Goetia – TEST

Point-and-Click-Adventures sind prädestiniert für Nintendos Konsolenflagschiff. Goetia, das bereits 2016 für andere Plattformen erschien, hat den Sprung zwar ebenso auf die Switch geschafft, doch trotz fast durchweg guter Portierungsarbeit hapert es noch an einigen Stellen.


Goetia erzählt die Geschichte von Abigail, die im Jahr 1941 an ihrem Grab in einer schemenhaften Geistergestalt erwacht. Nur vage kann sie sich daran erinnern, was geschehen ist, und beschließt, in ihrem naheliegenden Elternhaus Ursachenforschung zu betreiben. Das Haus wirkt jedoch genauso verlassen wie die anderen vier größeren Bereiche des Spiels. Aufgabe des Spielers ist es, mit Abigail die Vergangenheit aufzuarbeiten und herauszufinden, wo ihre Familie steckt. Dies geschieht nach bekannter Point-and-Click-Adventure-Manier über ein Fadenkreuz, das auf bestimmte Elemente gehalten werden muss, bei dem anschließend verschiedene Auswahlmöglichkeiten erscheinen.

So kann Abigail nur einen einfachen Kommentar parat halten, das Objekt genauer untersuchen oder sogar in den Gegenstand hineinschlüpfen, um ihn von einer Stelle zur anderen zu bewegen. Da die Bereiche, die untersucht werden können, nicht farblich hervorgehoben sind, können diese auf Knopfdruck markiert werden, um der Gefahr zu entgehen, etwas Wichtiges auszulassen. In dieser Disziplin hat Goetia mehr denn andere Spiele des Genres das Nachsehen, da alle Gegenstände wirklich hervorragend zum restlichen Stil passen und so leicht übersehen werden können. Aus diesem Grund sollten Abenteurer unbedingt rigorosen Gebrauch von diesem Untersuchungswerkzeug machen.

Gruselatmosphäre

Wirklich fantastisch fällt hingegen die Atmosphäre des Spiels aus, denn der durchs Haus wehende Wind, ächzende Krähen, knarrende Türen und schummrige Klavieruntermalung sorgen zusammen mit der düsteren Präsentation dafür, dass sich der Spieler fast schon in ein Gruselmärchen versetzt fühlt. Einzig und allein die fehlende Sprachausgabe ermüdet auf Dauer sehr, da die Story wie für das Genre üblich über zahlreiche Textstellen vorangetrieben wird, vom Spieler selbst gelesen werden müssen. Zudem sollte der Spieler gute Englischkenntnisse haben, da es eine deutsche Übersetzung unverständlicherweise nicht gibt. In puncto Steuerung hat Goetia im direkten Vergleich mit der PC-Fassung jedoch das Nachsehen.

Während die Maussteuerung wunderbar und direkt funktioniert, lässt sich der Cursor in der Switch-Version per Analog-Sticks nur sehr träge über den Bildschirm ziehen. Im Handheldmodus kann der Cursor zwar direkt an der Stelle positioniert werden, die Abigail untersuchen soll, doch funktioniert die Feinjustierung der auszuwählenden Optionen nicht immer gut, sodass das Aktionsrad plötzlich ausgeblendet wird, da das Spiel vermeintlich registriert, dass der Finger außerhalb des Aktionsrad auf dem Touchscreen gelandet ist. Wer sich von diesen leichten bis starken Defiziten nicht entmutigen lässt, wird mit dem atmosphärischen Goetia besonders mitten in der Nacht unter der Bettdecke einige Stunden lang sehr gut an die Switch gefesselt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Goetia erzählt eine interessante und sogar spannende Geschichte, bei der es Spaß macht, jeden einzelnen Hinweis aufzusaugen und das Geheimnis um Abigails Familie zu lüften. Problematisch ist dabei, dass einzelne Hinweise sehr schnell übersehen werden können, da jeder zu untersuchende Gegenstand wirklich hervorragend zur restlichen Präsentation passt. Ebenfalls ärgerlich ist, dass die Steuerung etwas träge ausgefallen ist und sämtliche Texte auf Englisch sind. Gute Englischkenntnisse sind demnach Pflicht, um den maximalen Spielspaß erfahren zu können. Wer diese mitbringt und sich nicht zu schade dazu ist, die unvertonten Texte genau zu lesen, erhält mit Goetia ein wirklich gelungenes Point-and-Click-Adventure, das besonders mit seiner düsteren Atmosphäre punktet.