Hey! PIKMIN – TEST

Captain Olimar und sein Schiff müssen mal wieder bruchlanden und sich mit Hilfe der Pikmin in einer fremden Welt zurechtfinden. Wie schlägt sich das erste 2D-Abenteuer des tapferen Helden mit seinen kleinen Gefährten auf dem 3DS? Wir haben Hey! PIKMIN in unserem Test für euch genauestens unter die Lupe genommen.


Captain Olimar ist gerade in seinem Schiff Dolphin II auf dem Weg zu seiner Frau und seinen beiden Kindern. Doch beim Überlichtflug geht etwas schief und er muss auf einem fremden Planeten bruchlanden. Sein Schiff ist flugunfähig, denn der Treibstoff ist verschwunden. Nun benötigt er 30.000 Einheiten Glitzerium, um wieder starten zu können. Diese muss Captain Olimar natürlich nicht alleine sammeln, denn er bekommt schon bald Hilfe durch ortsansässige Pikmin, von denen ihm bis zu 20 auf einmal folgen.

Soviel zur Geschichte. Viele Textboxen erzählen diese, während wir uns als Captain Olimar durch das Tutorial spielen. Dort wird auch die titelgebende Pfeife erklärt, die einzig bei der erstmaligen und der letztmaligen Benutzung durch Captain Olimar eine „Hey!“-Sprechblase zeigt. Der Anfang des Spiels ist ziemlich geradlinig und erklärt das Spielprinzip gut. Das Meiste lernen wir jedoch beim Spielen. In den meisten Fällen müssen wir erst in einer harmlosen Umgebung beweisen, dass wir eine bestimmte Spielmechanik begriffen haben und werden dann in eine Stresssituation gesteckt, in der sie uns hilft. Später brauchen wir diese Mechanik, um Schätze zu bergen oder Rätsel zu lösen, die uns weiterbringen.

Sämtliche Steuerung des Spiels funktioniert über das Schiebepad des 3DS, die linke oder rechte Schultertaste und den Touchpen. Das Schiebepad bewegt Captain Olimar, mit der Schultertaste lässt sich später eine optionale, rudimentäre Karte aufrufen und mit dem Touchpen passiert alles andere: Pikmin steuern, Pikmin rufen, Olimars Jetpack an- und abschalten, und Textboxen weiterschalten.

Es gibt keine Rücksetzpunkte in der Welt. Wenn Captain Olimar stirbt, müssen wir das Level von vorne beginnen. Auch alle bis zum Tod errungenen Schätze müssen dann erneut gesammelt werden. Viele Zwischensequenzen lassen sich beim zweiten Ansehen überspringen. Doch dass wir einen Level ein zweites Mal spielen müssen, kommt selten vor. Der Schwierigkeitsgrad des Spiels hält sich sehr in Grenzen, wenn wir ein bisschen die Augen offen und den oberen Bildschirm im Blick behalten.

Grafik und Präsentation

Das allererste, was uns beim Testen auffällt, ist natürlich schon auf der Packung vermerkt: Das Spiel unterstützt die 3D-Fähigkeiten der Nintendo-3DS-Reihe nicht. Auf dem zeitgleich am 28.7.2017 erscheinenden New 2DS mag das keine Rolle spielen, auf dem New 3DS XL hingegen fällt es auf. Während das anfangs noch verwundern mag, wird während des Spielverlaufs deutlich gemacht, dass 3D bei dem Spiel, wenn überhaupt, nur in wenigen Momenten funktioniert hätte. Das Spiel stützt sich vielmehr auf den ‚DS‘-Teil des 3DS, nämlich den doppelten Bildschirm. In jedem Level erstreckt sich die zweidimensionale Spielwelt stets über beide Bildschirme in voller Höhe. Das hätte mit 3D nicht funktioniert.

Das fehlende 3D tut dem Spiel jedoch überhaupt keinen Abbruch, denn es sieht fantastisch aus. Die ganze Welt ist farbenfroh und thematisch gut sortiert. Dazu passen auch jeweils die Soundtracks der Level, der Oberwelt und der Menüs. Die Musik ist meist seicht und unaufdringlich, aber immer nett und hörenswert. Dadurch, dass Hey! PIKMIN mit dem Touchscreen gesteuert wird, ist der untere Bildschirm immer im Zentrum des Geschehens. Auf dem Oberen werden manchmal nahende Gegner, manchmal geheime Verstecke, und manchmal nur noch unzugängliches Levelgebiet gezeigt. Da sich Captain Olimar immer auf dem unteren Bildschirm befindet, kommt letzteres recht häufig vor. Neben den eigentlichen Levels gibt es einige Spielelemente mit Draufsicht, aber die Seitenansicht dominiert.

Was das Spiel sehr lebendig wirken lässt, ist die Welt selbst mit ihren Pflanzen und Kreaturen. Die Hintergründe und vor allem die Kreaturen sind aufwendig modelliert und animiert. Olimar trifft in beinahe jedem Level auf neue Gegner, die sich zum Teil stark unterscheiden. Teils sind sie aber auch erweiterte Versionen von Wesen, die wir in vorherigen Levels kennengelernt haben. Es gibt etwa die Kreatur Quitterich, ein großer gelber Vogel, der mehrfach auftaucht und später in anderen Varianten ein größeres Hindernis darstellt. Der Quitterich ist genial animiert. Er läuft auf seiner Ebene hin und her und möchte am liebsten Pikmin fressen. Wenn wir ihn von vorn mit Pikmin bewerfen, um ihn zu bezwingen, gelingt ihm das auch ab und zu. Wenn wir jedoch auf eine Anhöhe vor seinen Augen wandern, guckt er zunächst traurig, hält dann den Kopf schief und dreht sich dann um, um langsam wegzutrotten. Sehr menschlich, liebevoll. Wir möchten am liebsten mitfühlen, doch dann fallen uns unsere Schützlinge wieder ein.

