Final Fantasy IV [Pixel Remaster] – TEST

Mit dem Pixel Remaster von Final Fantasy IV erreicht die Veröffentlichungsreihe von Square Enix den nächsten Höhepunkt. Vor allem die tiefgründige Story und das flotte Kampfsystem machten das Spiel im Jahr 1992 zu einem Wegweiser für die Geschichte der Rollenspielserie.


Nachdem Square Enix den dritten Teil der Rollenspielreihe 1990 für das Nintendo Famicom veröffentlicht hat, sollte Final Fantasy IV für eben jene Konsole erscheinen. Allerdings wurde die Entwicklung kurz vor Fertigstellung des Produkts auf das Super Nintendo umgestellt. Am 19. Juli 1991 erschien das Spiel in Japan und kam im November desselben Jahres auch in Nordamerika auf den Markt. Da Final Fantasy II und Final Fantasy III damals Japan aber nie verlassen haben, hieß der Titel dort ursprünglich und ungünstig Final Fantasy II, was beim amerikanischen Publikum spätestens bei den Wiederveröffentlichungen für die PlayStation und den Game Boy Advance für Verwirrungen sorgte.

Das europäische Publikum musste sich um diesen Umstand nie Gedanken machen, kam es mit der Hauptreihe doch erstmals mit dem siebten Serienteil im Jahr 1997 in Kontakt. Wer den Import zuvor gescheut hatte, hat den vierten Teil mit einem Faible für Retro-Rollenspiele aber mit seinen diversen Portierungen kennengelernt und ins Herz geschlossen. Das dürfte vor allem daran liegen, dass die vierte Episode der langlebigen Rollenspielserie der erste Serienteil mit einer deutlich längeren und regelrecht epischen Handlung ist. Auch das Active-Time-Battle-Kampfsystem hat in Final Fantasy IV seinen ersten Auftritt, welches schließlich bis zum neunten Teil Anwendung findet.

Epische Geschichte

Im Mittelpunkt der Geschichte von Final Fantasy IV steht der Kapitän der Rotschwingen, Cecil Harvey. Bei den Rotschwingen handelt es sich um eine Spezialeinheit des Militärs von Baron, einem der Königreiche auf der Erde. Barons König trachtet nach den magischen Kristallen. In der Eröffnungssequenz erleben wir in Rückblenden, wie wir den Kristall von Mysidia mit dem Einsatz von Gewalt in unsere Hände bringen. Auf dem Rückweg nach Baron kommen Cecil erste Gewissensbisse.

Wir kämpfen also nicht für das Böse, müssen uns jedoch erst aus den Fängen des Königs befreien, der uns und unseren besten Freund Kain Highwind aufgezogen hat. Der nächste Job, der scheinbar harmlos ist, führt uns ins Dorf Nebel. Hier beginnen die Dinge erst recht aus dem Ruder zu laufen. Das Königreich Baron kristallisiert sich immer mehr als Bedrohung heraus, die wir aktiv bekämpfen müssen. Dies erkennen auch andere Menschen wie Barde und Prinz Edward Chris von Muir, Weißmagierin Rosa Farrell, Beschwörerin Rydia oder auch Kriegsmönch Yang Fang Leiden. Sämtliche Charaktere haben alle ihre eigenen Beweggründe, sich gegen Baron aufzulehnen. Die Story reißt von der ersten Minute mit und hört bis zum Abspann nicht auf, uns bei Laune zu halten. Dennoch gibt es vor allem zum Ende hin ein paar Stellen, wo die Geschichte lückenhaft ist und zu kurz kommt.

Motivierende Weltreise

Natürlich ist der Kampf gegen Baron nicht das Einzige, was auf unserer Agenda steht. Final Fantasy IV bietet auch ein paar Wendungen und Überraschungen, die nicht nur die Story und die Charaktere tiefgründiger erscheinen lassen. In zahllosen Dialogen mit den Bewohnern der Spielwelt erfahren wir mehr über den Planeten, ihre Völker und Besonderheiten. Dazu zählt auch, dass sich die Spielwelt ähnlich wie in Final Fantasy III verändert oder gar erweitert. So macht die Erkundung durchweg Spaß, da mit der Zeit auch ein paar optionale Orte mit den verschiedenen Luftschiffen oder dem Luftkissenboot angesteuert werden können. Vor allem wenn wir alle Beschwörungszauber erlernen wollen, sollten wir auch den letzten Winkel der Spielwelt aufsuchen.

