GrimGrimoire OnceMore – TEST
Mit GrimGrimoire OnceMore erschien am 7. April eine Neuauflage des klassischen Echtzeit-Strategie-Spiels von Vanillaware aus dem Jahr 2007 unter anderem auf der Nintendo Switch. In diesem Abenteuer begleiten wir Zauberlehrling Lillet Blan in der berühmten Zauberschule Silver Star Tower, in der nichts so ist, wie es zu sein scheint.
Vanillaware, das japanische Entwicklerstudio um George Kamitani, hat sich über die Jahre schon an vielen Genres und Szenarien versucht. Egal ob Action-Adventure im alten Japan (Muramasa: The Demon Blade), Fantasy-Beat-’em- Up (Dragon’s Crown) oder Strategie (Grand Knights History), das Studio hat sich selten auf ein Genre festgelegt. Fester Bestandteil sind jedoch immer die wunderschönen Illustrationen und die handgezeichnete 2-D-Grafik. Zu den Erstlingswerken des Entwicklerstudios gehört neben dem Action-Rollenspiel Odin Sphere das im Jahr 2007 für die PlayStation 2 erschienene GrimGrimoire, das die gewohnt wunderschöne handgezeichnete Grafik bot und spielerisch Elemente der Visual Novel mit dem für Konsolen recht ungewöhnlichen Genre der Echtzeit-Strategie kombinierte. Ursprünglich sollte GrimGrimoire, unüblich für einen Vanillaware-Titel, sogar eine Fortsetzung erhalten, die jedoch aufgrund des fehlenden finanziellen Erfolges des Spiels nie zustande kam. Vanillaware griff das Konzept des Spiels, eine Visual Novel gepaart mit Echtzeit-Strategie-Kämpfen einige Jahre später in abgewandelter Form und in einem Science-Fiction-Szenario im von Kritikern gefeierten 13 Sentinels: Aegis Rim wieder auf. Im Jahr 2022 erschien auch eine Nintendo-Switch-Version erschien. Nun liegt mit GrimGrimoire OnceMore zumindest ein Remaster des frühen Vanillaware-Werkes vor und gibt uns die Möglichkeit, die Abenteuer der jungen Zauber-Schülerin Lillet Blan erneut und in aufgehübschter Form zu erleben.
Magie-Schülerin in der Zeitschleife
Die ehrgeizige Magie-Schülerin Lillet Blan ist unglaublich talentiert in den magischen Künsten, weshalb ihr der Zugang zur berühmten Zauberschule Silver Star Tower gewährt wird. Ein Privileg für unsere kleine Magier-Anwärterin, die sich selbstverständlich sehr freut und aufgeregt in den ersten Schultag startet. Bei dem Silver Star Tower handelt es sich wie der Name schon sagt um einen Turm von gigantischen Ausmaßen, der aber voller Geheimnisse und Mysterien ist. Dies muss Lillet schon an ihrem ersten Tag feststellen, denn es gibt etliche verschlossene Türen, die sie nicht öffnen darf und des nachts spukt der Geist einer Hexe über die Gänge, so dass es verboten ist, zu dieser Zeit die Zimmer zu verlassen um einem schrecklichen Schicksal zu ergehen. Der Turm gehörte nämlich einst einem mächtigen und bösen Erzmagier, der aber besiegt und irgendwo im Innern des Turms eingeschlossen wurde, inklusive des Steins der Weisen, der unendliche Macht demjenigen verspricht, der in seinen Besitz kommt.
In ihren ersten Tagen an der magischen Schule lernt Lillet auch die teilweise sehr illustren Mitschüler und Lehrer kennen, wie die schüchterne Margerita Surprise mit ihrem sprechenden Frosch oder den Teufel Advovat, seines Zeichens Lehrer für Hexenkunst. Am fünften Tag jedoch geschieht eine Katastrophe und jemand befreit den bösen Erzmagier aus seinem Gefängnis, der darauf Rache übt und jeden im Silver Star Tower tötet, außer unsere Heldin. Diese findet sich nun in einer Zeitschleife im Stile von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wieder, erlebt die fünf Tage an der Schule immer wieder und versucht nun mit allen Kräften, aus der Zeitschleife auszubrechen und das Massaker zu verhindern. Die Geschichte ist zwar nicht die originellste, aber unserer Meinung nach sehr gut erzählt, so dass wir immer gespannt sind, wie es mit Lillet und den anderen Charakteren in der Schule weitergeht.
