Might and Magic: Clash of Heroes – Definitive Edition – TEST
Ende 2009 erschien Might and Magic: Clash of Heroes für den Nintendo DS. Zwei Jahre später folgten Umsetzungen für den PC, die PlayStation 3 und die Xbox 360. Damit das Spin-off nicht in Vergessenheit gerät, legten Dotemu und Ubisoft 2023 das Spiel in einer Definitive Edition neu auf.
Auf Nintendo-Plattformen ist das Might-and-Magic-Epos ein seltener Gast. Tatsächlich musste das Franchise seit der Veröffentlichung von Might and Magic: Clash of Heroes im Jahr 2009 pausieren, während zumindest auf dem PC ein vollwertiger Teil der Hauptreihe und weitere Episoden des Spin-offs Heroes of Might and Magic erschienen sind. An letzterem scheint sich das vorliegende Strategie-Puzzlespiel zumindest grob zu orientieren, ohne jedoch dessen Tiefgang oder Komplexität zu erreichen. Zumindest an der Erzählweise gibt es keinen Zweifel daran, dass sich Clash of Heroes an besagtem Vorbild anlehnt.
Im Verlauf der Kampagne schlüpfen wir in die Rolle verschiedener Charaktere, die allesamt verschiedene Ziele verfolgen. Während Elfe Anwen nach einer sagenumwobenen Klinge sucht, deckt Godric eine Verschwörung auf. Dessen Schwester hat es unglücklicher getroffen: Sie wacht im Totenreich auf und will dieses schnellstmöglich verlassen. Erzähltechnisch wird also definitiv Abwechslung geboten. Auf vorgegebenen Pfaden reisen wir dabei durch das Land Ashan, entdecken pulsierende Städte und steigen in dunkle Höhlen hinab – immer auf der Hut vor dem nächsten Feindkontakt. Will uns doch mal ein Halunke ans Leder, so sollten wir uns auf das Scharmützel einlassen. Schließlich winken als Gewinn wertvolle Ressourcen und Erfahrungspunkte.
Truppenkommando
Erfahrungspunkte sind auch bitter nötig, denn der Schwierigkeitsgrad zieht in den Gefechten stramm an. Auch wenn Clash of Heroes einem Strategiespiel ähnelt, funktionieren die Kämpfe im Grunde wie Puzzlespiele, in denen wir verschiedene Elemente miteinander kombinieren müssen. Bei diesen Elementen handelt es sich in diesem Falle um unsere Truppen. Verbinden wir in einer vertikalen Linie drei identische Einheiten, so bildet sich ein Angriffstrupp. Abhängig von der Stärke des Einheitentyps muss sich der Trupp eine bestimmte Rundenzahl vorbereiten, bis er zum Angriff bläst. Schneller geht das Bilden einer Verteidigungslinie. Dies geschieht indem wir eine horizontale Linie mit drei gleichen Einheiten bilden. Mit dieser schützen wir anschließend unsere Truppen vor gegnerischen Attacken.
Sobald unser Magie-Vorrat aufgeladen ist, können wir auch einen mächtigen Zauberspruch einsetzen. Anwen kann zum Beispiel magische Pfeile abfeuern, die Feinde aus dem Weg räumen. Rüsten wir vor dem Kampf ein Artefakt aus, spendiert uns dieses meist positive Eigenschaften. Um einen Kampf zu gewinnen, müssen wir wie im Kartenspiel Magic: The Gathering die Lebenspunkte des feindlichen Kommandanten auf Null bringen. Wenn wir uns nur auf Angriffe, nicht aber auf Verteidigung konzentrieren, sehen wir den Game-Over-Bildschirm schneller als uns lieb ist.
Unausgeglichene Schlachten
Wie schon im Jahr 2009 kann das Spiel zumindest inhaltlich auch in der Definitive Edition, die auf der Nintendo Switch und der PlayStation 4 erschienen ist, punkten. Nach all den Jahren hätten wir jedoch keine einfache Portierung, sondern sinnvolle Verbesserungen erwartet. So wirken die Spielmechaniken zu oberflächlich und die Story hin und wieder leicht kindlich, was dem kunterbunten Grafikstil geschuldet ist. Auch wenn der Stil für sich genommen stimmig ist und Fantasy-Atmosphäre versprüht, wäre in technischer Hinsicht deutlich mehr möglich gewesen. Viele Texturen und selbst die Textboxen wirken verwaschen und entsprechen nicht dem, was auf den Konsolen der achten Generation möglich ist. Dass Nintendo-DS-Spiele auch auf aktueller Hardware fantastisch aussehen können, hat zuletzt Ghost Trick: Phantom-Detektiv bewiesen.
Am wunderbaren Soundtrack ist jedoch nichts auszusetzen. Außerdem freuen wir uns darüber, dass sich Dotemu und Ubisoft unsere Kritik aus der im Februar 2010 veröffentlichten 42. NMag-Ausgabe zu Herzen genommen und einen Online-Modus eingebaut haben. Da wir jedoch ständig mit ungleichen Gegnern konfrontiert werden, macht das nur bedingt Spaß. Wir empfehlen ganz klar, erst die zwanzigstündige Kampagne von Clash of Heroes durchzuspielen und dann mit etwas Übung für den vollen Spielspaß online loszulegen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Might and Magic: Clash of Heroes galt für viele Fans als Geheimtipp auf dem Nintendo DS, bis das Spiel auch für weitere Plattformen zugänglich gemacht worden ist. Es ist schade, dass gerade Nintendo- und PlayStation-Fans auf den Nachfolgekonsolen keinen Zugriff auf die gelungene Mischung aus Strategie-, Rollenspiel- und Puzzle-Elementen hatten. Ein neuer Ableger wäre mir zwar lieber gewesen, doch jetzt hat zumindest ein neues Publikum die Möglichkeit, das Spiel zu erleben respektive nachzuholen. Es darf jedoch kein allzu komplexes oder tiefgründiges Werk erwartet werden. Dafür ist es jedoch sehr zugänglich. Soll heißen, dass die Spielmechaniken schnell verinnerlicht und erlernt sind. Vor allem jene, die den Titel zum ersten Mal spielen, dürften ihre wahre Freude haben. Schade ist jedoch, dass der Titel technisch auf einem veralteten Stand bleibt. Texturen sind verwaschen und die Animationen der manchmal zu kindlich wirkenden Charaktere so mager wie im Original. Darüber hinaus wurde die Touchscreen-Steuerung der DS-Fassung auf der Switch ersatzlos gestrichen. Der neu hinzugekommene Online-Modus verlängert die Spielzeit angenehm. Schade nur, dass meistens sehr unausgeglichene Duelle zustande kommen. Wer den Titel noch nicht kennt und im besten Falle das Might-and-Magic-Franchise ab Heroes of Might and Magic V mag, sollte sich das Strategie-Puzzlespiel einmal genauer anschauen.