Final Fantasy XII: The Zodiac Age – TEST
Am 16. März 2006 erschien Final Fantasy XII erstmals in Japan. Fast ein Jahr, bis zum 23. Februar 2007, mussten europäische Spieler auf den zwölften Teil von Square Enix‘ Rollenspielreihe warten. Mit der Nintendo-Switch-Portierung der erweiterten HD-Neuauflage Final Fantasy XII: The Zodiac Age ist der PlayStation-2-Klassiker über dreizehn Jahre nach der Erstveröffentlichung erstmals für eine Nintendo-Konsole erschienen.
Final Fantasy XII: The Zodiac Age führt uns in die Welt Ivalice, die bereits im Taktik-Rollenspiel-Ableger Final Fantasy Tactics Schauplatz der Handlung war. Entsprechende Easter Eggs und Gastauftritte dürfen dabei nicht fehlen. Die Geschichte funktioniert aber vollkommen unabhängig. Vor zwei Jahren hat das arcadische Imperium einen Eroberungsfeldzug gestartet und in dem Krieg das wesentlich kleinere Königreich von Dalmasca vernichtend geschlagen. Als Straßenjunge Vaan, der nicht nur seine Eltern, sondern auch seinen älteren Bruder verloren hat, beginnen wir unser Abenteuer in Rabanastre, der Hauptstadt des nun von Arcadia besetzten Dalmasca. Schnell wird Vaan in weitaus größere Ereignisse als kleine Gaunereien, mit denen er sich über Wasser hält, verwickelt. Luftpiraten, eine Prinzessin und der Widerstand gegen das Imperium scheinen ihm die Möglichkeit zu geben, sich endlich zu rächen. Die Geschichte ist spannend, wendungsreich, cineastisch inszeniert, motivierend und trägt maßgeblich zur Qualität von Final Fantasy XII: The Zodiac Age bei.
Schneller Einstieg, ausführliche Erzählung
Das zwölfte Final Fantasy brachte einige Umbrüche im Rahmen der großen Rollenspielreihe. Schöpfer Hironobu Sakaguchi war nicht mehr direkt an der Entwicklung beteiligt und auch Serien-Komponist Nobuo Uematsu schrieb nur eine Melodie für das Spiel. Zudem wurde erstmals auf feste Kamera-Einstellungen verzichtet. Stattdessen können wir uns frei umsehen, während wir mit Vaan und seinen Kameraden die Umgebungen von Ivalice erkunden. Gestaltet ist die Spielwelt in zusammenhängenden, teils relativ großen, Hub-Bereichen, vergleichbar mit einigen The-Legend-of-Zelda-Spielen wie Twilight Princess oder Ocarina of Time. Auf eine Oberwelt wurde wie schon bei den direkten Vorgängern der Hauptreihe verzichtet.
Statt gemächlich zu Beginn, steigt Final Fantasy XII: The Zodiac Age mit dem Krieg zwischen Dalmasca und dem arcadischen Imperium ein. Noch immer schön gestaltete und cineastisch inszenierte CGI-Zwischensequenzen geben eine gute Einführung in die Geschichte, bevor wir in dem letzten großen Kampf versuchen, den König von Dalmasca zu retten. Verrat und Intrigen bestimmen im weiteren Verlauf die Geschichte und haben Nachwirkungen auf Vaan, Ashe und die anderen, die sich im Laufe des Abenteuers zusammenschließen, um Dalmasca zu befreien. Bevor es jedoch soweit ist, erledigen wir mit Vaan einige kleine Aufgaben in und um Rabanastre. Monster bekämpfen, Waren organisieren und Ähnliches führt uns nach dem Tutorial gut in die weiteren Spielmechaniken ein.