Echtzeit-Strategie mit magischen Büchern
Während die Geschichte von GrimGrimoire OnceMore wie eine klassische Visual Novel erzählt wird, ist das Spiel im Kern jedoch ein waschechtes Echtzeit-Strategie-Spiel. Ein Genre, das auf Konsolen immer recht stiefmütterlich behandelt wurde. Fordert uns ein Mitschüler, Lehrer oder Bösewicht zu einem magischen Duell heraus, wechselt das Geschehen zu einem gesonderten Spielfeld, in dem die Hallen, Treppen und Gänge des Silver Star Towers aus der Seitenansicht zu sehen sind.
Als Zauber-Schülerin lernt Lillet magische Formeln aus unterschiedlichen Grimoires, also magischen Büchern, die allesamt vollkommen unterschiedliche Gameplay-Elemente besitzen. Sie sind aufgeteilt in die Kategorien Glamour, Nekromantie, Hexenkunst und Alchemie und unterstützen uns mit unterschiedlichen zu beschwörenden Kreaturen, Zaubern und Fähigkeitsbäumen. Wie in einem Echtzeit-Strategiespiel üblich besitzen wir eine Basis, hier durch eine Rune, beziehungsweise durch einen magischen Beschwörungskreis dargestellt. Mit dessen Hilfe beschwören wir unterschiedliche magische Helfer wie Feen, Wichtel und später sogar Einhörner, Drachen, Chimären oder geisterhafte Gestalten. Diese Helfer sind uns untertan und wir können sie nutzen, um die unterschiedlichen Missionsziele zu erfüllen. Um diese Helfer jedoch überhaupt beschwören zu können, benötigen wir Mana, das in Form von magischen Kristallen auf dem Spielfeld zu finden ist. Magische Helferlein wie Wichtel oder Teufelchen können dieses Mana aus den Kristallen abbauen und sorgen für einen stetigen Fluss an magischer Energie, die wir zum Beschwören von kampferprobten Helfern wie Feen oder Drachen sowie dem Weben von Zaubersprüchen benötigen. Später können wir auch mehrere Beschwörungskreise beziehungsweise Runen gleichzeitig auf dem Spielfeld nutzen und somit die einzelnen magischen Schulen miteinander kombinieren.
Mit über zwanzig beschwörbaren, völlig unterschiedlichen Kreaturen und insgesamt zwölf Runen-Typen erlaubt GrimGrimoire OnceMore viel Raum zum Experimentieren. Da es auch nie den einen richtigen Weg zum Sieg in einem Duell gibt, müssen wir die Stärken und Schwächen der einzelnen Runen sorgsam gegeneinander abwägen und eine für uns passende Strategie finden. In jedem Duell starten wir zudem komplett neu auf Level 1 und müssen die Runen aufleveln, um Zugang zu den stärkeren Beschwörungsformeln und Zaubersprüchen zu erhalten. Wie in einem Echtzeit-Strategiespiel üblich ist das Ziel einer Mission die Zerstörung der gegnerischen Runen. Oftmals gibt es auch optionale Missionsziele, welche uns magische Münzen bescheren, mit denen wir wiederum neue Fähigkeiten der einzelnen Grimoires freischalten. Der für das Genre typische „Nebel des Krieges“ ist auch mit von der Partie und sorgt dafür, dass wir unsere Runen auf dem Spielfeld sorgsam platzieren müssen, wollen wir nicht in einen Hinterhalt geraten. Zudem können wir später auch Türme auf dem Spielfeld bauen, welche selbständig Gegner unter Beschuss nehmen und aktiv für die Verteidigung unserer Runen eingesetzt werden können.
Hübsche Grafik, spielerische Erweiterungen und Quality-of-Life-Verbesserungen
GrimGrimoire OnceMore bietet gegenüber der PlayStation-2-Version aus dem Jahr 2007 einige spielerische Erweiterungen und Quality-of-Life-Verbesserungen. So wurde die Grafik überarbeitet und erstrahlt im neuen HD-Glanz. Zudem wurde das Seitenverhältnis des Bildschirms angepasst und bietet nun eine größere Übersicht in den Echtzeit-Strategie-Duellen. In einer Galerie schalten wir zudem nach und nach insgesamt 90 wunderschöne Illustrationen zu dem Spiel frei und dürfte alle Fans von Vanillaware und George Kamitani begeistern.
