Final Fantasy VIII Remastered – TEST

Rechtzeitig zum zwanzigsten Jubiläum des Spiels hat Square Enix Final Fantasy VIII überraschenderweise ein Remaster spendiert. Damit ist das Rollenspiel aus dem Jahre 1999 erstmals für eine Nintendo-Konsole erhältlich, was besonders reine Nintendo-Spieler freuen dürfte.


Nachdem bereits so gut wie alle älteren Teile des Franchises früher oder später mit Remakes oder Remaster-Versionen bedient worden sind, wunderten sich nicht nur wir darüber, dass der achte Serienteil der Final-Fantasy-Hauptreihe so stiefmütterlich behandelt wurde – schließlich wird er nicht selten als eine der besten Episoden bezeichnet. Gerüchten zufolge sei der Quellcode über die Zeit verlorengegangen sein, weshalb das Abenteuer nicht auf andere Plattformen portiert werden konnte. Warum das Spiel dann während Square Enix’ Pressekonferenz auf der Electronic Entertainment Expo 2019 aber plötzlich enthüllt werden konnte und ob der Quellcode tatsächlich abhanden gekommen war, wird wohl ohne Statement des Konzerns ein ewiges Rätsel bleiben.

Nichtsdestotrotz freuen wir uns sehr darüber, das Final Fantasy VIII Remastered neben Veröffentlichungen für die PlayStation 4, die Xbox One und den PC zeitgleich auch den Sprung auf die Nintendo Switch geschafft hat. Auch beim erneuten Spielen auf der Switch fällt auf, dass Final Fantasy VIII einiges anders als seine Vorgänger macht. Dies lässt sich damit begründen, dass Serienschöpfer Hironobu Sakaguchi zwar immer noch der ausführende Produzent während der Entwicklung war, das Szepter wegen seiner Arbeit am Animationsfilm „Final Fantasy: Die Mächte in dir“ jedoch an Yoshinori Kitase weitergereicht hat, was sowohl viele positive als auch einige negative Folgen für das Projekt hatte.

Tiefgründige Handlung in einer fabelhaften Spielwelt

Kitase war bei Final Fantasy VIII wie schon bei vorherigen Ablegern der Serie als Regisseur tätig und zudem maßgeblich verantwortlich für die Story. Diese beginnt in den ersten Spielminuten auch noch recht harmlos. Nachdem unser Held, der siebzehnjährige Kadett Squall Leonhart, mal wieder mit seinem Rivalen Cifer Almasy aneinandergeraten ist, wacht er auf der Krankenstation auf. Kurz darauf werden wir von unserer Ausbilderin Quistis Trepe, die mit knackigen achtzehn Jahren nicht sehr viel älter ist als der Hauptdarsteller, zum Unterricht eskortiert. Dort erfahren wir, dass wir noch in die ominöse Feuer-Grotte aufbrechen müssen, damit wir in den Söldnerrang erhoben werden können.

Nach unserem Besuch in der glühheißen Höhle werden wir zusammen mit Xell Dincht, Selphie Tilmitt, dem immer noch aufmüpfigen Cifer und unserer Ausbilderin auf die erste Mission in die Stadt Dollet geschickt, um die Besetzung durch Soldaten aus Galbadia zu beenden. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse regelrecht, denn sowohl der Grund für den Angriff auf Dollet ist mysteriös als auch die nächste Mission, die nach Galbadia führt. Zu viel wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, aber Final Fantasy VIII ist reichlich gefüllt mit politischen Intrigen, undurchsichtigen Hexen, einer Liebesbeziehung mit der hübschen Rinoa Heartilly und Zeitsprüngen zu anderen Charakteren wie dem Soldaten Laguna Loire, die eng mit der Haupthandlung verbunden sind.