Auf dem Weg dorthin müssen wir uns in unzähligen Zufallskämpfen dem abwechslungsreichen Bestiarium stellen. Wir legen uns mit gierigen Goblins, furchterregenden Skeletten, gruseligen Puppenspielern, monströsen Drachen und noch viel kreativeren Feinden an. In Final Fantasy IV kommt zum ersten Mal innerhalb der Reihe das so genannte Active-Time-Battle-Kampfsystem zum Einsatz, welches das rundenbasierte Kampfsystem der drei Vorgänger ablöst. Damit etablierte der vierte Serienteil ein Kampfsystem, das jahrelang einzigartig war. Das Kampfsystem ist so besonders, dass Square Enix ein Patent darauf hält.

Erster Auftritt für das Active-Time-Battle-Kampfsystem

Aufgebaut ist der Kampfbildschirm in Final Fantasy IV im Grunde wie in den Vorgängern und den Nachfolgern. Soll heißen, dass wir auf dem oberen Bereich unsere Helden und unsere Feinde sehen. Am unteren Bildschirmrand befindet sich wiederum der blaue Kasten, aus dem wir alle wichtigen Informationen entnehmen und die Befehle an unsere Recken verteilen. Im Gegensatz zu den vorherigen Ablegern geben wir unsere Befehle aber nicht alle auf einmal. Stattdessen füllt sich bei jedem Helden eine Leiste über Zeit basierend auf seinen Attributen.

Ist ein Charakter also wendig, kommt er schneller zum Zug als eine Figur, die langsamer ist. Selbiges gilt auch für die Gegner. Sind wir also maßlos überlevelt, können wir unsere Gegner mehrfach attackieren, bevor diese eine Chance bekommen, uns einen Kratzer zuzufügen. Während wir einen Gegner, ein Item oder einen Zauber auswählen, friert das Geschehen übrigens ein. Auf Wunsch können wir in den Einstellungen sogar auswählen, dass in dieser Zeit der Kampf weiterläuft, was ein wenig zusätzlichen Nervenkitzel versprüht. Für die letzten Dungeons ist das aber nicht unbedingt zu empfehlen, da der Schwierigkeitsgrad besonders bei mächtigen Gegnern wie dem Behemoth etwas höher ausfällt und der Einsatz von Zaubern simultan zu den verbleibenden Magiepunkten möglichst taktisch abgeschätzt werden sollte. Abhilfe schafft, zumindest bei unerfahrenen Spielern, das Boost-Menü. Sowohl gewonnene Erfahrungspunkte als auch erbeutetes Geld lassen sich verdoppeln oder vervierfachen.

Abwechslungsreiche Charakterstärken

Ein weiterer Pluspunkt für die interessanten bis spannenden Kämpfe von Final Fantasy IV sind die verschiedenen Charakterklassen. Cecil ist zu Beginn des Spiels beispielsweise ein Dunkelritter und kann einen Teil seiner Lebenspunkte opfern, um allen Gegnern im Kampf Schaden zuzufügen. Kain springt als Dragoon hingegen in die Luft und gleitet bei seinem nächsten Zug mit doppelter Kraft auf den Feind zu. Edward hat hingegen die Möglichkeit, die als Potions bekannten Heiltränke aus unserem Inventar aufzubrauchen, um alle Verbündete gleichzeitig zu heilen. Beschwörerin Rydia kann hingegen Kreaturen herbeizaubern, die auf dem Schlachtfeld für ordentliche Verheerungen sorgen.

