Strecke rast. Auch das Fliegen von der Strecke ist in F-Zero GX möglich, was mit dem sofortigen Rennabbruch bestraft wird.
Viele zu bedenkende Faktoren
Für das fehlerfreie Navigieren sind tatsächlich gute Reflexe notwendig – oder ihr lernt jedwede Strecke auswendig, um quasi blind über die Piste zu düsen. Letzteres wird zu alledem von der künstlichen Intelligenz eurer sage und schreibe 29 Konkurrenten torpediert. Während zumindest diese auf dem niedrigen Schwierigkeitsgrad keine große Herausforderung ist, greift sie auf den höheren Stufen deutlich aggressiver an. In F-Zero GX können wir uns der Konkurrenz nämlich erwehren, indem wir einen Teil unserer Energie verwenden, um mit Drehbewegungen andere Fahrer zu malträtieren oder gar von der Strecke zu schubsen.
Hinzu kommt, dass wir noch weitere Feinheiten beachten müssen. Sobald wir uns vor dem Rennen für einen Fahrer mitsamt Gleiter entschieden haben, justieren wir Beschleunigung und Geschwindigkeit im Verhältnis zueinander. Dies hat aber nur einen marginalen Einfluss aufs Gameplay. Viel wichtiger ist die Entscheidung, welchen Gleiter wir wählen, denn manche Vehikel haben zu wenig Grip und schlittern nur so über die Fahrbahn. Wer also auf Nummer sicher gehen will, sollte definitiv auf einen guten Wert bei der Haftreibung achten. Zu Beginn stehen uns übrigens nur die vier Fahrer und Gleiter des ursprünglichen F-Zero vom Super Nintendo zur Verfügung. Weitere schalten wir mit Tickets frei, die wir für abgeschlossene Cups erhalten.
Motivierendes Freischalten von Spielinhalten
Motivierend ist dieses Konzept bis zu einem gewissen Grad auf jeden Fall, denn selbst wenn wir auf den hinteren Rängen am Ende eines Cups landen, erhalten wir für unsere Teilnahme dennoch Tickets. So können wir peu à peu experimentieren und unseren bevorzugten Gleiter im Spiel finden. Schade ist jedoch, dass bei einem Verlust all unserer Leben, die sich mit jeder Explosion unseres Fahrzeugs oder Fall von der Strecke dezimieren, keine Auszahlung erhalten. Das kann vor allem dann zusätzlich frustrieren, wenn wir noch wenig geübt auf den Strecken sind.
Ein Glück, dass es auch einen Übungsmodus gibt, in dem wir die Streckenführung lernen können – auf Wunsch werden wir dann auch während der Fahrt wiederbelebt. Das ist ein Feature, dass wir uns auch für den Grand Prix wünschen würden, um die Einstiegshürde zu senken. F-Zero GX ist aber nun mal ein Kind seiner Zeit und als solches muss es auch in seinem Gameplay und seiner Technik betrachtet werden. So gibt es im Story-Modus sogar animierte Zwischensequenzen, welche die relativ banale Geschichte vorantreibt. Auch in diesem Aspekt schreckt der Schwierigkeitsgrad nicht zurück. Ist es unsere Aufgabe, auf einer Strecke alle Collectibles zu sammeln, dann müssen wir auch alle sammeln. Verpassen wir ein Element, müssen wir die Aufgabe von vorne wiederholen. Frustresistenz und genügend Sitzfleisch ist hierbei gefragt!
Saubere Technik
In visueller Hinsicht ist F-Zero GX für das Jahr 2003 angemessen. Es mag zu diesem Zeitpunkt möglicherweise Rennspiele gegeben haben, die mit dem damals oft verschrienen Fotorealismus punkteten, was aus heutiger Sicht unsinnig klingt. Mit dem futuristischen Rennspiel haben die Entwickler jedoch einen einzigartigen und mit hübschen Effekten vollgestopften wie einzigartigen Racer entworfen, der auch heute noch auf der Originalhardware als auch auf der Nintendo Switch 2 schick aussieht. Zudem läuft das Spiel in der nordamerikanischen Version, die genauso wie die europäische Fassung in der Applikation ausgewählt werden kann, mit sechzig Bildern pro Sekunde. Wer die europäische Variante spielen will, muss mit fünfzig Bildern pro Sekunde auskommen.
Das Tolle an F-Zero GX ist jedoch, dass wir in den Optionen beider Versionen einstellen können, dass wir vom standardmäßig eingestellten 4:3-Format in den Breitbildmodus wechseln können. Gerade im Splitscreen des Mehrspielermodus profitieren wir so von klareren Bildinformationen. Ob sich das Spiel für Multiplayer-Partien im heimischen Wohnzimmer oder gar online auf der Nintendo Switch 2 eignet, hängt maßgeblich von eurem und dem Können eurer Freunde ab. Wer viel Zeit investiert, kommt in den Genuss eines rasanten wie spielenswerten Rennspiels. Für den kurzen wie unkomplizierten Zeitvertreib eignet sich F-Zero GX hingegen aber nicht. Dafür sind die Hürden zu groß.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Ich weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre, als ich im Elektrofachhandel die GameCube-Version von F-Zero GX erworben habe. Sonderlich viel habe ich diese damals leider nicht gespielt, da mir viele der Herausforderungen schlicht zu hoch waren. Auch haben meine Freunde, die ich mit Mühe und Not überreden musste, nach wenigen Cups aufgegeben. Ähnlich verhält es sich auch mit der emulierten Version in der Applikation auf der Switch 2. In den ersten Minuten bin ich von dem rasanten Tempo noch richtig begeistert. Die Ernüchterung kommt jedoch mit jedem weiteren Cup. Mir ist die hohe Geschwindigkeit im Verhältnis zur atemberaubend durchgedrehten Streckenführung einfach zu viel. Das heißt aber noch lange nicht, dass F-Zero GX ein schlechtes Spiel ist – mitnichten! Wenn ihr verdammt gute Reflexe habt, es euch viel Spaß macht, euch in die Streckenführung einzuarbeiten, ein Faible für den dargestellten Futurismus der frühen 2000er-Jahre habt und im besten Falle auch ein oder zwei Freunde für den Mehrspielermodus begeistern könnt, dann solltet ihr dem Titel unbedingt eine Chance geben, da er nur dann sein volles Potenzial ausspielen kann.