Umdenken durch den Bruch mit Rollenspieltraditionen

Dem Spiel gelingt es im Verlauf der auf dutzende Spielstunden angelegten Story tatsächlich immer wieder, mit zahlreichen Wendungen und tiefgreifenden Charakterentwicklungen zu verblüffen. Überraschungen bleiben jedoch nicht nur auf die erwachsene Erzählweise beschränkt, denn auch im Rahmen des Gameplays machen sich einige Veränderungen bemerkbar. Final Fantasy VIII ist natürlich nach wie vor ein Rollenspiel und fühlt sich auch recht ähnlich, aber eben nicht ganz so wie seine Vorgänger an. Unverändert reisen wir über eine Oberwelt von einem Ort zum anderen Ort, messen uns in unzähligen Zufallskämpfen mit verschiedenen Monstern und gehen in den Läden in den Städten ausgiebig auf Shoppingtour.

Dazu benötigen wir jedoch Geld, das wir – anders als in den sieben Titeln der Hauptreihe zuvor – nicht durch das Abschlachten von Rieseninsekten, Dinosauriern und humanoiden Feinden erbeuten. Stattdessen erhalten wir, in regelmäßigen Abständen und gemessen an unserem Söldnerrang, ein Gehalt durch die Akademie. Notfalls dürfen wir auch gefundene Materialien verkaufen, was wir uns aber zweimal überlegen sollten. Derlei Objekte werden in der Regel vor allem für die Konstruktion neuer Waffen benötigt, denn der Schmied gibt sich mit barer Münze alleine nicht mehr zufrieden. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, fügt sich mit der Zeit aber wunderbar in die gelungene Immersion der facettenreichen Spielwelt nahtlos ein.

Kampfsystem mit reichlich Tiefgang und ein paar Hindernissen

Im Kampfsystem wartet die wohl größte Neuerung auf uns, denn es ist enger mit der Progression der Charaktere verbunden als in jedem anderen Final-Fantasy-Spiel. Zwar regnet es nach gewonnenen Kämpfen Erfahrungspunkte, mit denen sich die Levels der Helden erhöhen lassen, doch reichen diese für das Durchspielen des Titels nicht aus. Stattdessen müssen wir sehr häufig auf den Draw-Befehl in den weitgehend rundenbasierten Kämpfen zurückgreifen. Mit dieser Aktion können dem Gegner Zaubersprüche gestohlen werden. Diese können wir entweder an Ort und Stelle anwenden oder außerhalb der Auseinandersetzungen im Menü an verschiedene Statuswerte koppeln.

Zuvor müssen wir einer Spielfigur aber mindestens eine Guardian Force zuteilen. Hierbei handelt es sich um mächtige Beschwörungen, die auch in den Kämpfen entfesselt werden können. Je nachdem wie mächtig die Guardian Force ist, desto mehr Statuswerte können mit Magie verbunden werden. Dieses ungewöhnliche System mag zunächst belächelt werden, ermöglichst uns aber eine ungeheure Personalisierungstiefe einzelner Spielfiguren. Problematisch ist an diesem Konzept jedoch, dass das ständige Stehlen per Draw-Befehl unglaublich zeitintensiv ist und die Zaubersprüche zu allem Überfluss auch noch verbraucht werden können, wodurch die Statuswerte peu á peu sinken. Dies ist damals wie heute der wohl größte Kritikpunkt an einem echt interessanten System.

Praktischer Komfort mit Einschränkungen

Je nachdem wie wir Final Fantasy VIII spielen, kann es also durchaus zu einer Herausforderung werden. Nicht selten wird der Titel deshalb auch als schwierigstes Spiel der Reihe bezeichnet. Damit ist im Remaster allerdings Schluss, denn Square Enix hat ins Spiel – wie beispielsweise bei Final Fantasy VII oder Final Fantasy IX – ein paar Komfortfunktionen integriert. Sollte ein Kampf ausweglos erscheinen, können auf Knopfdruck die Lebensenergie und der Aktionsbalken vollständig aufgefüllt werden. Dauern uns die Kämpfe auch noch zu lange, dürfen wir die Spielgeschwindigkeit verdreifachen, was insbesondere bei den ungelogen teils minutenlangen (!) Animationen der Guardian Forces überaus entgegenkommend ist und in Kombination mit dem Speichern des Cursors im Kampfbildschirm auch den Draw-Befehl nicht mehr ganz so ausufernd erscheinen lässt.