Echtzeit mit Runden-Einfluss
Eine der großen Neuerungen von Final Fantasy XII war bei der Erstveröffentlichung das Kampfsystem. Statt bei Gegnerbegegnung in einen Kampfbildschirm zu wechseln, finden die Auseinandersetzungen mit Feinden direkt in der Spielwelt statt. Dabei laufen die Konfrontationen in einer Mischung aus Echtzeitkämpfen mit Rundensystem ab. Wir können uns frei bewegen und entsprechend auch den direkt in der Spielwelt zu sehenden Feinden ausweichen oder vor ihnen fliehen. Per Tastendruck führen wir allerdings keine Angriffe aus, sondern öffnen ein klassisches Menü, in dem wir, während das Spielgeschehen pausiert ist, Aktionen auswählen können. Einmal befohlen führt unser aktiver Spielcharakter bis zum Kampfende den Standard-Angriff aus. Selbst wenn wir einen Zauber oder eine Fähigkeit befehlen, wird anschließend wieder zu einfachen Attacken übergegangen. Ausgeführt werden die Aktionen allerdings nicht sofort, sondern erst wenn unsere Active-Time-Battle-Leiste voll ist. Das erinnert Final-Fantasy-Veteranen an die Kampfsysteme älterer Teile und funktioniert in Mischung wunderbar.
Genauso gelungen ist das Befehlssystem für die bis zu zwei weiteren Gruppenmitglieder. Statt auch für sie jede Aktion von Hand auswählen zu müssen, können wir sie mit dem Gamibt-System personalisieren. Dadurch haben wir die Möglichkeit Vorgaben einzustellen, wann ein Party-Mitglied einen Heilzauber einsetzt, welcher Gegner angegriffen werden soll oder welches Verhalten bei Statusveränderungen angebracht ist. Im Laufe der Charakterentwicklung schalten wir zusätzliche Befehlszeilen frei, so dass wir noch mehr Details festlegen können. Die dafür benötigten Bedingungen müssen wir allerdings in Geschäften in den Städten kaufen. Natürlich können wir das Gambit-System für jeden Charakter einzeln aktivieren oder deaktivieren und das sogar während eines Kampfes. Das Gambit-System ist großartig und hat uns schon öfters das Leben in Final Fantasy XII: The Zodiac Age erleichtert. Gerne würden wir die Möglichkeit auf diese Weise unseren Grupppenmitgliedern vorgegebene Befehle zu erteilen in anderen Spielen sehen.
Job-Zeitalter
The Zodiac Age, die HD-Neuauflage von Final Fantasy XII, führt mit dem namensgebenden Zodiac-Job-System eine große und wichtige Neuerung ein. Statt vorgegebener Klassen, haben wir die Möglichkeit zwischen mehreren Jobs zu wechseln. Noch bevor wir mit der Charakterentwicklung beginnen, müssen wir für jeden Charakter einen der insgesamt zwölf Berufe auswählen. Vorgegebene Klassen haben Vaan, Penelo, Balthier, Fran und die anderen dabei nicht. Lediglich die bereits vorhandenen Fähigkeiten deuten ein wenig an, welcher Grundjob für einen Charakter sinnvoll wäre. Die Wahl ist uns jedoch frei überlassen uns so können wir Vaan zum Jäger, Pikenier oder Rotmagier machen und genauso Penelo als Mönch, Weißmagierin oder Paladin kämpfen lassen. Spätere Wechsel sind in der Gilde von Rabanastre möglich, allerdings verlieren wir dabei die bereits freigeschalteten Lizenzen, erhalten im Gegenzug aber unsere Lizenzpunkte zurück, um im neuen Job direkt loslegen zu können.
Was es mit den Lizenzen auf sich hat? Das Charaktersystem von Final Fantasy XII: The Zodiac Age basiert neben Levelaufstiegen auf den von der Klasse abhängigen Lizenzbrettern. Mittels ebenfalls in Kämpfen verdienten Lizenzpunkten können wir auf den schachbrettartigen Skillbäumen neue Lizenzen kaufen. Erwerben wir auf diese Weise etwa die Möglichkeit, neue Zauber auszuüben, werden die anschließenden Felder offen gelegt, so dass wir diese mit entsprechenden Punkten freischalten können. Neben neuen Fähigkeiten und Zaubern, können wir auf den Lizenzbrettern auch die maximalen Treffer- und Magiepunkte und passive Fähigkeiten freischalten. Auch um neue Ausrüstung tragen zu können, müssen wir erst die entsprechende Lizenz erwerben. Damit erhalten die Lizenzbretter eine hohe Relevanz und nehmen starken Einfluss auf unsere Gruppenmitglieder. Das System funktioniert ausgesprochen gut und motiviert neben den klassischen Levelaufstiegen dazu, uns in die Kämpfe zu stürzen, um unsere Charaktere weiterentwickeln zu können.
