Monster Boy and the Cursed Kingdom – TEST

Monster Boy and the Cursed Kingdom, das am 4. Dezember 2018 veröffentlicht wurde, hätte es beinahe nicht gegeben. Eine gescheiterte Kickstarter-Kampagne und ein interessierter Publisher sorgten dafür, dass der fantastische Titel überhaupt seinen Weg auf die Switch fand.


Ursprünglich dachte sich das französische Entwicklerstudio Game Atelier, über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter den zweiten Teil ihrer Flying-Hamster-Serie zu finanzieren. Da das Finanzierungsziel im April 2014 allerdings nur zu einem Viertel erreicht werden konnte, wurde die Entwicklung schließlich vorzeitig abgebrochen. Zum Glück sprang der deutsche Publisher FDG Entertainment ein und unterstützte das Team mit finanziellen Mitteln, wie es beispielsweise schon bei Blossom Tales: The Sleeping King der Fall war. Den ursprünglich für Ende 2015 geplanten Veröffentlichungstermin konnten die Entwickler für das seitdem als Monster Boy bekannte Spiel allerdings nicht einhalten – es sollten gar drei weitere Jahre ins Land ziehen, bis der Titel seinen Weg auf die Online-Distributionsplattformen fand.

Vorweg lässt sich sagen, dass sich die lange Wartezeit wirklich gelohnt hat, auch wenn dies nicht unbedingt an der wenig interessanten Geschichte liegt. In Monster Boy and the Cursed Kingdom schlüpfen wir in die Haut des jungen Kriegers Jin, der seinen Onkel Nabu dabei beobachtet, wie er das titelgebende Königreich Monster World nach und nach verhext. Warum Nabu auf einmal verrückt spielt, gilt es in der Rolle seines Neffen in dem auf circa fünfzehn bis zwanzig Spielstunden ausgelegten Action-Adventure herauszufinden. Die stellenweise langatmige Story mag zwar niemanden hinterm Ofen hervorlocken, weiß aber stets zu motivieren.

Verwandlungskünstler von Monster World

In der durchweg zweidimensionalen Spielwelt, die ähnlich wie die Metroid-Reihe oder auch der eine oder andere von dieser inspirierte Castlevania-Ableger aufgebaut ist, treffen wir auf illustre Figuren, die die Handlung mit Charme und Wortwitz vorantreiben. Sie schicken uns an märchenhafte Orte wie einen verwunschenen Wald, einen uralten Tempel, einen feurigen Vulkan, einen zauberhaften Sandstrand, aufs Wolkenmeer, in eine gruselige Geistervilla oder einen ebenso wenig einladenden Friedhof. Abwechslungsreichtum wird allerdings nicht nur in puncto Spielwelt großgeschrieben, auch die Interaktionsmöglichkeiten mit der Level-Architektur sind sehr, sehr vielfältig.

Dies liegt vor allem an den Verwandlungskünsten des Protagonisten. Kurz nach Beginn des Abenteuers wird dieser von Nabu in ein humanoides Schwein verwandelt und kann prompt kein Schwert mehr verwenden. Beim Erkunden von Monster World kommt regelmäßig nach Abschluss eines größeren Spielabschnitts eine weitere Verwandlungsform hinzu. Beispielsweise kann sich Jin später in eine Schlange verwandeln, um durch sehr enge Rohre zu kriechen oder als Drachenwesen über weite Abgründe hinwegschweben. Positiv hervorzuheben ist, dass auch noch in den letzten Spielstunden reger Gebrauch von den ersten Verwandlungen gemacht werden muss, um voranzukommen. Oft ist es gar notwendig, die Form während eines Kampfes oder eines Rätsels mehrfach zu wechseln.

Mit Geheimnissen bespickte Landkarte

Ähnlich wie im großen Vorbild Metroid birgt die Spielwelt von Monster Boy and the Cursed Kingdom zahlreiche Geheimnisse, die die Fähigkeiten oder die Lebensenergie von Jin erweitern. Unter anderem lernt er diverse Zaubersprüche, um mit Blitzen, kleinen Tornados und selbstverständlich auch Feuerbällen Geistern, Haien, Krabben, Skeletten oder Schleimen ordentlich einzuheizen. Des Weiteren lassen sich in Monster World auch mit Juwelen magisch erweiterbare Ausrüstung und Waffen finden, die Jin beispielsweise als vermenschlichter Froschkrieger tragen kann.

