Luigi’s Mansion – TEST

Während sich Mario mit seinem GameCube-Abenteuer Super Mario Sunshine ins sonnige Ferien-Paradies begab, wurde sein Bruder Luigi in eine heruntergekommene Grusel-Villa geschickt. Luigi zog damals eindeutig den Kürzeren, aber nicht unbedingt wir Spieler.


Aufgrund eines Preisausschreibens lässt sich Luigi zur namensgebenden Villa locken; komisch nur, dass er eigentlich an gar keinem Gewinnspiel teilgenommen hat. Was er vorfindet, ähnelt allerdings eher einem Albtraum, als dem Traum vom Eigenheim – das abgelegene Anwesen ist nicht nur völlig heruntergekommen, zusätzlich spuckt es dort auch noch. Zu allem Überfluss lässt sich sein Bruder Mario auch noch von den Buu Huus entführen. Damit liegt es nun an Luigi, in der Heldenrolle für Ordnung zu sorgen.

Vollgestopftes Geisterhaus

Da hilft nur der Schreckweg 08/16, erfunden von Professor I. Gidd, und weitaus mehr als nur ein einfaches Haushaltsgerät. Dieser Staubsauger ist der natürliche Feind aller Buu Huus und anderer Geisterwesen, die sich in der Villa eingenistet haben. Den Umgang damit erlernen wir von I. Gidd, der uns mit seinem Wissen und Utensilien im Kampf gegen den Schrecken unterstützt.

Die Größe des Anwesens ist überschaubar, die Räumlichkeiten sind dafür alle einzigartig und sehr passend eingerichtet. Kein Raum existiert zum reinen Selbstzweck, in jedem gibt es entweder ein Rätsel zu Lösen oder eben Geister. Um diese in unserem Staubsauer einzufangen, müssen wir sie erst einmal mit unserer Taschenlampe ins Visier bekommen und blenden. Dann haben wir einen kurzen Zeitrahmen um den Kampf zu eröffnen. Selbstverständlich gibt keines der Gespenster klein bei, sondern windet sich im Luftstrudel des Saugers um sein längst vergangenes Leben. Per Schiebepad lenken wir die Saugrichtung und geben acht, dass wir nicht gegen eine Wand prallen oder der Geist entkommt. Als Belohnung gibt es meistens einen neuen Schlüssel. Schloss für Schloss und Schritt für Schritt entriegelt sich damit Luigi’s Mansion, womit wir auch immer neue Features des Spiels kennen lernen.

Multifunktions-Staubsauger

Ganz besonders gelungen sind die außergewöhnlichen Geister, die sich auch nach dem Ableben noch sehr menschlich verhalten. Zum Besiegen müssen wir zunächst ihren Schwachpunkt ausfindig machen oder sie aus der Ruhe bringen. Dabei hilft Luigi‘s Game Boy Horror, mit dem wir die dreidimensionale Umgebung frei untersuchen und Geister scannen dürfen. Rolanda zum Beispiel sitzt auch nach dem Tod den ganzen Tag vor dem Spiegel und kümmert sich um ihre Haare. Damit Luigi ihre Aufmerksamkeit bekommt, ziehen wir mithilfe des Schreckwegs die Vorhänge zurück und setzen sie der kalten Nachtluft aus. Der alte Herr Tatterich lässt sich hingegen nicht von unserem Reinigungsgerät beeindrucken. Der alte Butler wandert noch immer die leeren Gänge auf und ab, in der Hand eine erloschene Kerze. Im Laufe des Spiels wird der Staubsauger zusätzlich zu einem Gebläse umfunktioniert, mit dem Elemente wie Feuer – nachdem einmal eingesaugt –zurückgeschleudert werden können.

Nur wer die Geister genau beobachtet und auf ihr Verhalten achtet sowie die Einrichtung des Gemäuers untersucht, wird auf die Lösungs-Strategien kommen und darüber hinaus viele versteckte Schätze einsaugen. Meistens kommen wir sehr schnell auf den richtigen Ansatz und auch der anschließende Kampf ist nach wenigen Sekunden vorbei und fordert uns eher selten. Dieser kontinuierliche und unbeschwerte Fortschritt sorgt aber für ein gutes Spieltempo, stetigen Fortschritt und lässt uns die Geisterbahn-Fahrt in gewisser Weise genießen.

 

Nach jedem Kapitel wird abgerechnet, das heißt I. Gidd inspiziert unsere gefangenen Geister und eingesackte Beute. Unsere dafür benötigte Zeit wird auch aufgezeichnet. Der Titel gewinnt mit guten sieben Stunden Spielzeit sicherlich keine Blumentöpfe, wirkt aber sehr rund und die Sammelobjekte, einige optionale Geister und nicht zuletzt die gestoppte Zeit verpassen Luigi’s Mansion eine nette Wiederspielbarkeit.

Sinnvolle Feature-Verwertung

Das Flair der verstaubten Geister-Villa kommt auf den 3DS-Bildschirmen leider nicht ganz so treffend rüber wie noch auf dem großen Fernseher zu GameCube-Zeiten. Viele kleine technische Details fehlen zudem in der mobilen Version. Die Entwickler haben dennoch darauf geachtet, die Funktionen des 3DS gut einzubinden. Das fängt beim gelungenen 3D-Effekt an, der die Kontrolle des Saugstroms im dreidimensionalen Raum etwas erleichtert. Der zweite Bildschirm wird mit Anzeigen und Karte sinnvoll genutzt.

Die Bewegung des Staubsaugers wurde am GameCube über den C-Stick gesteuert. Am 3DS übernimmt diese Aufgabe der Gyro-Sensor, ausgelöst über das horizontale Neigen des 3DS. Funktionieren tut das im Grunde gut. In hektischen Situationen – also immer, wenn ein Geist auftaucht – waren wir allerdings vor allem in der ersten Spielhälfte mit den sperrigen Eingabeoptionen etwas überfordert und gaben die Kontrolle ab und an aus der Hand. Das sorgt für unschöne Geister-Treffer.

Damals wie heute phänomenal ist die Soundkulisse, die mit vielen Verweisen auf ältere Nintendo Spiele überrascht. Die reduzierten Grusel-Tracks aus Piano-Geklimper und Geigen-Gequietsche begleiten Luigi auf Schritt und Tritt. An gewissen Punkten summt Luigi sogar die geisterhafte Melodie mit, um sich Mut zu machen! Auch wenn sich die Kulisse und die Stimmung eindeutig am Horror-Genre orientiert, übertrifft der Nintendo-Charme und -Humor doch zu jeder Zeit aufkommende Angstgefühle. Trotzdem bietet Luigi’s Mansion auch heute noch eine einzigartige Atmosphäre, die nicht zuletzt aufgrund der Altersfreigabe ab 0 Jahren für Jung und Alt wärmstens zu empfehlen ist.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

 

Anfangs wurde ich nicht so wirklich warm mit Luigi’s Mansion. Zum einen dauerte es ein wenig, bis ich den Schreckweg auf dem 3DS unter Kontrolle bekam, zum anderen ist das Spiel zu Beginn noch am linearsten. Als sich dann im zweiten Spieldrittel das Abenteuer etwas öffnete und die letzten Features des Staubsaugers freigeschaltet wurden, trugen diese neuen Freiheiten dazu bei, dass ich richtig viel Spaß hatte, die Villa zu erkunden und allen einzigartigen Geistern auf den Grund zu gehen. Zum Glück ist der Titel auch nie zu schwer oder anstrengend, als dass der Spielfortschritt in Gefahr geriete.