Monsterjäger
Abseits der Geschichte dürfen wir vor allem auf Kopfgeldjagd gehen. Dafür nehmen wir Aufträge an Anschlagbrettern in den Städten an, suchen den Auftraggeber und machen uns anschließend auf die Suche nach besonders starken Gegnern. Zahlreiche Kopfgelder werden im Laufe des Spiels herausgegeben und die kleinen Nebenbeschäftigungen sorgen für zusätzliche Motivation. Außerdem sind sie abseits des je nach unserem Kampfverhalten notwendigen Grindings eine gute Möglichkeit, unsere Charaktere aufzuleveln. Schließlich erhalten nur die drei aktiven Gruppenmitglieder Erfahrungs- und Lizenzpunkte. Zusätzlich erhalten wir noch kleinere Aufgaben. Etwa wenn uns ein Händler darum bittet, seinem Partner vor den Toren der Stadt etwas zu bringen. Ein Questlog gibt es dafür jedoch nicht und in erster Linie sind es kleine Zusatzquests, die uns jedoch nur bedingt etwas einbringen.
Trotz eindeutiger grafischer Verbesserungen und HD-Auflösung, ist Final Fantasy XII: The Zodiac Age die PlayStation-2-Herkunft anzusehen. Klobige Finger, manchmal etwas hölzerne Bewegungen und besonders unscharfe und matschige Texturen lassen sich nicht verstecken. Wie gut das Rollenspiel dennoch aussieht, zeigt nicht nur, dass Final Fantasy XII bereits auf der PlayStation 2 ein schönes Spiel war, sondern bei der HD-Umsetzung viele kleine, aber sichtbare Verbesserungen vorgenommen wurden. Damit kann sich das Rollenspiel auch heute noch bedenkenlos sehen lassen. Vor allem die cineastisch inszenierten CGI-Zwischensequenzen sind ein Augenschmaus, wenn natürlich auch nicht auf der Höhe der Zeit. Abgerundet wird das großartige Rollenspiel-Erlebnis von Final Fantasy XII: The Zodiac Age von grandioser Musikuntermalung, die wahlweise in Original-, neu arrangierter oder Soundtrack-Variante zur Verfügung steht. Dazu gesellen sich die japanische und englische Sprachausgabe, die von deutschen Texten begleitet werden. Wer es eilig hat, kann auf Knopfdruck außerdem das Tempo erhöhen und das Spielgeschehen blitzschnell erleben. Gerade bei einer Neuauflage eine willkommene und nützliche Funktion.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Final Fantasy VII, Final Fantasy VI, Final Fantasy X. Wenn nach dem liebsten Final-Fantasy-Teil gefragt wird, gehen die Meinungen auseinander, doch einige Titel werden deutlich öfter genannt. Persönlich bin ich unentschlossen, doch Final Fantasy XII gehört eindeutig in meine Top drei. Schon auf der PlayStation 2 habe ich mit Vaan und den anderen weit über hundert Stunden verbracht. Die Nintendo-Switch-Portierung der The-Zodiac-Age-Neuauflage hat mich ebenfalls wieder gepackt und zeigt mit dem Zodiac-Job-System eine mehr als sinnvolle und spannende Neuerung. Dazu kommt eine cineastische, in Teilen an Star Wars erinnernde, spannende und motivierende Geschichte, gut geschriebene Charaktere sowie ein großartiger Soundtrack und ein spaßiges Echtzeit-Active-Time-Battle-System. Damit stimmt das Gesamtpaket von Final Fantasy XII: The Zodiac Age einfach. Wer das Rollenspiel bisher nicht kennt, sollte es spätestens mit der HD-Neuauflage nachholen.