Ebenfalls gefällt uns, dass so gut wie alle Charaktere nicht nur einen Waffentyp tragen können. Wer zum Beispiel nicht will, dass einer seiner oder ihrer Zauberer nicht mit einem Stab kämpfen soll, kann der betroffenen Spielfigur auch einfach einen Bogen mitsamt unendlichem Pfeilvorrat in die Hand drücken. Fliegende Gegner werden diese Schützen fürchten! Andernfalls ist es hin und wieder auch notwendig, dass wir mit Zaubern attackieren. Zum Beispiel richten Stich- und Schlagwaffen bei puddingartigen Gegnern kaum Schaden an, Feuer- und Eiszauber hingegen schon. So fühlen sich die sehr flotten Kämpfe von Final Fantasy IV von Anfang bis Ende sehr frisch an.

Grandioses 16-Bit-Rollenspiel

Nachdem das Design der Dungeons seit Final Fantasy eine holprige Entwicklung in der Reihe durchgemacht hat, ist dessen Aufbau im vierten Teil besser geglückt. Es macht Spaß, auch den letzten Winkel der leicht, aber nie zu stark verschachtelten Dungeons nach Schätzen und Items abzusuchen. Schade ist, dass es fast nur Höhlen sind, die wir erkunden. Hier wäre ein wenig Abwechslung sicher nicht verkehrt gewesen. Verlaufen ist aber nicht möglich, was an der jederzeit einsehbaren Karte liegt. Diese nimmt wie schon beim ersten Teil ein wenig den Erkundungsdrang, hilft aber vor allem Anfängern, sich zu orientieren.

In technischer Hinsicht baut das Rollenspiel grundlegend auf dem Super-Nintendo-Original auf. Es erhöht allerdings stark die Auflösung und vergrößert den Bildausschnitt. Auch die Effekte, die eher an 32-Bit-Spiele wie Golden Sun erinnert, können uns begeistern. Was aber noch besser als der überaus hübsche Pixel-Look ausfällt, ist der Soundtrack aus der Feder von Komponist Nobuo Uematsu. Die orchestral überarbeiteten Musikstücke passen durchweg zum stimmungsvollen Geschehen. Wer will, kann im Menü auch jederzeit zur 16-Bit-Fassung wechseln. Auf Wunsch können wir alle Melodien auch in der Jukebox im Bonusmaterial anhören. Dort finden sich auch zahlreiche Artworks von Yoshitaka Amano. Wer sich auf Final Fantasy IV einlässt, kommt in den Genuss eines grandiosen Rollenspiels, das 17 Stunden lang unterhält.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Final Fantasy IV ist ein herausragendes Rollenspiel. Schon auf dem Super Nintendo hat der damals noch alleinig unter Square agierende Konzern gezeigt, wie die Reihe dank neuer Hardware auf die nächste Ebene gehievt werden kann. Natürlich sind auch im Pixel Remaster die Anfänge der Entwicklung auf dem Nintendo Famicom noch zu erkennen, doch macht das überhaupt nichts. Die Story kommt deutlich besser zur Geltung und bietet Wendungen und Überraschungen, die so nicht kommen zu sehen sind. Auch die tiefgründigen Charaktere, die allesamt ihre eigene Motivation haben, wissen trotz kurzer, aber definitiv prägnanter Dialoge zu begeistern. So machen nicht nur die Erkundungsausflüge in der Spielwelt, sondern vor allem die flotten Kämpfe sehr viel Spaß. Dank des Active-Time-Battle-Kampfsystems gewinnen diese deutlich an Fahrt und fühlen sich sehr viel flüssiger an, als es ein herkömmliches rundenbasiertes System ermöglichen würde. In Final Fantasy IV behalte ich so stets die Kontrolle über meine Helden und muss mich auf Veränderungen im Geschehen sekundenschnell einstellen. Das ist richtig toll und hat die Entwicklung der Rollenspielserie maßgeblich beeinflusst. Wenn ihr mit den ersten drei Episoden der Serie weniger anfangen könnt, solltet ihr dem vierten Teil unbedingt eine Chance geben. Sowohl die Story, die Charaktere, die Welt mit ihren Hintergründen, die hübschen Grafiken, der grandiose Soundtrack als auch das frische Kampfsystem machen Final Fantasy IV zu einem wahrlich fantastischen Rollenspiel, an das ihr euch noch lange erinnern werdet!