Nervige Zufallskämpfe können mit der letzten Komfortfunktion ganz ausgeschaltet werden, sodass wir die oft hübsch designten Umgebungen auch mal etwas genauer betrachten können. Leider haben die Konsolenfassungen des Remasters in dieser Disziplin das Nachsehen, denn auf dem PC ist es zusätzlich noch möglich, sämtliche Items freizuschalten oder den Geldbeutel bis zum Rand zu füllen. Warum derlei Funktionen auf Switch und Co fehlen, ist uns ein Rätsel. Ob dieser Komfort tatsächlich ein Kaufgrund ist, muss jeder für sich entscheiden. Anfänger und Einsteiger werden sich aber definitiv sehr darüber freuen.

Verschleierungsversuch eines einstigen PlayStation-Rollenspiels

Auf der technischen Seite ist dem Spiel seine PlayStation-Herkunft auch zwanzig Jahre später noch sehr gut anzusehen. Das heißt, dass das Geschehen auch auf der Switch durchweg im 4:3-Bildformat dargestellt wird, einen optionalen 16:9-Modus gibt es hier nicht. Dieser Schritt ist jedoch logisch, denn dies wäre wie bei der HD-Variante von Onimusha nur mit Heranzoomen an die Spielfiguren möglich gewesen, wodurch Details in der Umgebung flöten gehen und die Übersicht nur noch frickeliger ausfallen würde. Dies liegt an der – mit Ausnahme der dreidimensional modellierten Oberwelt – recht starren Kameraperspektive, in denen Kameraschwenks sparsam eingesetzt werden.

Grundsätzlich fällt die Orientierung anhand der vorgerenderten Hintergründe nicht schwer, doch wenn im Vordergrund weitläufige Bereiche freiliegen und nicht zu einem neuen Bildschirmausschnitt lotsen, kann das in seltenen Fällen auch so schon verwirrend genug sein. Leider wirken die Hintergründe des Remasters häufig verwaschen, was aber nur in seltenen Fällen wie bei der Schärferegulierung in der Mitte der Stadt Balamb von den Entwicklern gewollt ist. Dafür wirken einzelne Elemente wie die Charaktermodelle umso frischer, was insbesondere in den Gesichtstexturen der Figuren zu erkennen ist. Zusammen mit dem fantastischen, aber leider nicht überarbeiteten Soundtrack von Komponist Nobuo Uematsu macht das Abenteuer trotz aller Unkenrufe immer noch sehr viel Spaß. Wer Final Fantasy VIII bisher verpasst hat, sollte sich unbedingt auf das Rollenspiel einlassen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Als ich vor über zehn Jahren das erste Mal Final Fantasy VIII in der ursprünglichen PC-Fassung gespielt habe, wurde ich nicht so wirklich warm mit dem Titel, obwohl ich es mit Hängen und Würgen durchgespielt habe. Ungeduldig habe ich mich auf Weltenrettung begeben, ohne mich allzu stark mit dem Kampfsystem und dem überlebenswichtigen Draw-Befehl auseinanderzusetzen – zumal das Spiel dieses Feature unnötig über mehrere Tutorials und verschachtelte Menüs verkompliziert. Daran hat sich im Remaster zwar nichts geändert, jedoch meine Sichtweise auf das Rollenspiel. Schon die ersten Spielstunden zeigen mir, wie gut das System grundsätzlich funktioniert, wenn ich mich nur darauf auch einlasse. Leider macht das Spiel exzessiven Gebrauch vom Draw-Befehl, so dass einige Kämpfe und damit das Abenteuer allgemein in die Länge gezogen werden. Mit den Komfortfunktionen, mit denen ich beispielsweise die Spielgeschwindigkeit verdreifachen und damit vor allem die ellenlangen Animationen der Guardian Forces verkürzen kann, fällt das aber nicht mehr ganz so stark ins Gewicht. Final Fantasy VIII Remastered ist die bis dato beste und trotz verwaschener Hintergründe mit Abstand hübscheste Möglichkeit, einen waschechten Klassiker mit einer tiefgründig ausgearbeiteten Story, wunderbaren Charakteren und einem wirklich grandiosen Soundtrack zu erleben.