Mega Man X Legacy Collection 2 – TEST

Zeitgleich mit der ersten Mega Man X Legacy Collection veröffentlichte Publisher Capcom zusätzlich eine zweite Kollektion, die aufgrund der weniger herausragenden Qualität der beinhalteten Spiele und des aus der ersten Sammlung stammenden Bonusmaterials aber nicht ganz an die vorherige Ausgabe heranreicht.


In der Mega Man Legacy Collection 2 sind wie in der vorherigen Sammlung vier Spiele des Franchises enthalten. Mit von der Partie sind also Mega Man X5, X6, X7 und X8, die zwischen 2000 und 2004 für PlayStation, PlayStation 2 und den PC erstmals veröffentlicht worden sind. Die Handlung der Titel baut lose aufeinander auf und führt somit die Geschichte der ersten vier Teile fort. Der Roboter Sigma, ein so genannter Reploid, konnte immer noch nicht endgültig besiegt werden und droht mit seiner Bande, den Mavericks, die Raumstation Eurasia auf die Erde stürzen zu lassen. Der Spieler schlüpft abermals in die Rolle des titelgebenden Roboters X, der mit seinen Verbündeten Alia und Zero 16 Stunden Zeit hat, um die ominöse Kanone Enigma aufzurüsten, die herabstürzende Raumstation mit einem gezielten Schuss aufzuhalten und die Menschheit zu retten.

Obwohl die Story in Mega Man X4 neben den seichten Dialogen zwischen den Charakteren unter anderem mit Anime-Sequenzen erzählt wurde, ist davon in den vorliegenden Spielen fast nichts mehr zu sehen. Hauptsächlich sind es jetzt Standbilder im Anime-Look, die die Geschichte vorantreiben. An vielen Stellen sind die Spiele auch synchronisiert, die englische Vertonung ist die meiste Zeit über aber nur zweckmäßig. Mega Man X6 verfügt glücklicherweise aber auch in der englischsprachigen Fassung über eine japanische Synchronisation, die das Geschehen glaubhafter untermauert.

Altes Gameplay mit fragwürdigen Innovationen

Wer die ersten vier Ableger der Mega-Man-X-Reihe bereits gespielt hat, wird allen voran mit bekanntem Gameplay konfrontiert. Mit X und in manchen Serienteilen oder Spielabschnitten auch mit Zero oder der neu eingeführten Spielfigur Axl, läuft und hüpft der Spieler durch die überschaubaren Levels von einer Plattform zur nächsten, schießt oder schlägt Feinde ins virtuelle Nirwana und stellt sich am Ende gegen einen von mehreren Bossgegnern. Als nächstes muss dann das Bewegungsmuster des Bossgegners durchschaut und seine Schwäche herausgefunden werden. Zwar lässt sich jeder größere Feind auch mit den Standardwaffen der Charaktere aus dem Weg räumen, doch da jeder Bossgegner nach seinem Ableben eine Spezialwaffe hinterlässt, die wiederum gegen einen seiner Verbündeten effektiv ist, wird der Spieler so unterschwellig dazu aufgefordert, die möglichst beste Route durchs Spiel zu finden.

In der Regel läuft das Geschehen dabei in zweidimensionalen Levels ab, doch mit dem Seriendebüt auf der PlayStation 2 hat sich Capcom zu einem Experiment hinreißen lassen, um dem angestaubten Gameplay einen neuen Anstrich zu geben. An verschiedenen Stellen in Mega Man X7 wechselt das Geschehen in den dreidimensionalen Raum. Eine Lock-on-Funktion soll dem Spieler dabei helfen, bestimmte Elemente wie Schalter anzuvisieren. Was auf dem Papier gut klingt, entpuppt sich im Spiel als Tortur inklusive einiger ärgerlicher Kamera-Probleme.

Akzeptabler Inhalt mit technischen Vorzügen

Es gibt aber auch positive Aspekte in den jüngeren Serienablegern. Beispielsweise hinterlassen in Mega Man X8 besiegte Feinde Kristallsplitter, die in der Basis gegen Erweiterungen mit Boni für X, Zero und Axl eingetauscht werden können. Dieses spielspaßfördernde Element motiviert nicht nur zum genauen Absuchen der Levels, sondern ist zugleich so einflussreich, dass Spiele wie Azure Striker Gunvolt von Inti Creates später stark davon profitieren. Anfänger müssen bei den vier enthaltenen Mega-Man-X-Spielen aber nicht verzagen, da der optionale und jederzeit aktivierbare Anfängermodus den erlittenen Schaden verringert. Wer des Japanischen mächtig ist, darf auf Knopfdruck auch die originalen Rockman-Spiele angehen.

Obwohl die Titel inhaltlich ihre Schwächen haben, können sie auf der technischen Ebene dennoch sehr zufriedenstellen. Wie schon bei der vorhergehenden Kollektion ist es möglich, bei Mega Man X5 und X6 von der überzeichneten Darstellung auf den Pixel-Look zu wechseln und zusätzlich die von Röhrenfernsehern bekannten Scanlines anzuzeigen. Bei den beiden PlayStation-2-Ablegern ist dies zwar nicht mehr möglich, doch auch hier wird das Bild unfassbar sauber und klar wiedergegeben. Akustisch bieten alle vier Spiele wieder einige tolle Soundstücke, die zum Teil aber etwas ruhiger als noch zu den Anfängen der Serie klingen. Ärgerlich für Besitzer der Mega Man X Legacy Collection dürfte sein, dass von dieser bis auf kleine Details wie Artworks zu den vorliegenden Spielen das komplette Bonusmaterial und auch alle Herausforderungen übernommen worden sind. In diesem Punkt hätte Capcom ruhig kreativer sein können, um die etwas schwächere Sammlung qualitativ aufzuwerten.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Während die zeitgleich veröffentlichte Mega Man X Legacy Collection mit vier wunderbaren Titeln aufwarten kann, haben die Spiele in der Mega Man X Legacy Collection 2 hier und da ein paar Macken. Das actiongeladene Gameplay kann grundsätzlich in allen Spielen unterhalten, doch Ermüdungserscheinungen können schon frühzeitig auftreten. Deshalb ging Capcom in den frühen 2000er-Jahren das eine oder andere Experiment ein, um die Serie zu modernisieren. Während Mega Man X5 und X6 noch sehr klassisch wirken, fallen Mega Man X7 und X8 aus dem Raster. Während Mega Man X7 mit dreidimensionalen Spielabschnitten nur wenige Fans überzeugen kann, hat Mega Man X8 mit dem Kristallsplittersammelwahn den Nerv der Zeit getroffen und der Reihe einen wirklich guten Abschluss spendiert. Schade ist, dass das Bonusmaterial fast vollständig von der ersten Kollektion übernommen wurde und es somit wenig Neues zu entdecken gibt. Über die technischen Spielereien werden sich Fans des Franchises aber definitiv freuen und dürfen daher auch bei dieser Sammlung einen Blick riskieren. Wer mit der Mega-Man-X-Serie Neuland betritt, sollte aber eher zur Mega Man X Legacy Collection greifen, um ein höherwertiges Erlebnis zum Einstieg genießen zu können.