Mit gefundenen Goldstücken können zudem zusätzliche Rüstungsgegenstände in den zahlreichen Läden erworben werden. Nie kommt dabei das Gefühl auf, dass wir zu viele Goldmünzen in den Taschen haben. Vor allem in den ersten Spielstunden ist das Geld meistens knapp, weshalb wir gut überlegen sollten, welche Ausgaben wir tatsächlich tätigen sollten. Mit der Zeit vervollständigt sich die Karte von Monster World automatisch und auch hier fallen Ähnlichkeiten zu Metroid und Co auf. Sämtliche Abschnitte sind in rechteckige Formen gepresst, Ein- und Ausgänge sowie Verbindungen über Treppen und Aufzüge auf den ersten Blick erkennbar. Truhen, die beim ersten Besuch nicht geöffnet werden können, werden praktischerweise an Ort und Stelle verzeichnet. Sobald wir neue Fähigkeiten erlernt haben, kehren wir ganz einfach dorthin zurück.

Nahezu einwandfreies Action-Adventure

Leicht ist Monster Boy and the Cursed Kingdom deshalb aber trotzdem nicht. Zwar mag das eine oder andere Gebiet ohne Probleme zu durchqueren sein, aber regelmäßig werden wir vor mehr oder weniger große Herausforderungen gestellt. An der einen oder anderen Sprung- oder Geschicklichkeitspassage, die vielleicht eine Minute in Anspruch nehmen dürfte, beißen wir uns gelegentlich auch mal eine halbe Stunde die Zähne aus. Auch so manches Rätsel kann uns ähnlich lange herumirren lassen. Obwohl dies durchaus Kritikpunkte sind und besonders ungeduldige Spieler schnell verzweifeln lassen, haben wir diese Passagen in Kauf genommen, denn die danach plötzlich anschnellende Progression beim Erkunden der Umgebungen ist selten so befriedigend wie im Action-Adventure von Game Atelier.

Das liegt womöglich auch an der kunterbunten Präsentation, denn der farbenfrohe Comic-Stil zaubert uns schnell ein Lächeln ins Gesicht. Einzig und allein die Animationen der Nicht-Spieler-Charaktere hätte etwas ausgearbeiteter sein dürfen. Hinzu kommt ein Soundtrack, der mit stimmungsvoller Musik für die richtige Atmosphäre sorgt. Schade ist nur, dass uns oft ein und derselbe Track auch schon mal über eine Stunde lang begleitet und trotz schöner Komposition dann einfach nur nerven kann. Bis auf diese wenigen Makel kann das Spiel, einer der besten Download-Titel des Jahres, aber jeden Action-Adventure-Fan voll und ganz zufriedenstellen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Es kommt sehr selten vor, dass mich ein Spiel, das sich an den Grundlagen des Metroid-Franchises orientiert, wirklich zufriedenstellen kann. Monster Boy and the Cursed Kingdom übertrifft sogar meine Erwartungen und zeigt mir, dass sich die lange Entwicklungszeit gelohnt hat. Der daraus resultierende Abwechslungsreichtum inklusive der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der Verwandlungen stellt mich ständig vor eine neue Herausforderung. Sehr häufig rotieren beim Lösen eines Rätsels meine Gehirnzellen – auch dank weitgehend fehlender Hilfestellungen. Gemütlichen Spielern wird dies sehr zusagen, ungeduldige Naturen hingegen wird so manche Spielstelle sicherlich zur Verzweiflung treiben. Wer aber mit diesem Manko, den manchmal etwas mauen Animationen und dem höchstens hier und da stellenweise nervigen Soundtrack leben kann, wird mit Monster Boy and the Cursed Kingdom ein wahrhaftig fantastisches Abenteuer erwarten, das fünfzehn bis zwanzig Spielstunden an den Bildschirm fesseln kann.