Neu sind auch die vier „Grand Magic“ genannten Zaubersprüche, die unter bestimmeten Umständen während der Gefechte in begrenztem Umfang genutzt werden können und uns aus brenzligen Situationen retten können. Dazu gehört beispielsweise „Mana Burst“, ein Zauberspruch, der mächtige Flammen über das Spielfeld schickt und großen Schaden bei den Gegnern verursacht, oder „Resurrection“, der unsere verwundeten Einheiten heilen kann. Die bereits angesprochenen Fähigkeitsbäume der einzelnen Grimoires sind ebenfalls neu und können mit den in den Kämpfen für das abschließen optionaler Missionsziele erlangten magischen Münzen freigeschaltet werden. Abgerundet wird das Ganze durch einen neuen angepassten hohen Schwierigkeitsgrad sowie Quality-of-Life-Funktionen, mit denen wir die Spielgeschwindigkeit in den Duellen erhöhen können, sowie die Möglichkeit, während der Echtzeit-Strategie-Duelle zu speichern.
Geschrieben von Markus Schoenenborn
Fazit:
Die PlayStation-2-Version von GrimGrimoire habe ich als Vanillaware-Fan im Regal stehen, aber zugegebenermaßen damals nie wahnsinnig viel gespielt. Dies liegt sicher dauch daran, dass ich Echtzeit-Strategiespielen recht skeptisch gegenüber stehe. Das Genre ist mir oftmals zu hektisch und ich erinnere mich mit Schrecken an die zahlreichen StarCraft- und WarCraft-Duelle auf LAN-Parties zurück, bei denen ich selten einen Fuß auf die Erde bekam. Mit GrimGrimoire OnceMore wollte ich dem Genre aber noch einmal eine Chance geben, nicht zuletzt weil ich das ursprüngliche Release wie gesagt etwas verschmäht hatte und ich nun die Chance hatte, eines der Frühwerke von Vanillaware mit einigen Verbesserungen nachzuholen. Schon nach den ersten Spielminuten war ich dann auch gefesselt. Die Grafik im wunderschönen bekannten Stil des japanischen Studios konnte mich sofort wieder begeistern, und auch die sympathischen und ungewöhnlichen Charaktere konnte ich direkt ins Herz schließen. Die Geschichte ist, obwohl sie im Kern eigentlich kaum etwas Neues bietet, wirklich spannend geschrieben und fesselt mit überraschenden Wendungen an den Bildschirm. Auch das eigentliche Gameplay, die Echtzeit-Strategie-Duelle, konnten mich nach einiger Eingewöhnungsphase überzeugen, nicht zuletzt weil ich durch die Tutorials sehr behutsam an das Spielprinzip herangeführt werde. Das zugrunde liegende Magiesystem ist zwar nicht unglaublich komplex aber gerade das hat mir gut gefallen. Besonders mag ich es, mit den unterschiedlichen Zauberschulen zu experimentieren und die einzelnen Stärken und Schwächen gut zu nutzen. Zudem macht es einfach unglaublich Spaß, wenn ich später in der Lage bin, riesige Kreaturen wie Drachen oder Chimären auf meine Gegner zu hetzen. Die Quality-of-Life-Verbesserungen wie die Möglichkeit, überall und zu jeder Zeit zu speichern, sowie die Möglichkeit, die Spielgeschwindigkeit zu erhöhen, überzeugen dann auch Echtzeit-Strategie-Muffel wie mich. Ich kann GrimGrimoire OnceMore wirklich jedem Fan von Vanillaware empfehlen und auch andere Spieler, die eine spannende Geschichte mögen, und sich von Echtzeit-Strategie nicht abschrecken lassen, sollten sich das Spiel einmal ansehen. Eine klare Empfehlung von mir! Einziger Wermutstropfen sind die nicht vorhandenen deutschen Texte, man sollte also der englischen Sprache mächtig sein, um sich in den Silver Star Tower zu wagen. Ich hoffe zudem, dass dies nicht das letzte Re-Release älterer Vanillaware-Spiele war. Eine Neuauflage von Spielen wie Muramasa: The Demon Blade fände ich wirklich toll!