Flipping Death – TEST

Wenn sich Medien mit dem Thema Tod auseinandersetzen, ist das meistens eine Vorlage für ernste oder traurige Geschichten. Flipping Death versucht sich hierbei an einem humoristischen Ansatz.


Als Mitarbeiterin eines Bestattungsunternehmens steht Penny vom Berufswesen her schon in gewisser Weise näher am Tod als andere Personen. Als sie eines Nachts aber ein Auto gegen einen Baum donnert, kann sie es erst gar nicht begreifen, was es bedeutet, tatsächlich gestorben zu sein. Dem personalisierten Tod selbst ist das egal, ihn kommt Penny gerade gelegen. Er verabschiedet sich in den Urlaub und überlässt ihr die praktische Fähigkeit, in die Köpfe noch lebender Menschen einzudringen und Schabernack zu treiben. Penny nutzt diese Fähigkeit aber zum Guten, denn auch die anderen Bewohner des Totenreichs, auch wenn verstorben, haben immer noch Probleme, die Penny nun lösen kann.

Die Laster des Lebens

Dazu übernehmen wir per Knopfdruck eine Figur und setzen so wieder zur Welt der Lebenden über. Die Totenwelt ist nämlich nur eine gespiegelte Version der Realität. Symbolisiert wird das durch den titelgebenden „Flipp“ der zweidimensionalen Welt, die um die vertikale Achse einmal um hundertachzig Grad gedreht wird. Jeder Charakter hat seine eigenen Fähigkeiten, die, nachdem einmal übernommen, zum Lösen der Rätsel eingesetzt werden müssen. Der Zahnarzt zum Beispiel kann seinen Bohrer dazu verwenden, einen verschlossenen Farbeimer zu öffnen. Anschließend übernehmen wir den selbsternannten weltbesten Eis-Esser Leuk, damit er mit seiner Zunge als Malpinsel ein gewünschtes Objekt einfärbt. Die vielseitigen Ideen und die absurden Möglichkeiten herauszufinden, wie die Rätsel gelöst werden, machen den Reiz von Flipping Death aus. Der Humor funktioniert dabei sehr gut. Die deutschen Untertitel können die Witze der englischen Sprecher gut transportieren, Flipping Death unterhält aber auch auf andere Art und Weise. Jede Figur reflektiert mit verschiedenen Möglichkeiten ihr Dasein und ihren Beruf, die die dahinterliegende Tragik aber nicht vollständig überdecken kann.

Nach dem Tod fängt der Spaß erst richtig an

Um einen neuen Charakter übernehmen zu dürfen, werden Geisterseelen verbraucht. Diese sind auf der Seite der Verstorbenen verstreut und müssen von Penny zunächst eingesammelt werden. Hier driftet Flipping Death leicht ins Jump-’n’-Run-Genre ab, denn mit unserer stereotypischen Sense erweitern wir unseren Bewegungsradius enorm: Wie ein Bumerang geworfen, können wir uns zu ihr teleportieren und somit Abgründe und Höhenunterschiede überwinden. Die Rätsel selbst sind alle auf ihre absurde Gestaltung logisch – falls wir doch einmal hängen, können wir im Menü Tipps aus Comic-Panels ziehen, die uns schnell weiterhelfen.

Die Charakter-Animationen sowie die ganze Welt sind herrlich anzuschauen. Übernommene Figuren geben nicht nur lustige Sprüche von sich, sondern torkeln wie von einem Geist bessessen durch die Landschaft. Wollen wir mehr über sie erfahren, kann Penny einen Dialog mit ihren inneren Stimmen führen, die sehr unterhaltsam sind. Die Welt selbst ist nicht sonderlich groß, dafür aber besonders detailverliebt. Das Totenreich fällt im vergleich zur Welt der Lebenden farbarmer aus und macht es uns teilweise, schwer uns zurechtzufinden. Allerdings dürfen wir uns pro Kapitel zu jedem Charakter teleportieren, den wir einmal übernommen haben, was Laufwege angenehm minimiert.

Die Steuerung geht im Grunde leicht von der Hand, hat aber mit teils unintuitiven Tastenbelegungen zu Kämpfen. Zum Beispiel rufen wir die Karte über den A-Knopf auf, die Sense wird aber über einen der Trigger geschleudert. Dazu fühlt sich die Sprungmechanik etwas schwammig an. Begleitet wird das Ganze von einem entspannenden Jazz-Soundtrack, der zur herrlich verdrehten Stimmung beiträgt. Generell richtet sich das Spiel eher an Leute, die sich von der schrägen Stimmung und dem Humor rund um den Tod amüsieren lassen wollen und weniger Spieler, die nach einem knackigen und tiefgängigen Rätsel-Spiel suchen.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

Wer mit dem schrägen Humor von Flipping Death klar kommt, der wird eine gute Zeit mit dem Spiel haben. Die Rätsel sind bis auf kleine Ausnahmen gut gelungen und nicht so schwer, als dass sie den Spielfortschritt beeinträchtigen. Sehr schön ist dazu das Design der Welt, das – auf der Seite der Lebenden – mit verspielten Farben und Formen ein wirklicher Hingucker ist. Die Totenwelt bleibt dabei etwas blass. Dafür ist die musikalische Untermalung richtig gelungen!