Die Pikmin sind das eigentliche Herzstück des gesamten Spiels. Nicht nur, dass sie ebenfalls toll animiert sind und permanent mit Captain Olimar auf dem Bildschirm herumlaufen. Sie haben auch eigene Persönlichkeiten. Diese zeigen sich zum Glück nicht dadurch, dass sie sich unseren Befehlen widersetzen oder anderweitig unser Spiel stören. Nein, die Pikmin bekommen an vielen Stellen in den Leveln kurze Zwischensequenzen spendiert. Die Pikmin schwitzen, sie ärgern sich, sie regen sich auf. Sie helfen sich gegenseitig, sie sind neugierig, sie spielen. Sie bekommen Angst, wenn plötzlich unerwartet ein neuer Gegner auftaucht. All das macht sie sehr menschlich und nachvollziehbar. Diese Szenen sind wunderschön anzusehen und haben uns jedesmal erfreut. Die Pikmin sind in diesem Spiel eindeutig der Star, und wir trauern jedesmal, wenn durch unsere Unachtsamkeit einer von ihnen wortwörtlich den Geist aufgibt.

Die Spielelemente

Das Spiel besteht aus einer Weltkugel, die in acht Gebiete geteilt ist, in denen widerum jeweils sechs Level liegen. Die Gebiete werden – genau wie die Level – durch das Durchspielen der vorangegangenen freigeschaltet. Neben den Gebieten gibt es auf der Weltkugel noch einen Garten, in dem die aus den Leveln mitgebrachten Pikmin Glitzerium ernten. In jedem Gebiet gibt es 5 normale Level und ein verstecktes, das durch einen zweiten Ausgang erreicht werden kann, und als Alternativroute zum Ende des Gebiets dient. Ein über das Oberweltmenü zu erreichendes Album, das stetig mit neuen Entdeckungen angereichert wird, gibt Hintergrundinformationen. Dieses Album sagt viel mehr über Captain Olimar aus als über die Dinge, die beschrieben sind. Er führt das Album nämlich selbst. Dort finden sich zu jedem Objekt sehr amüsante Kommentare, denn serientypisch hat Olimar von der Welt, in der er sich befindet, keine Ahnung. Er denkt sich bei vielen Dingen Namen und Erklärungen aus. Amüsant!

amiibo lassen sich einsetzen, um Glitzerium und Pikmin freizuschalten. Über nicht unterstützte amiibo lassen sich einmal täglich 10 Einheiten Glitzerium generieren. Bestimmte amiibo können jeden Tag einmal eingesetzt werden, um als Statue in Rätselleveln als Trophäe zu dienen. Über die beiden amiibo Olimar und Pikmin lassen sich in den Welten Pikmin dazurufen. Das ist im Grunde Schummeln, und fällt vor allem in Leveln auf, in denen wir mittendrin eine neue Sorte Pikmin kennenlernen. Wenn wir da zu Anfang schon einen der beiden amiibo einsetzen, verfügt Olimar plötzlich über Pikmin, die er eigentlich noch gar nicht kennt. Zudem gibt es einige Level, die darauf ausgelegt sind, dass wir Pikmin erst sehr spät bekommen. Diese Spielmechaniken mit den amiibo auszuhebeln, fühlt sich falsch an.

Es gibt im Spiel fünf Arten von Pikmin zu entdecken: Rote, die feuerresistent sind, gelbe, die leichter sind und denen Strom nichts anhaben kann, blaue, die schwimmen können, Stein-Pikmin, die sich gegen Kristalle einsetzen lassen, und lila Pikmin, die fliegen können und Olimar auch während seines Jetpack-Einsatzes über Abgründe hinweg folgen. Zudem fangen die lila Pikmin Olimar auf, wenn er fällt. In zu wenigen Leveln werden diese Pikmin kombiniert, meist sind es nur ein bis zwei Sorten Pikmin pro Level.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Das Spiel fühlt sich an, als sei der 2DS/3DS dafür gemacht. Die Seitenansicht funktioniert hervorragend und es macht richtig Spaß, diesen Plattformer mit den Pikmin zu bestreiten. Die Präsentation ist wunderbar atmosphärisch und liebevoll. Musik und Geräusche von Hey! PIKMIN zeigen, dass sich die Stereolautsprecher des 3DS mit ihrem Surroundklang nicht zu verstecken brauchen. Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken, als ich das in der Testzeit konnte. Die über 40 Level sind (zum teil äußerst) abwechslungsreich und unterhaltsam und bei manchen Rätseln musste ich sogar ein bisschen grübeln. Ich werde noch einige Stunden in das Spiel stecken, um alle Schätze zu ergattern, alle Level mit allen Pikmin zu beschließen und sämtliche Geheimlevel freizuschalten. Was, das hier soll kein echtes Pikmin sein? Keine Sorge. Denn Hey! PIKMIN ist genau richtig so und, was das wichtigste ist, macht einfach Spaß!